Google kommt offenbar langsam, aber dann gern gewaltig. Denn über ein Jahr hat es seit der Ankündigung von Google Home auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz Google I/O im Mai 2016 gebraucht, bis der Smart-Home-Lautsprecher auch in Deutschland antreten konnte. In den USA ging es etwas schneller: Seit dem vergangenen Herbst quasselt, dudelt und albert Home nun schon gegen Amazons Frühstarter Alexa an – und tut sich damit nach wie vor schwer: Bei beeindruckenden 70 Prozent Marktanteil soll die Echo-Serie des Versandhaus-Multis mittlerweile liegen – reine Schätzwerte freilich, da Amazon dezent auf die Angabe echter Verkaufszahlen verzichtet. Vielleicht auch, weil das relativ neue „Audible Computing“ trotz des gegenwärtigen Hypes bei weitem noch nicht an die Umsätze des Smartphone-Markts herankommt. Die Apple Watch lässt grüßen!
Nun also richtig!
Google packt die deutsche Inkarnation seines fidelen Sprachassistenten nicht nur in ein vasenartiges Lifestyle-Gehäuse (böse Zungen vergleichen den abgeschnittenen Kegel eher mit einem Inhalator), sondern verlangt quasi einmal mehr nach digitaler Allgegenwart – wenn man diese im Fall des allwissenden Suchmaschinenriesens überhaupt noch steigern kann. Daher verpasste man Benutzern der Google-App auf Android-Geräten quasi zeitgleich mit dem Deutschland-Start des smarten Home-Lautsprechers flink noch ein Update nebst mitgelieferten Sprachassistenten. Und auch iPhone-Betreiber ließ man nicht unbehelligt: Der Google Assistant steht hier als Stand-alone-App zum kostenfreien Herunterladen aus dem App Store bereit – ob es auch unter iOS zur Verschmelzung mit der ebenfalls erhältlichen und immer etwas hinter dem Android-Original hinterher hinkenden Google-Now-App kommt, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich ist es.
Halten wir aber zunächst kurz beim neuen Google-Home-Lautsprecher inne. In Sachen Gestaltung kann es das in Sachen Softwaredesign zuweilen noch immer etwas „nerdig“ daherkommende Unternehmen aus Mountain View mittlerweile locker mit dem Mitbewerber aus dem benachbarten Cupertino aufnehmen: Zurückhaltend und ohne plakative Firmenlogos aufgemacht übt sich Google Home bewusst im Understatement. Um beim Aufruf des Zauberspruchs „Okay, Google!“ zum Leben zu erwachen. Die abgeschrägte Frontplatte deutet den auf eine Frage folgenden „Denkprozess“ mit einem fluoreszierendem LED-Ring an, um daraufhin keck die Antwort auszuspucken. Dieser berührungssensitive Ring dient gleichzeitig der händischen Einstellung der Lautstärke des Kunststoff-Monoliths, dessen in alle Richtungen abstrahlende Lautsprecher in seinem vielleicht etwas zu moppelig geratenen Unterteil sitzt.
Was uns zu einem Vergleich mit dem Amazon Echo führt: Der Klang der Google-Lösung ist besonders für die Sprachausgabe absolut ausreichend und auch aus einem Nebenzimmer heraus gut zu hören. Im Vergleich zu Amazons Alexa-Behausung wirkt er jedoch beim Hören von Musik deutlich dumpfer und weckt Assoziationen an Komplett-Musiktruhen vergangener Tage. Und kann die Home-Hardware selbst zwar per Bluetooth auch vom iPhone aus wiedergegebene Musik abspielen, verbindet die Basisstation sich doch nicht auf demselben unkomplizierten Weg etwa mit externen Lautsprechern. Dazu benötigt man einen Chromecast-Dongle. Amazons Echo zeigt sich in dieser Hinsicht weitaus offener und erlaubt die Suche und Einrichtung eines Bluetooth-Lautsprechers per Sprachbefehl. Überhaupt, der Klang: Apple dürfte hier mit seinem im Dezember erscheinenden HomePod sowieso neue Maßstäbe setzen. Ob und wie die beiden bisherigen Kampfhähne in diesem Punkt auf den neuen Herausforderer reagieren, wird die Zukunft zeigen. Zu erwarten steht jedoch, dass der Trend zu alleinstehenden 360-Grad-Lautsprechern weiter zunimmt.
