Preisfrage: Mit welchen vermeintlichen Mac-Innovationen ist Apple in den vergangenen Jahren besonders krachend gescheitert? Nach der „Butterfly“-Tastatur kommt da vor allem die „Touch Bar“ in den Sinn. Dabei war die Idee eines kontextsensitiven OLED-Streifens als Ersatz der mechanischen Funktionstasten durchaus eine gute – auf viel Gegenliebe stieß sie trotzdem nicht. Und so kehrte Apple beim MacBook schnell zur althergebrachten Tastenreihe zurück.
Inspirierend wirkte ihre im Vergleich kurze Lebensspanne aber dennoch – so auf den taiwanesischen Hersteller Asus: Dessen Zenbook-Duo-Modellreihe beschränkt sich nicht etwa auf die Bereitstellung berührungssensitiver Funktionsflächen, sondern integriert gar ein zusätzliches Touchdisplay oberhalb der Tastatur. Im Falle des uns zum Test bereitgestellten „Zenbook Pro 14 Duo OLED“ bedeutet dies: Zum brillanten 14,5 Zoll (fast 37 Zentimeter) großen Hauptbildschirm gesellt sich ein 12,7 Zoll (knapp 32 Zentimeter) in der Diagonale messendes IPS-Zusatzdisplay.
Viel Bildschirm, wenig Tastatur
So viel Anzeigefläche beeindruckt – und überfordert beim ersten Aufklappen des Geräts fast. Denn das Zenbook Duo ist geradezu vollgestopft mit der Darbietung von Technik: Denn unterhalb des Zweitdisplays muss ja noch die Tastatur Platz finden. Schließlich hat Asus seinen Edel-Laptop auf einer Fläche untergebracht, die trotz zweier Bildschirme mit 32,4 mal 22,5 Zentimetern nur ein wenig größer ist als ein DIN-A4-Blatt. Zum Vergleich: Ein 14 Zoll messendes MacBook Pro ist mit knapp 31 mal 22 Zentimetern unwesentlich kleiner. Ebenfalls erstaunlich: Mit 1,7 Kilogramm „Lebendgewicht“ ist das Zenbook Duo nur marginal schwerer als das vergleichbare MacBook Pro mit seinen 1,6 Kilogramm.
Und so sind die Eingabegeräte die eigentlichen Verlierer der Displayvielfalt: Die eigentlich gute Tastatur wirkt arg gedrängt und offeriert keinerlei Handballenauflage, das gewohnheitsmäßig darunter liegende Touchpad rückte an deren rechte Seite und muss sich hochkant (!) mit einer Fläche von 5,5 mal 8 Zentimetern zufriedengeben. Da gerät die Nutzung einer Maus mehr oder minder zur Pflicht – zumindest für Linkshänder:innen. Einen Ausweg liefert das berührungssensitive Zweitdisplay, das sich nach einer Drei-Finger-Geste in ein überdimensioniertes Touchpad verwandelt – freilich ohne echten Druckpunkt.
Ein Kompromiss ist letztlich beides. Vielleicht kannst du dich aber mit der Bedienung des Asus-Dual-Screen-Laptops mithilfe des beiliegenden Eingabestiftes anfreunden, der sich allerdings nicht induktiv am Gerät aufladen lässt.
Display-Jonglage
Bleiben wir noch etwas bei den Displays, denn Asus geht bei der Ausstattung in die Vollen: Der mit 2.880 mal 1.800 Bildpunkten auflösende Hauptbildschirm bedient sich der reaktionsschnellen OLED-Technologie, die sich vornehmlich in höherpreisigen Smartphone-Screens findet. Entsprechend brillant wirken die Farben: Besonders an die Schwarzdarstellung kommen herkömmliche LCD-Displays konzeptbedingt nicht heran. Klar: OLED-Panels schalten die entsprechenden Pixel rigoros ab. Ein weiterer Pluspunkt für Gamer:innen: Das Asus-Display im vom MacBook gewohnten 16-zu-10-Format weist eine Wiederholfrequenz von 120 Hertz auf.
Bei aller Begeisterung für diese Werte ist es doch das Zweitdisplay, das dem Zenbook Duo Namen, Identität und Aufmerksamkeit verleiht. Das liefert zwar kein OLED, dafür aber für den kleinen Raum beeindruckende 2.880 mal 864 Bildpunkte – ebenfalls bei 120 Hertz und bis zu 500 Candela pro Quadratmeter (Nits) hell.
Wozu soll das gut sein?
Bei aller anfänglichen Skepsis: In der täglichen Arbeit gewöhnten wir uns schnell an das zusätzliche Blickfeld. Denn nach kurzem Nachdenken eignet es sich für erstaunlich viele Anwendungen: So nutzten wir das große Display meist für die Darstellung von Webseiten und die Arbeit etwa mit Textverarbeitungen, während wir auf dem kleinen Screen alles „verbannten“, was wir ständig im Auge behalten wollten – das E-Mail-Programm, den Unternehmens-Messenger Slack, die aktuelle Terminübersicht oder die Aufgabenplanung.
