DTP – günstig und gut

iCalamus

Schon seit fast 20 Jahren gibt es ein DTP-Programm namens Calamus. Das Licht der Welt erblickte es auf Atari-ST-Computern mit 1 MB RAM, später wurdes es für Windows NT portiert und letztlich mit dem Emulator MagiCMac sogar unter Mac OS und Mac OS X eingesetzt.Jetzt hat der Hersteller von Calamus SL, invers Software, ein komplett neues Publishing-Programm herausgebracht. iCalamus ist ein neuentwickeltes DTP-Produkt nur für Mac OS X, das mit seinem Namensvetter nicht mehr viel gemeinsam hat.Konzept

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iCalamus setzt, wie es sich für ein DTP-Programm gehört, voll auf rahmen-orientiertes Arbeiten. Eine leere Seite füllt der Anwender nach und nach mit Objektrahmen. Anspruchsvollere Layouts können auf beliebig vielen Ebenen entstehen. Das Konzept der Stammseiten vereinfacht die Erstellung eines einheitlichen Layouts. Die OS-X-Unterstützung wird groß geschrieben, so kann iCalamus alle von OS X unterstützten Schriften, Bild- und Textformate verwenden. Zur Rechtschreibkontrolle wird die Rechtschreibhilfe des Systems genutzt. Die Spotlight-Unterstützung bietet die Möglichkeit, dokumentenspezifische Informationen einzugeben.

Werkzeuge

Vergleicht man die Palette mit denen von Programmen wie InDesign oder QuarkXPress, so fällt auf, dass iCalamus mit lediglich zehn Werkzeugen auskommt. Grund dafür ist, dass einige Werkzeuge mehrere Funktionen vereinigen. Es gibt zum Aufziehen der Rahmen sechs verschiedene Werkzeuge. Sie erzeugen Text-, Bild-, Linien- und Vektorobjekte. Mit dem Formwerkzeug lassen sich Rahmen erstellen, die mit Farben oder Verläufen gefüllt werden können. Einen Sonderfall stellt das Container-Werkzeug dar. Es erstellt einen leeren Rahmen, vorerst ohne Inhalt. Einsetzbar sind Container beispielsweise als Platzhalter. Nachträglich lassen sich dann die Inhalte einfügen. So wird der Container zu einem Textrahmen, wenn mit dem Textwerkzeug in ihn geklickt wird. Wichtigstes Werkzeug ist das Auswahlwerkzeug, das mit einer Pfeilspitze versehen wurde. Mit ihm lassen sich alle Rahmen auswählen und in ihrer Größe verändern. Außerdem vorhanden sind eine Lupe zum Zoomen, das Verschiebe- und das Drehwerkzeug. Alle Werkzeuge lassen sich per Tastenbefehl aufrufen.

Die Inspektoren

Menübefehle gibt es bei iCalamus nicht sehr viele. Hingegen sind fast alle Parameter in den Inspektoren zugänglich. Diese lassen sich platzsparend zusammenklappen, iCalamus kann das sogar automatisch. Sobald das Öffnen eines neuen Inspektors dazu führen würde, dass die Bildschirmfläche nicht ausreicht, schließt das Programm die anderen, nicht benötigten selbstständig. Die Inspektoren arbeiten kontextsensitiv und stellen immer nur die Funktionen zur Verfügung, die bei dem ausgewählten Objekt sinnvoll sind.

Besonderheiten von Rahmen

Rahmen nur als Container für Bilder und Texte zu betrachten, würde nicht weit genug gehen, denn deren Eigenschaften sind vielfältiger. So ist jeder Rahmen zugleich ein Vektorobjekt und lässt sich entsprechend verformen. Die Clipping-Fähigkeit der Rahmen dient zur Kreation von Bildmaskierungen. Besonders beeindruckend wirkt das, wenn mehrere Rahmen miteinander verknüpft werden. Sehr clever ist der Einsatz von virtuellen Rahmen. Solch ein Alias ist kein Duplikat, sein Inhalt passt sich immer den Änderungen in einem anderen Alias oder Originalrahmen an. Es besteht keine Hierarchie, das bedeutet, dass die Änderung in jedem der miteinander verknüpften Rahmen vollzogen werden kann. Praktisch ist die Funktion bei der Erstellung von Mehrfachnutzen, etwa Visitenkarten.

