DAW-Controller

Euphonix MC Mix

Noch vor wenigen Jahren waren Hardware-Bedienoberflächen für Sequenzer ausschließlich ein Thema für die oberen Zehntausend. Nicht zuletzt nach dem Erfolg der Mackie Control wagen sich aber immer mehr Anbieter mit entsprechenden Gerätschaften auf den inzwischen heiß umkämpften Markt. Einer der Neuzugänge hört auf den Namen „MC Mix“ und stammt aus der Edelschmiede Euphonix. Kann der kalifornische Mischpult-Hersteller mit seinem Einstand in der 1000-Euro-Klasse überzeugen?

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Die Integration des MC Mix in ein bestehendes Studiosetup gliedert sich im einfachsten Fall in nur zwei Arbeitsschritte: in den Anschluss des Controllers mit dem mitgelieferten Ethernet-Kabel an den Computer und in die Installation der EuCon-Software. Ist die Ethernet-Schnittstelle bereits beispielsweise durch einen DSL-Anschluss belegt, oder sollen mehrere Controller zum Einsatz kommen, reicht ein handelsüblicher Switch aus, um die entsprechenden Schnittstellen zur Verfügung zu stellen.

Startet man nach dem Strippenziehen und der Installation eine sich direkt auf das EuCon-Protokoll verstehende Software (siehe Kasten), kann man unmittelbar mit der Arbeit beginnen. Komplizierter wird es, wenn man sich der HUI- oder der Mackie-Control-Emulation bedienen muss, beispielsweise um Pro Tools oder Reason anzusteuern. Die entsprechende Anwendung muss dafür in einem Kontrollfeld in den Mac-OS-X-Systemeinstellungen konfiguriert, und das komplette Betriebssystem neu gestartet werden.

Praxis

Die Oberfläche des MC Mix ist schlicht und elegant. Trotzdem hat der Anwender eine Menge Funktionalität unter den Fingerkuppen, die dank weit genug auseinander liegender Bedienelemente auch mit Wurstfingern handhabbar ist. Ganz großes Kino ist, dass man in nativ zum EuCon-Protokoll kompatiblen Anwendungen den Zugriff auf eine ganz erstaunliche Anzahl an Parametern hat. So kann man nicht nur in die für die einfache Abmischung relevanten „Kenngrößen“ wie Pegel und Panoramaposition eingreifen, sondern auch Effekt-Plug-ins und sogar Softwareinstrumente detailliert editieren.

Die anfängliche Angst, dass  dabei die nur über die Umschalttaste erreichbaren Zweitbelegungen einen Strick durch die Produktivitäts- und Ergonomierechnung machen, bestätigte sich nicht. Detaillösungen, etwa ein dauerhafter Zugriff auf das Transportfeld, so man beide [Shift]-Tasten einmalig gedrückt hält, erleichtern die Arbeit. Das Duo aus MC Mix und der aktuellen Apple-Logic-Version konnte im Testzeitraum überzeugen. Ärgerliche Kinderkrankheiten, etwa „zitternde“ Fader nach dem Umschalten von Fader-Belegungen, wurden zwischenzeitlich durch Updates behoben.

Probleme

Nicht so rosig sieht es jedoch dann aus, wenn sich die verwendete Software nicht unmittelbar auf das EuCon-Protokoll versteht. Die Kombination aus Reason und dem MC Mix erzeugte in bestimmten Situationen beispielsweise allein durch die zwischengeschaltete Software eine CPU-Last von rund 40 Prozent (!) auf unserem Testrechner (MacBook Pro der ersten Generation, 2-GHz-Core-Duo-Prozessor) – wohlgemerkt: Keine andere Applikation lief zusätzlich. Auch die Tiefe der Integration in Reason konnte nicht überzeugen – zugegeben: Dies ist bei anderen Controllern oft nicht anders. Ohnehin ist man als Anwender dem Wohlwollen der Softwareproduzenten gegenüber EuCon ausgeliefert, denn nicht alle Programme werden unmittelbar unterstützt, dies ist Euphonix nicht anzukreiden.

Besser schlägt sich der MC Mix unter Pro Tools, denn die HUI-Unterstützung geht über die Standards hinaus: So lassen sich beispielsweise acht EQ-Parameter zeitgleich bearbeiten (Standard: vier), zwischen Mix- und Edit-Fenstern kann gewechselt werden, und die Automationsmodi lassen sich spurweise ändern.

