Jeder hat wohl irgendwo zu Hause eine Pinnwand hängen, wo er interessante, witzige oder lehrreiche Zettel, Fotos und Notizen sammelt. Ähnlich funktioniert das soziale Netzwerk Pinterest, das sich seit 2012 vom Startup zu einem der großen Netzwerke mit inzwischen nach offiziellen Zahlen 100 Millionen monatlichen Nutzern gemausert hat. In den letzten 18 Monaten habe man seine Nutzerzahlen verdoppelt. Somit gehört Pinterets zu den Netzwerken, die immer noch stark wachsen.
In Deutschland ist Pinterest zwar immer noch eher ein Geheimtipp im Vergleich zu Mainstream-Netzwerken wie Facebook, aber die Pinterest-Gemeinde bringt einige Besonderheiten mit: Zum einen sind die Mitglieder vergleichsweise aktiv. Während der Löwenanteil in Facebook passiv unterwegs ist, erstellen und speichern 71 Prozent der Pinterest-Mitglieder auch aktiv Pins. Das mit fast 85 Prozent überwiegend weibliche Publikum ist nicht nur aktiv, aufmerksam und interessiert, hier wird auch gerne mal online eingekauft: Pinterest schafft es, 400 Prozent mehr Klicks und Umsatz zu erzeugen als die viel populäreren großen Netzwerke. Die gut vertretenen Themen auf Pinterest wie Essen und Trinken, Inneneinrichtung, Urlaub und Mode und der stark visuelle Charakter passen zudem perfekt als Anreiz zum Klick in Richtung Einkauf.
Pinterest wurde 2012 von Ben Silbermann als Plattform für das Teilen von Fotos gestartet. Der Gründer bescheibt Pinterest eher als „Katalog voller Ideen“ denn als soziales Netzwerk. Es soll seine Mitglieder inspirieren, „rauszugehen und diese Dinge umzusetzen“. Neu an Pinterest war das sogenannte „flüssige Raster“, das einen Überblick über viele Einträge nebeneinander anbot. So ist es möglich, viele Bilder nebeneinander und gleichzeitig zu überblicken. Damals ein Gegenentwurf zu den populären Websites und Blogs, die meistens Einträge chronologisch von oben nach unten sortierten. Was den Gründer selbst staunen ließ, war die Art, wie die Mitglieder Pinterest benutzen: Sie fingen an, persönliche Dinge auf Pinterest zu sammeln. „Es war aufregend zu beobachten, wie viel es über die Leute berichtet“, so Silbermann.
Der Hauptreiz liegt darin, bebilderte Links zu sammeln und mit Pinn-wänden zu organisieren.
Pinterest verlangt eine Anmeldung, die aber in kurzer Zeit erledigt ist, zum Beispiel ist es möglich, sich mit seinem Facebook-Konto anzumelden. Mitglieder können kostenlos Bilder oder Videos hochladen und organisieren. So können die Mitglieder ihre Inhalte personalisieren und auch die Sammlungen anderer Personen besuchen – oder ähnlich wie bei Twitter anderen Personen folgen. Der Hauptreiz liegt darin, interessante Dinge als bebilderte Links zu sammeln und in eigenen Pinnwänden zu organisieren. Inhalte kommen auch oft von externen Websites. Diese bieten neben Bildern häufig einen „Pin it“-Button an, mit dem die Bilder mit einem Klick auf der Pinnwand landen.
„Pinterest ist ein Ort, an dem du dir Ideen von Gleichgesinnten für all deine Projekte und Interessen holen kannst“, sagt Pinterest über sich selbst. Erdacht wurde Pinterest als Entdeckungstool für Ideen, Projekte und Hobbys. Pinterest hilft beim Organisieren von Links mit „visuellen“ Lesezeichen, also Bildern. Heute unterscheidet es sich von der Konkurrenz durch starkes Wachstum und Impulsgeber für Onlineeinkäufe.
