Enthält Affiliate-Links [Was ist das?]Loupedeck+: Spezialtastatur im Test

Loupedeck+ im Praxis-Test: Final Cut Pro X im Griff?

Ob im Urlaub, auf einer Hochzeit oder beim Job für einen Kunden: Oft sammeln sich Hunderte Minuten Videomaterial an, die es zu sichten und zu bearbeiten gilt. Mit leistungsstarken Schnittprogrammen wie Final Cut Pro X klappt das besonders gut. Filter, Effekte, Übergänge, Farbkorrektur (Color Grading) et cetera sorgen für beeindruckende Schnittergebnisse. Entsprechend aufwendig ist allerdings der Bearbeitungsprozess, vor allem zeitaufwendig. Das Loupedeck+ soll den Videoschnitt laut Hersteller deutlich beschleunigen – und nebenbei Spaß bringen. Stimmt das? Mac Life dreht am Rad! Beziehungsweise hat die Redaktion an den Rädern der Peripherie gedreht – und in die Tasten des Loupedeck+ gehauen. Hier der Praxis-Test!

Von   Uhr
6 Minuten Lesezeit

Das Loupedeck+ ist eine Spezialtastatur, deren Abmessungen in etwa denen des Magic Keyboard mit Ziffernblock entsprechen. Klassisch schreiben lässt sich damit aber nicht. Dafür führen Sie mithilfe zahlreicher Tasten, Jogdials und Drehregler Funktionen von Final Cut Pro X blitzschnell ohne Maus- und Tastatureinsatz aus und steuern das Programm teilweise. Das große Kontrollrad beispielsweise lässt Ihr Werkzeug förmlich durch die Timeline oder die Clips im Medienordner sausen, um Videos schnell und gezielt anzusteuern. Über die 13 kleinen Drehknöpfe regeln Sie hingegen unter anderem die Farbkorrektur (Helligkeit, Kontrast, Farbtemperatur, Weißabgleich et cetera ) des Videos oder steuern gezielt bestimmte Bereiche eines Clips an. Sie bewegen das Auswahlwerkzeug dabei auf Wunsch punktgenau – Einzelbild um Einzelbild (Frame), vor- oder rückwärts. Mit den Tasten kopieren, löschen oder schneiden Sie unter anderem Bereiche oder ganze Clips, ändern Auswahl-Werkzeuge, wechseln zwischen Arbeitsbereichen, kopieren Video- und Audioattribute, nehmen Änderungen zurück, setzen Übergänge ein, und, und, und. Die Möglichkeiten sind gewaltig – und selbst komplexe Aktionen benötigen oft nur einen Knopfdruck.

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Loupedeck+ im Praxis-Test: Komplexes Tastatur-Layout

Um den enormen Funktionsumfang der Software aufs Keyboard zu hieven, hat der Hersteller Tasten und Regler größtenteils doppelt, manche sogar drei- und vierfach belegt. Über die Funktions- und Custom-Mode-Tasten schalten Sie die Ebenen durch. Die Drehregler lassen sich zudem drücken, um etwa die Grundeinstellung eines bearbeiteten Abschnitts wiederherzustellen, wenn Ihnen Ihre Nachbearbeitung nicht gefällt – praktisch! Die serienmäßige Belegung ist extrem komplex, aber durchdacht. Für Überblick sorgen Tastatur-Layouts zum Ausdrucken, die der finnische Hersteller Loupedeck auf seiner Internetseite zum Download anbietet. Auf Wunsch konfigurieren Sie die Tastatur aber auch individuell nach Ihren Wünschen – einen Haken hat die Sache allerdings. Dazu gleich mehr.

Allrounder: Mit dem Loupedeck+ lassen sich Videos, Audiodateien und Fotos bearbeiten – die Tastatur unterstützt zahlreiche gängige Programme von Apple, Adobe und Skylum.
Allrounder: Mit dem Loupedeck+ lassen sich Videos, Audiodateien und Fotos bearbeiten – die Tastatur unterstützt zahlreiche gängige Programme von Apple, Adobe und Skylum. (Bild: Loupedeck)

Loupedeck+ im Praxis-Test: Die Installation

Denn bevor es ans Einrichten geht und Sie an Reglern und Knöpfen wirbeln, steht die Installation an: Treiber auf der Herstellerseite herunterladen und installieren, Gerätefreigabe in den Systemeinstellungen erteilen, Loupedeck+ per USB-Kabel mit dem Rechner verbinden – loslegen. Fast jedenfalls. Denn ein störender Punkt kommt nun zutage: Das Spezialkeyboard läuft mit Final Cut Pro X nur reibungslos, wenn Sie das Tastatur-Layout in den Systemeinstellungen von macOS auf die englische Variante umstellen. Das hat im Arbeitsprozess mitunter einen nervigen Nebeneffekt: Wollen Sie etwa einen Teil Ihres Videos mit einer Texteinblendung (Titel) versehen, müssen Sie die Tastatur in den Systemeinstellungen kurzzeitig auf Deutsch umstellen – ansonsten lassen sich Umlaute und Sonderzeichen nicht wie gewohnt eintippen.

