Apps aus anderen Quellen laden

Ausprobiert: Alternative App Stores auf dem iPhone

Dank der neuen EU-Regulierungen kannst du künftig auf dem iPhone und bald auch auf dem iPad sogenannte Alternative Marktplätze für Apps nutzen. Apple hat, um mit den europäischen Gesetzen konform zu gehen, in der EU seine Systeme dahin gehend geöffnet. Wir haben ein paar Stores ausprobiert und zeigen dir, wie du
sie auf dein iPhone bekommst.

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Bisher war es nur unter großen Umständen oder gar nicht möglich, Apps, die nicht in Apples Software-laden, dem App Store, zur Verfügung standen, auf das iPhone zu bekommen. Apple hat seit dem Start des App Store immer das Argument der Sicherheit vorangestellt. Denn der Konzern unterzieht jede App einer Prüfung, bevor er sie im App Store zum Kauf oder Download anbietet.

Für seine Dienstleistungen berechnet der Konzern bis zu 30 Prozent Provision vom Kaufpreis. Die Provision, aber auch die restriktiven Regularien rund um den App Store sorgten immer wieder für Kritik. Die EU hat vor einiger Zeit ein Gesetz zur Regulierung an den Start gebracht, den sogenannten Digital Markets Act – kurz DMA, das im Frühjahr in Kraft getreten ist. Ein Teil davon besagt, dass Apple es erlauben muss, auch Apps, die nicht aus dem eigenen App Store kommen, auf den Geräten zuzulassen. Außerdem auch alternative App Stores.

Apple hat mit dem Release von iOS 17.4 genau diese Möglichkeit geschaffen. Apple nennt die „fremden“ Stores „App-Marktplätze“. Das direkte Laden von Apps auf Dein iPhone, also ohne zwischengeschalteten Store, ist nun auch möglich. Der App-Anbieter muss dafür aber einige Hürden überwinden. Daher beschäftigen wir uns hier zunächst damit, wie du einen alternativen Marktplatz installierst und daraus dann Apps lädst.

Voraussetzung dafür ist, dass du eine Apple-ID mit Adresse in der EU hast und dich auch innerhalb der EU aufhältst und dein iPhone mindestens iOS 17.4 hat. Außerhalb der EU gelten diese Regeln nicht und wenn du bereits Apps aus anderen App Stores geladen hast, bekommen diese nach 30 Tagen Aufenthalt außerhalb der EU auch keine Updates mehr.

Um App-Markplätze nutzen zu können, musst du das in den Einstellungen von iOS erlauben.
Um App-Markplätze nutzen zu können, musst du das in den Einstellungen von iOS erlauben. (Bild: Michael Reimann (Screenshot))

Wir probieren zwei App Stores aus. Den mit viel Aufmerksamkeit gestarteten Altstore PAL und Setapp for mobile. Bevor wir damit loslegen, solltest du in den Einstellungen deines iPhone checken, ob du alternative Stores überhaupt zulässt. Per Default ist diese Einstellung aber aktiv. du findest sie unter „Einstellungen > Bildschirmzeit > Beschränkungen > App-Installationen & Käufe“. Dort muss der Schalter „App-Marktplätze“ auf „Erlauben“ stehen. Apple stellt aber noch eine weitere Hürde auf. Dazu unten mehr.

Altstore PAL

Noch ist das Angebot im Altstore PAL sehr übersichtlich mit nur zwei Apps.
Noch ist das Angebot im Altstore PAL sehr übersichtlich mit nur zwei Apps. (Bild: Michael Reimann (Screenshot))

Den Altstore gab es auch schon vor dem DMA. Früher waren die Einrichtung und Nutzung aufwendiger, weil ein eigener Server betrieben werden musste. Nun kannst du den Altstore einfach von der Webseite laden und auf dein iPhone installieren. Die EU-Version nennt sich Altstore PAL. Allerdings kommt das Ganze nicht umsonst daher. Entwickler Riley Testut möchte pro Jahr und Gerät 1,79 Euro für die Nutzung haben und begründet das mit Kosten, die Apple den Betreibern berechnet. Das ist die sogenannte Core Technology Fee – kurz CTF. Die Zahlung erledigst du über eine Kreditkarte oder Paypal an den Dienstleister Stripe. Nach der Zahlung erhältst du einen Download-Link zum Altstore PAL. Dieser zeigt sich bisweilen etwas zickig. Wenn es nicht beim ersten Mal mit dem Download und der Installation klappt, kannst du das iPhone neu starten und den Vorgang durch erneute Eingabe deiner E-Mail-Adresse wiederholen. Erneut bezahlen musst du dabei nicht.

