Es muss nicht immer Apple sein

Time Capsule ade: WD My Cloud Mirror als Ersatz für Apples Netzwerkspeicher-Lösung

Die AirPort-Geräte von Apple haben ihr letztes Upgrade schon vor geraumer Zeit bekommen und angeblich soll das Team, das sich um die Router gekümmert hat, nun neuen Aufgaben widmen. Da stellt sich die Frage: Muss es wirklich immer Apple sein? Und die Antwort ist klar: Nein. Die Western Digital My Cloud Mirror bietet mehr Funktionen, ist günstiger und die Daten sind sicherer. Und falls eine Festplatte versagt, kann man sie tauschen.

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7 Minuten Lesezeit

Was ist die My Cloud Mirror?

Bei der My Cloud Mirror handelt es sich um ein NAS, ein Network Attached Storage. Das dürfen Sie sich so vorstellen wie eine USB-Festplatte, mit dem Unterschied, dass die Daten per Netzwerk zur Verfügung stehen anstatt via USB. Der Vorteil liegt auf der Hand: Alle Geräte im Netzwerk, selbst iPhone und iPad, können darauf zugreifen. Im Fall der My Cloud Mirror handelt es sich um ein NAS mit zwei Festplatten. Dieses wird standardmäßig für ein RAID 1 genutzt, was für erhöhte Datensicherheit sorgt. Verbaut sind Festplatten von Western Digital aus der Red-Serie, die für NAS optimiert und für den Dauerbetrieb geeignet ist.

WD My Cloud Mirror: Verpackung
WD My Cloud Mirror: Verpackung (Bild: Stefan Keller)

Was ist ein RAID?

Doch zunächst: Was ist ein RAID eigentlich? RAID steht für „Redundant Array of Independent Disks”, also etwa redundante Anordnung voneinander unabhängiger Festplatten. Sinn und Zweck ist es, je nach Anzahl der zur Verfügung stehenden Laufwerke, eine erhöhte Datensicherheit oder eine größere Geschwindigkeit zu erreichen. Geschwindigkeit lohnt sich im Fall eines NAS weniger, weil der limitierende Faktor das Netzwerk ist, aber Datensicherheit ist interessant. Bei einem RAID 0 würden zwei Festplatten zu einem Laufwerk zusammengefasst, dessen Kapazität die Summe aller Festplatten ist. Schreibvorgänge (und damit auch Lesevorgänge) finden gleichmäßig verteilt über alle Festplatten statt, womit man theoretisch ein Vielfaches der Geschwindigkeit erreichen kann. Dafür bedeutet der Ausfall einer Festplatte einen kompletten Datenverlust.

Anders sieht es bei RAID 1 aus. Hier stehen mindestens zwei Festplatten zur Verfügung. Sie bilden zusammen ein Laufwerk, dessen Größe sich aus der Kapazität der kleinsten Festplatte ergibt. Das System sorgt automatisch dafür, dass sämtliche Daten, die geschrieben werden, automatisch auf allen weiteren Festplatten im RAID gespiegelt werden – daher leitet sich auch der Name My Cloud „Mirror” ab. Fällt nun eine Festplatte aus, ist das kein Beinbruch: Sie kann einfach (sofort oder auch später) ausgetauscht werden. Das System kümmert sich, je nach Einstellung sogar automatisch, darum, dass das RAID wieder repariert wird. In dem Fall bedeutet das, dass die ausgetauschte Festplatte mit dem Datenbestand synchronisiert wird.

Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Spielarten, im Fall der WD My Cloud Mirror wäre aber lediglich noch JBOD („Just a Bunch Of Disks”, „nur ein paar Laufwerke”) möglich, wo jede Festplatte separat angesprochen werden könnte. Für eine Kombination aus RAID 1 und RAID 0, genannt RAID 10, bräuchte man mindestens vier Festplatten.

Das „B” in „RAID” steht für „Backup”

RAID 1 dient also der erhöhten Datensicherheit und damit auch -verfügbarkeit. Es handelt sich dabei aber nicht um ein Backup, wie man vorschnell meinen könnte. Denn der wesentliche Unterschied zwischen einer Spiegelung und einem Backup ist, dass das Backup nicht vom Original abhängig ist. Würden Sie auf einem RAID-1-Laufwerk eine Datei löschen, wird das sofort auf allen beteiligten Laufwerken ausgeführt und die Datei ist wirklich gelöscht.

