Was war zuerst da? Der Finger oder der Stift? Während Apple das iPhone als Revolution eines einfach zu bedienenden Taschencomputers feiert, haben sich einige frisch gebackene Besitzer bereits einen speziellen iPhone- Stift besorgt. Sie lieben das Gefühl, mit einer Werkzeugspitze virtuelle Tastatur und Knöpfe zu bedienen. Palm-Fans kennen das seit langem, schließlich ist Palm – nach Apples Newton – quasi der Erfinder der stiftgesteuerten Computer.
Der Centro, Palms jüngstes Kind der Treo-Familie, verbindet alle Arten der Bedienung: Ob mit Stift, eingebauter „echter“ Tastatur, Steuertasten oder Fingertipp, der Nutzer entscheidet. Das installierte Betriebssystem Palm OS 5.4.9 aus dem Jahr 2005 unterstützt ihn mit einfacher Führung – die Oberfl äche ähnelt dem letzten Mac OS 9 – und bietet reichlich Komfort für den smarten Telefonierer. Gleichzeitig ist es eines der wenigen Smartphones mit Mac-Kompatibilität ab Werk. Mit entsprechender Aufrüstung wie „The Missing Sync“ lassen sich sogar Adressbuch, iCal, iTunes- Wiedergabelisten, Fotos, Videos, Notizen und Aufgaben abgleichen, sonst ist der leider veraltete, jedoch gut strukturierte Palm Desktop das Pendant auf dem Mac für die Kontaktverwaltung. Dafür ist der Preis attraktiv: etwas mehr als 200 Euro für den Palm, das Sync-Tool kommt auf knapp 45 Euro – ohne Telekom-Vertrag.
Weil dieses Konzept trägt, hat Palm seit September 2007 weltweit über zwei Millionen Geräte in einem umkämpften Markt verkauft. Der Centro ist richtig für diejenigen, die immer mit dem Komfort eines soliden Datenbegleiters mit Messaging- und Telefonfunktion liebäugelten, aber angesichts von Windows Mobile-Lösungen und teuren Blackberrys davon abgehalten wurden. Leichter und kleiner als die meisten Smartphones liegt der Centro sehr gut in der Hand, das berührungsempfindliche Farbdisplay zeigt 320 x 320 Pixel auch bei Sonnenlicht gut an, darunter liegt die wohl kleinste Tastatur der Welt. Durchschnittliche Finger tippen darauf nach Eingewöhnung recht gut – die Fehlerrate ist niedriger als beim iPhone, da der Druck hart, die Tasten aber griffig sind und der Impuls gelenkt wird. Die Funktionsknöpfe für Telefon, Kalender, Nachrichten und Menü sind gelungen, auch die Menüwippe und der Auswahlknopf – gut für die Navigation. Die Sprachqualität ist klar, das Volumen von Kopfhörer und Lautsprecher befriedigend, der Empfang ebenfalls. Ein Headset mit 2,5-Milimeter- Ministecker oder Bluetooth kann eingesetzt werden, per Knopfdruck lässt sich Freisprechen aktivieren. Wie beim iPhone gibt es einen Totschalter am oberen Rand, der den Centro bei Anruf nur noch vibrieren lässt. Mit einer Batterieladung lässt sich rund vier Stunden telefonieren, im Standby-Modus reicht sie für eine Woche.
