Aperture sieht sich nicht als Ersatz aufwändiger Bildbearbeitungsprogramme wie etwa Adobe Photoshop, vielmehr setzt es davor ein. Es optimiert die RAW-Produktionsdaten: Aperture dient dem Import aus einer Ordnerstruktur, aus Programmen wie etwa iPhoto oder direkt aus der Kamera. Es optimiert die Organisation der Bilddaten, verändert Bildparameter in der verlangten Form und unterstützt den Fotografen bei der Veröffentlichung und Archivierung seiner Arbeiten. Dabei nutzt Aperture die Mac-OS-X-Tiger-Architektur, um notwendige Schritte von der CPU auf die Grafikkarte auszulagern. Das Zauberwort heißt Core-Image, wie es etwa auch von der Exposé-Funktion genutzt wird.
Die zur Verfügung stehenden Filter und Arbeitsschritte lesen sich wie das who-is-who der Bildoptimierung. Per Core-Image gehen Prozesse wie das Anwenden verschiedener Weich- und Scharfzeichnungswerkzeuge, Farbcharakteristika und -filter, Verläufe und Composing-Prozesse sowie alle gängigen Stilmittel eines Fotolabors und weitere Geometrie-, Halbton- und Verzerrungsfilter in Echtzeit über den Bildschirm. Dabei muss sich der Fotograf bei all seinem Tun keine Gedanken um sein Original machen. Die RAW-Datei bleibt unangetastet. Sämtliche Fiter und andere Arbeitsschritte werden nicht auf das Original angewendet, sondern in Form einer extra Script-Datei angehängt und nach Bedarf dem Original zugeordnet. So kommen jeweils nur wenige Kilobyte an Datenmenge hinzu, selbst wenn das Original 100 Megabyte und größer ist. Anders gesagt: Es ist keine Undo-Funktion notwendig, da am Original nichts verändert wird.
Aperture nutzt nicht nur die Core-Image-Technologie, sondern auch weitere Bestandteile des Betriebssystems: etwa den Tiger-Automator für die Stapelverarbeitung von Prozessen, die auf alle Bilder einer Produktion angewendet werden müssen. Das kann beispielsweise der Weißabgleich sein, wenn bei einer Veranstaltung unter Mischlichtverhältnissen fotografiert wurde, oder auch das Entflecken von Bildserien, bei denen etwa Staub auf dem Sensor die Bildqualität beeinträchtigt. Für umfangreichere Prozess-Automatisierungen kann AppleScript genutzt werden. Nach der Aufbereitung der Bilder unterstützt Aperture den Fotografen noch bei der Präsentation der Ergebnisse für Kunden auf einem virtuellen Leuchttisch, in Stapeln, per Index-Print, Fotobuch oder Webseite. Die Bedienung ist denkbar einfach und intuitiv, woran die angenehm nüchterne Oberfläche einen erheblichen Anteil hat.
Den Bildern können bestimmte Schlüsselbegriffe und Bewertungen hinzugefügt werden, die die spätere Archivierung beziehungsweise das Auffinden nach bestimmten Mustern oder Schemata ermöglichen. Hier können auch die Metadaten etwa aus dem jeweiligen Exif-Header verwendet werden. Eine Unterstützung aller RAW-Formate digitaler Spiegelreflexkameras wäre nicht nur wünschenswert, sondern eine notwendige Voraussetzung dafür, dass Aperture von allen Profis und ambitionierten Amateuren genutzt werden kann. Diese Voraussetzung erfüllt Apples Neuling derzeit nicht. Lediglich einige RAW-Formate digitaler Profi-SLRs von Canon und Nikon finden sich in der Tabelle der „supported leading cameras“ wieder, hinzu kommen ältere Kompakt- und Spiegelreflexmodelle, die – gemessen an den Produktzyklen in der digitalen Fotografie – wohl eher im Museum zu finden sind, als im täglichen Gebrauch. Ein Update für weitere Modelle stand zum Redaktionsschluss nicht zur Verfügung. Eine aktuelle Liste der unterstützen Modelle ist im Internet unter www.apple.com/aperture/raw zu finden.
Systemanforderungen
Aperture stellt sehr hohe Hardware-Anforderungen: Mac OS X 10.4.3 muss auf einem Power Mac G5 oder iMac G5 1,8 GHz zur Verfügung stehen. An Arbeitsspeicher setzt das Programm mindestens ein GB voraus. Etwas verwunderlich ist jedoch, dass es auf PowerBooks mit G4-Prozessor ab 1,25 GHz arbeitet, auf einem Power Mac G4 mit 1,25 GHz dagegen den Dienst verweigert, was für eine unnötige Beschränkung seitens Apple spricht. Darüber hinaus ist Aperture hinsichtlich der Grafikhardware äußerst wählerisch: Beispielsweise verträgt sich die Applikation mit der Nvidia GeForce FX 5200 Ultra nicht. Diese Karte baute Apple in fast alle Power Macs G5 1,8 GHz ein, jene Macs brauchen also eine neuere Grafikkarte, was zum einen im Hinblick auf den Einsatz von Core Image durchaus sinnvoll ist, aber dennoch einen schalen Beigeschmack hinterlässt. Eine Liste aller unterstützten Grafikkarten findet sich im Internet unter www.apple.com/de/aperture/specs.html. Apple empfiehlt für den Einsatz von Aperture einen Power Mac G5 Dual 2 GHz mit zwei GB Arbeitsspeicher und beispielsweise einer ATI Radeon 9800 Pro oder NVIDIA GeForce 6600 als Grafikkarte.
Fazit
Lange mussten Profifotografen und ambitionierte Amateure auf ein Postproduction-Programm für das RAW-Format von Apple warten. Aperture bietet viele ebenso nützliche wie durchdachte Features. Hinzu kommen eine eingängige Bedienung sowie die Möglichkeiten, die Mac OS X Tiger und Core-Image bieten. Sie verleihen Aperture bei entsprechender Hardware Flügel und erleichtern den Workflow enorm. Dennoch geht das Warten weiter: Die Voraussetzungen, die Aperture an die Hardware stellt, limitiert viele Fotografen, beziehungsweise sie setzen große Investitionen für eine neue Arbeitsplattform voraus. Hinzu kommt, dass Aperture derzeit nur eine sehr kleine Auswahl digitaler Spiegelreflexkameras unterstützt.
Es ist völlig unverständlich, dass sich auf der Liste kompatibler RAW-Formate Kameras finden, die – wie im Fall einer Nikon D1 – aus dem Jahr 1999 stammen, während aktuelle Modelle, wie die Nikon D200 fehlen. Ähnlich ergeht es Canon: Während die über fünf Jahre alte EOS D30 unterstützt wird, fehlt die EOS 350D. Apple hält den Preis für diese Profi-Software vertretbar gering. Um damit aber Investitionen der Fotografen in schnellere Hardware zu implizieren, bedarf es einer Unterstützung aller gängigen RAW-Formate, die derzeit bei weitem nicht gegeben ist.
Produktname | Aperture |
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Hersteller | Apple |
Preis | 479 € |
Pro |
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Contra |
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Systemvoraussetzungen | Mac OS X 10.4.3, G5, 1 GB Arbeitsspeicher |
2,7befriedigend |
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