Variatio delectat – gegen die starren Strukturen
Was wäre eine computerbasierte Simulation, wenn es nicht die Vorteile beider Welten vereinigen würde: den guten Klang auf der einen Seite und die unendliche Variationsmöglichkeiten, die sich in der analogen Welt nur schwer realisieren lassen, auf der anderen Seite. Daher findet sich ein ganzer Haufen von Modulationsmodulen in Guitar Rig 2: ein Envelopefollower, ein LFO, eine mehrstufige Hüllkurve und zwei Sequenzerarten; einmal lauflichtbasiert und einmal reglerbasiert. Und wenn man dann betrachtet, was mit diesen Modulen alles anstellen lässt, kann es einem schon mal den Atem verschlagen. Denn wirklich jeder Parameter ist über diese Modulationsquellen modulierbar. Auch das Modulieren eines Parameters durch zwei verschiedene Modulationsmodule ist möglich, sodass nicht nur subtile Variationen des Klang erzeugt werden können, sondern auch jede noch so erdenkliche und abgefahrene Klangfahrt lediglich zu einer Frage der Vorstellungskraft und der Rechnerleistung wird.
Der kleine Trick für den besseren Klang
Da Gitarren aus der vollanalogen Welt kommen, sich jedoch eine große Zahl der computerbasierten Aufnahmeprojekte in einem Rahmen von 44 bis 48 kHz abspielen (was die Qualität der Aufnahmen natürlich um einiges schmälert), ist es mit Guitar Rig 2 möglich, die Samplerate intern zu verdoppeln, ohne dass man die Abtastrate in seinem Aufnahmeprojekt erhöhen muss, und so die CPU-Auslastung himmelwärts schießt. Das Resultat ist ein weitaus klarerer Klang mit deutlich mehr Präsenz. Logischerweise ist der Nebeneffekt natürlich auch, dass Guitar Rig in diesem Modus auch das Doppelte an Prozessorleistung verlangt, was aber angesichts der mittlerweile in nahezu allen Sequenzern vorhandenen Einfrierfunktion von Spuren nicht weiter ins Gewicht schlagen sollte. Der Klang des Endproduktes dankt es dem Nutzer – und der dankt Native Instruments für diese Funktion.
Aber ist das alles nicht ein bisschen viel?
Gerade als Neuling in Guitar Rig 2 kann man sich angesichts der riesigen Funktionsvielfalt mit Sicherheit etwas überrannt vorkommen. Da aber eine unglaubliche Menge an Presets vorhanden ist, steht dem vorsichtigen Annähern an die Software nichts mehr im Weg. Gerade wenn man bedenkt, wie oft die fabrikeigenen Presets nicht wirklich überzeugen können, ist Guitar Rig 2 virtuelles Preset-Ambrosia. Sehr übersichtlich strukturiert, mit einer riesigen Bandbreite an Effekten und Stilen bestückt und von einer Qualität, die mehr als nur die fünf Michelinsterne verdient hat – Best Of Both Worlds quasi. Der Nutzer, der nur ein Multieffektgerät sucht, wird sich glücklich schätzen, genauso wie der Klangtüftler, der die Tiefen und Untiefen der Effekte ausloten möchte.
Fazit
Native Instruments ist mit Guitar Rig 2 ein mehr als überzeugendes Update gelungen, das sowohl im Klang als auch in der technischen Ausführung die neue Referenz für Gitarren und Bassaufnahmen darstellt und sich mit Sicherheit auch nicht nur für Heimstudios eignet, sondern ebenfalls seinen Platz auf der Bühne und in größeren Studios finden wird. Nicht nur ein Muss für jeden, der sich auf der Schnittstelle von computer- und gitarrenbasierter Musik bewegt, sondern mit Sicherheit aber auch etwas für Leute, die Guitar Rig nur als Effektgerät für Synthesizer und Beats benutzen wollen – denn wer einmal seine Bässe noch einmal durch den Bassverstärker geschickt hat, wird davon nicht mehr lassen wollen und können. Um es kurz zu machen: Guitar Rig 2 ist ein Update, an dem man nur schwer vorbeikommt.
Produktname | Guitar Rig 2 |
---|---|
Hersteller | Native Instruments |
Preis | 499 Euro, 299 Euro (Update), 99 Euro (Update ohne Rig Kontrol 2) |
Webseite | www.nativeinstruments.de |
1,9gut |
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