WD My Cloud Mirror im Apple-Ökosystem

In erster Linie dürfte man sich als Mac-Nutzer für eine Lösung interessieren, die die Time-Machine-Backups aufbewahrt. Hier tut es eine externe Festplatte oder eine Time Capsule, was im Grunde genommen nichts weiter als ein NAS mit Router ist. Letzteres ist dann sinnvoll, wenn es mehr als einen Mac im Haushalt gibt, beispielsweise einen iMac und ein MacBook Air. Neben dem Einsatz als Speicherort für Time-Machine-Backups unterstützt die Time Capsule auch das Freigeben von Musik als iTunes-Server. Jedoch gibt es keinerlei Datensicherheit, fällt die Festplatte aus, sind die Daten verloren. Bei einem Backup ist das kein Drama, bei anderen Daten hingegen schon.

Die My Cloud Mirror lässt sich kinderleicht einrichten. Im Karton ist alles enthalten, was unmittelbar zur Inbetriebnahme benötigt wird: Gerät, Netzteil, Netzwerkkabel. Das Netzwerkkabel kommt an den Router, das Netzteil in die Steckdose und wenige Sekunden später wartet das NAS auf seine einmalige Einrichtung. Dafür muss im Browser die URL „http://wdmycloudmirror/” aufgerufen werden. Nach dem Akzeptieren der Lizenzvereinbarung muss nur noch ein Nutzer eingerichtet werden und schon stehen alle Dienste zur Verfügung.

WD My Cloud Mirror: Auswahl als Time-Machine-Volume
WD My Cloud Mirror: Auswahl als Time-Machine-Volume (Bild: Stefan Keller)

Was die My Cloud Mirror besser macht als die Time Capsule

Da die My Cloud Mirror von Hause aus mit zwei Festplatten und vorkonfiguriertem RAID 1 kommt, lässt sie sich mit einem besseren Gewissen vielseitiger nutzen. Sie könnten hier also Ihre Fotos oder Videos ablegen und zusätzlich noch Time-Machine-Backups anfertigen. Da man Festplatten lieber nicht blind vertrauen sollte, wäre das etwas, was man vernünftigerweise nicht mit der Time Capsule machen würde. Über die Administrationsoberfläche können Sie sogar ein Limit für die Backups setzen, sodass Sie garantiert einen bestimmten Speicherplatz für andere Daten nutzen können.

In die richtigen Ordner einsortiert, erkennt das WD-NAS sogar Fotos, Musik und Videos als solche und weiß sie im Netzwerk zum Streamen freizugeben. Dafür wird der Digital Media Server (DMS) der DLNA (Digital Living Network Alliance) eingesetzt. Je nach Programm ist das auch als „Universal Plug'n'Play” bekannt. Sie können damit alle Ihre Medien auf eine Vielzahl von Endgeräten streamen, etwa auf das iPad (via VLC-Player), auf einen Smart-TV, eine Set-Top-Box wie Apple TV oder eine Spielekonsole wie die PlayStation.

Die eigene Cloud

Nach der ausführlichen Abhandlung, wo der „Mirror” im Namen herkommt, widmen wir uns der „My Cloud”. Sie spielt darauf an, dass man in einer vernetzten Welt Zugriff auf seine Daten wünscht. Dafür böten sich Cloud-Dienste an, jedoch kann man nicht sicher sein, was mit den Daten passiert. Western Digital geht hierbei einen leicht anderen Weg, der es trotz aller Bedenken erlaubt, Herr seiner Daten zu bleiben. Die My Cloud kann sich mit einem Server von Western Digital verbinden. Dieser dient dann als Tor zum eigenen NAS und ist vom ganzen Internet aus erreichbar. Geschützt sind die Daten mit den Anmeldedaten, die bei der Einrichtung festgelegt werden. Was auf dem NAS gespeichert ist, bleibt dort auch, es sei denn, die Daten werden angefordert. Wer darauf verzichten kann und die Daten nur Zuhause oder im Büro benötigt und nicht außerhalb des eigenen Netzwerks, kann die Funkion abstellen.

WD My Cloud Mirror: Installation neuer Apps, um die Funktionen zu erweitern
WD My Cloud Mirror: Installation neuer Apps, um die Funktionen zu erweitern (Bild: Screenshot)

Erweiterung mit Apps

Western Digital folgt dem Ruf vieler weiterer Anbieter und will sich nicht künstlich einschränken wie Apple. Daher bietet die My Cloud Mirror die Möglichkeit, weitere Funktionen als App nachzurüsten. Vorinstalliert kann man Downloads direkt auf das NAS speichern, wofür der Computer nicht laufen muss. Nachrüstbar ist beispielsweise ein Bittorrent-Client für Filesharing, Dropbox, der Plex Media Server oder eine ganze Reihe von Web-Apps wie WordPress oder Joomla. Gerade letzteres kann für Hobby-Webmaster eine interessante Sache sein; obgleich es technisch möglich wäre, die My Cloud als Server zu verwenden, ist es aber eher dazu gedacht, in aller Ruhe und ohne einen Server dafür aufsetzen zu müssen, an neuen Projekten zu arbeiten, die dann später auf einen richtigen Server übertragen werden.

