ReSound LiNX im Test: Hörgerät mit iPhone-Anbindung - endlich smarter und besser hören

Nicht nur ältere Menschen haben Probleme mit dem Hören, auch immer mehr jüngere Menschen sind betroffen. Doch für alle Menschen mit Hörproblemem ist es wichtig, sich nicht damit abzufinden. Denn die Geräte selbst sind besser denn je. Mit dem ReSound LiNX ist nun sogar ein Hörgerät am Markt, das mit iPhone-Anbindung und überaus aufwändiger Technik Alt wie Jung überzeugen kann. Der Autor, selbst schwerhörig, hat die Geräte getestet.

Von   Uhr
6 Minuten Lesezeit

Ein „Made for iPhone, iPad, iPod“ liest man. Auf einem Prospekt für Hörgeräte? Die erste Reaktion: Verwunderung. Aber schnell fallen einem verschiedene Anwendungsgebiete ein, für die eine Kopplung zwischen Hörsystem und iPhone praktisch sein könnten: Die Regelung der Störgeräuschunterdrückung und das komfortable Einstellen der Lautstärke, für die man bislang umständlich hinter dem Ohr rumhantieren musste.

Ein Blick auf die App im iTunes Store macht weiter neugierig: Verschiedene Hörsituationen sollen sich programmieren lassen können. Umgemein praktisch, wenn man sich an frühere Gerätegenerationen erinnert, die einfach nur ein Programm konnten und simpel alles verstärkten - denn auf der Arbeit stellen sich andere Herausforderungen an das Gehör wie etwa in einer Vorlesung, im Straßenverkehr ist die Situation ganz anders als zuhause beim Musikhören oder beim Fernsehen. 

Ein Selbstversuch

Dann also ein Selbstversuch. Seit über 15 Jahren habe ich - entgegen aller Vernunft - kein Hörgerät mehr getragen, da ich damals ziemlich unzufrieden war mit den erhältlichen Geräten. Tiefe Frequenzen sind in Ordnung, die hohen fallen unter den Tisch. Das heißt in etwa: Außer Möwen oder Raben hört man keine Vögel, manche Klingeltöne des Smartphones sind nicht zu hören. Damit kann man noch ganz gut leben, anstrengend wird es jedoch, wenn in einer lauteren Umgebungen Gespräche verstanden werden müssen. Der Besuch beim Hörgeräte-Akustiker und der Hörtest machen diese Dinge noch einmal klar. Nun gut, der Selbstversuch wird gestartet.

Nach ein paar Tagen dann der Termin zur Anpassung. Die LiNX liegen auf dem Tisch. Erster Eindruck: Sehr, sehr klein und unscheinbar, trotz der kräftigen Farben, in denen das Gerät angeboten wird. Die Farben sollen aussagen, dass Hörgeräte nicht mehr fleischfarben sein und versteckt werden müssen, sondern sie eine Art Lifestyle-Acessoire sind, zu dem man sich bekennen kann. Zu dieser Sparte gehöre ich selbst nicht, mir ist es ganz recht, dass die winzigen Geräte hinter dem Ohr verschwinden. Der erste Trageeindruck: Sehr gut. Die Lautsprecher, die im Ohrkanal liegen, sind kaum spürbar und lassen den Schall der Umgebung durch. 

Kein Vergleich zu früher, wo man sich immer fühlte, als hätte man Watte in den Ohren. Dadurch wirkt auch der Klang ungemein natürlich. Ein gutes Zeichen also. Desweiteren werden die Geräte auf das jeweilige Hörprofil des Trägers angepasst. Das heißt: Die Frequenzen, die man noch gut hört, passieren das Gerät unverstärkt. Diejenigen, die man kaum hört, verstärkt das Gerät hingegen. Das ist zunächst ziemlich ungewohnt, aber mit zunehmender Tragezeit „lernt“ das Gehirn, diese „neuen“ Eindrücke zu verarbeiten. Beim Spaziergang verblüffen einen die „neuen“ Höreindrücke, man hat das Gefühl, es wäre eine Art Hören „plus“. Der Sound der Geräte ist klasse, keine metallischen Stimmen, keine zischenden Schärfen, sondern ein sehr natürlich anmutender, beinahe warmer Klang.

