Auf Pressekonferenzen, in Vorlesungen, Seminaren oder Vorträgen kratzen nach wie vor Bleistifte und Kugelschreiber über das Papier; trotz aller Fortschritte in der Digitalisierung unseres Lebens. Und das wird wohl auch noch eine ganze Weile so bleiben, zumindest so lange, wie die Menschen schneller mit einem Stift als mit der Tastatur schreiben. Wenn bloß anschließend nicht auch noch das Abtippen wäre! Und genau an dieser Stelle setzen Digitalstifte an. Die auch als Smart- oder Digipens bezeichneten Geräte sollen die handgeschriebenen Notizen auf schnellstem Wege in den Mac übertragen. Und ganz ohne ausführliches Training auch den Inhalt in Text umwandeln. Aber funktioniert das tatsächlich?
Unser Praxistest
Im Redaktionsalltag gibt es eigentlich immer etwas zu notieren. Anrufnotizen, Bemerkungen zu Testszenarien oder Mitschriften in Besprechungen oder Interviews. Mit jedem der ausführlich vorgestellten Testmodelle wurden zwischen drei und fünf Tagen alle Notizen im Büroalltag notiert und auf den Mac übertragen.
Getestet wurden lediglich Digitalstifte, die von den Herstellern noch aktiv vertrieben werden und ohne größeren Aufwand bestellt werden können. Als zweite Voraussetzung für den Test müssen die Stifte auch ohne Verbindung zu iPad, iPhone oder Mac funktionieren, also das Mitschreiben unterwegs erlauben.
Besitzer eines iPad, die mit der Hand schreiben wollen, haben die Wahl zwischen einer ganzen Vielzahl an Apps. Eine der bekanntesten und ausgereiftesten ist ohne Zweifel GoodNotes. In Kombination mit einem präzisen Stylus sind damit Notizen möglich, die mit solchen auf Papier durchaus mithalten können. Die integrierte Funktion zum Digitalisieren der Handschrift erlaubt die Suche nach Einträgen (eine annähernd lesbare Schrift vorausgesetzt). Inhalte lassen sich seitenweise oder in Form ganzer Notizbücher exportieren und dann wiederum in anderes Apps importieren. Das Nonplusultra in diesem Zusammenhang sind aktive Eingabestifte, die per Bluetooth mit dem iPad kommunizieren und dank der sehr feinen Spitze auch von der Haptik an das Arbeiten mit einem klassischen Notizbuch erinnern. Etwas Eingewöhnung erfordern die Geräte aber trotzdem. Gerade das langsame Zeichnen von geraden Linien erfordert etwas Übung.
Anwender, die auf den Dienst Evernote setzen, installieren sich am besten das kostenlose Penultimate auf dem iPad. Es ahmt optisch ein Notizbuch nach und synchronisiert die Einträge mit Evernote. Die integrierte Handschriftenerkennung ermöglicht danach auch das Suchen nach Inhalten.
Eine ganz simple Methode, um handschriftliche Notizen in den Rechner zu bekommen, ist das Fotografieren mit dem Smartphone. Die Whitelines App arbeitet dabei mit Spezialpapier, das Ausrichtungsmarkierungen enthält und dank der weißen Linien auf grauem Papier gestochen scharfe digitale Notizen produziert. Allerdings enthält das Programm keine Handschriftenerkennung. Für die schnelle Übertragung von handschriftlichen Notizen in den Mac kann auch die iOS-App Scannable genutzt werden. Einmal auf dem Smartphone ist die Weitergabe der Notiz per Cloud rasch erledigt.
Eine Frage des Papiers – Normal oder spezial?
Bei der Anschaffung eines Digipens haben Sie die Wahl zwischen Geräten, die auf Normalpapier funktionieren und anderen, die auf Spezialpapier angewiesen sind. Der größte Vorteil der Variante für Normalpapier besteht natürlich darin, dass bereits vorhandenes Material einfach weiter genutzt werden kann. Das vielleicht seit längerer Zeit eingesetzte Notizbuch muss nicht ersetzt werden. Blöcke und Schreibpapier sind für wenige Cent im Bürofachhandel zu bekommen.
Die Bauform erfordert bei allen Modellen zwei Geräte. Zusätzlich zum Stift wird am Papier ein Empfänger befestigt, der die relative Lage des Stiftes abfragt und speichert. Die Verbindung zwischen Stift und Empfänger erfolgt per Infrarot. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass vor dem Beginn einer neuen Seite die bisherige Eingabe mit einem Tastendruck am Empfänger abgeschlossen werden muss.
