Elektronische Bücher, kurz E-Books genannt, standen schon recht früh im Fokus von Apple. Allerdings nur auf den mobilen Geräten. Zeitgleich mit der Präsentation des iPads stellte man am 27. Januar 2010 iBooks vor. Die App ist eine Software zum Verwalten, Lesen von und Arbeiten mit E-Books. Und anders als bei manchen hauseigenen Programmen hat sich Apple hier konsequent auch anderen Formaten geöffnet. Neben dem eigenen, proprietären .ibooks-Format versteht sich die Anwendung auch auf PDF-Dokumente und das standardisierte EPUB-Format.
Das von Amazons Kindle E-Book-Reader bekannte .mobi-Format kann jedoch nur über Umwege importiert oder beziehungsweise portiert werden. Bis 2013 war iBooks ausschließlich eine Sache für das iPhone und das iPad, eine Mac-Version gab es bis dato nicht. Erst in einer späten OS X 10.9-Betaversion war iBooks für den Mac enthalten und fand dann auch seinen Weg in die finale Version von Mavericks.
eBooks auf dem Mac
iBooks ist auf dem Mac somit der Nachfolger von iTunes als Mittel der Wahl zur Verwaltung von E-Books. Doch mag man E-Books wirklich auf dem Mac lesen? Denn bislang ist das Lesen von E-Books nach wie vor eine Domäne mobiler Geräte. Die meisten Menschen lesen ihre elektronischen Bücher auf dem iPad oder auf dem Kindle. Etwas skeptisch war man schon, als man sich das erste Mal an den Mac setzte, um seine E-Books zu sichten und zu ordnen. Aber schon nach kurzer Zeit weicht die Skepsis dem Erstaunen, dass Apple die iBooks-App für den Mac überraschend gut hinbekommen hat. Und: Apple bietet ein komplettes und rundes Paket zur Betrachtung, Organisation, Synchronisation und Verwaltung der E-Books.
In der Praxis gefallen vor allem die vielfältigen Bearbeitungs-Funktionen, die zum einen äußerst einfach anzuwenden und zum anderen ungemein praktisch sind. Denn gerade die Markierungs- und Kommentierungsmöglichkeiten sind einfach gut gelungen.
Die App selbst präsentiert sich unter MacOS X 10.10 Yosemite im neuen Flat Design, schön aufgeräumt und übersichtlich. Nur wenige Button lenken vom Wesentlichen, den Büchern, ab. Eine Menüleiste mit Link zum iBooks Store, vier Buttons zur Sortierung, einer, um zu einer Listenansicht zu schalten und ein Suchfeld, das war es auch schon. Klickt man eines der Bücher doppelt an, öffnet sich ein neues, schlichtes Fenster mit einer Doppelseite des Buches. Auch hier gibt es nur die notwendigsten Menüelemente, ein Button zum Einblenden der Bibliothek, für das Inhaltverzichnis, für die Notizen. Im rechten Bereich noch einmal drei Buttons zum Einstellen der Textgröße und Schriftart, zur Textsuche und zum Hinzufügen von Lesezeichen. Auch hier gilt das Motto „Weniger ist mehr“.
Durchsuchen der Dateien leicht gemacht
Gerade für das Arbeiten mit wissenschaftlichen Texten ist die Suchfunktion ungemein praktisch, so findet man schnell und effektiv Zitate wieder. Denn Sie können hier nach Schlagworten, ganzen Passagen oder Seitenzahlen suchen. Die ersten Ergebnisse werden schon beim Eintippen angezeigt, die entsprechenden Passagen im Buch selbst farblich markiert. Nicht nur für wissenschaftliches Arbeiten, sondern auch für den alltäglichen Gebrauch ist die Kommentarfunktion von Nutzen. Kommentare oder besser gesagt Notizen fügen Sie ganz einfach hinzu, indem ein Wort markieren.
Es öffnet sich ein Fenster, in dem Sie die Möglichkeit haben, den Text farblich zu markieren, zu unterstreichen, im Lexikon nachzuschlagen oder sich den entsprechenden Text vorlesen zu lassen. Mit einem Klick auf den Notizzettel wird dann an der markierten Stelle eine Notiz eingefügt. Dass eine markierte Textstelle eine Notiz enthält, können Sie an einem kleinen, gelben Zettel am Rand der Seite sehen. Der Clou an der Sache: Auch nach Notizen können Sie suchen.
Die Vorlesefunktion ist dann ganz nützlich, wenn Sie sich Textpassagen lieber anhören möchten. So können Sie quasi Ihr eigenes Hörbuch mit einem Klick erstellen. Sie sollten aber eine deutsche Stimme einstellen und ein wenig mit den verschiedenen möglichen Stimmen experimentieren. Nicht alle sind gut zum Zuhören und zum Vorlesen geeignet. Die Stimmen stellen Sie ein, indem Sie auf Ihrem Mac in den Systemeinstellungen auf „Sprache und Diktat“ klicken und dann unter dem Reiter „Sprachausgabe“ eine passende Stimme wählen. Als deutsche Stimmen stehen zwei Frauen- und zwei Männerstimmen zur Verfügung, diese können nachträglich noch auf eine höhere Qualität optimiert werden. Der Sound der Stimme wird dadurch hörbar verbessert.
