Apple hat seinen App Store nach Themen sortiert, von denen einige auf den ersten Blick einfach langweilig aussehen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Bereich Nachschlagewerke, obwohl sich genau dort viele Perlen finden, die man im täglichen Gebrauch des iPhones oder iPads nicht mehr missen mag. Allerdings wird das gute Angebot deutlich überlagert von unzähligen Spieleanleitungen, Gebetbüchern, Übersetzungshilfen und vielerlei hastig zusammengesammelten und kostenpflichtigen Infos, die man anderswo umsonst bekommt.
Von manchen dubiosen Wissens-Apps sollte man also besser die Finger lassen. Allerdings gilt dieser Ratschlag nicht immer, denn einige Apps bereiten Infos sehr gekonnt auf, machen sie am mobilen Gerät überhaupt erst sinnvoll nutzbar und stellen sie nicht selten auch offline zur Verfügung.
Sehr oft fragen Apps letztlich nur einen Webdienst ab, wie es beispielsweise bei den Übersetzungs-Apps der Fall ist, die sich ihre Antworten von Google holen. Doch dagegen ist nicht viel einzuwenden, wenn die App die Eingabe vereinfacht und die Ausgabe hübsch aufbereitet. Dennoch lohnt es sich manchmal, sich den Webauftritt der Dienste anzuschauen, beispielsweise hat Wikipedia eine sehr gut an Smartphones angepasste Seite, sodass eine App eigentlich verzichtbar wäre. Und dennoch ist Wikipedia ein sehr gutes Beispiel dafür, dass Apps manches eben doch fantasievoller und weniger dröge zeigen. Und dann wären da noch die Nachschlagewerke, die Vorteile aus Features wie der Ortsbestimmung oder Lageerkennung ziehen.
01 Sky Guide
Wenn es ein Nachschlagewerk gibt, das die Möglichkeiten des iPhones auf effiziente Weise einsetzt, dann ist es Sky Guide . Die App zeigt eine extrem detaillierte Sternenkarte, die auf Wunsch mithilfe des Kompasses und der Trägheitssensoren mit dem iPhone oder iPad zusammen gedreht wird und sich sehr weit hereinzoomen lässt. Wer sich nachts nach draußen stellt, kann so alle Sternbilder und Sterne live identifizieren. Auf einen Fingertipp hin zeigt die App sehr detaillierte Informationen zu jedem Himmelsobjekt. Dabei macht die App auch vor Kometen und Satelliten nicht halt, deren Position und Flugbahn ebenfalls angezeigt wird. Natürlich lassen sich auch andere Uhrzeiten und Positionen auf der Erde für die Betrachtung simulieren. Sky Guide schafft damit, was keine Website und kein Atlas leisten könnte. Man erkundet spielerisch den Himmel und lernt nebenbei eine Menge Wissenswertes über Astronomie.
Wertung
Entwickler: Fifthstar Labs
System: iPhone oder iPad mit mindestens iOS 8
Preis: 2,99 Euro [Link in den App Store]
+ geniale Livesuche im Augmented-Reality-Stil, große Informationsfülle
- Grafik wirkt teils unnatürlich, keine echte Kameraüberblendung
Note: 1,7
Fazit: Ersetzt fast perfekt das Fernrohr zur Beobachtung des Nachthimmels.
02 Gesetze (Bund, Bayern, EU)
Es ist eine Schande, dass Apps wie Gesetze nicht offiziell von der Bundesregierung stammen. Und noch übler ist, dass es Anbieter gibt, die für eine App-Version des Grundgesetzes Geld verlangen. So gesehen hebt sich diese kostenlose App wohltuend hervor und ist überdies eines der zahllosen Beispiele für Apps, die dröge Inhalte wie die „TierSeuchAnzV“ gut lesbar – oder sagen wir besser erkennbar – auf mobilen Geräten anzeigt. Beim Aufruf werden die Gesetze aus dem Netz geladen und stehen danach auch offline zur Verfügung. Damit wird die Lektüre von Gesetzestexten zwar immer noch kein Vergnügen, doch wenn es schon zu viele Gesetze gibt, um sie alle zu kennen, ist es manchmal praktisch, wenigstens darin lesen zu können, wenn man sie mal braucht. Wirklich sinnvoll wären Gesetze erst mit Kommentaren und Erklärungen, doch das wäre von einer kostenlosen App deutlich zu viel verlangt.
Wertung
Entwickler: Niko Gasch
System: iPhone oder iPad mit mindestens iOS 9
Preis: kostenlos [Link in den App Store]
+ geladene Texte offline verfügbar, vollständige Auswahl, Lesezeichen
- arg einfache Gestaltung, Name der Gesetze oft abgeschnitten
Note: 2,2
Fazit: Optisch einfacher, aber funktional guter und praktischer Zugriff auf Gesetze.