Zwar war Google selbst auf der diesjährigen Internationalen Funkausstellung (IFA) einmal mehr nicht vertreten – Google Home war trotzdem oft anzutreffen. Viele Anbieter von Smart-Home-Systemen integrieren den Sprachassistenten neben Amazon Echo bereits wie selbstverständlich in ihr eigenes digitales Ökosystem. Hinzu kommen weitere Firmen, die eigene Smart-Lautsprecher inklusive des Google Assistant anbieten. Dazu gehören große Namen wie Sony, JBL und Panasonic mit zum Teil ambitionierten Hi-Fi-Umsetzungen ebenso wie frische Start-ups: Der Tichome Mini etwa erinnert an den kleinen Amazon Echo Dot, in seinem Inneren werkelt jedoch der Google Assistant.
Wie der Konkurrent vom Online-Versender Amazon hört auch Google Home ständig mit, um auf seinen Aufruf zu lauern. Und wie der Echo verfügt auch Home über einen Taster zum Abschalten des internen Mikrofons, wenn man mal unter sich sein möchte. Apropos Mikrofonie: Die Google-Erfindung erweist sich als ein ebenso guter Vielhörer wie Alexa. Auch wenn der Benutzer hinter einer Ecke im Raum steht oder gar aus dem Nebenzimmer ruft, versteht ihn die Home-Vase zumeist. Das klappt beim Echo ebenso gut – dank sieben (!) eingesetzten Richtmikrofonen gefühlt sogar noch etwas besser. Google Home verfügt nur über zwei Mikrofone. Unseren aus dem angrenzenden Schlafzimmer schlaftrunken zugeraunten Wunsch nach Abschalten der Philips-Hue-Beleuchtung erfüllte Google oft erst nach dem zweiten Versuch. Echo stellt da die Ohren etwas weiter auf.
Neben der Spracherkennung ist wohl die Sprachausgabe das wichtigste Kriterium eines digitalen Assistenten, um ein möglichst befriedigendes Nutzungserlebnis zu gewährleisten. Google Home und damit der Google Assistant kommt positiver, ja fast etwas enthusiastisch im Vergleich zu seinen ärgsten Mitbewerbern daher. Siri und Alexa erscheinen zwar etwas klarer in der Aussprache, besonders die Echo-Stimme wirkt aber deutlich emotionsloser. Auffällig sind bisher noch einige leichte Betonungsschwierigkeiten bei Google Home, die den Sprachrhythmus stören. Zwar ist es schön, dass der Assistant seinen Benutzer gern mit seinem Namen anspricht, dieser wirkt aber recht eingeschoben. Ähnlich krude Schwankungen kennt man von den Haltestellenansagen in der U-Bahn oder im Bus. Zuweilen kommt es auch zu drolligen Verwechslungen deutscher und englischer Aussprache. So wird aus dem altehrwürdigen Radiosender „Deutschlandfunk“ gern mal ein grooviger „Deutschland-Fank“ (den Home dann übrigens per Tunein-Radio-Integration abspielt). Siri zeigt sich da weitaus sicherer, neigt aber zu Hastigkeit.
Als Apple seinen Sprachassistenten Siri vor fast genau sechs Jahren vorstellte, standen die Münder offen. Alles erschien so logisch: Niemand anders als der Computer-, Maus- und Smartphone-Pionier sollte die Pforten zur digitalen Zukunft intelligenter Sprachsysteme weit aufstoßen. Seitdem ist nicht viel passiert – selbst treue Apple-Jünger amüsieren sich hinter vorgehaltener Hand längst über die „doofe Nuss“ auf ihrem iPhone. Links und rechts zogen in der Zwischenzeit Datenprimus Google (na klar!) und Paketversender Amazon (na sowas!) ungehindert vorbei. Und die mehr als halbherzig vorgetragene Präsentation eines rückwärtsgewandt HomePod genannten Edel-Lautsprechers lässt wenig Besserung vermuten. Aufwachen, Apple! Denn sonst verpennst du die Zukunft wie Bill Gates einst (fast) das Internet.
