Grundsätzlich funktioniert RSS wie ein Abonnement: Anwender tragen die URLs von Internetseiten mit für sie interessanten Inhalten in eine RSS-(Web-)Anwendung ein. Diese prüft in regelmäßigen Abständen selbsttätig, ob neue Inhalte auf den abonnierten Seiten erschienen sind. Ist dies der Fall, lädt die RSS-Anwendung die Inhalte.
Für den Anwender ergibt sich so eine enorme Zeitersparnis: Anstatt die Seiten nacheinander aufrufen und diese auf neue Inhalte überprüfen zu müssen, kümmert sich RSS darum – nicht mehr der Leser kommt also zu den Inhalten, die Inhalte kommen vielmehr zum Leser.
Die RSS-Technologie ist mittlerweile knapp 20 Jahre alt und hat in dieser Zeit viele Höhen und Tiefen erlebt. Seine Blüte hatte RSS vor knapp zehn Jahren während der Hochzeit der Blogger-Szene. Angesichts der Vielzahl interessanter Inhalte halfen RSS-Reader dabei, den Überblick zu behalten. Zahlreiche RSS-Webdienste, viele davon kostenpflichtig, buhlten um die Gunst der Anwender. Mit seinem kostenlosen und leistungsfähigen Angebot Google Reader entschied der Suchmaschinenriese Google bald die Schlacht für sich. Zur Popularität von Google Reader trug maßgeblich bei, dass RSS-Apps für Mac, iPhone und iPad auf diesen Dienst aufsatteln konnten. So war es möglich, auf allen Geräten einen einheitlichen Stand zu halten.
Die Softwareentwickler Manton Reece und Brent Simmons haben 2017 JSON Feed entwickelt. JSON Feed verzichtet auf das von RSS-Dateien verwendete und vielfach unbeliebte XML-Format zugunsten des JSON-Standards, der das Auslesen der Feeds vereinfacht und daher weniger fehleranfällig ist. Für das Content-Management-System Wordpress gibt es bereits ein entsprechendes Plugin, um Inhalte einer Webseite in einem JSON-Feed auszuliefern. Ob dieser neue Standard das klassische RSS auf lange Sicht ablösen wird, muss sich noch herausstellen.
Der Anfang vom Ende
Als Google seinen Dienst 2013 unter großem Nutzerprotest einstellte, hatten fast alle kommerziellen Konkurrenten ihre Angebote bereits aufgeben müssen. In der Folge funktionierten auch viele RSS-Anwendungen für macOS und iOS nicht mehr, die auf Googles Dienst aufsetzten.
In einem ersten Schritt hatte Apple RSS bereits im August 2012 den Rücken gekehrt und mit dem Update von Mountain Lion auf Mavericks die RSS-Funktion von Safari, Mail und einen Bildschirmschoner aus dem Betriebssystem gestrichen. Viele Anwender wandten sich in dieser Zeit von RSS ab. Der unter iOS ohnehin versteckte Feedreader – die Safari-Funktion „geteilte Links“ – verschwand schließlich jüngst mit iOS 11 zugunsten einer Verlaufsanzeige aus dem Mobil-Betriebssystem.
Ein weiterer gewichtiger Grund für das Sinken des RSS-Sterns war der Aufstieg der sozialen Netzwerke. Fast alle Betreiber von Internetseiten teilen auch auf Facebook und Twitter mit, wenn neue Inhalte erscheinen. Viele Nutzer gingen dazu über, sich in ihren Timelines über neue Inhalte ihrer Lieblingsseiten informieren zu lassen und verzichteten auf RSS.
Gute Gründe für RSS
Doch auch dieses Tal hat RSS durchschritten und erfreut sich gegenwärtig wieder wachsender Popularität. Mittlerweile gibt es wieder eine Vielzahl von RSS-Webdiensten und -Apps für den Mac, das iPhone und das iPad.
Einer der Gründe für diesen zweiten Frühling liegt darin, dass viele Anwender erkannt haben, dass die Vermischung von Webseiten-Inhalten und Statusnachrichten in sozialen Netzwerke nur oberflächlich praktisch ist: Zwar spart man einen Dienst ein, aber die Übersicht und damit der Nutzen werden verringert. Steht eine Statusnachricht über einen neuen Blog-Eintrag gleichberechtigt zwischen weniger bedeutsamen Tweets mit Äußerungen aus dem sozialen Umfeld – kippt man also Nachrichtliches und Soziales zusammen – läuft Neues Gefahr, in der Flut des Sozialen unterzugehen. Wer Social-Media-Inhalte von journalistischen trennt, ist zudem qualitativ besser informiert, weil subjektive Meinungen und objektive Berichterstattung nicht miteinander vermischt werden. So hat man bei RSS stets die Gewissheit, aus welcher Quelle die Nachrichten stammen.
