Die Pebble Time fällt erst einmal durch ihr Display auf. Es ist bei grellem Sonnenlicht am besten ablesbar, weil es eine E-Paper-Variante darstellt, die zwar nicht genauso funktioniert wie der Bildschirm des Kindle Paperwhite, aber ebenfalls transflexiv ist. Im Dunkeln hingegen muss eine Leuchte hinzugeschaltet werden, die das Display ausleuchtet. Die Uhr stellt anders als die Apple Watch nur 64 Farben dar und besitzt mit 144 x 168 Pixeln auch eine geringere Auflösung. Das Interface ist allerdings auch gar nicht auf die Anzeige von Fotos und Videos ausgelegt und wenn nicht gerade das Licht direkt auf den Bildschirm fällt, wirkt dieser auch relativ kontrastarm. Einen Touchscreen gibt es nicht, dafür aber insgesamt vier Tasten: Eine auf der linken und drei auf der rechten Gehäuseseite.
Das quadratische Display soll mit Gorilla Glas geschützt sein, doch uns fiel schon nach kurzer Tragezeit ein Kratzer auf, der sich auch nicht wegpolieren ließ. Optisch wirkt die Pebble Watch Steel recht elegant und nicht so klobig wie manch' andere Smartwatch. Das leicht gewölbte Gehäuse passt sich dem Arm gut an, doch eines stört: Der Rand um das Display herum ist recht breit. Dafür ist das Uhrengehäuse bis 30 Meter wasserdicht. Einen solchen Versuch unternahmen wir nicht, das Duschen und Händewaschen schadeten der Uhr aber nicht.
Das Armband lässt sich problemlos austauschen, da die Bandanstöße ganz normale Uhrenarmbänder mit 22 mm Breite aufnehmen. Der Pebble Time liegt ein Silikonband bei, bei der Pebble Time Steel, die über Kickstarter finanziert wurde, sind gleich zwei Armbänder dabei: Ein Ledermodell und ein Metallarmband, das allerdings aufgrund von Produktionsschwierigkeiten erst später ausgeliefert wird. Was beim Durchsehen der technischen Daten auch gleich auffällt: Die Uhr soll eine Laufzeit von einer Woche, die Pebble Time Steel sogar von 10 Tagen besitzen. Das ist aus mehreren Gründen möglich: Zum einen ist das Display stromsparend, zum anderen ist nur Bluetooth aber kein WLAN vorhanden. Zum anderen sind auch weniger Sensoren verbaut. Einen Pulsmesser oder NFC sucht man vergebens. Die Steel-Version mit Metallgehäuse ist zudem etwas dicker als das Kunststoffmodell und verfügt über einen größeren Akku.
Die Uhr nimmt über Bluetooth mit dem iPhone, iPad, dem iPod touch oder Android-Geräten Kontakt auf. Auf diesen Geräten muss eine App installiert werden, die Pebble kostenlos über den iTunes App Store beziehungsweise Google Play anbietet. Über diese App werden nicht nur Einstellungen vorgenommen sondern auch Anwendungen auf der Uhr installiert. Innerhalb der App für iOS kann zum Beispiel auch angegeben werden, welche Kalender mit der Pebble Watch synchronsiert werden sollen. Über die App lassen sich auch neue Ziffernblätter auf die Uhr kopieren, von denen es schon einige gibt, darunter sogar das Mickey-Maus-Motiv, das auch Apple-Watch-Besitzer kennen.
Leider unterscheiden sich die Android- und die iOS-Apps deutlich voneinander. So kann der Anwender nur unter Android festlegen, welche Apps ihre Benachrichtigungen auch auf die Uhr schicken sollen. Das klappt bei iOS nicht ganz so gut. Hier werden alle Benachrichtigungen, die das iOS-Gerät anzeigt, auch zur Uhr weitergeleitet. Natürlich lässt sich unter iOS auch regeln, welche Apps überhaupt Benachrichtigungen ausgeben dürfen, doch eine Unterscheidung, welche davon zur Uhr gelassen werden, ist unmöglich.
Die Steuerung der Uhr erfolgt mangels Touchscreen über die Knöpfe an der Seite, die alle einen ordentlichen Druckpunkt haben und bei der Steel-Version aus Metall sind. Damit lässt sich die Uhr auch ganz gut bedienen, was an dem durchdachten Navigationskonzept liegt, das Pebble ersonnen hat.
Der linke Knopf führt zur Menüsteuerung zurück, während die drei rechten Knöpfe die Navigation entlang der Zeitachse erlauben. Sämtliche Benachrichtigungen, Termine, Erinnerungen und Nachrichten werden von der Uhr chronologisch einsortiert. Mit dem oberen rechten Knopf werden aktuelle Informationen abgerufen, wobei eine erneute Betätigung die Informationen des Vortags noch einmal aufruft. Der untere Knopf zeigt künftig relevante Informationen wie Termine oder die Wettervorhersage an. Die Uhr kann mit Apps ausgerüstet werden, die ihre Informationen mit in die Zeitleiste schieben, wenn der Anwender das will und in der Smartphone-App festlegt. Töne gibt die Uhr nicht wieder, besitzt aber ein Vibrationsmodul, mit dem sie auf sich aufmerksam machen kann.
Die Schriftgrößen lassen sich nach dem Update auf die neue Firmware 3.2 auch verändern und Benachrichtigungen in einem Rutsch statt einzeln löschen. Dessen Beleuchtungsstärke und auch die Dauer der Beleuchtung, die auf Knopfdruck aktiviert wird, lässt sich mittlerweile in den wenigen Einstellungenmöglichkeiten der Uhr festlegen. Mit Vibrationsalarm arbeitet auch der Wecker, der sich zuverlässig bemerkbar macht. Wer will, kann die Benachrichtigungen für die Nacht oder einen anderen Zeitraum auch abstellen. Auch ein Flugmodus ist vorhanden, der die Bluetooth-Verbindung kappt.
