Das junge Unternehmen „Sømløs“ (norwegisch für „nahtlos“) wurde erst vor Kurzem in Oslo gegründet, um Produkte zu entwickeln, die die Menschheit von täglichen, wiederkehrenden Aufgaben befreien. Eine dieser Arbeiten ist bekanntlich das Staubsaugen, eine andere das Rasenmähen. Um letzteres soll sich fortan der G1s kümmern. Vorzugsweise in größeren Gärten, denn er ist für Rasenflächen von bis zu 800 Quadratmeter (± 20 Prozent) ausgelegt. Das Modell mit dem Zusatz „+“ soll ob seines größeren Akkus sogar doppelt so großes Terrain beackern können.
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Erst die Arbeit
Bevor der Roboter den Kampf gegen stetig wachsende Grashalme aufnimmt, gilt es, seinen Arbeitsbereich zu definieren. Denn anders als wir es von guten Saugrobotern inzwischen gewohnt sind, erkennt der G1s nicht automatisch, was Rasen und was Blumenbeet ist. Auch auf Unterstützung aus der Luft (GPS) muss er verzichten. Ein klassischer Draht muss also einmal um die Rasenfläche und etwaige größere Hindernisse herum verlegt werden.
Eine Rolle mit 100 Meter grünem Draht liegt dafür im Karton, zur Fixierung im Boden zusätzlich ein Sack voll Plastikheringe. Sømløs empfiehlt einen Abstand von 35 Zentimetern zur Rasenkante, sowie 2 Meter Platz vor und etwas Platz hinter der Ladestation. Zudem bevorzugt die graue Maschine das Fahren entgegengesetzt des Uhrzeigersinns. Diese strikten Vorgaben grenzen die Standortwahl auf unserem zugegebener weise reichlich unterdimensionierten Testgelände ein.
Sobald der Stromkreis geschlossen ist, sprich beide Enden des Drahts in der möglichst waagerecht platzierten Plastikrampe eingeklemmt sind und das wasserdichte Netzteil mit Strom versorgt ist, ist der G1s bereit für den Probelauf. Zuvor müssen wir noch die Rasierklingen-ähnlichen Schneidemesser anbringen. Im Lieferumfang sind zwei Sets zu je vier Klingen enthalten, einen Kreuzschraubendreher musst du selbst im Werkzeugkasten haben. Dann setzen wir den Roboter in die Mitte der Rasenfläche, drücken feste auf den nicht zu übersehenden roten Stop-Knopf, der gleichzeitig die Klappe des Bedienelements entriegelt, und schalten ihn ein. Da der G1s bei einem Akkustand von unter 70 Prozent aber gar nicht erst anfängt, schicken wir ihn zunächst per „Haus“-Knopf zum Laden auf die Station.
… dann die Ladepause
Zeit, sich die App einmal genauer anzuschauen. Mit ihr kannst du vom Sofa aus den Mähvorgang starten und unterbrechen, sowie Zeitpläne erstellen und verwalten. All dies kannst du auch am Mäher selbst einstellen, per App ist es aber um einiges bequemer. Automationen wie „Starte nur bei Sonnenschein jeden zweiten Tag um 12 Uhr“ kannst du ausschließlich in der App einrichten. Andere Trigger und Abhängigkeiten scheinen ebenso möglich zu sein, leider stoßen wir an dieser Stelle auf etliche unbenannte Buttons und Beschreibungstexte in chinesischen (?) Schriftzeichen. Auch an anderer Stelle treffen wir auf fragwürdige Übersetzungen. Hier muss dringend nachgearbeitet werden. Trotz dieser Unwägbarkeiten gelingt es uns beim ersten Versuch, den G1s in das heimische WLAN einzuklinken, damit die Automationen ihren Zauber wirken können. Du hast zudem die Möglichkeit, den G1s einen einzelnen Spot mähen zu lassen oder einen großen Garten in bis zu fünf Zonen abhängig von der Entfernung zur Ladestation einzuteilen.
Im Zickzack zum englischen Rasen
Dann ist es so weit: Der erste Mähvorgang kann beginnen. Schnell noch Spielzeug, Bälle und andere Störenfriede aus dem Weg räumen – denn wie auch ein Saugroboter nimmt dir ein Mähroboter das Aufräumen leider (noch) nicht ab. Was direkt positiv auffällt: Der G1s ist angenehm leise. Sømløs gibt eine Betriebslautstärke von 60 bis 65 Dezibel an, was normalem Straßenverkehr entspricht. Diese Werte erreichen wir nur, wenn wir das Messgerät direkt auf den Roboter legen.
