Die Tastatur
Für die optionale Tastatur verlangt Apple 179 Euro. Als vollständiger Laptop-Ersatz kostet das iPad Pro damit je nach Ausstattung 1078 Euro (WLAN-Modell mit 32 GB Speicher inkl. Tastatur), 1258 Euro (WLAN-Modell mit 128 GB Speicher inkl. Tastatur) oder 1408 Euro (WLAN + LTE Modell mit 128 GB Speicher inkl. Tastatur).
Die Tastatur verfügt dabei weder über einen Akku noch einen Ein-/Aus-Schalter und erfordert auch keinen nervigen Pairing-Prozess, wie man ihn von Bluetooth-Geräten gewohnt ist. Apple hat einen neuen Anschluss an der Seite des Geräts geschaffen über den das iPad Pro mit der Tastatur verbunden wird. Die Tastatur werden dabei über Magnete im Rahmen (nicht im Anschluss!) des iPad Pro in Position gehalten.
OK, wir alle haben jetzt circa 1000 Mal gehört, wie lustig es ist, dass Apple jetzt einen Stylus ausliefert, wo Steve Jobs doch „gerade erst“ (2007) gesagt hat, wie schrecklich diese Dinger wären. Und weil Spott und Häme in dieser Sache nicht nachlassen, sei noch einmal gesagt: Man muss diese Aussage (wie übrigens praktisch jede Aussage) im Kontext sehen. Ein Stylus für ein Smartphone – und genau darüber sprach Jobs – ist selbstverständlich immer noch grober Unfug. Deshalb hat ja auch nahezu kein Smartphone, das man derzeit käuflich erwerben kann, einen solchen Stift im Gepäck. Bei einem Tablet gibt es gänzlich andere Anwendungszwecke und es ist eher verwunderlich, dass Apple nicht schon längst einen eigenen Stylus für das iPad auf den Markt gebracht hat, als dass es jetzt so besonders wäre, dass Apple es endlich tut.
Die Hülle, deren Teil die Tastatur ist, funktioniert nicht nur als Schutz für die große Glasfläche, sondern auch als Aufstellmöglichkeit. Dabei kann das iPad Pro in jedem beliebigen Winkel aufgestellt werden, solange dieser nicht größer oder kleiner als etwa 55 Grad ist – oder mit anderen Worten: leider ist die Hülle als Aufstellmöglichkeit nicht sonderlich flexibel.
Aber Spott beiseite. Die Hülle macht einen sehr stabilen Eindruck und ermöglicht dem Benutzer den Einsatz des iPad Pro als vollwertigen Laptop im wahrsten Sinne des Wortes. Das Gesamtkonstrukt aus iPad Pro und Tastaturhülle ist stabil genug, so dass man das Gerät tatsächlich auch auf dem Schoß benutzen kann.
Das Gefühl beim Tippen ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. Die Tasten sind sehr flach und reagieren sehr direkt. Ich persönlich komme damit sehr gut klar – aber ich mochte ja auch schon die Tastatur vom neuen MacBook sehr. Wer eher auf klassische Tastaturen, deren Tasten denen einer Schreibmaschine ähneln und mit verhältnismäßig viel Kraft heruntergedrückt werden müssen, wird eine ganze Weile brauchen, um sich mit dieser Tastatur anzufreunden.
Um noch einmal einen Vergleich mit dem Konkurrenzprodukt aus dem Hause Microsoft zu bemühen: Anders als in Redmond hat man sich in Cupertino darum bemüht eine Tastatur in vollständiger Größe zu liefern, was den fliegenden Wechsel zwischen Tastatur im MacBook, auf dem Schreibtisch und am iPad Pro spielend ermöglicht.
Überraschend ist, das viele der vom Mac bekannten Tastatur-Kürzel nun auch auf dem iPad, zumindest dem iPad Pro, funktionieren. CMD+C (kopieren), CMD+V (einfügen), CMD+Z (rückgängig) – alles kein Problem. Sogar CMD+Tab zum Aufrufen eines App-Switches funktioniert allerbeste. Meistens zumindest. Sehr selten kommt es vor, dass die Tastenkombinationen einmal nicht funktionieren. Das scheint aber eher an iOS als an der Tastatur selbst zu liegen und wird sicherlich schon mit dem nächsten Update des Betriebssystems behoben.