Loupedeck+: Sprachbarriere vorprogrammiert

Eine weitere Hürde schlummert möglicherweise in der Steuerungssoftware. Das Setup-Tool nistet sich bei der Installation automatisch in der Menüleiste von macOS ein, darüber lässt sich die Tastatur frei konfigurieren. Einige Nutzer stehen dabei womöglich vor einer Barriere: Die Bezeichnungen und Kommandos der Software erscheinen ausschließlich in englischer Sprache. Die entsprechenden deutschen Final-Cut-Termini lassen sich selbst von Kennern manchmal nicht gleich auf Anhieb herleiten. Das verlängert den Einarbeitungs- und Einrichtungsaufwand unnötig. Schade ist auch, dass die Tastatur nicht mit deutschen Bezeichnungen beschriftet ist, wobei sich die meisten dort genannten englischen Begriffe problemlos übersetzen lassen. 

Loupedeck+ im Praxis-Test: Individueller Videoschnitt

Im Setup-Menü findet sich aber auch die Stärke der Spezialtastatur: Nahezu jeder Knopf und Regler lässt sich mit einer Final-Cut-Pro-X-Aktion belegen. Die individuelle Einrichtung dauert zwar eine Weile, bringt bei der täglichen Arbeit jedoch einen echten Mehrwert – nach einer Eingewöhnungsphase spüren Sie einen deutlichen Temposchub beim Bearbeiten Ihrer Aufnahmen.

So konfigurieren Sie das Loupedeck+

(Bild: Loupedeck)
Das Setup-Programm des Loupedeck+ platziert sich automatisch in der Menüleiste von macOS. Nach dem Start wählen Sie zunächst via Drop-down-Menü die Anwendung aus, für die Sie das Loupedeck+ konfigurieren möchten. (1) Klicken Sie nun auf einen Regler oder Knopf, den Sie mit einer Aktion belegen möchten. Allerdings lassen sich nicht alle Tasten frei konfigurieren, so ist etwa der Funktions-Button zur Anwahl gesperrt. (2) Im Anschluss wählen Sie eine Aktion aus – entweder aus der Komplettliste oder mithilfe einer Suchfunktion. Die Änderung speichert das Setup-Programm automatisch, sodass sie umgehend aktiv ist. (3)

Loupedeck+ im Praxis-Test: Editieren im Vollbildmodus

Genial auch: Per Tastendruck führen Sie das Color Grading auf Wunsch im Vollbildmodus durch – Einstelloptionen wie Farbräder blendet das Programm dabei nicht ein. Die vermissen Sie auch nicht. Denn Sie steuern Kontrast & Co. wie beschrieben ausschließlich und bequem über die Regler. Ihre Änderungen lassen sich so deutlich besser erkennen als im vergleichsweise kleinen Vorschau-Display der Software. Wer keinen zweiten Monitor bei der Bildbearbeitung nutzt, profitiert also auch in diese Hinsicht enorm vom Keyboard.

Loupedeck+ im Praxis-Test: Macken beim Bearbeiten

Bei den Eingaben über die kleinen Drehregler reagiert das Loupedeck+ manchmal zu empfindlich – etwa beim Zoomen der Timeline. Eine minimale Eingabe kann schon zur maximalen Vergrößerung führen. Die Sensibilität lässt sich nicht einstellen. Gewöhnungsbedürftig sind auch Verzögerungen, zu denen es teils beim Color Grading über die Drehregler kommt: Es dauert nach einer Eingabe manchmal einen Moment, bis Veränderungen auf dem Schirm zu sehen sind – vor allem im Vollbildmodus. Ungeduldige Nutzer überdrehen daher gerne mal schnell den Regler, sodass Weißabgleich, Kontrast & Co. plötzlich vollkommen über- oder untersteuert sind. Aber kein Problem: Mit einem Tastendruck bringen Sie den Clip wieder auf die Ursprungseinstellung. Und die nötige Geduld ist schnell gelernt. 