Lexikon inklusive
Ein weiteres, kleines und praktisches Feature am Rande ist auch das eingebaute Lexikon. Klickt man doppelt auf ein fragliches Wort, dann erscheint nach einem Augenblick der passende Eintrag mit Informationen zum Begriff selbst und Hinweisen zur Wortherkunft. Klickt man auf den Begriff Lexikon im eingeblendeten Fenster, dann wird man zum systemweiten Apple-Lexikon umgeleitet. Hier kann man auch weitere Informationen erhalten, zum Beispiel kann hier direkt auf den entsprechenden Beitrag in der Wikipedia zugegriffen werden.
Doch bevor Texte in iBooks überhaupt gelesen werden können, steht der virtuelle Gang in den iBooks Store bevor. Her finden Sie kostenfreie wie auch kostenpflichtige Bücher zum Download. Hier spielt, ähnlich wie zuvor bereits schon bei iTunes, die Apple-ID eine tragende Rolle. Sie dient nicht nur zum Bezahlen, sondern auch dazu, die Käufe direkt auf andere Geräte wie ein iPad oder iPhone, zu übertragen werden. Via Apple-ID werden ebenfalls Ihre Sammlungen, ihre Lesezeichen, Kommentare oder Hervorhebungen synchronisiert.
Einen riesigen Nachteil hat der iBook Store, ähnlich wie der iTunes- und der Mac App Store auch: Er ist wahnsinnig schlecht sortiert. Nicht im Sinne der AufAuswahl, sondern im wörtlichen Sinne: Stöbern ist beinahe unmöglich. Neziehungsweise man findet unter all dem überflüssigen Kram kaum die wirklich interessanten Bücher. Es gibt zwar ein paar Kategorien und Highlight-Rubriken, doch ohne Autor und Titel ist man in den meisten Fällen beinahe verloren. gerade bei älternen Titeln wühlt man sich durch unzählige Angebote von schnell zusammengeschusterterten freien Varianten urheberrechtsfreier Werke.
Hier wäre eine Auswahlmöglichkeit nach Verlagen durchaus wünschenswert, wenn man nicht sämtliche zwölf Selfmade-Varianten von Arthur Schnitzlers Werken durchschaufeln muss, wenn man beispielsweise die Insel-Ausgabe von „Fräulein Else“ erwerben möchte. Eine bessere Suchfunktion wäre hier schon mal ein Fortschritt.
Was die schiere Summe an Büchern angeht, die im iBook Store angeboten werden: diese ist ausreichend groß. Beinahe alle großen deutschen Verlage sind zumindest mit den wichtigsten Teilen des eigenen Programms auch im iBooks-Store vertreten. Doch auch hier klaffen noch immer große Lücken. In den USA sieht das Ganze etwas anders aus, Apple hat mit den größten Verlagen in den Vereinigten Staaten weitreichende Vereinbarungen zum Anbieten der Bücher im iBooks Store getroffen. Auch Fachliteratur findet sich in den Staaten in Hülle und Fülle im Angebot.
Deutsches Angebot zufriedenstellend
Ist in Deutschland das Angebot in der Belletristik noch halbwegs zufriedenstellend, sieht es in Sachen Fachliteratur eher düster aus. Hier halten sich die meisten nicht-naturwissenschaftlichen Verlage mehr als deutlich zurück. Oder aber setzen die E-Book-Preise so an, dass sie eher abschreckend denn einladend auf die Käufer wirken. Zudem setzen viele deutsche Verlage auf eigene Lösungen, was das Publizieren und Verbreiten von E-Books angeht.
Hier ist also noch so einiges im Argen, auch Apple hat hier noch Hausaufgaben zu erledigen. Den Store übersichtlich zu gestalten, so dass man Dinge auch einfach finden kann, das dürfte eine ziemliche Aufgabe sein. Schön wäre es, wenn man auch eine größere Sprachauswahl hätte, man kann zwischen deutsch- und englischsprachigen Büchern wählen. Doch die eingeschränkte Auswahl dürfte hier lediglich rechtliche Gründe haben.
Hat man sein gewünschtes Buch gefunden, gestaltet sich die Sache wieder wesentlich einfacher. Mit einem simplen Klick kann man Freunden das Buch empfehlen, es auf ein Wunschliste setzen, in sozialen Medien teilen oder es mit einem Klick auf den Preis erwerben. Bezahlt wird, wie man es von iTunes gewohnt ist, über Kreditkarte, wenn Sie einen Account haben, müssen Sie Ihre Daten nicht erneut eingeben. Nach dem Bezahlvorgang findet sich das Buch dann in Ihrem virtuellen Regal.
Fazit
iBooks auf dem Mac ist schon eine feine Sache. Zur Verwaltung und zum Sortieren ist die Mac-Variante wesentlich komfortabler als die mobile Version auf dem iPhone oder iPad. Auch das lästige Suchen im iBooks Store ist am Mac ein ganzes Stück entspannter. Und ja, lesen kann man die Bücher am Mac auch, ziemlich gut sogar. Ob man aber im Alltag gewillt ist, E-Books auf dem Laptop und nicht auf einem mobilen und wesentlich handlicherem Reader zu lesen, das muss jeder selbst wissen.
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Zitat: Doch mag man E-Books wirklich auf dem Mac lesen?
Vielleicht weiß es der eine oder andere noch nicht, aber Bildbände bringen auf dem Mac durchaus Spaß - vielleicht sogar noch mehr, als auf dem iPad. Mit einer Auflösung von 2.048 Pixeln in der Breite füllt ein "iPad-Bild" ein 27 Zoll Display zu mehr als zwei Dritteln aus.