Apple hat sich dazu entschieden, das iPad-Portfolio auf Vordermann zu bringen und in verhältnismäßig kurzer Zeit alle Modelle aktualisiert, vom klassischen iPad der sechsten Generation zum Einsteigerpreis bis zum iPad Pro, das in vielerlei Hinsicht jedem Mac die Stirn bieten kann.
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Schon länger fühlte sich das iPad mini wie das zwar von allen geliebte, aber eben doch auch vernachlässigte Gerät der Reihe an. Mehr als drei Jahre ließ man sich in Cupertino Zeit, bis man sich dazu durchringen konnte, eine neue, die fünfte, Generation auf den Markt zu bringen. Während es früher der günstige Weg war, um an ein iPad zu kommen, stimmt das jedoch heute nicht mehr. Mit einem Preis ab 450 Euro ist es glatte 100 Euro teurer als das iPad (ohne Namenszusatz), hat aber auch deutlich mehr zu bieten.
Das Retro-iPad
Schwierigkeiten, das iPad mini wiederzuerkennen hat man nicht, denn äußerlich hat es sich überhaupt nicht verändert. Das hat schon mal den charmanten Vorteil, dass Zubehör für das iPad mini 4 auch für dieses Modell passen sollte. Und tatsächlich fühlt es sich auch gut an, mal wieder ein Gerät mit Touch ID in der Hand zu haben und tatsächlich zu benutzen. Mein mobiler Gerätepark besteht ansonsten aus einem iPhone XS und einem aktuellen iPad Pro, beide mit Face ID. Grundsätzlich zu begrüßen ist auch die Tatsache, dass das iPad mini weiterhin über einen Kopfhöreranschluss verfügt. Für meine Anforderungen sind Bluetooth-Kopfhörer zwar inzwischen gut genug, dass ihre Vor- ihre Nachteile klar überwiegen. Für viele andere gilt das aber entweder nach wie vor nicht oder sie wollen schlicht keine Bluetooth-Kopfhörer kaufen.
Auch der Lightning-Anschluss hat sich in die neue Generation gerettet und wurde nicht durch USB-C ersetzt. Letzterer ist zwar technisch in den meisten Belangen klar überlegen, Zubehör ist aber immer noch verhältnismäßig teuer, so dass Lightning für das iPad mini nicht nur aus Kostengründen die richtige Wahl ist.
Zurück zum Design. Speziell aber wenn man bereits eins der neuen iPad-Pro-Modelle in der Hand hatte, sieht das nagelneue iPad uralt aus. Denn das Design dieses iPad mini gleicht nicht nur dem von 2015, sondern auch dem von 2014, 2013 und dem allerersten iPad mini von 2012. Direkt neben einem aktuellen iPad Pro, mit seinen schmalen Rändern und der klaren Form, wirkt das iPad mini wie aus der Zeit gefallen.
iPad mini oder doch ein großes iPhone?
Vollkommen zu Recht darf man die Frage nach der Daseinsberechtigung dieses iPad mini stellen. Als das Gerät erstmals vorgestellt wurde, 2012, lagen die Vorteile auf der Hand. Das iPad mini war deutlich größer als die meisten Smartphones (Bereits seit 2012 hat das iPad mini ein Display mit einer Diagonalen von 7,9 Zoll. Damals hatten die meisten Smartphones Bildschirme mit einer Diagonalen von etwa 5 Zoll.), aber eben auch deutlich kleiner als Tablets, zumindest als das iPad.
Die aktuellen iPhones haben Bildschirmdiagonalen von 5,8 Zoll (iPhone XS), 6,1 Zoll (iPhone XR) und 6,5 Zoll (iPhone XS Max). Braucht man da noch einen Zwischenschritt zum klassischen iPad (9,7 Zoll) oder dem iPad Air (10,5 Zoll)?
Natürlich wird das iPad mini für Besitzer eines solchen iPhones zum wahren Luxusgut. Es hat aber auch deutlich Vorteile und die liegen vor allem im Format begründet. iPhones sind lang und schmal und sie eigenen sich nicht besonders gut als Anzeigegerät für Dokumente, deren Außenmaßen in der Regel deutlich besser zum 4:3-Bildschirm des iPad mini als zum 19,5:9-Bildschirm der iPhones passen.