Welche Opfer muss man bringen?

Im Vergleich zur Time Capsule halten sich die Opfer in Grenzen. Apple hat die Time Capsule als AirPort Extreme mit Festplatte aufgestellt, also im Grunde genommen einem Router, der WLAN anbietet. Das mag anderswo auf der Welt eine tolle Sache sein, denn in den USA bekommt man üblicherweise ein Modem vom Internet-Anbieter und darf sich selbst um den Router kümmern. Bei uns ist das aber anders. In den meisten Fällen sind Router und Modem ein Gerät, es gibt also bereits ein WLAN-Netzwerk. Was für die meisten Nutzer übrig bleibt, ist die NAS-Funktion, die die WD My Cloud Mirror ebenfalls bereitstellt.

WD My Cloud Mirror: Geschwindigkeitstest mit BlackMagic Disk Speed Test - die Kapazität des Gigabit-Netzwerks wird fast komplett ausgenutzt
WD My Cloud Mirror: Geschwindigkeitstest mit BlackMagic Disk Speed Test - die Kapazität des Gigabit-Netzwerks wird fast komplett ausgenutzt (Bild: Screenshot)

Fazit: Flexibler und günstiger mit der My Cloud Mirror

Festzuhalten bleibt, dass die WD My Cloud Mirror vielseitiger ist bei geringeren Anschaffungskosten. Der WLAN-Aspekt der Time Capsule dürfte hierzulande in den meisten Fällen nicht relevant sein. Dafür gibt es aber das Plus der erhöhten Datensicherheit dank vorkonfiguriertem RAID 1. Damit lassen sich auch mit einem besseren Gewissen zusätzliche Daten ablegen, die man nicht auf dem Mac bunkern will oder aus Gründen des Speicherplatzes kann.

Testergebnis
ProduktnameMy Cloud Mirror
HerstellerWestern Digital
Preis290 €
Webseitehttps://www.wdc.com/de-de/
Pro
  • RAID 1 vorkonfiguriert
  • Als Media-Center nutzbar
  • Per Apps erweiterbar
  • Defekte Festplatten können (und dürfen) getauscht werden
  • Daten via Internet erreichbar (optional)
Contra
  • App-Auswahl leicht begrenzt
SystemvoraussetzungenEthernet-Anschluss, Web-Browser
Bewertung
1,5gut

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Wenn ich mit Spotlight was suche, durchsucht es dann auch die MyCloud? Oder muss ich immer über die App die Daten öffnen?

"Von Haus aus" sucht Spotlight dann nicht auf einem NAS, weil das NAS beispielsweise nach einem Neustart gar nicht mit dem Mac verbunden ist. Wenn die Verbindung steht, kannst du Spotlight auf ein Netzwerklaufwerk erweitern:
http://janaksingh.com/blog/enable-osx-spotlight-file-searching-apple-afp-shares-nas-145

Für TimeMachine gibt es nichts geileres als die TimeCapsule! Diese nutze ich gleichzeitig als Route und da ist die TimeCapsule gerade mit Apple Produkten mega stark! Seit 2,5 Jahren noch NIE W-Lan Abbrüche! Hatte schon einmal ein Cloud von WD, alles recht unzuverlässig, wer Apple kennt, wird immer zu Apple Produkten greifen wollen! Funktionen hin oder her, die Produkte laufen und laufen und laufen....

Das war genau der Anlass für den Artikel, meine Time Capsule hat zuletzt viele Probleme gemacht - Backups haben ewig gedauert, sie wollte sich mit dem eigentlichen Router (nutzte sie nur als Access Point) verbinden, beim Neustart gab es des Öfteren die gelb blinkende LED (aber die Festplatte soll in Ordnung sein); also ich hatte kein gutes Erlebnis mehr und deshalb eine Alternative gesucht.

Vielleicht sollte man noch erwähnen, Western Digital My Cloud Mirror nur mit einen sehr schnellen Internetzugang nutzbar!

Wenn man auf die Daten aus dem Internet zugreifen will, ja. Als NAS im LAN ist der Internetzugang irrelevant, genau wie auch bei der Time Capsule.

Wenn man Backups auf ein NAS legt, sollte man bedenken, wie lange es dauert, im Notfall den Mac wiederherzustellen. Da ist mir eine Festplatte, die direkt am Mac hängt, lieber. Letzthin habe ich in rund 2,5 h via USB 3 ein System mit 850 GB wiederhergestellt. Mit einem NAS via Ethernetanschluss dürfte das ziemlich dauern ...

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