CDs, Kompaktkassetten und Vinyl-Platten verschiedener Formate – Musikfans haben nicht selten über die Jahre alle Arten von Datenträgern für ihre Leidenschaft angesammelt. Während auch die hartnäckigsten Analog-Anhänger ihre Musik mittlerweile zumindest für den Alltagsgebrauch vornehmlich von Streaming-Diensten wie Apple Music oder Spotify beziehen dürften, gibt es immer noch einige rare B-Seiten, limitierte Auflagen und liebgewonnene Mixtapes, die es in nie ins digitale Zeitalter geschafft haben.
Eine Frage von Format
Vinyl-Junkies offenbaren sich gleich mehrere Möglichkeiten, um ihre Schätze digital zu konservieren. Die einfachste Brücke zum Mac stellt sicher ein Plattenspieler mit USB-Schnittstelle dar – auf dem Rechner selbst muss dann nur eine Softwarelösung wie das quelloffene Audacity oder Apples hauseigene Lösung GarageBand installiert sein, die die Audiodaten aufnimmt und speichert. Die Digitalisierung überlebender Kompaktkassetten oder Mini-Disc-Medien gestaltet sich hingegen nicht ganz so einfach: Ältere Macs bieten dazu standardmäßig analoge wie digitale Audioeingänge, an aktuellen iMacs etwa sucht man diese allerdings vergeblich – was die Investition in ein externes Audiointerface nötig macht.
Die Preise dafür variieren stark. Eine der günstigsten Lösungen ist das iMic, das der Hersteller Griffin für knapp 30 Euro auf seiner Webseite anbietet. Der Puck-große Klassiker beherbergt einen 3,5-Millimeter Analogeingang und bietet sich somit für Audioaufnahmen aller Art an. Möchten Sie direkt von Ihrem vorhandenen Schallplattenspieler oder Ihrem Verstärker aufzeichnen, müssen Sie eventuell in ein zusätzliches Adapterkabel investieren, um die Cinch-Buchsen der Hi-Fi-Ausgänge auf die Klinkenbuchse des iMic umzuleiten. Sparen Sie hier nicht am falschen Ende, um Störgeräusche zu vermeiden! Achten Sie etwa auf vergoldete Stecker und kurze Signalwege.
Nehmen Sie Ihre Vinylscheiben von einem Plattenspieler ohne USB auf, sollten Sie in einen möglichst hochwertigen Phono-Vorverstärker investieren. So können Sie das Audiosignal jederzeit mit den Lautsprechern Ihres Mac oder (noch besser) den daran angeschlossenen Monitorboxen kontrollieren. Die „Pro-Ject Phono Box MM“ etwa steckt in einem soliden Metallgehäuse und bietet eine hervorragende Klangqualität für gerade einmal 70 Euro. Kassettendecks benötigen hingegen in der Regel keine zusätzliche Verstärkung – der Hi-Fi-Verstärker Ihrer Stereoanlage sollte vollkommen ausreichen.
Bei der Aufnahme sollten Sie stets nach der höchstmöglichen Qualität streben. 16 Bit bei 44,1 kHz sind das Minimum.
Apple Lossless ist ein von Apple entwickelter Codec zur verlustfreien Audiokompression, der das Ausgangsmaterial um durchschnittlich 60 Prozent „eindampft“.
Dezibel (dB) is eine in der Audiotechnik gängige Hilfsmaßeinheit zur Kennzeichnung des Schalldruckpegels. Die dB-Skala ist logarithmisch aufgebaut.
Nehmen Sie Kontakt auf!
Um Ihren Mac mit Ihrer Stereoanlage zu verbinden, sollten Sie sich zunächst einmal die Ausgänge an deren Verstärker ansehen. In der Regel finden Sie zwei Cinch-Buchsen für den linken und rechten Stereokanal. Hier kommt nun das bereits erwähnte Verbindungskabel zum Einsatz, das eine Weiche zur 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse Ihres Mac oder dem von Ihnen verwendeten Audiointerface darstellt. Nutzen Sie das iMic, achten Sie darauf, den Eingangsschalter von „Mic“ auf „Line“ zu setzen.