Wichtig zu wissen: Den Altstore PAL abonnierst du pro Gerät. Eine Nutzung eines bestehenden Abos auf mehreren iPhones ist derzeit nicht möglich. Nach dem Anklicken des Download-Links passiert zunächst nichts, denn Apple möchte, dass du die Installation in den Einstellungen noch einmal bestätigst. Erst dann lädt der Store auf das iPhone. Das gilt für alle App-Marktplätze.

Auch wenn du bereits App Marktplätze in den Einstellungen zulässt, muss du die Installation in den Einstellungen erneut bestätitgen.
Auch wenn du bereits App Marktplätze in den Einstellungen zulässt, muss du die Installation in den Einstellungen erneut bestätitgen. (Bild: Michael Reimann (Screenshot))

Jetzt hast du Zugriff auf den Altstore PAL. Dieser ist derzeit noch sehr übersichtlich, denn es befinden sich nur zwei Apps dort. Der „Copy & Paste Helper Clip“ und Delta, ein Emulator für Nintendo-Systeme. Riley möchte in Zukunft mehr Entwicklerinnen und Entwickler in seinen Store ziehen. Bisher bleibt der Erfolg aber aus. Wenn du Emulationen von Nintendo-Klassikern spielen willst, dann ist Delta eine gute Lösung. Ob Dir das 1,79 Euro im Jahr wert ist, musst du selbst entscheiden.

Das Netz ist allerdings voll von Beschwerden, dass der Download des Stores nicht richtig funktioniert. Der Entwickler stellt deshalb extra eine Troubleshooting-Seite zur Verfügung. In der Regel hilft diese.

Testergebnis
ProduktnameAltstore PAL
HerstellerRiley Testut
Preis1,79 Euro / Jahr
Webseitehttps://altstore.io
Pro
  • schlankes Interface, einfache Bedienung
Contra
  • nur zwei Apps, Installation mitunter umständlich
Bewertung
2,0 gut

Setapp Mobile

Setapp mobile zeigt die Apps nach Aufgaben an, die du mit ihnen lösen kannst. 
Setapp mobile zeigt die Apps nach Aufgaben an, die du mit ihnen lösen kannst.  (Bild: Michael Reimann (Screenshot))

Setapp gibt es auch schon länger am Markt. Du kennst die App vielleicht von macOS. Hier handelt es sich im Großen und Ganzen um ein App-Bündel-Abo. Du abonnierst Setapp und hast Zugriff auf viele Apps. Setapp Mobile verfolgt den gleichen Ansatz. Auch hier hast du für einen monatlichen Betrag von 9,49 Euro Zugriff auf eine ganze Reihe von mehr oder weniger nützlichen Apps. Du kannst Set-app mobile aber zunächst 30 Tage kostenlos testen. Setapp mobile organisiert seinen Store nach Aufgaben. Im Titel der App findest du also nicht ihren – oft nichtssagenden – Namen, sondern die Aufgaben, die du gegebenenfalls mit ihr lösen kannst. So findest du zum Beispiel die Aufgabe „Transfer your playlists“. Die dafür zuständige App heißt „FreeYourMusic“.

Die App FreeYourMusic bringt deine Playlists von einem Streaming-Anbieter zum nächsten.
Die App FreeYourMusic bringt deine Playlists von einem Streaming-Anbieter zum nächsten. (Bild: Michael Reimann (Screenshot))

Das Konzept von Setapp Mobile hat den Vorteil, dass du mit einer Zahlung Zugriff auf alle Apps hast. Diese App-Bündel gibt es auch erfolgreich unter macOS. Allerdings sind im Angebot auch viele Apps, die für die meisten Userinnen und User wohl keinen Sinn ergeben. Dennoch ist – zumindest unter macOS – so manche Perle dabei. Ob sich das bei Setapp Mobile auch so entwickelt, wird sich zeigen.

Testergebnis
ProduktnameSetapp mobile
HerstellerMacpaw
Preis9,49 Euro / Monat
Webseitehttps://setapp.com/de/join-waitlist
Pro
  • Apps nach Aufgaben sortiert, ein Betrag für alle Apps, einfache Bedienung
Contra
  • viele Apps mit wenig Nutzen
Bewertung
1,8 gut

Aptoide iOS Store

Zugang zum Aptoide iOS Store bekommst du zur Zeit nur per Einladungs-Code.
Zugang zum Aptoide iOS Store bekommst du zur Zeit nur per Einladungs-Code. (Bild: Michael Reimann (Screenshot))

Der Aptoide iOS Store bezeichnet sich als erste alternativer Game-Store für iOS. Zum Zeitpunkt dieses Artikels ist der Store aber noch nicht allgemein verfügbar. Die Betreiber versenden sogenannte Einladungscodes. Erst wenn du so einen bekommst, kannst du Aptoide für iOS auf deinem iPhone installieren. Die Betreiber vergeben laut Macrumors 500 bis 1000 Einladungen pro Tag.