Entdecken
1 Nach dem Öffnen der App zeigt Pinterest den persönlichen Start-Feed an. Darin werden Pins in einem endlos scrollenden Raster angezeigt. Den Inhalt des Feeds kann der Pinterest-Nutzer beeinflussen, indem er Themen, Personen (Pinner) oder Pinnwänden anderer Personen folgt. Pins enthalten immer Links zum Ursprung, also einer Website, einem Shop oder einem Blog.
Liken und kommentieren
2 Interessante Beiträge tippst du an, um eine Großansicht zu bekommen. Die Beiträge kannst du wie auf Facebook mit einem Tipp auf das Herzsymbol liken, kommentieren oder den Pin an andere Pinterest-Nutzer weiterverschicken. Wenn jemand kein Mitglied bei Pinterest ist, kannst du interessante Beiträge auch per Mail, Whatsapp oder Facebook verschicken.
Sammeln
3 Besonders gute Beiträge markierst du nicht nur mit einem „Like“, sondern speicherst sie am besten auf der eigenen Pinnwand. Mit „Pin it“ kannst du im nächsten Bildschirm auswählen, auf welcher Pinnwand der Beitrag landen soll. Pinnwände sind öffentlich (außer du wählst „geheim“) und zeigen anderen, was dir gefällt und was du zu Themen empfiehlst.
Für mich persönlich ist Pinterest eine unschlagbare Ideenquelle und gleichzeitig ein Ort, wo Lernen und sich Informieren sehr viel Spaß machen. Egal zu welchem Thema ich etwas suche, auf Pinterest finde ich jedes Mal in Minuten eine Inspiration für die nächste Idee. Gleichzeitig liebe ich es, bei Pinterest einfach im Stream zu stöbern oder die Pinnwände ein paar meiner Kollegen zu besuchen und mich umzuschauen, was sie gerade so gesammelt haben.
Der Hauptgrund, der mich zum Besuch bei Pinterest motiviert, sind Infografiken: Ich liebe diese kleinen „Minipräsentationen“, die es ermöglichen, sich zu einem Thema in wenigen Minuten schlau zu machen.
Gleichzeitig ist das Pinnen für mich ein Weg, mit dem das Organisieren von Fundstücken wie Bookmarks wirklich funktioniert. Wer ein fotografisches Gedächtnis hat, findet hier mehr wieder als in ellenlangen Bookmark-Listen. Angenehmer Nebeneffekt: Man kann seinen Freunden und Kollegen zeigen, wofür man sich interessiert und womit man sich auskennt. Ein Suchtfaktor wie bei Instagram & Co. tritt auch hier schnell ein!
Stefan von Gagern
Fünf Grundbegriffe
Um auf Pinterest loszulegen, sollte man die wichtigsten Begriffe kennen und wissen, was sie bedeuten.
1 Pin
Ein Beitrag auf Pinterest heißt „Pin“, die Nutzer „Pinner“. Pins können entweder ein von einer Website verlinktes Bild sein oder direkt auf Pinterest hochgeladen werden. Pins sind also entweder Medien oder visuelle Bookmarks.
2 Pinnwand/Board
Pins sammelt man auf Pinnwänden (englisch „Board“), die man zu verschiedenen Themen einrichten kann. Jede Pinnwand hat einen Namen, eine Beschreibung und kann in eine Kategorie eingeordnet werden. Andere User können Pinnwänden folgen. Zudem ist es möglich, geheime Pinnwände einzurichten, Mitglieder einzuladen oder per Mail Freunde, die nicht bei Pinterest sind, als Mitwirkende einzuladen.
3 Comments and Likes
Jeder Pin kann ähnlich wie auf Facebook mit „Gefällt mir“ markiert oder kommentiert werden. Zum Markieren tippt man einfach auf das Herzsymbol.