Eckdaten
  • acht Motorfader, acht Endlos-Regler
  • acht OLEDs für Parameter und Track-Namen
  • zahlreiche hintergrundbeleuchtete Tasten
  • geringer Platzbedarf
  • nutzt das EuCon-Protokoll statt MIDI
  • zusätzliche Unterstützung der HUI- und Mackie-Control-Protokolle
  • Anschluss über die Standard-Ethernet-Schnittstelle
  • bis zu vier Konsolen können in Reihe geschaltet werden
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Fazit

Der Einstand der Edelmarke Euphonix in den „Prosumer“-Bereich ist gelungen, krankt aber ein wenig an den Macken der Software. Wird das EuCon-Protokoll von der verwendeten Software unterstützt, kann der MC-Mix-Controller seine vielen Vorteile voll ausspielen. Das Protokoll hat dabei nicht nur auf dem Papier das Zeug zur Nachfolge des angestaubten MIDI-Standards. Dabei sind es weniger die höhere Auflösung und Geschwindigkeit des EuCon-Protokolls gegenüber MIDI, sondern vor allem die einfachere Handhabung und die Zusatzfunktionen, die andere Controller im direkten Vergleich im wahrsten Sinne des Wortes alt aussehen lassen. Die Verarbeitungsqualität und das ergonomische Design der Hardware überzeugen ohnehin.

Aber auch die Nachteile sollen nicht verschweigen werden. Sollte sich die von Ihnen eingesetzte Software nicht unmittelbar auf das EuCon-Protokoll verstehen, kann eine unverhältnismäßig hohe Systemlast durch die zwischengeschaltete Software entstehen. Das sind typische Kinderkrankheiten, die zwar oft durch Updates kuriert werden können, aber trotzdem den Eindruck hinterlassen, als würde der Hersteller das Gerät in den Händen der Käufer zur vollständigen Marktreife kommen lassen. Alles in allem ist der MC Mix aber ein gelungener Controller, der mit seiner Funktionsvielfalt viele Aspekte des DAW-Alltags abdeckt, egal ob es nun Transport, Mischung, Automation oder die Editierung von Effekten und Instrumenten betrifft.

Nachgefragt: Derk Hagedorn
Derk Hagedorn arbeitet seit mehr als zehn Jahren im MI-Business und ist bei Euphonix als „Director Of Retail Marketing“ aktiv. Privat spielt er Bass und lebt in Santa Cruz im sonnigen Kalifornien.
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Mac Life: Der Markt für DAW-Controller ist mittlerweile hart umkämpft. Warum hat sich Euphonix dazu entschieden, in der 1000-Euro-Klasse mitzumischen?

Derk: Im diesem Segment geht es wirklich beengt zu, aber bei Euphonix hatten wir das Gefühl, zahlreiche einzigartige Features offerieren zu können, welche die Mitbewerber nicht im Angebot haben.

Mac Life: Was macht den MC Mix in Deinen Augen so einzigartig?

Derk: Die derzeit am Markt befindlichen Geräte arbeiten entweder proprietär, wie im Falle der Digidesign-Controller für Pro Tools, oder setzen auf die älteren HUI- oder Mackie-Control-Protokolle. Das EuCon-Protokoll erlaubt eine sehr viel tiefergehende Integration zwischen Soft- und Hardware. Außerdem sind wir nicht mit einer einzigen Firma „verheiratet“. Unterstützt eine Software das EuCon-Protokoll nicht unmittelbar, haben wir immer noch eine HUI-/Mackie-Control-Emulation in der Hinterhand. Außerdem unterstützen wir beispielsweise den nahtlosen Wechsel nicht nur zwischen einzelnen Anwendungen und einem damit verbundenen Protokollwechsel, sondern auch zwischen Workstations – inklusive der Weitergabe von Maus- und Tastatureingaben an einen anderen Rechner.

Aber auch die Hardware an sich ist einzigartig. Während sich andere Hersteller an der Formgebung klassischer Analogpulte orientiert haben, haben wir bei Euphonix viel Wert darauf gelegt, dass der Controller bestmöglich mit einer Computerumgebung harmoniert. Viele Anwender ziehen es gar nicht erst in Erwägung einen DAW-Controller zu kaufen, da die bisher erhältlichen Produkte zu sperrig sind und mitunter sogar die Anschaffung neuer Studiomöbel nötig machen. MC Mix und MC Control haben hingegen ungefähr die Tiefe eines MacBook und passen somit perfekt zwischen Tastatur und Monitor. Der reduzierten Stellfläche zum Trotz gibt es genügend Platz zwischen den Fadern und Tasten – wir haben wirklich eine Menge Zeit und Arbeit in die Ergonomie der Artist-Serie gesteckt.

Mac Life: Habt ihr Pläne betreffend einer Windows-Version der EuCon-Software?

Derk: Ja, die haben wir. Unsere High-End-Produkte „MC Pro“ und „System 5-MC“ sind bereits zu beiden Plattformen kompatibel. Noch haben wir keinen konkreten Veröffentlichungstermin zur Hand, aber es ist unser erklärtes Ziel, dass die Artist-Serie baldmöglichst auch mit Windows-PCs zusammenarbeitet.

Testergebnis
ProduktnameMC Mix
HerstellerEuphonix
Preis999 €
Webseitewww.euphonix.com
Pro
  • bidirektionaler Datenaustausch über nur ein Ethernet-Kabel
Contra
  • in bestimmten Konstellationen Performance-Probleme beim Betrieb im HUI-/Mackie-Control-Modus
Bewertung
2,3gut

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