Auch darf man sich von der Bildschirmdiagonalen nicht täuschen lassen. Obwohl hier nur 1,4 Zoll das iPad mini vom iPhone XS Max trennen, bedeutet das, dass das iPad mini eine fast doppelt so große Bildschirmfläche anzubieten hat.
Technik auf dem neuesten Stand
Anders als beim Design des neuen Geräts hat sich Apple in Sachen Technik nicht lumpen lassen. Beweisstück A: Der Bildschirm. Dieser ist zwar nicht größer geworden und weist auch keine höhere Pixeldichte auf als noch beim iPad mini 4, trotzdem ist er dennoch um längen besser geworden. Denn das neue Display unterstützt den größeren Farbraum P3 für die noch originalgetreuere Wiedergabe von Aufnahmen und True Tone, Apples Technologie, um die Darstellung auf dem Display an die Umgebung anzupassen. Und zwar nicht nur in Bezug auf die Helligkeit, sondern auch die Farbtemperatur des umgebenden Lichts. Das macht sich vor allem beim Lesen von Texten bezahlt, da Displays mit True-Tone-Fähigkeit hier deutlich realistischer, also mehr wie Papier, wirken.
Angetrieben wird das neue iPad mini vom A12-Bionic-Chip, inklusive Neural Engine und integriertem M12-Coprozessor, wie wir ihn auch schon aus dem iPhone XS, dem iPhone XS Max und dem iPhone XR kennen: 6-CPU-Kerne (zwei hochperformante und vier hocheffiziente für die regulären Operationen) und 4 Grafik-Kerne. Ein gewaltiger Schritt für das Mini-Tablet, der es leistungsmäßig um längen vor das iPad katapultiert und allein mit diesen zwei Faktoren – besseres Display und mehr Power – die 100 Euro Aufpreis zu eben jenem Gerät rechtfertigt.
Mit dem Apple Pencil zum Notizblock
Als weitere technische Neuerung bietet das iPad mini nun Unterstützung für den Apple Pencil an. Hier mag es zu kleinen Verwirrungen kommen, denn sowohl der alte als auch der neue Apple Pencil – beide heißen Apple Pencil. Ohne irgendeine Nummerierung. Merken kann man sich: die Pro-iPads unterstützen den neuen Apple Pencil, alle anderen den alten.
Der Apple Pencil konnte mein Herz schnell erobern. Lange schon drängte sich der Einsatz des iPad als digitaler Schreibblock auf und genau so lange war ich sowohl mit entsprechenden Apps wie auch mit anderen angebotenen Eingabestiften äußerst unglücklich. Der Apple Pencil hat das nachhaltig geändert.
Skeptisch war ich trotzdem. Denn für gewöhnlich arbeite ich mit dem Apple Pencil auf dem deutlich größeren iPad Pro 12,9“. Aber tatsächlich funktioniert das alles auch mit dem iPad mini ausgezeichnet. Klar, wie in jeglicher Hinsicht ist das iPad mini auch hier keine echte Produktivitäts-Maschine. Aber man kann eben schnell mal was aufschreiben oder skizzieren und direkt verschicken.
Außerdem passt es tatsächlich in meine Jackentasche. Bei einem Spaziergang durch das frühlingshafte Berlin konnte ich das Gerät eben wirklich schnell aus der Tasche holen und sofort losschreiben und -zeichnen, wohingegen das iPad Pro erst aus der umgehängten Tasche gesucht und befreit werden möchte.
„Luxusproblem“, rufen Sie? Auf jeden Fall! Aber der Otto-Normal-Verbraucher dürfte selten zwei iPads dabei haben und wenn man nicht vorhat unterwegs ernsthaft zu arbeiten, ist das iPad mini auf jeden Fall ein wertvoller Begleiter.
Auch wenn man als Besitzer eines aktuellen iPad Pro schnell merkt, was diese iPad mini eben nicht bietet. Beispielsweise ProMotion, Apples Name für eine Technologie, die die Bildwiederholfrequenz dynamisch auf bis zu 120 Hz hochregelt. Gerade beim schnellen handschriftlichen Schreiben mit dem Apple Pencil auf dem iPad mini fällt auf, dass die Striche minimal zeitversetzt auf dem Display erscheinen. Für jemanden, der bislang nicht mit einem neuen Apple Pencil auf einem aktuellen iPad Pro gearbeitet hat, dürfte das aber praktisch nicht ins Gewicht fallen.
