GarageBand ist eine wirklich großartige Software: Von der Bedienung her so einfach, dass jeder seine Ideen oder Songs fast in Studioqualität aufnehmen kann. Seit dem letzten Update und den hinzugekommenen Live-Loops müssen Sie noch nicht einmal ein Instrument beherrschen, um eigene Musik mixen und komponieren zu können.
Doch wer tiefer einsteigt, stößt an Grenzen: Der in die Spuren integrierte Mixer von GarageBand ist weit weniger komplex als der von Logic, mitunter fehlt dafür aber zum einen die Präzision, zum anderen die Palette an Hall-Effekten, Kompressoren und Effektschleifen, die es einem ermöglichen, jedes gewünschte Klangbild abzuliefern.
Für manchen ist es die Performance, ein anderer braucht mehr Instrumente oder Loops oder einfach nur ein richtiges Mischpult. Es gibt viele und unterschiedliche Gründe, auf Logic Pro X umzusteigen.
Ich hatte vor einigen Jahren nur ein paarmal einen Blick auf Logic geworfen und erinnerte mich an das bombastische Mischpult, das so komplex aussieht wie der Mischer in einem Stadion-Konzert. Ziemlich abschreckend – und so fragte ich mich ob ich in Logic weiter so intuitiv aufnehmen kann wie in der vertrauten GarageBand-Umgebung. Kurz danach gab es eine drastische Preissenkung und plötzlich war Logic X für einen Bruchteil des bisherigen Preises zu haben. Für die rund 200 Euro ist das Profi-Studiotool mit seiner unglaublichen Breite an Effekten und Instrumenten fast geschenkt und es gibt keinen Grund mehr, vor dem Schritt zu zögern. Heute muss ich sagen: Der Umstieg war einfacher als gedacht und ich kann ihn nur jedem, der mehr als nur gelegentlich etwas in GarageBand aufnimmt, empfehlen.
Stefan von Gagern
Einstiegshilfen für GarageBand-Nutzer
Apple hat in Logic Pro X umfangreiche Hilfen für Neulinge und GarageBand-Veteranen integriert. Nach dem Download aus dem Mac App Store und der Installation klicken Sie beim ersten Start einfach auf „Ich bin Logic-Pro-Anfänger“. Apple schickt Sie dann zunächst in den „GarageBand-Modus“, der fast aussieht wie das Einsteiger-Programm.
Über „Einstellungen > Allgemein > Erweitert“ können Sie dann mit „Erweiterte Werkzeuge einblenden“ auf einmal oder nach und nach die vollständigen Funktionen von Logic Pro X einblenden. Wem die GarageBand-Umgebung reicht, der kann auch immer darin arbeiten. Das ist eine Stärke von Logic Pro X: So vielseitig und komplex wie das Studio ist, so anpassungsfähig ist es gleichzeitig.
Danach macht sich Logic Pro X an die Installation von Soundpaketen und Instrumenten. Das Grundpaket wird dabei immer installiert, bei Zusätzen fragt das Programm nach. Das ist gut und sinnvoll, denn die komplette Bibliothek braucht reichlich Platz – und der ist nicht unbedingt auf einem MacBook Pro vorhanden. Das voll ausgestattete Paket „Weltmusik“ braucht zum Beispiel allein 2,8 Gigabyte. Wer sich für die volle Packung an Samples, Instrumenten, Loops und Musikrichtungen entscheidet, der braucht allein für die zusätzlichen Inhalte 31,6 Gigabyte – freut sich aber später über maximale kreative Freiheit. Die Entscheidung muss jedoch nicht sofort fallen. Auch nachträglich lassen sich bei Bedarf noch Inhalte über „Logic Pro X > Zusätzlichen Inhalt laden“ installieren.
Durchstarten mit den neuen Spielzeugen
Wenn Logic schon so aussieht wie GarageBand, warum sollte man dann nicht einfach mit ein paar alten Projekten die ersten Gehversuche wagen? Wie wäre es zum Beispiel zum Üben mit einer „Remastered“-Version eines alten Garageband-Projekts? Dabei wird nämlich schnell klar, warum sich die Mühe des Umstiegs lohnt.