Die Module

Eine eigene Schnittstelle erweitert iCalamus um wichtige Funktionen. Die ersten Module hat der Hersteller selbst beigesteuert. So gibt es drei Module, die dem Import von Bildern (Unterstützung von Scanner, iPhoto und Digitalkamera) dienen. Das Ausschießmodul stellt Ausschießschemata zur Verfügung, bislang lediglich den Einzel- und Doppelseitenmodus und die Navigator-Ansicht. Dieses Modul ist momentan in der Weiterentwicklung, so dass es den Ansprüchen professioneller Druckproduktion genügen wird. Das Tracer-Modul vektorisiert Bilder, ohne die Standard-Dokumentenansicht wäre die Betrachtung von Dokumenten nicht möglich, und die Standard-Vektorgrafikliste stellt die Formen und Linien den entsprechenden Werkzeugen zur Verfügung. Durch den Einsatz von Modulen ist eine Aktualisierung einzelner Funktionen einfacher realisierbar. So ließe sich die Formenliste problemlos erweitern, ohne dass die Entwickler das Programm selbst verändern müssten. Interessant wird dieses Konzept, sobald die Schnittstelle für Drittanbieter offen gelegt sein wird. Denn dann ist zu hoffen, dass bald viele Funktionserweiterungen in Form von Modulen verfügbar sein werden.

Was (noch) fehlt

Schmerzlich vermisst wird ein Modul oder ein Werkzeug, mit dessen Hilfe Tabellen erzeugt werden können. Das ist für viele Projekte unerlässlich. Laut invers Software wird daran aber schon gearbeitet, spätestens mit Version 1.2 soll das dann möglich sein. Einige Funktionen, wie das Verschieben von Objekten in eine andere Ebene, sucht man ebenfalls vergebens. Allerdings kommt man oft auf einem anderen Weg schon jetzt zum Ziel. Im genannten Beispiel tun es eben auch Ausschneiden, Kopieren und Einfügen, denn diese Funktionen arbeiten ebenenübergreifend.

Ausgabe

Ist das Dokument fertig gestaltet, kann es gedruckt werden. Alternativ dazu steht das PDF-Format zur Verfügung. Im Druckdialog lassen sich Druckmarken aktivieren. Wurde diese Option gewählt, so befinden sich auf dem Ausdruck Passmarken, Schnittkreuze und Kontrollkeile.

Weitere Funktionen

Von den vielen weiteren Funktionen sind noch die unbeschränkte Undo/Redo-Fähigkeit, die Möglichkeit, alle Objekte mit einer stufenlosen Transparenz zu versehen, sowie Schatten hinzufügen zu können erwähnenswert. Schatten von Textrahmen lassen sich sogar spiegeln, wodurch sich interessante Effekte erzeugen lassen. Die multiple Ansicht ermöglicht es, ein Dokument gleichzeitig in unterschiedlichen Zoom-Stufen oder Ansichten zu betrachten und zu bearbeiten.

Handbuch

Das Online-Handbuch erreicht bislang nicht die Qualität des Programms. Viele Funktionen sind nur ungenügend dokumentiert, einige noch gar nicht. Wünschenswert wäre eine Dokumentation der Tastaturbefehle, diese sind Voraussetzung, um das Programm komfortabel und schnell bedienen zu können. Ebenso fehlen die Tutorials, die Hinweise zum Umstieg von anderen Programmen (InDesign, Quark XPress, Pages …) erschöpfen sich größtenteils in Werbefloskeln, statt hilfreiche Tipps zu geben. Schade, denn das haben die Macher von iCalamus nicht nötig.

Praxiseinsatz

iCalamus ist ein beeindruckender Start gelungen. Man merkt, dass es sich nicht um eine übliche Version?1.0 mit vielen Kinderkrankheiten handelt, sondern dass die Programmierer schon viele Jahre Erfahrung in der Entwicklung von DTP-Software besitzen. Zahlreiche Arbeitsschritte lassen sich bequem und schnell durchführen. Als Beispiel sei das Bearbeiten eines Rahmeninhaltes erwähnt. Dazu wird kein eigenes Werkzeug benötigt, der Rahmen wird ganz einfach durch einen Klick auf das Dreieck geöffnet – und schon kann es losgehen. Abstürze nach dem Wechsel zu einem anderen Werkzeug waren reproduzierbar, so dass zu hoffen ist, dass dieses Problem im nächsten Update ausgemerzt ist.

Fazit

Wem Pages zu sehr auf den Einsatz von Vorlagen ausgelegt ist, InDesign und QuarkXPress zu teuer sind und RagTime nicht genügend Layout-Möglichkeiten besitzt, der sollte sich das Programm unbedingt einmal ansehen. Zudem ist die Software unglaublich preiswert. Es dürfte spannend zu beobachten sein, ob sich iCalamus seinen Platz im DTP-Bereich erobern wird.

Testergebnis
ProduktnameiCalamus
Herstellerinvers Software & DSD.net
Preis99 Euro (Schüler/Studenten: 69 Euro)
Webseitewww.icalamus.net
Pro
  • gute OS-X-Unterstützung
Contra
  • Bedienung nicht immer intuitiv
SystemvoraussetzungenMac OS X, Universal Binary
Bewertung
2,3gut

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