Etwas merkwürdig ist, dass die Tastatur nicht über einen eigenen Home-Button verfügt. Man verlässt die aktuelle App über die Tastenkombination CMD+Umschalt+H. Nach dem betätigen dieses Kürzels kommt man aber mit der Tastatur nicht mehr viel weiter. Um eine neue App zu starten kann man nicht etwa mit den Pfeiltasten über den Homescreen navigieren (zum Beispiel analog zum Apple TV). Man muss Apps weiterhin antippen, um sie zu starten. Dies geht nur über einen kleinen Umweg und selbst so kommt man nicht ganz zum Ziel: Mit der Tastenkombination CMD+Leertaste gelangt man zu einem Suchfeld, ähnlich wie Spotlight auf dem Mac, über das man nach Apps suchen kann. Hat man die entsprechende App gefunden muss man diese allerdings immer noch per Touch starten. Das ist kein echtes Manko aber zumindest ein echter Unterschied zum Mac auf dem man praktisch alles auch per Tastatur regeln und steuern kann.
Das ist dann aber auch die konkreteste Stelle an der klar wird, dass das iPad Pro nicht mehr ganz Tablet aber auch noch nicht ganz Laptop ist. Seit Jahren sträubt sich Apple dagegen Touch-Bildschirme in MacBooks und iMacs zu integrieren, weil sie es für unergonomisch halten mit dem ausgestreckten Arm auf Glasflächen herumtippen zu müssen. Das iPad Pro erfordert genau das aber an verschiedenen Stellen. Zum Beispiel in Mail. Hier kann man zwar relativ bequem per Tastatur durch die einzelnen Nachrichten springen (CMD in Verbindung mit den Pfeiltasten), der eigentliche Inhalt einer Mail lässt sich allerdings wiederum nur mit dem Finger auf dem Glas scrollen.
Aktuell ist die Tastatur darüber hinaus nur mit US-amerikanischem Layout zu haben. Wann das deutsche Modell folgt ist weiterhin unklar.
Wenden wir uns nach diesem kleinen Exkurs dem angesprochenen Apple-Stylus, dem „Pencil“ zu. Ich gehöre zu den leidenschaftlichen Nutzern des iPad. Nicht nur, aber vor allem auf Reisen. Besonders gut malen und zeichnen kann ich leider nicht, aber ich erkenne einen schlechten Stylus wenn ich ihn in Händen habe. Jeder tut das. Schlechte Tablet-Stifte erkennt man daran, dass sie sich anders verhalten als Stifte auf Papier. Zum Beispiel wenn sie nicht sofort zeichnen, sondern immer etwas hinterher hinken. Oder wenn sie nicht präzise genug sind und der virtuelle Strich immer ein paar Pixel neben der Stiftspitze entlang läuft.
Beim Apple Pencil passiert all das nicht. Das liegt natürlich auch daran, dass Pencil und Bildschirm komplett auf einander abgestimmt sind. 240 Mal pro Sekunde wird die Position der Pencil-Spitze erfasst. Das sorgt dafür, dass sich der Stift genau so verhält, wie man es erwarten würde. Okay, das Schreiberlebnis ist nicht exakt so wie mit einem Stift auf Papier, sondern eher wie mit einem Bleistift auf einer Glasfläche, aber es ist gut genug, dass man nicht ständig umdenken muss.
Der ultimative Digitalstift-Test für zeichnerisch unbegabte Menschen ist übrigens die eigene Unterschrift. Wir alle haben schon einmal mit einem winzig kleinen Plastikstift auf dem merkwürdigen Gerät eines Paket-Boten oder, noch schlimmer, mit dem nackten Finger auf dem iPad unterschrieben. Und wenn man ehrlich ist: Als rechtskräftiger Beweis geht das so entstehende Gekrakel nie im Leben durch. Mit dem Apple Pencil ist das ganz anders. Meine Unterschrift auf dem iPad Pro sieht ziemlich genau so aus wie meine Unterschrift auf Papier. Und das hat mich dann doch ziemlich beeindruckt.
Aber braucht man den Apple Pencil wirklich? Nein. Als Zubehör für das iPad Pro sollte in jedem Fall die Tastaturhülle an oberster Stelle stehen. Der Apple Pencil ist für den Otto-Normal-iPad-Nutzer nicht viel mehr als ein Spielzeug. Wirklich nützlich ist er nur für Menschen, die schon jetzt ständig mit einem Stylus auf dem iPad hantieren. Wer zu dieser Gruppe gehört, wird den Pencil allerdings lieben.