Angesichts der großen Auswahl von RSS-Anbietern, kann die Auswahl schwerfallen. Wer mehrere Dienste parallel testen oder von einem Dienst zu einem anderen wechseln möchte, kann sich viel Arbeit ersparen. Die Mehrzahl der Web-RSS-Dienste unterstützt OPML (Outline Processor Markup Language), ein XML-Format. Mit diesem ist es ein Leichtes, eine Liste aller abonnierten Seiten und deren URLs in einer OPML-Datei zu speichern und diese mit einem anderen Webdienst einzulesen. Dieses Vorgehen klappt übrigens auch mit vielen Podcasts. OPML zudem ist besonders gut für den Import und Export von RSS-Feeds geeignet, da auch Informationen zur Kategorisierung der Quellen in den mit jedem Texteditor lesbaren Dateien gespeichert werden können.
Vorteile der RSS-Webdienste
Zum Einstieg in die Welt von RSS empfiehlt sich die Verwendung eines webbasierten Dienstes, denn diese bringen – gegenüber einer App – viele Vorteile mit sich. Einerseits kann man mit jedem Webbrowser auf den RSS-Dienst zugreifen – auch wenn dieser auf einem Windows-, Linux- oder Android-System installiert ist. Zudem satteln viele der verfügbaren Apps für macOS und iOS auf RSS-Webdienste auf, um auf allen Geräten einen einheitlichen Stand darzustellen. So wird vermieden, dass auf einem Gerät bereits Gelesenes sich auf einem anderen als Neuigkeit präsentiert.
Zahlreiche Anbieter von RSS-Webdiensten buhlen um die Gunst der Nutzer. Viele arbeiten dabei nach dem Freemium-Modell: Dabei ist die Verwendung grundsätzlich kostenlos, ab einer bestimmten Zahl abonnierter Webseiten wird die Nutzung kostenpflichtig. Alternativ blenden einige Dienste Werbung ein, die man gegen Zahlung einer monatlichen Gebühr abschalten kann. Auch andere praktische Funktionen, wie etwa ein Volltext-Archiv, bleiben nicht selten zahlenden Anwendern vorbehalten.
Verwendung der Webdienste
Die Funktionsweise der RSS-Webdienste ist grundsätzlich untereinander vergleichbar. Im ersten Schritt müssen Sie ein Nutzerkonto anlegen. Viele der Dienste erlauben auch eine Anmeldung mit den Nutzerdaten eines Google-, Twitter-, oder Facebook-Kontos.
Anschließend werden die URLs von Lieblingsseiten eingetragen. Stets sollte man bereits beim Einrichten abwägen, wie viele Beiträge eine Seite veröffentlicht, um später nicht überflutet zu werden. Viele Internetseiten bieten daher mehrere RSS-Feeds – einige Nachrichtenseiten beispielsweise separate Feeds für Internationales, Politik und Kultur.
Wer nach dem Aus von Google Reader wieder einsteigen möchte oder von einem Webdienst zu einem anderen wechseln möchte, muss nicht lange Listen mit Lieblings-URLs eingeben! Viele Webdienste verstehen sich auf das OPML-Format (siehe Kasten), in das und aus dem man RSS-Sammlungen ex- und importieren kann.
Ordnung mit Ordnern
Mit einer wachsenden Zahl von RSS-Feeds schwindet die Übersicht, wenn schließlich Meldungen über neue Spiele-Apps neben Nachrichten aus der Region stehen. Um auch bei mehreren abonnierten Feeds die Übersicht zu behalten, empfiehlt es sich, Feeds in Themen-Ordnern zu gruppieren. Nach gewissenhafter Vorarbeit kann man sich dann gezielt etwa über das Neueste zu Apple, Politik oder dem Hobby informieren, anstatt sich durch eine „Gemischtnachrichten"-Sammlung kämpfen zu müssen.
Eine Einsteiger-Empfehlung ist der Webdienst Feedly, der zudem eine kostenlose iOS-Universal-App anbietet. Für die Anmeldung müssen Sie kein eigenes Konto erstellen, stattdessen können Sie sich bei Feedly mit einem bestehenden Google-, Facebook-, Twitter- oder Evernote-Konto anmelden. Nach dem Einrichten (ein OPML-Import ist möglich) lädt Feedly Überschriften, Aufmachergrafiken und Textteile der jüngsten Veröffentlichungen und stellt diese in einer Liste oder als ansehnliches Digitalmagazin dar.