Langsam, mit einer fast schon stoisch anmutenden Ruhe dreht der G1s seine Runden. Wobei es genau gesagt keine Runden sind: Er bewegt sich wie zufällig über das Grün und folgt dabei keinem erkennbaren Muster – und das mit einer Geschwindigkeit von 22 Metern pro Minute (was 1,32 km/h entspricht). Ihm dabei zuzusehen ist fast ein wenig meditativ. Steigungen von bis zu 25 Grad machen ihm dank seiner großen Schaufelrad-ähnlichen Hinterreifen nichts aus. Bei Hindernissen ist er wenig zimperlich. Ist etwa der Pfosten der Schaukel im Weg, fährt er zunächst scheinbar ungebremst dagegen, setzt kurz zurück und nimmt dann einen anderen Weg.
Schön schnittig
Während die großen Reifen unermüdlich im Schneckentempo über den Rasen rollen, drehen sich die Schneidemesser an der Unterseite mit 3.500 Umdrehungen pro Minute und metzeln alles nieder, was eine gewisse Höhe übersteigt. Diese Schnitthöhe ist variabel. Mit einem großen Drehrad, das sich unter einer weiteren Klappe verbirgt, kannst du sie schrittweise von 5,5 auf 2,5 Zentimeter senken. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Grashalme werden sauber abgeschnitten, der Rasenschnitt bleibt liegen und dient als zukünftige Nährstoffquelle.
Da der Arbeitsplatz eines Mähroboters in den meisten Fällen unter freiem Himmel liegt, ist der Blech- oder besser Plastikkamerad IPX4 zertifiziert, sprich, er ist gegen allseitiges Spritzwasser geschützt. Dennoch erkennt ein Regensensor einsetzenden Niederschlag, woraufhin der G1s selbstständig zur Basis zurückkehrt. Für den Fall, dass der Rasen dennoch dringend bei Regen gestutzt werden muss, gibt es einen speziellen Modus, der den Regensensor de facto abschaltet. Auch einen Modus zum Mähen der Kanten soll es geben. Leider gibt es weder in der App noch in der (englischsprachigen) Bedienungsanleitung eine entsprechende Erklärung. Auf Nachfrage teilte Sømløs uns mit, dass der Kantenmodus eher zur Routine des G1s gehört und mindestens ein Mal pro Woche automatisch durchgeführt wird.
Preisfrage
Wenn du schon einmal Urlaub in der Heimat von Sømløs gemacht hast, weißt du, wie teuer es in dem skandinavischen Land sein kann. Laut Statista betragen die Lebenshaltungskosten in Norwegen 144,3 Prozent des EU-Durchschnitts und machen das Land der Fjorde und Trolle zum drittteuersten Land nach der Schweiz und Island. Gut, die Norweger:innen bekommen da weniger von mit, da das durchschnittliche Einkommen entsprechend hoch ist. Dieser kleine Exkurs soll auf den Preis vorbereiten. Denn mit 1.400 Euro für das „kleine“ Modell (800 Quadratmeter) gehört der G1s definitiv zur Oberklasse der autonomen Rasenmäher. Auch das Zubehör ist überraschend hochpreisig: Ein neues Installations-Kit bestehend aus 100 Meter Draht und 100 Erdnägeln kostet 125 Euro, ein Satz Ersatzklingen 60 Euro und eine Ladestation mit Unterschlupf schlägt mit 250 Euro zu Buche. Und beim Preis für die fünf Meter lange Verlängerung für das Netzteil wird sogar Apple neidisch: 100 Euro steht hier auf dem Preisschild.
Fazit
Mit dem Wissen, dass der G1s gewissermaßen erst das zweite Produkt (nach dem Saugroboter S1) ist, das Sømløs auf den Markt gebracht hat, ist das Ergebnis wirklich beachtlich. Der Mähroboter verrichtet ohne viel Aufsehen und geräuscharm seine Arbeit. Durch den individuellen Zeitplan und die smarte Automationen kannst du seine Arbeitsroutine perfekt an die Gegebenheiten anpassen. Einzig für die App gibt es saftige Punktabzüge. Doch zum Glück kann hier relativ einfach per Update nachgebessert werden. Na ja und dann ist da noch der Preis …
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