Mehr als 10 Jahre setzte Apple auf den Dock-Connector, um iPhone, iPad und iPod mit Peripheriegeräten zu verbinden. Seit rund einem Jahr führt Apple jedoch kein Gerät mehr, das diesen Anschlusstyp besitzt. Stattdessen empfiehlt der Hersteller Besitzern alter Stereoanlagen, Sounddocks und Autoradios mit Dock-Anschluss, den mit einem offiziellen Preis von 35 Euro nicht eben günstigen Dock-Lightning-Adapter zu kaufen, dessen Mehrwert sich darauf beschränkt, aus einem alten Dock-Anschluss einen neuen Lightning-Anschluss zu machen. Das funktioniert zwar, sieht jedoch nicht sonderlich elegant aus und wirkt ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Zumal alle aktuellen iDevices von Apple mit Ausnahme des iPod Shuffle inzwischen kabellose Streamingmethoden wie AirPlay oder Advanced Audio Distribution Profile (A2DP) per Bluetooth beherrschen. Warum also diese Technik nicht nutzen, um dem Dock-Anschluss kabellos neues Leben einzuhauchen?
Musikstreaming statt Dock-Adapter?
Wer in den großen Webshops nach „Dock“ beziehungsweise „30-Pin“ in Kombination mit „AirPlay“ oder „Bluetooth“ sucht, stößt auf eine Reihe von Geräten wenig bekannter Hersteller, die versprechen, alte Dock-Anschlüsse in kabellose Bluetooth- oder sogar AirPlay-Anschlüsse zu verwandeln. Die sind in der Regel nicht nur eleganter als Apples Lightning-Adapter oder die sperrige AirPort Express, sondern sind auch deutlich günstiger: Einfache Bluetooth-Dock-Adapter kosten deutlich unter 10 Euro, AirPlay-Varianten sind bereits für rund 30 Euro zu haben. Für so kleines Geld ist der Komfortgewinn theoretisch enorm: Statt das iDevice jedes Mal per Dock-Lightning-Adapter einzustecken, kann die Musik ab sofort per Bluetooth oder WLAN gestreamt werden. Dazu müssen sie einfach wie der Dock-Lightning-Adapter statt des iPods in den alten Dock-Anschluss gesteckt werden, die Spannungsversorgung erfolgt über den Dock-Anschluss und die Musik kann kabellos von iPhone, iPad und iPod auf die Stereoanlage oder das Autoradio gestreamt werden.
Noosy-Bluetooth und WeShare-Music
So weit die graue Theorie – doch was taugen die Geräte in der Praxis? Wir haben uns für den Test blind zwei Geräte herausgepickt, jeweils eines für die Bluetooth-Funktionen und eines mit AirPlay: Den Noosy Bluetooth-Adapter für 7,99 Euro sowie den AirPlay-Empfänger WeShare Music ohne genauere Herstellerbezeichnung für rund 40 Euro. Bei beiden Geräten handelt es sich um China-Ware, und wie bei vielen Zubehörgeräten aus Fernost üblich, sind auch diese beiden Kandidaten durchaus repräsentativ, da die gleiche Hardware in verschiedenen Produkten mit verschiedenen Produktbezeichnungen verbaut ist.
Insbesondere der Bluetooth-Empfänger, der optisch stark an Apples Lightning-Adapter, nur eben ohne Lightning-Anschluss erinnert, ist Fernost in Reinkultur: Auf der Packung ist die Rede von einem „Lightning to 30 pin Audio Bluetooth Adapter“, was darauf hindeutet, dass die chinesischen Fabrikanten kurzum Lightning und Dock-Anschluss für die gleiche Schnittstelle halten. Die dürre Anleitung gibt keinerlei Infos.
Beim WeShare Music wurde mehr Wert auf Design gelegt: Das Gerät selbst wirkt gut durchdacht, ein V-Kabel, das vom Dock-Anschluss zu einem USB- und einem Line-Stecker führt, liegt bei. Die Anleitung erklärt, wie das Gerät angeschlossen und eingerichtet werden muss, und macht damit zunächst einen relativ hochwertigen Eindruck.
Einrichtung kinderleicht
Die Einrichtung beider Geräte ist ein Kinderspiel: Während der Noosy-Bluetooth-Adapter einfach nur auf den alten Dock-Anschluss gesteckt werden muss und wenige Sekunden später als Bluetooth-Audio-Gerät unter Mac OS X und iOS auftaucht, muss der WeShare AirPlay-Empfänger zunächst eingerichtet werden. Dazu verbinden wir uns mit seinem WLAN und geben ihm den Befehl, sich künftig mit unserem WLAN zu verbinden. Die Benutzerführung ist, trotz zunächst chinesischer Benutzeroberfläche, die aber auf Englisch umgeschaltet werden kann, recht simpel: In den Dock-Anschluss stecken, WLAN wählen, das Gerät per Web-Interface ins heimische WLAN einbinden, fertig. Auch der WeShare taucht danach wie eine Airport Express, ein Apple TV oder anderes AirPlay-Zubehör in iTunes und der Music-App von iOS auf. So weit, so gut.