03 Dict.cc
Zu den klassischen Nachschlagewerken gehören natürlich Wörterbücher für andere Sprachen. An Übersetzungs-Apps herrscht im Store kein Mangel, doch viele brauchen eine ständige Onlineverbindung und holen sich ihre Antworten im Netz, was im Ausland, wo man Übersetzungshilfen am dringendsten braucht, kaum praktikabel ist. Dict.cc erlaubt den Download von Wörterbüchern für eine Vielzahl von Sprachen, wobei die App für manche Sprachen auch platzsparende Versionen anbieten, die Platz auf dem iPhone sparen helfen. Besteht eine Internetverbindung, kann die App auch gefundene Worte vorsprechen. Der Wortschatz reicht bei den meisten Sprachen für die grundlegenden Dinge zwar vollkommen aus, lässt aber auch einige Lücken offen, zudem ist die optische Gestaltung der App etwas dröge, aber praktisch ist Dict.cc allemal.
Wertung
Entwickler: Dict.cc
System: iPhone oder iPad mit mindestens iOS 7
Preis: kostenlos [Link in den App Store]
+ Wörterbücher offline nutzbar, Sprachausgabe
- etwas eingeschränkter Wortschatz
Note: 2,3
Fazit: Simples, aber gutes Offline-Wörterbuch.
04 Wikilinks
Andere Lexika haben gegen Wikipedia schon lange keine Chance mehr. Es gibt etliche Clients für den Dienst auf iOS-Geräten, doch darunter sticht Wikilinks mit seiner besonderen Form der Präsentation deutlich hervor. Wikilinks pickt sich zu jedem Eintrag ein paar Verweise und stellt diese grafisch als Mindmap dar. Tippt man einen der Verweise, öffnen sich weitere, und schnell ist der Schirm voll mit einem Netzwerk an Informationen. Theoretisch kann man sich natürlich in jedem Wikipedia-Client durch die Querverweise klicken und so auf zusätzliche Informationen stoßen, doch nirgends sieht man so schnell und klar die Zusammenhänge zwischen den Informationen. Die von Wikilinks ausgewählten Verweise sind zahlenmäßig begrenzt, und nicht immer findet die App wirklich die relevantesten. Dadurch wird das Gesamtbild manchmal verzerrt, dennoch fördert Wikilinks Erstaunliches zutage.
Wertung
Entwickler: Boris Conforty Web: http://wikilinks.net
System: iPhone oder iPad mit mindestens iOS 8
Preis: 3,99 Euro [Link in den App Store]
+ geniale Präsentation von Einträgen als Mindmap
- nicht alle Verweise sind relevant, hoher Preis
Note: 2,0
Fazit: Tolle Präsentationsform des Onlinelexikons.
05 Wolfram Alpha
Theoretisch kann man die Wissensdatenbank von Wolfram Alpha auch über das Web aufrufen, doch die App präsentiert die Fähigkeiten des Dienstes eindeutig besser. Leider spricht die App nur Englisch, doch wer seine Fragen zu Themen von Mathematik bis Astronomie und von Geografie bis Ernährung in dieser Sprache formulieren kann, erhält nicht nur eine Antwort, sondern auch Zusatzinformationen. Wer der App eine Rechenaufgabe stellt, bekommt nicht nur das Ergebnis, sondern auch den Lösungsweg dahin mit allen benutzten Formeln und Zwischenergebnissen. So lernt man viel mehr, als beispielsweise ein Taschenrechner einem je beibringen könnte. Wolfram Alpha hat eine klare Betonung auf wissenschaftlichen und technischen Fragen und ersetzt dort Taschenrechner, Formelsammlung und Wörterbuch gleichermaßen. Für Wissenschaftler und Ingenieure ist Wolfram Alpha also das ideale Werkzeug, das dank dieser App auch auf iPhone und iPad perfekt nutzbar ist.
Wertung
Entwickler: Wolfram Alpha
Web: www.wolframalpha.com
System: iPhone oder iPad mit mindestens iOS 7
Preis: 2,99 Euro
+ Rechnungen mit Lösungsweg, großer Wissensschatz
- nur englische Sprache, teils Lücken im Wissensschatz, Nur mit Onlineverbindung
Note: 1,5
Fazit: Hilft beim Rechnen und Recherchieren in fast allen Lebenslagen.
Es ist immer sehr gut, unterwegs auf dem iPhone oder auf dem Sofa mit dem iPad schnell mal etwas nachschlagen zu können, denn irgendetwas fragt man sich eigentlich immer: Welche Schauspieler spielen in dem Film, der gerade läuft, oder wie groß ist eigentlich ein Liter in Kugelform? Dafür fahre ich schon lange nicht mehr den Mac hoch, und ich renne auch nicht zum Bücherregal, sondern ich schnappe mir das iPhone und schaue einfach nach. Deshalb finde ich es auch nicht schlimm, wenn Apps aus der Nachschlagewerke-Kategorie nicht mehr zeigen können als Webseiten, weil es unterwegs um die Art der Präsentation geht. Und noch besser finde ich es, wenn man nicht nur einfache Informationen bekommt, sondern auch Anregungen zu weiteren Nachforschungen. Und deswegen ist Wolfram Alpha für mich immer noch das erstaunlichste Nachschlagewerk, weil es nicht nur komplexe Berechnungen durchführen kann, vor denen Suchmaschinen längst kapitulieren würden, sondern auch die Wege dorthin aufzeigt und Nebeninformationen liefert. Das schmälert nicht den Wert anderer Nachschlagewerke für andere Zwecke, sticht aber aus der Masse heraus.
Holger Sparr
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