Beugen Sie stets schon vor der Aufnahme eventuellen Störgeräuschen durch eine hohe Sorgfalt vor. Dazu gehört natürlich in erster Linie das Verlegen des Verbindungskabels abseits elektrischer Einstreuungen und die sichere Aufstellung des Schallplattenspielers. Reinige Sie dessen Nadel oder gönnen Sie dem Gerät eine neue – besonders wenn die Menge des Ausgangsmaterials umfangreich ist. Reinigen Sie das Vinyl gewissenhaft, um das berüchtigte Knistern zu minimieren. Kommt die Musik von einem Tapedeck, wirkt die vorhergehende Verwendung einer Reinigungskassette oft Wunder.
Das Audiointerface sollten Sie stets direkt mit einem freien USB-Steckplatz Ihres Mac verbinden – Umwege über ein Hub sind bei Klangaufnahmen tabu! Starten Sie nun GarageBand, Audacity oder die Software, die Sie für die Digitalisierung nutzen möchten.
Die größte Herausforderung liegt im Finden der richtigen Eingangspegel, um ein ebenso dynamisches wie verzerrungsfreies Klangerlebnis zu erzielen. Gängige Aufnahmeprogramme bemessen den Pegel zumeist auf einer Skala von -60 bis 0 Dezibel. Auf Nummer sicher gehen Sie mit Aufnahmepegeln, die zwischen -30 und -20 Dezibel liegen. Auch laute Passagen sollten -10 bis -3 Dezibel nur in Ausnahmefällen übertreffen. Überschreiten Sie die 0-Dezibel-Grenze, verzerrt das Signal durch das Übersteuern.
Perfekte Pegel
Um dieses gefürchtete „Clipping“ zu vermeiden, tasten Sie sich langsam an die für das gelieferte Audiomaterial optimalen Werte heran. Hören Sie also zunächst besonders die Musikstücke, die laute Passagen enthalten, vor der eigentlichen Aufnahme in Ihrer Recording-Software ab, ohne sie aufzuzeichnen. Erweisen sich die eingehenden Signale als zu gering, regeln Sie den Pegel mit dem „Gain“-Regler Ihres Programms nach – an besseren Audiointerfaces findet sich oft auch ein Hardware-Äquivalent in Form eines Eingangslautstärke-Potis. Es gibt jedoch keinen Grund, allzu hart an der 0-Dezibel-Linie zu segeln – schließlich können Sie die Lautstärke auch nach der Aufnahme noch in Ihrem Audioprogramm nacharbeiten.
Audacity 2.1 kompakt (Desktop.Edition)
Das beste Ausgangsmaterial hilft nichts, wenn Sie es in einem qualitativ minderwertigen Format speichern. MP3- und AAC-Dateien erzeugen kleine Dateigrößen, opfern dafür jedoch je nach Kompression mehr oder minder stark die Audioqualität. Wählen Sie also am besten immer ein hochauflösendes, verlustfreies Format wie AIFF oder WAV, die iTunes problemlos abspielt. Dabei entstehen zwar weitaus größere Datenmengen, eine Wandlung etwa ins MP3-Format zur Nutzung auf dem iPhone können Sie später aber jederzeit auch mit externen Apps vornehmen.
Nutzen Sie ein externes Audiointerface, sollten Sie beim Kauf auf die angebotene Aufnahmequalität achten. Das mehrfach erwähnte iMic etwa schafft „nur“ eine Rate von 48 Kilohertz bei einer Sample-Tiefe von 16 Bit, was einer etwas besseren CD-Qualität entspricht – teurere Lösungen bieten weitaus mehr.
Audacity ist ein quelloffenes, kostenfreies Aufnahmeprogramm für Macs, Windows-PCs und Linux-Rechner.
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Von "retten" kann bei Vinyl glaub ich keine Rede sein. Eher reduzieren... hauptsächlich im Klang.
Wie bitte was? Was soll da vor wem gerettet werden??? Schlussendlich ist digitalisierte Musik Entfremdung in jeder Hinsicht. Wenn man Musik retten will, dann wohl auf gut gelagerten analogen Tonträgern.