Nach einer kurzen Eingewöhnung funktioniert diese Jonglage erstaunlich gut: Für das installierte Windows 11 erscheint das Zusatzdisplay ganz wie ein externer, unter dem Hauptscreen angebrachter Bildschirm. Sprich: Das gewünschte Arbeitsfenster ziehst du einfach mit der Maus oder mit dem Finger an seine neue Position.
Asus hat zudem einige Zusatztricks im Zylinder, die die Arbeit noch effizienter gestalten und über das Standardrepertoire von Windows 11 hinausgehen: Dazu gehört die Möglichkeit, Applikationen in Aufgaben-Gruppen zu bündeln. Dies ist hilfreich, um oft zusammen genutzte Programme gleichzeitig zu starten und automatisch auf den Bildschirmen zu platzieren – so etwa Photoshop und Lightroom oder Logic Pro und den favorisierten Software-Synthesizer.
Überhaupt erscheint das Zenbook Pro Duo prädestiniert als portable Workstation für Kreativarbeiter:innen. Pixelschubser:innen platzieren etwa Photoshop auf dem OLED-Hauptbildschirm, um einige Paletten passend darunter aufs Zweitdisplay zu verfrachten (beide Screens decken übrigens den DCI-P3-Farbraum vollumfänglich ab). Virtuelle DJs belassen ihre Mixing-Desks auf dem großen Bildschirm, während die Songsammlung direkt darunter auf dem „Screenpad Plus“ landet.
Ebenfalls hilfreich: Asus integrierte einige physische Zusatztasten (die die Tastatur allerdings nicht entschlacken), um die Arbeit mit dem Zusatzdisplay noch zu erleichtern. So lassen sich per Tastendruck etwa die Inhalte der beiden Bildschirme austauschen. Diese Funktion lernten wir besonders in Videokonferenzen schnell zu schätzen: Während normalerweise Google Meet auf dem Hauptbildschirm lief, platzierten wir darunter eine Tabellenkalkulation, um jederzeit schnell auf die enthaltenen Daten zugreifen zu können. Kam das Gespräch dann auf die Tabelle selbst, verschoben wir sie innerhalb einer Sekunde auf die Hauptanzeige, um mehr Inhalte auf einmal darzustellen – da wünschten wir uns schnell eine ähnliche Funktionstaste für Macs zur Rotation zwischen internen und externen Monitoren.
Kein Laufzeitwunder
Apropos Tastatur: Eine Zusatztaste ist für das komplette Ausschalten des Zusatzdisplays zuständig. Und das ist gut so, denn natürlich fordert der Betrieb zweier Bildschirme seinen Tribut bei der Akkulaufzeit. Diese lag in unserem Test bei der Nutzung beider Screens bei einer mittleren Helligkeit bei knapp fünf Stunden. Das ist wahrlich kein berauschender Wert, zumal OLED-Displays als akkuschonender gelten als ihre LCD-Äquivalente.
Aber: Wer sich einen Dual-Screen-Laptop zulegt, dürfte sich vorab im Klaren darüber sein, dass sich damit bei intensiver Nutzung keine Laufzeitrekorde aufstellen lassen. Trotzdem: Es wäre interessant zu sehen, wie sich das Konzept mit den ARM-SoCs von Apple verhalten würde, die als ressourcenschonender als die im Zenbook verwendeten Intel-Chips gelten.
Was uns zu der vielleicht wichtigsten Frage führt:
Kann Apple von Asus lernen?
Zugegeben: Ein Dual-Screen-Konzept schaut auf den ersten Blick etwas „freaky“ aus. Doch nach einem Arbeitstag damit tritt schon Gewöhnung ein und die Vorzüge erschließen sich. Den Messenger stets verfügbar? Hilfreich! Die Spotify-„Jukebox“ unterhalb des Arbeitsfensters? Nett!
Das Zenbook Pro 14 Duo OLED ist eine Workstation im besten Sinne – herumschleppen wollten wir sie in unserem Testzeitraum eigentlich gar nicht. Und das käme vielleicht dem Arbeitsalltag von Mac-Nutzer:innen sogar entgegen: Viele sind durchaus zufrieden mit den exzellenten Retina-Displays ihrer Rechner und wünschen sich gar keinen externen Monitor – unterwegs nutzen sie eher ein iPad. Und so würde ein MacBook Pro „Max“ als Dual-Screen-Kreativrechner und stationäre Schreibtisch-Lösung mit der Option des gelegentlichen mobilen Einsatzes durchaus Sinn ergeben. Ein interessantes Gedankenspiel ist dieses Szenario allemal.
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