Vor allem diejenigen, die gelegentlich das Gefühl hatten, mit Garageband beim Mischen an die Grenzen zu stoßen, erleben eine Offenbarung. Ein kurzes Beispiel: In Garageband drehen Sie beim Mix an Reverb und Echo von 0 bis 100 Prozent, fertig! In Logic stehen allein vier verschiedene Reverb-Typen und dazu ein „Reverb-Designer“ bereit. Bei „Platinumverb“ lässt sich etwa die Raumgröße und die Position des Klangerzeugers im Raum bestimmen. Sie stellen dabei ein, wie „Dry“ oder „Wet“ das Signal klingt und können die frühen Reflexionen exakt timen. Klingt verrückt, hilft aber dabei, den persönlichen Studiosound zu finden. Beim Einstellen von Gesangssounds sind die vielen Hall-Arten und Feineinstellungen genial. Wem das zu viel der Möglichkeiten ist, der profitiert trotzdem: Es stehen auch Presets wie „Big Room“, „Live Club“ bis „Church“ per Menü bereit – die sich bei Bedarf wiederum in allen Einzelheiten verfeinern lassen.
Mit der iOS-App „Logic Remote“ verwandeln Sie Ihr iPhone oder iPad in eine Fernsteuerung fürs Logic-Mischpult. Damit lassen sich die Schieberegler und Knöpfe für Reverb und Delay gefühlvoll mit dem Touchscreen drehen. Bei aufwändigen Mixes oder zum Experimentieren eine geniale Erweiterung! Allein als Fernbedienung für den Start der Aufnahme, Abspielen und so weiter lohnt sich diese App. So können Sie entfernt vom Mac mit der Gitarre vor dem Amp bequem die Aufnahme starten. Die App verbindet sich mit Logic nach einer Bestätigung. Dazu muss das iOS-Gerät mit dem gleichen WLAN verbunden sein wie der Mac. Übrigens: Das Ganze klappt auch mit GarageBand!
Überhaupt zeigt sich Logic Pro X oft erstaunlich simpel. Aber dennoch mit einer scheinbar unendlichen Tiefe für alle, die ans Eingemachte gehen wollen. Es gibt für fast alles fertige Presets. Bei Gesangsaufnahmen zum Beispiel unter anderem eine klassische und natürliche Einstellung, eine für Dance-Music und eine für gesprochene Inhalte. Gitarristen freuen sich ähnlich wie in GarageBand über virtuelle Verstärker und Boxen. In Logic Pro X findet sich außerdem ein Amp-Designer, bei dem sich nicht nur Box und Topteil bestimmen lässt (hier sind gute Nachbildungen von Fender über Marshall bis Vox-Amps zu finden), sondern Sie bestimmen sogar das Mikromodell zur Abnahme und den Abstand zur Box.
Zudem ist Logic Pro X eine noch viel größere und bessere Sammlung an virtuellen Instrumenten als GarageBand. Einen Vorgeschmack erhalten Sie unter www.apple.com/de/logic-pro/plugins-and-sounds/.
Logic simuliert Sampler, Vintage und neue Keyboards, verschiedene Drumkits und hat über 4600 Loops aus dem Elektronic-Genre an Bord. Dazu gibt es tausende vorgefertigte Patches für Instrument- und Effekteinstellungen. Die machen die Sammlung einsteigerfreundlich. So kann man auch ohne große Einarbeitung einfach den Gitarrenpreset „Cool Jazz Combo“ auswählen, wenn dieser Stil gefragt ist.