Szenenwechsel: iPhone
Google auf Apple-Hardware? Da reagieren viele iPhone-Besitzer per se erst einmal etwas nervös. Denn wer gewährt der angeblichen Krake schon gern Zugriff auf die auf dem Smartphone üppig akkumulierten Daten? Vorab: Apple stellt sich in vielen Punkten quer und verweigert dem Google Assistant gewohnt restriktiv den Zugriff auf die Systemebene. Wie so oft ist dies Fluch und Segen zugleich. So lassen sich zum Beispiel keine Apple-eigenen Programme starten, Weckzeiten einrichten oder auch nur Notizen anlegen. Schade. Da wünscht man sich, die beiden Mimosen würden solche einschränkenden Animositäten einmal bei einem Nachmittagskaffee ausräumen.
Der Assistant kann dafür aber nach der Anmeldung im Benutzerkonto Google-Programme wie Maps, Gmail und Youtube starten. Da jedoch der Home-Button des iPhone wiederum nicht frei belegbar ist, können Sie diesen auch nicht zum Aufruf der Siri-Konkurrenz nutzen, um Apples eigenen Sprachassistenten kurzerhand zu ersetzen. Wer den Assistant besonders schnell starten möchte, installiert am besten sein mitgeliefertes Widget in der Benachrichtigungszentrale und/oder platziert sein Piktogramm im Dock seines iPhone oder iPad. Das ist fürwahr nicht optimal, aber immerhin erträglich.
Auf dem iPhone drängt sich natürlich der direkte Vergleich zu Siri auf. Apple selbst plant seine mittlerweile in die Jahre gekommene Assistentin bekanntlich als Musikexpertin und Edel-DJane im HomePod unterzubringen. Ein hehres Ziel, denn bisher hat die Dame musikalisch nicht den Hauch einer Chance gegen den Google Assistant. Der gewährt nämlich die Auswahl zwischen verschiedenen Streamingdiensten und gibt sich sogar seit neuestem mit der kostenfreien Version von Spotify zufrieden. Ein Aufruf wie „Spiele ,Beat it’ von Michael Jackson auf Spotify!“ bewirkt somit genau das. Siri kommt hingegen aufgrund fehlender Schnittstellen nicht mal in die App und beschränkt sich daher auf die hauseigene Lösung Apple Music beziehungsweise die hauseigene iTunes-Bibliothek. Das Apple-Universum bleibt eben ein geschlossenes – Siri führt daher allzu oft ein etwas isoliertes Mauerblümchendasein. Mittlerweile ein echtes Problem!
Google Assistant auf dem Mac
Offiziell hat Google seinen Sprachassistenten noch nicht auf den Mac portiert – über Umwege können Sie ihn allerdings doch ausprobieren. Die passend Macassistant getaufte Umsetzung greift auf die frei verfügbaren Programmierwerkzeuge für den Google Assistant zurück und trägt die auch im Home-Lautsprecher eingesetzte Lösung in die Menüleiste des Finder ein, von wo aus sie der Nutzer per Mausklick jederzeit aufrufen kann. Bisher funktioniert der Macassistent jedoch nur in der englischen Sprache.
Besserwisser!
Ob Google-Home-Lautsprecher auf dem Sofatisch oder Google Assistant auf dem iPhone: Beide Lösungen beeindrucken ob ihres schieren Wissenstands. Hier können weder Siri noch Alexa auch nur ansatzweise mithalten – und das war zu erwarten, zapft der Assistant doch die wohl größte und am schnellsten wachsende Datenquelle und Artifizielle Intelligenz aller Zeiten an. Das macht sich bemerkbar: Google weiß zum Beispiel genau, wie man mit dem nächsten Zug vom Heimatort nach Berlin kommt. Oder nach Kiel. Oder Wanne-Eickel. Und zwar ohne Umwege über das wortgenaue Erlernen der allzu oft quälenden Syntax eines „Skills“, also der vielgepriesenen Zusatz-Apps von Drittentwicklern, die so oft als Vorteil des Echo-Systems gepriesen wird.