Aber auch hier lohnt sich ein Blick über den Tellerrand. Auch wenn Microsofts Stylus nicht annähernd so gut funktioniert wie der Apple Pencil: Er gehört zum Lieferumfang. Für den Pencil verlangt Apple noch einmal 109 Euro. Dafür erhält man dann aber auch nur den nackten Stift und nicht noch etwa eine Aufbewahrungsmöglichkeit für das gute Stück. Zum Glück ist er groß genug, dass man ihn nicht sofort verliert…
iOS auf dem iPad Pro
iOS, das 2007 als iPhone OS das Licht der Welt erblickte, war ursprünglich gedacht für Bildschirme mit einer Diagonale von 3,5 Zoll. Über die Jahre sind die Bildschirme, die von iOS versorgt werden müssen stetig gewachsen. Über 9,7 Zoll, mit nachträglicher Ergänzung um Bildschirme mit einer Diagonalen von 4, 4,7, 5,5 und 7,9 Zoll bis hin zum bislang größten Display mit 12,9 Zoll. Nach den ersten paar Stunden mit dem iPad Pro macht sich der Eindruck breit, dass Apple ein neues Betriebssystem für das iPad Pro braucht, oder zumindest ein paar sehr spezifische Anpassungen vornehmen sollte. Vielleicht ist nach der Einführung der iOS-Derivate watchOS und tvOS die Zeit reif für ein iPadOS und die Wiedereinführung des iPhoneOS.
Irritierend ist, dass der Homescreen des iPad Pro nur 5 x 4 Apps (plus Dock) beheimatet. Also genau so viele wie auf den kleineren iPads – aber mit irre großen Abständen zwischen den einzelnen Icons. Diese Merkwürdigkeit setzt sich übrigens auch in den Ordnern für Apps fort. Hier gibt es nicht mehr und nicht weniger Apps als vier Stück pro Zeile – exakt so wie auf dem iPad Air 2. Dabei wäre hier doch so viel mehr Platz!
Ein paar Optimierungen für das iPad Pro hat Apple aber doch in iOS 9 integriert und diese lassen auf mehr hoffen. So ist beispielsweise die Shortcut-Zeile der Bildschirmtastatur deutlich praktischer geworden und kann vor allem auch parallel zu den QuickType-Vorschlägen eingeblendet bleiben – anders als bei den „klassischen“ iPads.
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Gut, das wenigstens noch am Ende erwähnt wird, dass das iPad Pro kein vollwertiger Ersatz für ein Macbook oder einen iMac sein kann. Warum, wird allerdings verschwiegen: IOS ist und bleibt eine zwar durchaus gelungene, aber nichts desto trotz nicht gleichwertige - weil abgespeckte - Version von Mac Os, auf der viele Os X Programme gar nicht oder nur in speziellen abgespeckten Versionen laufen. Dies sollte gerade bei einem Gerät, das den Zusatz "Pro" trägt, nicht unerwähnt bleiben. Ein professioneller Anwender schreibt eben nicht nur Mails, schaut Videos und hört Musik, wenn er nicht gerade auf Faceboom oder Twitter unterwegs ist. Microsoft Office läuft eben nicht vollwertig auf Apple-Geräten (weder auf IOS noch Mac Os). Spätestens bei komplexen Arbeitsmappen mit strukturierten, nicht aufgezeichneten Makros hört es dann auf. Von so Dingen wie das Programmieren von interaktiven und plattformunabhängigen Webseiten oder anderen Programmen, die es in hoher Qualität eben nach wie vor nur für Windows gibt, mal ganz zu schweigen. Hier bleibt, wenn man denn Apple -Geräte weiter nutzen will, nur Mac Os mit Bootcamp oder (noch besser) Parallels (funktioniert übrigens fantastisch gut, da man dann das beste aus zwei Welten auf einem Gerät nutzen kann).
Weitere Schwachpunkte des iPad Pro, die auch keine Erwähnung fanden:
1. Die Frontkamera hat nur 1,2 Megapixel. Bei einem Gerät mit Erscheinungsjahr 2015 einfach zu wenig - da kann man noch so viele Gründe anführen, das man ja eigentlich gar nicht mehr braucht.