Kommen wir zu der Frage, weshalb das neue iPad nur den alten Apple Pencil unterstützt. Denn der neue Apple Pencil ist nicht nur neuer, sondern auch tatsächlich besser. Er ist griffiger, haftet magnetisch am Gehäuse und wird dort automatisch auch geladen. Und genau dort liegt auch die Krux: damit er per Induktion am Gehäuse klebend geladen werden kann, bedarf es gerader Kanten und natürlich auch weiterer Magnete und letztlich auch einer Ladespule im iPad-Gehäuse. Alles Dinge, die die Produktion des neuen iPad mini deutlich verteuert hätten.
Ich denke nicht, dass Apple den neuen Apple Pencil als Kaufanreiz für das iPad Pro instrumentalisiert, da vermutlich niemand jemals vor der Entscheidung stehen wird, ob man nun ein iPad mini oder ein iPad Pro kaufen soll. Apple ging es eher darum, das Line-up an iPads sinnvoll zu gestalten – technisch und preislich. Die Wahl für die erneute Verwendung des alten Gehäuses und damit einhergehend des alten Apple Pencil sind dem geschuldet.
Lesen ja, schreiben hingegen …
Ich habe mich bis heute nicht entschieden, wie ich am liebsten Lese. Als Amazons Kindle aufkam, erfasste mich eine Aufbruchstimmung. Ab jetzt wird nur noch digital gelesen! Das konnte ich schnell wieder beerdigen, da das zwar super für Romane funktionierte, nicht aber für Sach- und Fachbücher, die oft mit grafischen Darstellungen aufwarten, die wiederum auch von der Farbe leben. Das Lesen auf dem iPad war lange keine Alternative: tagsüber und bei Büchern für den Beruf war es super. Abends im Bett eine Qual, die meine Augen schnell ermüden ließ.
Das hat sich bis heute nicht geändert und so kaufe ich Bücher je nach aktueller Lust und Laune gedruckt, als Kindle-Buch oder iBook. Zum Lesen ist das iPad mini mit weitem Abstand das beste iPad. Es hat in etwa Taschenbuchformat, lässt sich bequem mit einer Hand halten und ist abends keine DIN-A4-Blatt-große Taschenlampe, die einem ins Gesicht leuchtet.
Als Schreibmaschine taugt das iPad mini dafür umso weniger. Etwa die erste Hälfte dieses Artikels entstand auf dem iPad mini, für das Apple vollkommen zu Recht keine Tastaturhülle anbietet. Die Tasten wären schlicht zu klein, zu eng beieinander. Als habe ich eine normale Apple-Bluetooth-Tastatur mit dem iPad mini gekoppelt. Technisch funktioniert das alles bestens. Aber wenn es um mehr als eine schnelle Chat-Nachricht oder eine vergleichsweise knappe E-Mail geht, ist das Schreiben auf dem iPad mini nicht zu empfehlen. Schuld daran ist einzig die Bildschirmgröße, die das Vorhaben so unkomfortabel werden lässt, dass man sich schon nach wenigen Minuten einen Mac oder zumindest ein größeres iPad herbei.
Kein Kamera-Ersatz
Streiten kann man über die verbauten Kameras. Auch hier hat Apple merklich gespart und spendiert dem neuen iPad mini lediglich eine 8-Megapixel-Kamera mit der Möglichkeit, Videos in 1080p aufzunehmen. Zwar sehen die Bilder dank dem neuen A12-Chip, der Smart HDR und viele weitere Tricks liefert, deutlich besser aus, als die von älteren Geräten mit der gleichen Kamera. Aber dennoch: sollt ein 2019er-Gerät nicht eine bessere Kamera haben?
In der Redaktionsdiskussion kam schnell der Standpunkt auf, dass das iPad ja nunmal keine Kamera sei. Zum Scannen von Dokumenten und für AR-Anwendung würde das doch alles reichen. Das sehe ich grundsätzlich exakt so. Nur: Menschen wissen nicht, dass das iPad kein Kameraersatz ist. Überall sieht man Menschen, die mit ihrem iPad Fotos machen. Ganz so wie die Hummel, die nicht weiß, dass sie eigentlich nicht fliegen können sollte und es deshalb einfach tut. Und wenn Fotografie und Filmaufnahmen so offensichtlich ein Thema für iPad-Käufer ist, dann sollte Apple dem auch Rechnung tragen. Ja, auch in den günstigeren Geräten.
