Die Geschichte des aus New York City stammenden Audiounternehmens Master & Dynamic ist eng mit Apple verknüpft: Noch im Gründungsjahr 2014 erlangte man die Aufmerksamkeit des iPhone-Produzenten und schaffte mit ausgewählten Hi-Fi-Produkten Eingang in dessen Ladengeschäfte. Nicht ohne Grund: Das bewusst übersichtlich gehaltene Portfolio an Kopfhörern und Lautsprechern steht für anspruchsvolle Audioqualität, bewegt sich preislich aber noch im Bereich der oberen Mittelklasse.
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Der MW65 passt wohl perfekt in diese Definition: Mit knapp 500 Euro spricht er durchaus investitionsfreudige Musikgourmets an, bleibt aber nicht gänzlich unerreichbar. Auch im urbanen Kontext schlägt er sich gut: Knapp 250 Gramm leicht, sitzt er mit seinen wechselbaren, sich dank Formgedächtnispolymer anschmiegenden und mit Lammleder überzogenen Over-Ear-Auflagen auch über Stunden angenehm am Kopf – abgesehen von der unvermeidlichen Wärmeentwicklung der ohrumschließenden, eng anliegenden Hörer. Aber ganz ehrlich: Wir haben bisher kaum einen komfortabler sitzenden Kopfhörer im Test gehabt.
Eine kleine Randnotiz: Leider gibt es von dem im dezenten Retro-Look daherkommenden MW65 keine vegane Variante, was 2019 durchaus angemessen erscheint.
Knöpfevielfalt
Die Bedienung des Master-&-Dynamic-Kopfhörers erfolgt mit einer Auswahl an Druck- und Kippschaltern an den linken und rechten Muscheln. Zunächst mag diese Vielfalt etwas überwältigend sein – andererseits verzichtet man auf eine übermäßige Mehrfachbelegung oder gar auf die selten sicher funktionierenden Touchflächen.
Die Verbindung zum iPhone erfolgt per Bluetooth 4.2; etwas überraschend verzichten die US-Amerikaner auf den aktuellen 5.0-Standard. Trotzdem ist die Konnektivität auch über zwei Räume getrennt meist sehr gut, die Reichweite beträgt maximal 20 Meter. Aktuelle Macs nutzen für die Audioübertragung – wie Android-Smartphones – das hochauflösende AptX-Protokoll. Das iPhone verweigert sich diesem nach wie vor, liefert aber SBC und somit eine nahezu gleichwertige Qualität.
Am Rande: Das hemmungslos unterlegene und latenzbehaftete AAC-Format sollte Apple sowieso endlich in den Digitalmüll entsorgen; der MW65 bietet es konsequenterweise erst gar nicht an.
Das vermutlich Wichtigste: Die Klangqualität ist beim MW65 rundum als edel zu diagnostizieren. Das räumliche Verhalten der 40-Millimeter-Beryllium-Treiber ist ganz hervorragend. Bässe, Mitten und Höhen sind wohlarrangiert – kein Frequenzbereich drängt sich egoistisch in den Vordergrund. Die oft genutzte Umschreibung des „ausgewogenen Klangbilds“ ist in diesem Fall somit ausschließlich positiv zu verstehen, die Klarheit und Zurückhaltung bezüglich des Hi-Fi-typischen Schönfärbens überaus angenehm. Somit spricht der MW65 auch sehr präzise auf die Equalizereinstellungen des iPhone oder etwa von Spotify an – ein oft übersehenes Merkmal.
Klanglich führt in der 500-Euro-Klasse also schlicht kein Weg am MW65 vorbei. Wer willens ist, das Geld anzulegen, sollte ihn unbedingt in die engere Auswahl aufnehmen – den Rest entscheidet sowieso die persönliche Präferenz.
Lauschfest
Gerade bei Over-Ear-Kopfhörern ist das Thema der aktiven Geräuschunterdrückung – offen gesagt – nach unserer Erfahrung tendenziell eher zu vernachlässigen – auch wenn es sich absatzfördernd vermarkten lässt. Denn die vollumschließenden Ohrpolster dämpfen Außenlärm in der Regel sowieso schon in einem vernünftigen Maße. Der New Yorker Neuankömmling macht da keine Ausnahme und bringt ein „natürliches Noise-Cancelling“ quasi mit.
Nur konsequent ist daher, dass man die aktive Geräuschunterdrückung auch ausgeschaltet lassen kann. Der Master & Dynamic erlaubt zudem das Zuschalten einer leichten sowie einer hohen aktiven Geräuschkompensation. Der Taster dafür liegt jedoch recht ungeschickt angebracht etwas zu nah an der linken Treiberverkleidung – selbst schlanke Finger stoßen häufig gegen das gebürstete Aluminium. Vielleicht wäre die Auswahl besser in einem weiteren Kippschalter aufgehoben.