Die Anpassung geht verblüffend schnell. Ein, zwei Tage waren im Gespräch, doch schon nach ein paar Stunden fühlt man sich wohl mit den Geräten. Und sogar das plötzliche, überaus laute Klappern der mechanischen Tastatur des Kollegen nervt nach zwei, drei Tagen schon etwas weniger. Und der verwunderte Gesichtsausdruck beim Gehen durch die Natur lässt sich allmählich besser verbergen. Störgeräusche wie der Wind beim Fahrradfahren sind nicht übermäßig wahrzunehmen, Rückkopplungen sind bei den Geräten nur mutwillig herbeizuführen, die Elektronik leistet hier schnell ganze Arbeit. Das größte Erlebnis: Abends die Pink-Floyd-Platten zu hören via Kopfhörer. Mit offenem Mund. So soll das also klingen. Und prompt mag man die Platte noch viel lieber als vorher schon.

Technik

Und auch für den Technikliebhaber bieten die ReSound-Geräte einen ungewöhnlichen Komfort. Per App lassen sich die wichtigsten Parameter des Gerätes bequem ändern. Höhen, Tiefen und die Lautstärke regelt die App getrennt. Und auch die einzelnen Hörprogramme kann man via App einstellen. Technisch läuft das Ganze via Bluetooth 4.0 LE, direkt im Gerät integriert. Die Verbindung zum iPhone ist einfach herzustellen, nimmt aber etwas Zeit in Anspruch. Sowohl Gerät als auch iPhone signalisieren die erfolgreiche Kopplung.

Auch ein paar nette Spielereien gibt es: Die App hat eine Suchfunktion integriert, falls man seine Geräte mal verlegt hat. Für jedes einzelne Gerät wird beim Aktivieren angezeigt, wie weit es vom Smartphone entfernt ist. Ganz praktisch ist zudem eine Funktion, die mit den Ortungsdiensten zusammenarbeitet und automatisch das passende Hörprogramm auswählt, wenn man sich dem entsprechenden Ort nähert. Diese sollen individuell bestimmbar sein. Diese Funktion ist in der aktuellen App noch nicht integriert, soll aber, so die Aussage des Herstellers, via Update nachgeliefert werden. Da die LiNX darüber hinaus AirPlay-fähig sind, lassen sie sich auch als Ausgabegerät am iPhone anwählen, so können Sie beispielsweise Musik hören, ohne dass Sie extra Kopfhörer brauchen.

Allerdings gilt dies nur für die programmierte Hörkurve, sodass bei bestimmten Formen von Schwerhörigkeit nur ein Teil des Klangspektrums zu hören ist. Im vorliegenden Fall waren also im Test vor allem Mitten und Höhen zu hören. Hier könnte noch einmal nachgebessert werden, dann könnte man mit den Geräten auch ohne Kopfhörer Musik hören.

iOS-Unterstützung

Überaus positiv ist auch, dass die LiNX von iOS 7 und iOS 8 direkt unterstützt werden. Das heißt, man kann die Geräte auch mit den Bedienungshilfen unter den Einstellungen bedienen und verschiedene Parameter verändern. Auch beim Telefonieren können die LiNX gute Dienste leisten, denn der Sound bei Anrufen kann auf Wunsch über die Lautsprecher im Ohr wiedergegeben werden. Dies ist vor allem in lauten Umgebungen ungemein hilfreich. 

Nicht zuletzt die iOS-Unterstützung ist neben der gelungenen App mit verantwortlich dafür, dass die LiNX bei der diesjährigen IFA in Berlin den begehrten Usability Award in Gold erhielten.

Preis

Soviel Technik hat natürlich auch seinen Preis. Das ReSound LiNX kostet je nach Ausführung zwischen 2.500 und 3.500 Euro pro Stück, nicht gerade ein Schnäppchen, aber angesichts der Leistungen und der Miniaturisierung überaus angemessen. Die Krankenkasse übernimmt bei gesetzlich Versicherten einen bestimmten Anteil, wenn die Hörgeräte von Arzt verordnet werden. Dieser Anteil ist variabel und beträgt zwischen circa 700 bis zu circa 1.500 Euro, je nach Art und Ausmaß der Schwerhörigkeit.

Fazit

Mit den LiNX bietet ReSound ein voll und ganz überzeugendes Hörsystem an, das durch einen überragenden Sound und die gelungene iOS-Anbindung überzeugt. So viel Technik hat zwar Ihren Preis, der Zugewinn ist für Schwerhörige aber immens. Man kann auch gespannt sein, was die App noch Zusatzfunktionen via Update spendiert bekommt.

Mehr zu diesen Themen:

Diskutiere mit!

Hier kannst du den Artikel "ReSound LiNX im Test: Hörgerät mit iPhone-Anbindung - endlich smarter und besser hören" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.

Die Kommentare für diesen Artikel sind geschlossen.