Wer das Geld für bessere Software und damit in besseren Sound investiert, sollte nicht an der falschen Stelle, der Hardware, sparen. Erste und wichtigste Anschaffung neben einem Audio-Interface, Instumenten und Midi-Keyboards ist ein guter Studiokopfhörer. Wer mit dem falschen Soundeindruck aufnimmt und mischt, tappt praktisch völlig im Dunkeln. Daher ist neutraler Klang aus Kopfhörer und Boxen im Studio extrem wichtig. Ein super Kopfhörer im und außerhalb des Studios ist der Beyerdynamic Custom Studio (rund 200 Euro, www.beyerdynamic.de/). Er ist bei der Aufnahme abgeschirmt und gibt den Sound unverfälscht und linear wieder. So liefert er zuverlässige Bedingungen und einen nuancenreichen, neutralen Klang beim Einstellen von Effekten, Sounds und beim Abmischen. Nur zum Musikhören macht er übrigens auch eine gute Figur, dafür stellt man seine Schieberegler um und hört bassbetonter, wenn gewünscht. Fürs Mischen sind gute Referenzboxen wichtig. Gute Studiolautsprecher sind etwa ab 400 Euro pro Boxenpaar zu haben, wie zum Beispiel die Studiomonitore Yamaha HS 7 (de.yamaha.com). Fürs mobile Studio und passend zum MacBook Pro bringt Soundspezialist iK Multimedia den iLoud Micro Monitor auf den Markt, der ab Juli erhältlich sein soll (rund 370 Euro).
Aber es ist nicht einmal die Masse, die an Logic begeistert, es ist die Qualität jedes einzelnen Effekts und Instruments. Und das Ganze verkauft Apple zu einem Preis, den man vor nicht allzu langer Zeit für eine einzelne dieser Komponenten ausgegeben musste.
Logic Pro X: Keine Angst vorm großen Mischpult
Der große Mixer (einblenden über „Ansicht > Mixer“) wirkt auf den ersten Blick abschreckend, offenbart aber schnell seine Qualitäten. Das fängt schon mit dem wunderbar präzisen Schieberegler an, der dem seitlichen Volume-Schieber in GarageBand durch mehr Feingefühl überlegen ist. Dann lassen sich die Spuren auf dem großen Mischer farbig markieren. Das hilft zum Beispiel, wenn man seine Spuren optisch in Gruppen wie Rhythmus, Streicher, Chöre et cetera farbig unterscheiden möchte. Gleichfarbige Spuren lassen sich per Kurzbefehl auswählen.
Spuren lassen sich in Logic zu Stapeln organisieren – ein Feature, das der GarageBand-Nutzer oft schmerzlich vermisst. Das macht nicht nur Projekte mit vielen Spuren übersichtlicher, es können zum Beispiel Bläsersätze, Chöre, Perkussionsinstrumente oder komplexe elektronische Drums in einer Gruppe mit einer Haupt- und mehreren Unterspuren übersichtlich organisiert und gesteuert werden. Ein Klick auf die Hauptspur reicht dann, um alle untergeordneten verstummen zu lassen, Solo zu schalten oder die Lautstärke anzupassen. Wie das aussieht, lässt sich prima im Logic Pro X Demosong erkennen, den man mit „Hilfe > Logic Pro Demoprojekt“ öffnet.
Sie können Ihre Projekte aus GarageBand einfach übernehmen. Dafür ist kein Import oder ähnliches nötig. Es funktioniert einfach mit dem Öffnen-Befehl. Dabei legt Logic eine Kopie im eigenen Format an. Das Original aus GarageBand bleibt also unberührt. Die Übernahme klappte bei unseren Tests fast immer problemlos. Nur bei Songs, die Dritthersteller-Plugins nutzen, ein Beispiel war bei unseren Tests Native Instruments Guitar Rig, erfordern Aufwand. Sie müssen dafür das Plugin, wenn wie in diesem Fall verfügbar (http://bit.ly/LogicNI), in Logic X installieren. Im Extremfall lässt sich ein problematisches Plug-in einfach aus der Spur entfernen. Mit dem reichlich ausgestatteten Amp Designer und Pedalboards in Logic Pro X würde sich zum Beispiel unser Gitarrensound auch gut nachbauen lassen. Zudem gibt es noch verschiedene denkbare Workarounds, zum Beispiel problematische Spuren aus Garageband als .aif-Datei auszugeben und manuell in Logic als Audio-Instrument zu importieren.
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