Fazit
Nach wie vor ist RSS die wohl beste Möglichkeit, um sich aus selbst gewählten Quellen mit wertvollen Informationen zu versorgen. Für den Einstieg reichen ein Feedly-Konto und die zugehörigen Gratis-Apps. Wer schließlich auf den RSS-Geschmack kommt, ist mit dem plattformübergreifenden Reeder sehr gut bedient. Die Schönheitspreise tragen Leap auf dem Mac und Unread auf iPhone und iPad davon.
Allerdings kann man mit keiner der hier vorgestellten Anwendungen und Dienste etwas falsch machen, denn mit RSS ist man eben stets umfassend informiert.
Der vergleichsweise junge RSS-Reader Legi (3,49 Euro) arbeitet eigenständig und kann auf acht RSS-Webdienste aufsatteln. Die App bietet ein praktisches Alleinstellungsmerkmal: Sie kann die Inhalte abonnierter Webseiten vorlesen – ein Marker zeigt, welches Wort gerade zu Ohren kommt. So kann man sich beim Sport oder im Auto über Neuigkeiten informieren lassen und die Wiedergabe, die auch im Hintergrund funktioniert, mit einer von Apples Musik-App bekannten Schaltflächen steuern.
Readkit
Als Quellen akzeptiert Readkit neben einem eigenen RSS-Dienst zahlreiche Web-RSS-Dienste. Diese Neue Abonnements kann man durch die Eingabe der Feed-URL – nicht der URL der Seite – hinzufügen und in Ordner sortieren. Auch der Import einer Feedsammlung in Form einer OPML-Datei ist möglich. Die dreispaltige Struktur von ReadKit erinnert an Apple Mail. In der linken Spalte listet die Software Feeds und Ordner mit Feeds auf, in der mittleren Spalte finden sich alle Beiträge eines Feeds oder Ordners. Im rechten Hauptteil des Anwendungsfensters dann der ausgewählte Beitrag mit Bildern. Beiträge kann man als Favoriten auszeichnen und zur Offline-Lektüre speichern. Solche Beiträge sammelt die Anwendung in einem intelligenten Ordner. Anwender können zwischen fünf Anmutungen wählen sowie Schriftart, Schriftgröße und Einzug einstellen. Readkit unterstützt die Weitergabe an Read-It-Later- und Lesezeichen-Dienste und auch den Abgleich mit diesen. So kann man mit Readkit Artikel aus Pocket und Instapaper lesen und Lesezeichensammlungen bei Pinboard verwalten. Texte aus RSS-Feeds, die vom Anbieter gekürzt wurden, kann ReadKit nachladen.
Preis: 11 Euro Web: www.readkitapp.com
Leaf
Leaf kann auf Feedly, Feedbin, Feed Wrangler und Newsblur aufsatteln oder als eigenständiger Feedreader agieren. Vor allem optisch macht Leaf viel her: Anwender können mit einem Klick zwischen einer zwei- und einer dreispaltigen Ansicht wechseln. Kleine Vorschauansichten von Beitragsbildern werden den Artikeln in einer Übersichtsspalte vorangestellt. Wer keinen Platz auf dem Bildschirm hat, kann diese ausblenden. Neben der ansehnlichen Standarddarstellung bietet Leaf einen „Clutter-free“-Modus, der bis auf den Text alles aus Beiträgen entfernt und diese als Lesestücke mit ansprechender Typographie darstellt. Alternativ ist es möglich, die Originalansicht der Webseite einblenden zu lassen.
Über neue Beiträge informiert Leaf durch Einblendungen der Mitteilungszentrale. Die gut gemeinte Funktion nervt allerdings bei großen Feed-Sammlungen schnell, lässt sich aber in den Systemeinstellungen abschalten. Die Gesamtdarstellung kann man durch zwei Themes anpassen und auch Schriftart, -größe und -weite nach Belieben einstellen. Mithilfe der integrierten Teilen-Schaltfläche kann man Beiträge an zahlreiche installierte Apps weitergeben.
Preis: 11 Euro Web: www.rockysandstudio.com
Netnewswire
Netnewswire ist ein Veteran unter den macOS-Feedreadern: Die erste Version erschien bereits 2002. Im Gegensatz zur Konkurrenz versteht sich die Anwendung als eigenständiger RSS-Reader und ignoriert in der Folge die Kompatibilität zu allen gängigen Web-RSS-Diensten. Dafür setzt Netnewswire auf einen eigenen Synchronisationsdienst, der abonnierte Seiten zwischen der macOS- und iOS-Version abgleicht.