Funk-Technologien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Neben dem Mobilfunknetz sind da vor allem Bluetooth und WLAN, auf dem AirPlay basiert, zu nennen. Aber wenn du die Wahl hast, solltest du dann lieber AirPlay oder Bluetooth verwenden? Grundsätzlich ermöglicht eine WLAN-Verbindung einen höheren Datendurchsatz und ist in vielen Fällen, besonders dann wenn die Geräte sich nicht in unmittelbarer Nähe zueinander befinden, stabiler. Bluetooth ist dafür praktisch universal einsetzbar und verbraucht – zumindest in der aktuellen Version 4/LE des Standards, deutlich weniger Energie. Eine klare Empfehlung gibt es nicht.
Keine Musik auf aktiven Dock-Anschlüssen
Dummerweise weigern sich beide Geräte anschließend, Musik zu spielen. Sowohl auf einer DCB2070-Kompaktanlage von Philips, als auch an einer alten Yamaha MCR-040. Und auch am Dock-Anschluss des VW-Media-Interfaces herrscht Stille. Die Ursache ist schnell gefunden: Alle drei Geräte besitzen eine eigene iPod-Steuerung: Sie lesen die Musik ein, die sie auf dem iDevice finden – eine Funktion, die die Streaming-Empfänger nicht bieten. Der Gegencheck mit einem einfachen Lautsprecherdock von Bose und einem tragbaren Lautsprechersystem: Hier arbeiten beide Empfänger problemlos. Und das mit durchaus ansprechender Soundqualität. Bei einem dritten, sehr alten Gerät dieser Bauart weigerte sich jedoch der Bluetooth-Empfänger, während der WeShare Music problemlos arbeitete. Einzig die Qualität des Bluetooth- und WLAN-Empfangs könnte besser sein: Der WeShare litt mit zunehmendem Abstand zum Router unter Verbindungsabbrüchen, der Noosy-Bluetooth-Empfänger weigerte sich schon auf drei Meter Abstand, zuverlässig Musik abzuspielen.
Nichts für Stereoanlagen und Autoradios
Damit ist klar: Audiogeräte wie Stereoanlagen und Autoradios, die eine eigene Steuerung von iDevices erlauben, sind für die Adapter nicht geeignet, während einfache Sounddocks mit hoher Wahrscheinlichkeit damit funktionieren. Der Unterschied ist der, dass die einfachen Geräte nur das Audiosignal des iPods/iPhones/iPads verwenden und per Fernbedienung Steuersignale abgeben, während Stereoanlagen und Car-Hifi-Lösungen per Dock-Anschluss auf das Dateisystem der Apple-Musikgeräte zugreifen. Damit funktionieren hier weder WLAN-, noch Bluetooth-Adapter für den Dock-Anschluss.
Interessant ist jedoch, dass der WeShare Music durch seinen V-Stecker relativ sauber an jedem Gerät mit Line-In-Anschluss betrieben werden kann – hier bewährt er sich durchaus als günstige und formschöne Alternative zu Apples Airport-System, auch wenn die Klangqualität nicht auf dem gleichen Niveau ist – für die meisten Nutzer reicht sie jedoch aus.
Fazit: Nicht für jeden geeignet
Unter dem Strich hinterlassen die Dock-Streaming-Adapter ein durchwachsenes Bild: Der wohl interessanteste Einsatzzweck – der Betrieb an älteren Stereoanlagen und Autoradios mit Dock-Anschluss – entfällt mangels iPod-Dateisystem.
Und auch die Klangqualität ist nicht auf dem Niveau von Airport Express oder Lightning-Adapter. Trotzdem können sowohl Bluetooth-, als auch AirPlay-Dock-Adapter gerade an alten iPod-Soundsystemen eine gute Alternative darstellen. Grundsätzlich sollte man beim Kauf auf sein Rückgaberecht achten – falls der Adapter mit dem eigenen Soundsystem nicht zusammenarbeiten möchte.
Diskutiere mit!
Hier kannst du den Artikel "Bluetooth oder AirPlay nachrüsten - so geht's!" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.
Von viseeo gibt es einen Dock/Bluetooth Adapter in der Region um 90,- € der die iPod Steuerung an iOS weitergibt. Funktioniert am Comand iPod-Kit in meinem Mercedes seit dem iPhone 5.