Roaming in der EU

So wird surfen mit iPhone und iPad im Ausland billiger

Seit dem 1. Mai ist das Telefonieren und Surfen im EU-Ausland für die meisten deutlich billiger geworden, ab Mitte 2017 will die EU die Roaming-Gebühren in ihrer heutigen Form sogar ganz abschaffen. Damit verliert die Handynutzung im Ausland oft ihren Schrecken.

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Man mag über die EU und ihre Regulierungswut denken, was man will, aber wenn es um die Deckelung von Handytarifen geht, kann man das Machtwort aus Brüssel eigentlich nur begrüßen. Denn schon seit 2007 schreibt die EU den Mobilfunkbetreibern maximale Beträge für das Roaming, also die Nutzung des Handys im Ausland vor. Und nun sind wir gewissermaßen in der vorletzten Phase angekommen: Seit dem 1.5. und noch bis zum 15.6.2017 sind auf die im Inland für Gespräche, Kurznachrichten und Datennutzung geltenden Gebühren nur noch sehr geringe Aufschläge (siehe Tabelle) sowie maximale Höchstbeträge erlaubt. Ab Mitte 2017 dürfen Betreiber dann gar keine Roaming-Aufschläge mehr in Rechnung stellen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind.

Digitale Grenzen in der EU sollen fallen: Geoblocking soll begrenzt werden

Die Grenzen innerhalb der EU sollen immer niedriger werden. Diesem Ziel dient nicht nur die längst beschlossene Abschaffung der lästigen Roaming-Gebühren, sondern die EU möchte auch gegen das sogenannte Geoblocking vorgehen. Anbieter von Shops oder Dienstleistungen sperren anhand der IP-Adresse Surfer aus bestimmten Ländern aus. So lassen sich viele Videos aus Deutschland heraus nicht sehen, Kunden von Streaming-Diensten können den in Deutschland gebuchten Dienst nicht im Frankreichurlaub nutzen, und die günstigen Shops im nahen Nachbarland zeigen ihre Angebote oft nur einheimischen Kunden an. Speziell auf Letzteres hat sich die EU-Kommission nun eingeschossen und will Shops das Geoblocking tatsächlich untersagen. Allerdings wird sie beispielsweise einem französischen Händler nicht vorschreiben können, seine Produkte auch bis nach Deutschland zu liefern. Und endgültig schwierig wird es bei Streaming-Diensten, deren Anbieter die Rechte an Filmen oder Musik oftmals nur für ein spezifisches Land erworben haben und nicht jedem EU-Bürger zugänglich machen dürfen. Noch diskutiert die Kommission darüber, wie weit die Grenzen fallen sollen, doch sehr wahrscheinlich sollen audiovisuelle Inhalte weiterhin geschützt werden. Beim Verkauf von Waren soll aber der Grundsatz gelten, dass EU-Bürger wie Einheimische behandelt werden sollen – wenn irgendwann aus den Vorschlägen Gesetze werden.

Vorbei sind also die Zeiten, als man lange nach dem Urlaub absurd hohe Mobilfunkrechnungen im Briefkasten fand, weil man unterwegs ein paar Mal zum Handy gegriffen hatte. Und viele iPhone-Nutzer ahnten auch nicht, wie hoch die Gebühren für mobile Datennutzung ausfallen konnten.

Roaming mit dem iPhone: Gespräche werden sehr günstig

Bislang galten maximale Beträge für Anrufe und Datennutzung, nun sind zusätzlich Aufschläge auf die hierzulande geltenden Tarife definiert. Das heißt im Klartext: Wer einen Mobilfunkvertrag mit Flatrate hat, zahlt letztlich nur den Aufschlag. Und wer einen alten, womöglich sehr teuren Vertrag mit hohen Gebühren hat, könnte es erleben, dass die von der EU erlassenen Höchstgrenzen sogar niedriger ausfallen und er zukünftig im Ausland günstiger telefoniert als zu Hause, was aber für iPhone-Besitzer heißen würde, dass sie sich dringend einen neuen Tarif suchen sollten. Die EU erlaubt es zwar, dass bei abgehenden Gesprächen die ersten 30 Sekunden pauschal abgerechnet werden, besteht danach und bei ankommenden Gesprächen ab dem Start aber auf sekundengenauer Abrechnung.