2. Toll, das dieses Pad soviel Power hat, das man sogar 4k Videos schneiden kann. Dann sollte man diese aber auch in 4k mit dem iPad Pro aufzeichnen können. Wenn ich sowieso ein anderes Gerät zum Aufnehmen von 4k brauche, kann ich auch gleich am iMac schneiden - das ist noch schneller und wird nicht durch den geringeren Funktionsumfang von iMovie unter IOS eingeschränkt.
3. Kein Force Touch: Apple verkauft diese Innovation mit viel Trara im neuen iPhone 6s, um hier ein wirrschaftsstrategisches Alleinstellungsmerkmal zu haben. Auf einem Pad, das eine neue Geräteklasse darstellen soll und das in Minimalkonfiguration fast 900€ kostet, fehlt dieses Feature aber ebenfalls. Wie gesagt, warum es nur auf dem neuesten Smartphone funktioniert, ist mir klar und wurde schon erwähnt. Aber ein iPad Pro kann doch nun wirklich kein Konkurenzprodukt des iPhone 6s sein, oder?
4. Noch unverständlicher wird es bei "Hey, Siri" ohne angeschlossenem Ladekabel. Läuft auch nur auf den iPhone 6s (angeblich aus Gründen des Energiesparens). Diese Argumentation ist zwar schon beim iPhone 6 dünn, aber bei einem Pad mit dem stolzen Zusatz Pro?
Fazit: Ich bin alles andere als ein Apple - Hasser (nutze iPhone, iPad, Watch, iMac und ein MacBook Air und bin insgesamt sehr zufieden), aber diese einseitige Form von Berichterstattung auf den Apple-Fanseiten geht mir langsam echt auf die Nerven. Wenn ich Werbung lesen will, gehe ich auf die Apple - Homepage und finde dort deutlich besser konzipierten Kauf-Anreiz. Nutzt doch die Chance, gleichermaßen begeisterte, aber eben an den richtigen Stellen auch kritische Bewertungen zu schreiben, die vollständig und sorgfältig recherchiert wurden. Das - denke ich - kann man von einem Magazin mit einem professionellen Anspruch erwarten.
Ich hoffe, dies wird als Ansporn für die Zukunft und nicht als beleidigende Kritik gesehen. Vieles aus dem Artikel (wie die Beschreibung der Tastatur oder die fehlende Anordungsanpassung auf dem Desktop) hat mir auch sehr gut gefallen.
Ein bisschen mehr Kritik wäre schon schöner gewesen. Ich hab noch in keiner Rezension gelesen, dass die Apple Tastatur gut sein soll, dazukommt dass viele kritisieren, dass die Konstruktion auf dem Schoß wackelt und auch die schlechten Vergleiche mit dem Surface sind nicht passend, denn wenn man das schon macht muss es deutlich konsequenter sein und auch die Punkte in denen das iPad Pro klar schwächer ist als das Surface müssten erwähnt sein oder man lässt es halt raus. Des Weiteren erwähnt ihr hier, dass Microsoft mit seinem Type Cover keine vollständig große Tastatur anbietet und das ist einfach nur falsch und die Tastatur von Microsoft ist der eines echten Notebook deutlich ähnlicher, als die von Apple.
Und nur so am Rande ich schreibe gerade von meinem Macbook Pro Retina an einem externen Monitor mit einer Apple Kabel Tastatur, also mit Nummernblock und einer Logitech Maus und könnte mir nicht vorstellen auf ein iPad Pro zu wechseln, weil das iPad einfach viel zu eingeschränkt ist und ich genau die ganzen Sachen nicht anschließen könnte, noch dazu mit iOS ein Betriebssystem, welches das Pro im Namen des iPad Pros einfach nicht rechtfertigt!
Du sagst es. Ohne Mac Os oder einen gleichwertigen mobilen Ersatz desselben verdient kein iPad den Zusatz "Pro". Für Apple scheint ein großes Display und ein Malstift diesen Zusatz bereits zu rechtfertigen. Sorry, ich bin Anwendungsentwickler (Multi-Plattform) und kann darüber bestenfalls nur schmunzeln... Mag ja sein, das Tim Cook nur noch mit dem Ding arbeitet - aber er ist auch bestimmt kein Maßstab für einen Pro-Anwender;-))