Der sogenannte Low-Power-Modus eignet sich für eine dezente Ausblendung von Hintergrundtönen etwa im Büro oder beim Abschalten auf dem heimischen Sofa. Die High-Variante versucht, auch prägnantere Signale auszusperren: das Rumpeln der U-Bahn etwa oder die Geräuschkulisse befahrener Innenstädte. Über die Effektivität lässt sich jedoch streiten: Windgeräusche fallen bei hohem aktiven Noise-Reduktion eher noch stärker auf – beim Spaziergang auf dem Deich verzichtet man also besser darauf. Schließende Bahntüren machen sich auch bei eingeschalteter Lärmunterdrückung mit einem deutlichen „Wumms“ bemerkbar.
Sowieso erscheint es so, als hätte der MW65 mit plötzlich auftretenden Signalen seine Probleme . Konstante tiefe Geräusche, wie etwa das dumpfe Summen von Bahnschienen oder Motoren, filtert er besser – allerdings packt er in keiner Einstellung so konsequent zu wie zum Beispiel der Skullcandy Venue. Dafür bleibt dessen zuweilen unangenehmes Gefühl des akustischen Gegendrucks am Ohr weitestgehend aus.
Positiv ist zu bemerken, dass Master & Dynamic bei der Entwicklung offensichtlich viel Augenmerk auf eine nahezu gleichbleibende Klangqualität während des eingeschalteten Antischalls gelegt hat: So sind maximal marginale Unterschiede zum „Normalmodus“ wahrnehmbar. Andere Vertreter der ANC-Liga gleichen das Weniger an Außengeräuschen nur allzu häufig mit einem Weniger an Dynamik aus.
Uneingeschränkt überzeugend ist die Batterieleistung: Bis zu einen Tag reicht der Akku – die tatsächliche „Lebensdauer“ ist natürlich stark vom Grad der gewählten Geräuschunterdrückung abhängig. In jedem Fall ist der MW65 ein echter Schnelllader: Ein Viertelstündchen an einem durchschnittlich performanten Netzanschluss reichen, um dem Nutzer zwölf Stunden Musikgenuss zu bescheren.
Ebenso zeitgemäß – und leider immer noch erwähnenswert – ist in diesem Zusammenhang die Nutzung der USB-C-Schnittstelle. Denn – ganz ehrlich: Aktuelle Kopfhörer, die nach wie vor auf Mini-USB setzen, sollten zunehmend auf Ihre Ausschlussliste wandern. Sie sind der Elektronikschrott von morgen.
Google an Bord
Kaum ein Kopfhörer kommt heute noch um die Integration eines Sprachassistenten herum – so auch nicht der MW65. Ohne viel Aufwand lassen sich auch Siri oder Alexa voreinstellen; Master & Dynamic hat seinen Over-Ear jedoch mit Blick auf den Google Assistant optimiert und dabei eng mit dessen Erschaffern zusammengearbeitet. Davon profitieren in erster Linie Android-Nutzer – iOS lässt den Assistant nicht so tief ins System hinein, damit etwa das Vorlesen von neu eingegangenen iMessage-Nachrichten funktioniert. Die Spracherkennung ist dank des verbauten geräuschunterdrückenden Mikrofons mit spatialer Filterung sehr gut. Dass man allerdings die entsprechende Aufruftaste beim Sprechen gedrückt halten muss, ist zumindest am Anfang gewöhnungsbedürftig.
Unterm Strich: klasse!
Alles in allem hinterlässt Master & Dynamics erster Noise-Cancelling-Kopfhörer jedoch einen sehr guten Eindruck, der in erster Linie – wie es sein soll – durch seinen hervorragenden Klang entsteht. Die Geräuschunterdrückung empfanden wir hingegen als nicht gänzlich überzeugend und für unseren Geschmack als etwas zu zaghaft agierend.
Trotzdem: Dem MW65 gebührt ein Spitzenplatz in der 500-Euro-Klasse, die er nachhaltig bereichert. Sind Sie auf der Suche nach einem Over-Ear mit einem klaren, detailreichen und ausgewogenen Klangbild für nahezu alle Musikstile, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, ihn bei Master & Dynamic zu finden.
Fazit
Fazit: Sehr neutral klingender, durchweg angenehmer Over-Ear.
Produktname | Master & Dynamic MW65 |
---|---|
Hersteller | Master & Dynamic |
Webseite | www.masterdynamic.eu |
Pro |
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Contra |
|
1,4sehr gut |
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