Das ist bei den Modellen für Spezialpapier anders. Sie besitzen einen internen Speicher und zeichnen die Bewegungen des Stiftes darin auf. Dank der (nahezu unsichtbaren) Codierung auf dem Spezialpapier lassen sich stets neue Seiten anfangen und auch bereits beschriebene Blätter erneut bearbeiten. Als Empfänger für die Signale wird ein Computer genutzt. Sobald Stift und Spezialsoftware miteinander verbunden sind, werden die noch nicht übertragenen Informationen synchronisiert. Der interne Speicher der Stifte reicht für viele Blätter und einige Stunden autarken Arbeitens. Der größte Nachteil liegt im Anschaffungspreis für das Spezialpapier. Zwar können auch Seitenvorlagen aus dem Internet heruntergeladen werden, die aber einen Ausdruck auf einem Farblaser-Drucker mit mindestens 600 dpi erfordern.
e-pens Mobile Pro
Der englische Hersteller e-pens schickt eine Kombination aus Stift und Empfänger zur Nutzung auf Normalpapier ins Rennen. Je nach Umrechnungskurs schlägt die Kombination aus Hard- und Software mit gut 180 Euro zu Buche. Statt der Software liegt lediglich ein kleiner Zettel in der Verpackung, der auf eine URL verweist. Unter der Adresse kann sich der Käufer die aktuellen Versionen der benötigten Software auf den Rechner laden.
Der Stift erfüllt eine doppelte Funktion. Die Kappe, die den Anschluss des USB-Kabels verbirgt, ist so gearbeitet, dass diese Seite des e-pen als Stylus auf einem Tablet genutzt werden kann.
Der Stift ist nicht wesentlich schwerer als ein wertiger Füllfederhalter. Die mitgelieferten Minen wirken allerdings billig. Der e-pen kratzt mehr über das Papier als er tatsächlich gleitet. Für den Transport wird eine kleine Metallbox mitgeliefert. Vor dem ersten Schreiben müssen Empfänger und Digipen mehrere Stunden aufgeladen werden. Die Akkuladung reicht dann allerdings für viele Notizen. In unseren Tests ist es nicht einmal gelungen, die Anzeige für einen leeren Akku zu provozieren.
Die dem Set beiliegende Dokumentation verdient diesen Namen nicht. Die knappen englischsprachigen Texte gehen über erste Hinweise zum Anschließen der Geräte, den Minenwechsel und der Nennung der Seriennummer für das Softwarepaket nicht hinaus.
Die Bedienung entspricht den anderen Geräten ähnlicher Bauform. Der Empfänger wird aktiviert und Sie beginnen mit dem Schreiben. Am Ende einer Seite muss einmal der Schalter am Empfänger gedrückt werden, um die Aufnahme abzuschließen. Zur Verwaltung der Notizen verwendet e-pens die Software MyScriptStudio.
In diesem Programm bearbeiten Sie die übertragenen Notizen, etwa durch farbige Markierungen. Wichtigste Funktion ist allerdings die Erkennung der Handschrift. Auch ohne besonders langsames Schreiben oder der Nutzung von Druckbuchstaben funktioniert das erstaunlich gut. Problematisch wird es natürlich dann, wenn Ihre Notizen gern mit der berüchtigten Apothekerschrift verglichen werden. In diesem Fall können Sie nur noch versuchen, mit der ebenfalls ausgelieferten Trainingssoftware die Erkennungsrate zu verbessern.
Iris Notes 2 Executive, Equil Note 2, LiveScribe Echo und Wifi
Der Digipen von Iris ist schon vor einiger Zeit erschienen, aber nach wie vor für rund 140 Euro im Handel zu bestellen. Auch hier kommt MyScriptNote als Erkennungs- und Verwaltungssoftware zum Einsatz. Damit erreicht auch diese Stiftkombination die gleiche Erkennungsrate wie die genannten Mitbewerber. Die Verarbeitung des Stiftes entspricht im Wesentlichen dem Modell aus dem Hause Staedtler.
In der gleichen Preisklasse spielt der equil Smartpen, der mit der hauseigenen Software Note 3.2 ausgeliefert wird. Das Programm wird für iOS und OS X angeboten und steht kostenfrei in den App Stores zur Verfügung. Sprachmodule für die Schrifterkennung werden als In-App-Käufe umgesetzt. Auch dieser Digitalstift ist für den Betrieb auf Normalpapier gedacht. Die Übertragung der aufgezeichneten Notizen zwischen Empfänger und Software erfolgt per Bluetooth. Korrekter wäre die Formulierung, „soll funktionieren“. Denn die vom Hersteller ausgelieferte App arbeitet alles andere als stabil. Zwar wird der Pen auch unter Yosemite zunächst korrekt erkannt, doch danach verabschiedet sich das Programm reproduzierbar. Ein vernünftiges und zeitsparendes Arbeiten war damit nicht möglich.
Livescribe hat aktuell noch einen weiteren Stift im eigenen Shop. Beim Wifi-Modell werden die Aufnahmen und Texte per Wifi an den stationären Rechner übertragen. Der Stift ist indes auch etwas schwerer und damit unhandlicher, weil darin nicht nur ein Display verbaut ist, sondern auch das Mikrofon für die Sprachaufnahmen. Die zugrundeliegende Technologie ist indes die gleiche wie beim aktuelleren Modell 3.
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