Auch Aptoide ist kein Unbekannter. Alleine der Name des Stores lässt erkennen, dass der Store ursprünglich seit 2009 auf dem Android-System zu Hause war und auch immer noch ist.

Der Store hat sich hauptsächlich auf Spiele spezialisiert. Unter Android findest du Klassiker wie PUBG Mobile, Clash of Clans, Fortnite und viele weitere. Unter iOS wird das Angebot laut den Betreibern jeden Tag erweitert. Große Namen findest du derzeit dort noch nicht. Es sind Apps wie Word Jungle, Condor – Leap of Faith, Solitaire, Mahjong und Charades.

Ob und wann die eine Million Apps, die es unter Android dort gibt, auch auf iOS erreicht werden, ist noch nicht klar. Apps wie Fortnite von Epic werden vermutlich eher in Epics eigenem Store erscheinen. Denn Epic will in der EU auch mit einem eigenen Marktplatz für iOS starten.

Wann Aptoide seinen Store für die Allgemeinheit öffnet, steht noch nicht fest. Eine diesbezügliche Anfrage von Mac Life wurde bisher nicht beantwortet.

Mobivention App Marketplace

Mobivention ist für kommerzielle Nutzung gedacht und daher nicht öffentlich verfügbar.
Mobivention ist für kommerzielle Nutzung gedacht und daher nicht öffentlich verfügbar. (Bild: Michael Reimann (Screenshot))

Dieser Marketplace richtet sich ausschließlich an Unternehmenskunden. Einen öffentlich verfügbaren Download der Marketplace-App gibt es nicht. Daher ist der Store für dich eher uninteressant. Wenn du ihn doch haben willst, musst du auf der Webseite eine Anfrage stellen.

App- und App-Store-Updates

App-Updates in den jeweiligen Marktplätzen werden wie beim Apple-App-Store über die jeweiligen Stores geladen. Der Altstore PAL ließ sich derzeit noch nicht per „In-App-Update“ aktualisieren. Hier musst du den Store erneut respektive in der neuesten Version von der Seite des Anbieters laden. Beim Altstore PAL gab es dabei wieder die Probleme, diesen per Download-Link zu bekommen. Setapp mobile hat sich automatisch aktualisiert.

Während Stepp mobile sich selber aktualisiert, musst du beim Altstore Hand anlegen.
Während Stepp mobile sich selber aktualisiert, musst du beim Altstore Hand anlegen. (Bild: Michael Reimann (Screenshot))

Ausblick

Wenn du dich auf Fortnite auf dem iPhone oder iPad freust, dann warte auf den Epic-Games-Marktplatz. Dieser soll in der EU kommen. Epic und Apple lagen ja lange im Streit über die Gebühren und Zahlungsmethoden. Deshalb ist Fortnite in Apples eigenem Software-Laden nicht mehr zu bekommen.

Gerüchte besagen außerdem, dass auch Microsoft einen Store plant. Wie die genauen Modalitäten der Stores aussehen werden, ist derzeit noch nicht bekannt. 

Fazit

Die schöne neue Freiheit, in der EU Apps aus beliebigen Quellen zu laden, ist zu diesem Zeitpunkt noch recht überschaubar. Apple hat auch für die Nutzerinnen und Nutzer einige Hürden im Namen der Sicherheit aufgestellt, die du überwinden musst, damit diese Apps dann auf Deinem iPhone landen. Ob sich daher das Konzept der alternativen Marktplätze durchsetzt, muss sich zeigen. Größere Hoffnung macht das Laden von einzelnen Apps direkt von den Webseiten der jeweiligen Entwicklerinnen und Entwickler. Auch hier sind die Hürden derzeit noch hoch, aber das kann sich noch ändern. Angebote der Art gibt es auch noch nicht, beziehungsweise sie sind nicht bekannt. 

Das App-Angebot in den Marktplätzen ist derzeit auch sehr überschaubar. Hier bleibt zu hoffen, dass sich in Zukunft mehr tut. Spätestens, wenn Epic und Microsoft mit eigenen Marktplätzen kommen wird es vielleicht interessant und ein spannender Wettbewerb.

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