Loupedeck+ im Test: Schneiden ohne Tastatur und Maus?

Ganz ohne klassische Eingabegeräte geht es jedoch nicht: Wenn Sie etwa das Bild beschneiden, einen speziellen Übergang wählen, die Bildschärfe justieren, Retiming-Optionen durchführen oder eine Beschriftung eintippen möchten, stößt das Loupedeck+ an seine Grenzen – ohne herkömmliche Tastatur und Maus oder Trackpad, klappt das (und einiges mehr) nicht. Dennoch ist der Einsatzbereich bemerkenswert. 

Loupedeck+ im Praxis-Test: Qualität 

Die Verarbeitung des Loupedeck+ geht in Ordnung, obwohl es größtenteils aus Plastik besteht. Das große Aluminium-Einstellrad wirkt zwar etwas wackelig, die restlichen Schalter und Drehregler vermitteln jedoch einen qualitativ recht guten Eindruck. Die Knöpfe haben ein leichtes Spiel, lassen sich aber präzise bei der Bearbeitung von Videos einsetzen und bleiben nicht hängen (wie die des Vorgängers). 

Sie verbinden das Loupedeck+ per USB-A-Kabel mit dem Rechner – leider eine Strippe mehr auf dem Tisch ...
Sie verbinden das Loupedeck+ per USB-A-Kabel mit dem Rechner – leider eine Strippe mehr auf dem Tisch ... (Bild: Loupedeck)

Loupedeck+ im Praxis-Test: Fazit

Der Videoschnitt mit der pfiffigen Spezialtastatur bringt richtig viel Spaß – die Peripeherie fördert nebenbei die Kreativität! Denn automatisch probieren Sie aufgrund der schnellen und bequemen Eingabemöglichkeiten mehr aus. Es ist zudem eine Wohltat, sich nicht durch die Menüs von Final Cut Pro X hangeln zu müssen, um die passende Einstelloption zu finden. Klar, es gibt Kurzbefehle für die klassische Tastatur, aber die sind nicht immer schnell aus dem Hinterstübchen gekramt. Beim Loupedeck+ drehen Sie nur am Rad – und schon öffnet Final Cut Pro X automatisch den entsprechenden Arbeitsbereich. Die Peripherie ersetzt den Einsatz klassischer Eingabegeräte zwar nicht komplett, spart nach einer Einrichtungs- und Eingewöhnungsphase jedoch spürbar Zeit – der Hersteller verspricht in diesem Punkt also nicht zu viel. Die circa 240 Euro teure Tastatur ist also vor allem für Profis eine lohnende Investition. Apropos Profis: Das Loupedeck+ unterstützt neben Final Cut Pro X auch Adobes After Effects, Audition, Photoshop, Lightroom und Premiere Pro sowie Skylum Aurora HDR und Capture One – klasse! Schade hingegen: Es fehlt ein Trackball, etwa zur präzisen Bearbeitung von Farbkurven. Die besitzen Konkurrenzmodelle etwa von Tangent – die sind allerdings kaum unter 1.000 Euro zu haben. Zudem stört das USB-A-Kabel. Eine drahtlose Bluetooth-Verbindung zum Rechner wäre deutlich komfortabler und zeitgemäß. Und wenn schon USB, dann die modernere C-Variante.

Testergebnis
ProduktnameLoupedeck+
HerstellerLoupedeck
Preis239 €
Webseitehttps://loupedeck.com/
Pro
  • Individuell konfigurierbare Tastatur
  • Farbkorrektur im Vollbildmodus
  • Spürbarer Tempozuwachs bei Videobearbeitung
  • Zahlreiche Programme unterstützt, weitere folgen
  • Hilfreiche Online-Tutorials für Einsteiger
  • Videobearbeitung macht deutlich mehr Spaß und fördert Kreativität
Contra
  • USB-A-Kabel zur Verbindung mit Rechner, kein Bluetooth
  • Fehlende Lokalisierung der Setup-Software (Version 2.6.3.1593)
  • Keine Unterstützung des deutschen Tastatur-Layouts unter macOS
  • Leichte Eingabeverzögerung bei einigen Aktionen
  • Unterstützt nicht alle Final-Cut-Pro-X-Funktionen
  • Umfangreiche Einrichtungs- und Einarbeitungszeit nötig
SystemvoraussetzungenmacOS 10.12 oder neuere Version, Windows 8.1 & 10
Bewertung
2,9befriedigend

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