Als Navi im Auto
Ein ganz hervorragender Einsatzort für ein iPad mini, der viel zu wenig beachtet wird, ist das Auto. Mit einem Kaufpreis von 590 Euro in der Variante mit LTE-Modul ist es in einer Preisklasse mit vielen modernen Autoradios (Car-HiFi-Entertainment-Navigationsgeräte oder wie auch immer man sie derzeit nennen möge) – und kann einiges mehr. Der Spontanität der Aktion geschuldet und in Ermangelung einer entsprechenden Halterung habe ich das iPad mini eher behelfsmäßig vor der Fahrt von Berlin nach Kiel im Auto fixiert und als Navigationssystem und Jukebox benutzt und bin begeistert! Es darf also niemanden wundern, wenn es auf MacLife.de demnächst einen ausführlichen Testbericht zu iPad-mini-Autohalterungen zu lesen gibt.
Fazit: Kommt das Multi-iPad-Leben?
Das iPad mini ist immer noch ein relevantes Gerät, das einen echte Daseinsberechtigung hat. Es füllt nach wie vor eine Lücke zwischen Smartphones und „echten“ Tablets.
Mit einem Mix aus viel Power und geringer Größe ist es für viele Anwendungszwecke perfekt geeignet: als digitales Buch, als Notizblock (wenn auch nicht als Leinwand für digitale Gemälde), als immer-dabei-iPad und sogar als Navi im Auto.
Aber wird man mit nur diesem iPad glücklich? Es kommt sehr darauf an, was man vorhat. Wenn sich die eigenen Nutzungsszenarien auf nicht viel mehr als oben genannte plus das Browsen im Web, Chat, Mail, Facebook etc. beschränken, lautet die Antwort: ja. Wer mit einem iPad auch wirklich produktiv arbeiten möchte (Texte verfassen oder redigieren, Videos schneiden, Podcasts aufnehmen, Excel-Tabellen bearbeiten, …), der stößt schnell an die Grenzen des Machbaren diese iPad mini.
Wenn man es sich leisten kann und will, dann ist das iPad mini ein ziemlich geniales Zweit-iPad.
Produktname | iPad mini 5. Generation |
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Hersteller | Apple |
Preis | 760 € |
Webseite | www.apple.de |
Pro |
|
Contra |
|
1,7gut |
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Ich benutze das iPad schon seit mehr als 3 Jahren in meinem Auto. Navigon war ein gute Wahl, jetzt mit Apple Karten (leider nicht so gut wie Navigon). Die Halterung hatte damals ein Azubi aus Carbon gebaut (hat mehr als das iPad gekostet :-)) und wurde einfach über das Navi von Mercedes gestülpt, was von der Bedienung her von 1889 ist. Dann einfach per USB verbunden und fertig.
Ich nutze übrigens das Navigon auf dem iPhone immer noch als für mich das beste Navi. Obwohl Navigon selber ja keinen Support, Aktualisierungen etc. mehr bringt.
Für mich stimmt es auch, wenn noch der eine oder andere Kreisel fehlt immer noch allerbestens.
Das dramatisch ist, dass Navigon sich zu dem Schritt entschieden hat, als Apple CarPlay endlich für Navi-Geräte aufgemacht hat. OK, klar, Navigon und Apple werden in Gesprächen gewesen sein und Navigon wird davon nicht überrascht worden sein. Aber dennoch doofes Timing für Kunden. Ich habe Navigon auch seit Tag 1 im App Store genutzt und war eigentlich immer zufrieden.
In der Gegend, in der ich mich viel mit dem Auto bewege, (Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin) wurde und wird aber viel gebaut und Navigons Karten passen für mich oft nicht mehr. Leider.
Super geschriebener Artikel! Ich habe nur eine Anmerkung: Das Display des iPad Mini 4 war auch bereits laminiert.
Ich nutze das Mini parallel zu einem 9,7 Zoll iPad ebenfalls für besagte Dinge wie Lesen, Notizbuch und als iPad für unterwegs, weil man es gut verstauen kann! BroKOL hat übrigens recht, das iPad mini 4 war auch schon laminiert, da gibt es auch keine sichtbare Lücke! Eine Zeitschrift die über Apple Devices berichtet sollte etwas besser informiert sein oder zu mindestens besser recherchieren!
Moin. Ihr habt Recht. Da ist etwas mit dem Artikel zum iPad Air, der heute erscheint, durcheinander gegangen.