Zudem scheint Google das Prinzip eines Sprachassistenten weitaus besser kapiert zu haben als Apple: Auf die Frage etwa, wer in Deutschland Bundeskanzler ist, reagiert der Assistant stante pede mit der richtigen Antwort – per Sprache. Siri liefert hingegen nur eine Auflistung an Weblinks. Und schließt man die Folgefrage „Wann ist sie geboren?“ an, beantwortet Google Home beziehungsweise sein Software-Äquivalent auf dem iPhone auch diese wie selbstverständlich – wieder per Sprachausgabe. Siri liefert ohne eine weitere Erklärung (sorry!) nur Datenmüll auf dem Display. Der Google Assistant agiert sogar bereits als multilingualer Übersetzer für die verschiedensten Sprachen zumindest bei einzelnen Wörtern recht sicher. Siri weiß hingegen nicht einmal, was Auto auf Englisch heißt. Ein weiteres Ärgernis, das Apple trotz langjähriger Bitten der Nutzer nicht angeht: Siris Nachrichtenquellen lassen sich nicht frei auswählen. Für den Assistant ist dies ein Sache von ein paar Haken in den Voreinstellungen. So geht Personalisierung!
Fazit
Die Luft wird langsam dünn für Siri – sogar auf der eigenen Hardware. Man darf nur hoffen, dass Apple die „Grande Dame“ der digitalen Quasselstrippen spätestens zum Erscheinen des HomePod kräftig mit dicken Esslöffeln voll Bildung füttert. Denn im Gegensatz zum Google Assistant und damit auch zu Google Home steht sie doch zunehmend dumm dar.
Unübertroffen ist Siri nur in der Sprachbedienung des iPhone beziehungsweise iPad. Auf den Mac hat es der Google Assistant (offiziell) noch nicht geschafft. Und für das iPad gibt es auch noch keine eigene App – man muss halt die iPhone-Version „aufpumpen“.
Der „Krieg der Assistenten“ ist zumindest in vollem Gange. Wissensvorteil: Google.
Produktname | Google Home |
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Hersteller | |
Webseite | google.com/home/ |
Pro |
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Contra |
|
2,5befriedigend |
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Guter Bericht. Ich sehe das ähnlich, nur fällt meine siri Note noch schlechter aus. Ich hatte eiegenetlich auf den HomePod warten wollen aber mir den Home von Google gekauft. Klang für Musik ist nicht wirklich schön, der im Dezember (USA) erhältliche Home Max wird das sicher besser machen, Beschreibung liegt sich ähnlich wie vom Pod.
Siri ist leider wirklich isoliert als stammt der Name von Sibirischen Gefangenenlager ab. Itunes ist eines der unbrauchbarsten Apps und kommt an Spotify nicht ran
Tja, an den Knowledge Graph wird Siri so schnell nicht rankommen. Google erkennt Zusammenhänge zwischen Entitäten und kann somit Suchanfragen besser verstehen als die Konkurrenz. Ich habe zwar ein macbook, iphone und ipad, werde mir aber dennoch Google Home anschaffen, weil mich Siri im Alltag einfach nur aufregt. Siri taugt allerhöchstens dazu, gelegentlich Personen aus dem Telefonbuch anzurufen, wenn man mit dem Auto unterwegs ist, mit einem Assistenten hat sie leider wenig gemein...
Was die wenigsten wissen, der Google Assistent auf den Smartphones ist intelligenter als der Goggle Home Lautsprecher mit ebenfalls Google Assistenten. Fragen Sie mal auf dem Smartphone mit Google, wieviel Tage es von heute bis zum 24. Dezember sind. Die Antwort kommt korrekt. Fragt man das gleiche den Google Home Lautsprecher, weiß Google es nicht. Alexa nebenbei bemerkt ebenso wenig.
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