4 Repin
Interessante Beiträge von anderen, die man auf seiner eigenen Pinnwand speichert nennt man Repins (ähnlich wie ein Retweet auf Twitter). Tippe einfach auf den Pin-it-Button bei einem Pin, und wähle die Pinnwand als Ziel aus.
5 Pin-it-Button
Externe Websites können Buttons einbinden, die das Pinnen der Inhalte einfach möglich machen. Pinterest bietet Anleitungen und fertige Lösungen für Wordpress & Co.
Dinge entdecken
Nach Starten der App und der Anmeldung erscheint der Start-Feed – das ist eine Sammlung von Pins, Pinnwänden und Interessensgebieten, denen ein Nutzer folgt. Dazu mischt Pinterest auch Werbe-Pins passend zu den Interessen.
Leuten oder Pinnwänden folgen
Wenn du anderen Pinterest-Nutzern folgst, werden deren Pins in den Start-Feed geliefert. Man kann einem Nutzer insgesamt, also allen seinen Pinnwänden, folgen. Daneben ist es aber auch möglich, nur einzelnen Pinnwänden eines Nutzers zu folgen. Da manche Nutzer über unterschiedliche Themen pinnen, ist dies oftmals die bessere Wahl, außer man teilt die gleiche Mischung an Interessen und Hobbys.
Interessante Leute findest du, wenn du in der App auf die Suche tippst. Dort erscheinen beliebte Nutzer zu Themen wie etwa Reisen.
Kategorien auswählen
Scrolle im Suchbereich weiter nach unten, um eine Liste von Themenkategorien zu finden. Jeder Feed wird vom Pinterest-Team mit aktuellen Pins und Nutzern aus der jeweiligen Kategorie gepflegt.
Suchfunktion nutzen
Wenn ein Begriff nicht in den Kategorien aufgelistet ist, hilft die sehr gute Suchfunktion. Hier kannst du einen oder mehrere Begriffe kombinieren wie zum Beispiel „apple“ und „gadgets“. Jeder Begriff erscheint als Button in der Suchleiste und lässt sich so auch schnell wieder aus der Suchanfrage durch Antippen löschen.
Filter einschalten
Die Suche kannst du noch verfeinern, indem du oben rechts auf die Schieberegler tippst. Danach erscheint ein Filtermenü, mit dem du die Ergebnisse nach Pinnern, Pinnwänden oder eigenen Pins filtern kannst.
Ein geniales Werkzeug, das es nur bei Pinterest gibt, ist die visuelle Suche, die erst im November an den Start ging. Mit der neuen Funktion ist es möglich, einen Bereich im Bild eines Pins zu markieren, zum Beispiel einen Gegenstand, den man interessant findet. Tippe bei der Großansicht eines Pins oben rechts auf die Lupe. Danach kannst du mit dem Rechteck einen Bereich im Bild markieren – wie hier im Beispiel die Kaffeetasse. Darauf startet Pinterest die Bildersuche und durchforstet seinen Bildbestand nach Pins mit ähnlichen Motiven.
Die Suche kann mit einiger Wartezeit verbunden sein, aber es ist erstaunlich, wie präzise Pinterest die Fundstücke aus dem riesigen Bestand hervorholt. Zusätzlich ist es möglich, die Suche nach Kategorien einschränken. So erhält man noch bessere Ergebnisse.
Pinterest könnte sich als Bildersuchmaschine, die besser funktioniert und mehr kann als Google Images, im Web etablieren und Besucher nach visuellen Gesichtspunkten auf Websites lenken. Da Pinterest schon heute einen guten Ruf als Impulsgeber für Onlineeinkäufe hat, wird der Wert des Noch-Geheimtipps in den nächsten Jahren sicher noch steigen.
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Schöne Erklärung, danke! Jetzt noch ein Ähnlicher Beitrag zu Snapchat und beide Apps deren Sinn und Nutzen mir bisher nie erschlossen hat, erklären sich auch mir.