Smarter Zuschnitt
Der berühmte Stylus-Stift fühlt sich an wie aus Gummi und macht wenig Freude. Auf UMTS/HDSPA und WLAN muss man verzichten, der Centro funkt auf Quadband- GSM und verbindet sich ausschließlich per GPRS 10 und EDGE. Bei der Grundausstattung mit 65 Megabyte Speicher ist der Kauf einer SDKarte mit minimal zwei Gigabyte für knapp neun Euro absolut notwendig. Die Kamera knippst mit 1,3 Megapixel leicht unscharfe und verrauschte Bilder, der Camcorder zeichnet übliche zehn Bilder pro Sekunde mit 352 mal 288 Pixel und Ton auf. Die SIM-Karte lässt sich nur mit Pinzette wechseln. Auf dem Palm OS funktionieren die PIM-Adress-, Kalender-, Aufgaben-, Notizen-Programme ganz prima, mit wenigen Tasten kommt man einhändig per Menüwippe zum Ziel. Im E-Mail- Programm VersaMail können Zeitintervalle für den Abruf eingestellt werden, die SMS-Darstellung läuft schon seit Jahren unter Palm in Chat-Form. Der Browser Blaze ist problematisch – nicht auf Mobile-Browser eingestellte Seiten werden selten korrekt angezeigt, eine Zoom-Funktion gibt es nicht, Opera Mini sollte man nachinstallieren. Wikipedia verlangt einen weniger veralteten Javascript-Browser. So ist der Centro nur etwas für Seltensurfer, denn die Seiten werden zudem nur sehr langsam aufgebaut. Vorinstalliert ist nun auch Google Maps, ohne GPS-Empfänger im Palm jedoch nur für die Routenplanung zu gebrauchen. Nicht geschützte MP3, AAC und WMA spielt jetzt der Pocket Tunes sauber ab, nicht mehr wie früher Real Player. Mit Documents To Go kann man auf dem Centro auch Word-, Excel- Dateien bearbeiten, PDFs und Power- Point-Präsentationen allerdings nur anzeigen. Mit der eingebauten Spracherkennung von Nuendo wählt der Centro Nummern auf Sprachbefehl und startet Anwendungen – ohne Training.
Notwendiger Zukauf
Der Centro ist an sich mit den oben beschriebenen Erweiterungen (besserer Stylus, SD-Card) eines der günstigsten und leichtesten Mobiltelefone mit Tastatur. Da die meisten Mac-Anwender ihre Kontakte und Kalenderdaten im Apple-Adressbuch und iCal pfl egen, ist für den Austausch mit dem Centro ein weiterer, leider relativ teurer Zukauf zwingend notwendig: The Missing Sync for Palm OS v6.0, erhältlich in Deutschland bei ASH. Das Synchronisierungswerkzeug ersetzt auf Mac und Palm den HotSync Manager und kann auch Microsoft Entourage 2004 oder Bare Bones Yojimbo abgleichen. Das Schöne ist aber der vollständige Abgleich von Kategorien, Kontaktfotos, mehreren E-Mail-Adressen, Chat-Accounts, Geburtstagen und vielem mehr aus Adressbuch und iCal. Der Fotoaustausch zwischen iPhoto und Centro gelingt problemlos, inklusive Größenveränderung und Album-Namen, ebenso lassen sich iTunes Wiedergabelisten synchronisieren – Apples DRM verhindert jedoch das Abspielen von im iTunes-Store gekauften Songs. Nebenher sorgt The Missing Sync auch für Sicherheit mit einer Wiederherstellungsfunktion, die das Gerät auf einen früheren Zustand zurücksetzt. Außerdem unterstützt es Anwendungen wie Documents To Go, Filemaker Mobile, LifeBalance, Pocket- Quicken, SplashID und viele mehr, die Dokumente, Filemaker-Datenbanken, Aufgaben, Konten und Passwörter verwalten.
Fazit
Wer schon immer ein Smartphone mit Tastatur wollte, auf dem alle Kontakte und Kalenderdaten des heimischen Mac zur Verfügung stehen, erhält mit dem Centro und dem Missing Sync ein ultramobiles Gerät, das auch für E-Mailing von unterwegs zu gebrauchen ist – und für den Webzugriff auf spezialisierte Seiten. Das etwas veraltete, aber immer noch umfangreiche Software-Portfolio für Palm OS lässt außerdem selten einen Wunsch offen, außer dem nach buntem Multimedia- Schnickschnack. Der moderne Nutzer braucht zudem Missing Sync, mit SD-Card steigt der Gesamtpreis damit um knapp ein Drittel.
• iPhone
Produktname | Palm Centro |
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Hersteller | Palm |
Preis | ca. 210 Euro |
Webseite | www.palm.com/de |
2,3gut |
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