In den Einstellungen für das mobile Netz lässt sich das Roaming an- und ausschalten. Lässt man es an, sollte man sparsam surfen.
In den Einstellungen für das mobile Netz lässt sich das Roaming an- und ausschalten. Lässt man es an, sollte man sparsam surfen. (Bild: Screenshot)

Was mehr hilft als nüchterne Tarife, sind einfache Beispiele: Wer für eine Woche im Ausland ist und täglich eine Viertelstunde nach Hause telefoniert, kommt auf rund 100 Minuten und zahlt gerade einmal 5 Euro plus Mehrwertsteuer an zusätzlichen Gebühren. Wird man im Ausland angerufen, summiert sich selbst ein Gespräch von einer Stunde auf nicht einmal einen Euro.

Datenroaming: Surfen im Ausland

Womöglich mehr Zurückhaltung ist noch beim Surfen angebracht, aber übertreiben muss man es auch nicht. Mal angenommen, man lässt sein Datenroaming angeschaltet und nutzt es, um ab und zu seinen Standort zu bestimmen, seine Mails zu prüfen und die Nachrichten zu prüfen, dann sollte man auch mit 100 Megabyte pro Woche auskommen können, wofür dann nur etwa 6 Euro fällig wären. Allerdings schaffen es viele, durch intensive Nutzung sozialer Netze, Bilder-Uploads und Ansehen von Filmen und dergleichen die zehnfache Menge durchzubringen. Dann wird es immer noch teuer, allerdings sind die Anbieter verpflichtet, den Nutzer automatisch zu sperren, sobald die Rechnung 50 Euro überschreitet, und rechtzeitig vorher zu warnen. Surft oder telefoniert man dann immer noch weiter, muss man den höheren Kosten zuvor zustimmen.

Weiter unten kann man zu jeder App und insbesondere den Systemdiensten sehen, wie viele Daten sie über das Netz übertragen.
Weiter unten kann man zu jeder App und insbesondere den Systemdiensten sehen, wie viele Daten sie über das Netz übertragen. (Bild: Screenshot)

In jedem Fall sollte man vor dem Auslandsaufenthalt seine Einstellungen checken und kommunikationsfreudigen Apps und Diensten, die man unterwegs nicht unbedingt braucht, die mobile Verbindung eventuell verbieten (siehe auch Seite 122). Lässt man die Finger von datenhungrigen Diensten, stoppt man überflüssige Synchronisationen und setzt man die Datenkommunikation etwas bewusster und nur gelegentlich ein, darf man aber innerhalb des EU-Auslands in Zukunft auch mit dem iPhone surfen, ohne arm zu werden.

Roaming: Kleine Fallen

Dass Länder wie die Schweiz oder die Türkei nicht zur EU gehören und die Provider hier teils drastisch höhere Tarife fordern, ist zwar eigentlich eine Selbstverständlichkeit, gerät aber dennoch gerne in Vergessenheit. Bei Reisen in Länder wie die USA ist man noch immer auf spezielle Tarifoptionen angewiesen oder muss eben hohe Gebühren zahlen. Eine weitere Falle sind mobile Hotspots, beispielsweise in Form kleiner Router mit SIM-Karte, die über ein WLAN Geräten in der Umgebung einen Internet-Zugang verschaffen. Melden sich iPhones, iPads oder Rechner an einem solchen Hotspot an, denken sie, es wäre ein normales WLAN und übertragen ungeniert Daten für alle möglichen Zwecke. Es empfiehlt sich also nicht, in einen solchen Hotspot eine deutsche Mobilfunkkarte zu stecken, sondern sich auch weiterhin vor Ort nach einer Prepaid-Karte mit günstigen Datentarifen umzusehen.

Demnächst Flatrate überall?

Momentan sind wir in einer Übergangsfrist, ab Mitte 2017 dürfen die Anbieter eigentlich gar keine Roaming-Gebühren mehr erheben. Um nun zu verhindern, dass ausländische Anbieter den jeweils einheimischen mit Flatrate-Tarifen Konkurrenz machen, will die EU bis Ende des Jahres noch Obergrenzen für Gespräche und Daten definieren, ab denen die Anbieter doch Roaming-Gebühren einfordern dürfen.

Schon die jetzigen Roaming-Regeln scheinen nicht wenigen Providern etwas die Sprache zu verschlagen, denn viele der bislang angebotenen Tarifoptionen für Auslandsaufenthalte machen entweder keinen Sinn mehr oder werden gar nicht mehr weiter offeriert. Doch einige Provider haben anlässlich der EU-Regulierung auch neue, teils deutlich günstigere Pakete geschnürt. Quasselstrippen und Surfverrückte, die oft ins Ausland müssen, finden hier durchaus attraktive Angebote, die teils auch für Reisen außerhalb der EU attraktiv sind.

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