Deutlich komfortabler als viele Mitbewerber, akzeptiert der Feedreader auch URLs von Webseiten und bietet anschließend mit diesen verbundene RSS-Feeds zur Auswahl. Die Bedienoberfläche ist vergleichsweise nüchtern, dafür punktet Netnewswire bei der Beitragsdarstellung, die auf Wunsch Bilder verkleinert und den Text umlaufen lässt. Interessante Beiträge sammelt die Software in einer vertikalen Seitenleiste. Allerdings kann die Software im Gegensatz zu den Konkurrenten gekürzte Feeds nicht nachladen, sondern muss dafür die Seite in einem integrierten Browser öffnen. Zudem ist die Anwendung in der Lage, interessante Beitrage an Facebook, Twitter und Instapaper sowie die Blogging-Software Marsedit weiterzureichen.
Preis: 22 Euro Web: www.netnewswireapp.com
Reeder
Der auch für iPhone und iPad erhältliche Reeder unterstützt die zehn Web-RSS-Dienste Feedbin, Feedly, Feed Wrangler, Feedhq, Newsblur, The Old Reader, Inoreader, Minimal Reader, Bazquz Reader und Fever. Darüber hinaus kann man Reeder auch als eigenständigen Feedreader einsetzen.
Beim Hinzufügen einer neuen Nachrichtenquelle reicht die Eingabe einer URL, Reeder bietet assoziierte Feeds automatisch zur Auswahl an. Zudem versteht er sich auf den Import von Feed-Sammlungen aus OPML-Dateien. Gekürzte Feeds lassen sich dank Mercury-Reader mit der App in voller Länge lesen.
Durch konfigurierbare Wischgesten kann man Artikel in der Feed-Ansicht als gelesen markieren, zu den Favoriten hinzuzufügen oder an bestimmte Webdienste senden. Dabei unterstützt Reeder grundsätzlich eine beeindrucke Zahl von Webdiensten wie Instapaper, Pocket und Pinboard. In drei Ansichtsmodi zeigt Reeder entweder nur mit Lesezeichen ausgezeichnete Nachrichten, nur ungelesene Nachrichten oder den kompletten Nachrichtenstrom. Die farbliche Anmutung der Anwendung kann man anpassen.
Preis: 11 Euro Web: www.reederapp.com
Unread
In begrenztem Umfang kostenlos nutzbar, eröffnet sich der volle Funktionsumfang von Unread erst nach einem In-App-Kauf. Die App versteht sich – neben lokalen Abonnements – auf das Zusammenspiel mit den Webdiensten Feed Wrangler, Feedbin, Feedly, Fever, Inoreader und Newsblur. Alleinstellungsmerkmal ist die geschmackvoll gestaltete Bedienoberfläche mit Fokus auf Typographie. Mit einer Wischgeste lädt Unread den Volltext der Artikel nach, die eigentlich nur ansatzweise lesbar sind. Unread zeichnet sich durch eine intuitive Navigation aus, die schnell zum Gewünschten führt.
Preis: 9 Euro Web: goldenhillsoftware.com
Lire
Neben dem eigenständigen Betrieb kann Lire auf viele Web-RSS-Dienste aufsatteln. Der Fokus von Lire liegt auf der Darstellung von Feed-Beiträgen im Volltext. Besonders praktisch ist dabei die Suchfunktion, die nicht nur die Überschriften, sondern den gesamten Text der Beiträge durchkämmt. Die zwei Themes – ein helles und ein dunkles – schaltet Lire auf Wunsch automatisch zu einer wählbaren Zeit um. Eine praktische Dreingabe ist die Möglichkeit, als Favoriten markierte Beiträge in E-Books (ePUB und MOBI) zu konvertieren, um sie offline in Apples iBooks-App oder auf einem Amazon Kindle zu lesen.
Preis: 8 Euro Web: www.lireapp.com
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Ich finde die RSS Webdienste wie Feedly sind viel zu teuer.
Ich habe einige RSS-Reader getestet. Momentan teste ich News Explorer.
Der hat den entscheidenden Vorteil News über iCloud synchronisieren zu können.
Das bietet z.B. Reeder leider nicht.
Feedy aus dem Mac App Store. Kostenlos & gut. Als In-App-Kauf ist eine Spende an den Entwickler möglich.
Vienna (vienna-rss.com) ist kostenlos.