Der bisher nicht beschriebene mittlere Knopf am rechten Rand öffnet die App-Auswahl. Der Anwender kann hier die installierten Anwendungen auswählen und starten. Im App-Menü lässt sich nur scrollen, was recht mühselig wird, wenn viele Anwendungen installiert sind. Wem das zuviel Aufwand ist, kann auch zwei Apps als Favoriten auf den unteren und oberen Knopf legen, die bei langem Drücken gestartet werden. Das macht beispielsweise bei einer Fitness-App oder der Benachrichtigungsapp Sinn.
Leider beherrscht die Uhr bei den Benachrichtigungen unter iOS praktisch keine bidirektionale Kommunikation. Der Apple-Anwender kann also nicht antworten, während der Android-Nutzer per Spracherkennung auf eingehende Nachrichten reagieren kann. Das klappt sogar erstaunlich gut. Alternativ dazu können bei Android einer von mehreren vorgefertigten Texten von der Uhr als SMS als Antworten abgeschickt werden. Das gibt es bei der Apple Watch auch. Leider existiert bei der Pebble keine Sprachsteuerung - Siri ebenfalls nicht benutzt werden.
Das App-Angebot für die Uhr ist enorm groß, zumal auch Apps für die vorhergehende Generation laufen, die nur ein Graustufendisplay vorweisen kann. Etwa 6.500 Apps sind im Pebble App Store zu finden, wobei die Zahl der farbigen Apps, die speziell für die Pebble Time entwickelt wurden, noch in der Unterzahl sind. Gelungen sind Apps wie Tripadvisor, Evernote und einige Spiele und Terminplaner beziehungsweise die Fitness-App von Misfit. Die kann den Bewegungsmesser in der Uhr zur Schrittzählung verwenden. Mit diversen Apps können außerdem die Philips-Hue-Leuchten vom Handgelenk aus geschaltet werden, was durchaus eine Alternative zu teuren Lichtschaltern von Philips oder dem Griff zum Handy ist.
Mit der App 'If this then that' (IFTTT) kann der iOS-Nutzer die Uhr deutlich sinnvoller einsetzen. Zwar bietet die App keine direkte Unterstützung für Pebble, doch sie erzeugt Benachrichtigungen nach vorher festgelegten Rezepten. So können zum Beispiel E-Mail und Feeds nach Stichwörtern durchsucht und nur die zutreffenden Ergebnisse ausgegeben werden. Mit etwas Mühe lässt sich so das eigene Benachrichtigungssystem erstellen.
In unserem Test mit der Pebble Watch Steel stellten wir im Vergleich zur ebenfalls ausprobierten Pebble Time eine etwas längere Akkulaufzeit fest. Die versprochenen 10 Tage erreichte die Uhr allerdings im Alltagsbetrieb nicht - 6 oder 7 Tage sind bei einer durchschnittlichen Benachrichtigungsmenge von 40 Stück am Tag sowie dem eingeschalteten Schrittzähler realistischer, doch auch das ist ein deutlicher Vorteil gegenüber anderen Smartwatches.
Die Uhr wird mit dem mitgelieferten USB-Kabel aufgeladen. Das klappt etwa in einer Stunde und ist damit sehr viel schneller als bei der Apple Watch. Das Kabel beziehungsweise dessen Kontakt an der Pebble Time ist allerdings nicht besonders gut konstruiert. Es wird mit zwei Magneten gehalten, die sich aber schon bei geringer Zugbelastung nicht mehr am Gehäuse halten können. Die Folge: Die Uhr wird nicht mehr geladen.
Die Pebble Watch wirkt nicht so elegant wie die Apple Watch und auch im Vergleich zu anderen, modernen Android-Watch-Modellen fällt sie durch einen etwas spröden Charme etwas ab, doch das ist natürlich Geschmacksache. Die Uhr ist jedoch recht spartanisch ausgestattet. Die meisten Sensoren aus anderen Smartwatches fehlen, wobei über Zusatzarmbänder, die sich mit der Uhr verbinden können, solche Funktionen nachrüstet werden könnten. Noch fehlen allerdings derartige Angebote.
Die Pebble Time im Kunststoffgehäuse kostet rund 250 Euro, die Steel-Version wird mit Lederarmband für 300 und mit Metallarmband für 400 Euro verkauft.
Fazit
Für iOS-Nutzer stellt sich die Frage, ob die Pebble Time derzeit ihren Bedarf abdecken kann. Leider lassen sich mit dem Gerät bis dato keine Nachrichten verschicken und auch die Sprachsteuerung, die eigentlich eines der wichtigsten Funktionen der Uhr darstellt, ist nur für Android verfügbar. Ob sich hier künftig etwas ändert, lässt sich schwer vorhersagen. Das Display ist für seine Zwecke ausreichend gut - Fotos lassen sich damit aber nicht ansehen. Außerdem fehlen viele Sensoren, die die Pebble Time zum Fitnesstracker machen könnten. Einen einfachen Schrittzähler gibt es auch schon für knapp 20 Euro im Form des Armbands Mi Fit von Xiaomi. Das Timeline-Interface hingegen bietet eine hervorragende Übersicht über anstehende, aktuelle und abgelaufene Ereignisse, Termine und ähnliches und erlaubt es vielbeschäftigten Menschen mit dichtem Terminkalender und prall gefüllter ToDo-Liste, die Übersicht zu behalten.
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