Videothek und DVDs adé: Streamingdienste wie Amazon und Netflix haben sich in den vergangenen Jahren nachhaltig durchsetzen können. Das Angebot der großen Anbieter wächst stetig, mittlerweile setzen beide großen Dienste auf eigene und aufwändige Produktionen. Technische Neuerungen und eine Vielfalt von Apps bringen sie zudem auf jede erdenkliche Plattform.
Leider ziehen Filmliebhaber dabei zunehmend den Kürzeren: TV-Serien dominieren Streaming-Plattformen, Filme geraten in den Hintergrund. Und wenn sie sich doch im Angebot der Riesen finden, dann sind es meist nur Mainstream-Filme der jüngeren Vergangenheit. Echte Klassiker oder gar schräge Geheimtipps sucht man bei Netflix und Amazon oft vergeblich. Internationales Kino hat es auf den Plattformen ebenfalls schwer – von Bonusmaterial wie „Making-ofs“ oder Audiokommentaren der Filmcrew ganz zu schweigen. Diese Marktlücke entdecken aber immer mehr kleinere Streamingdienste für sich. Das Resultat sind eigene Plattformen, die sich gezielt an den gehobenen Filmgeschmack richten.
Netflix, Amazon, Mubi und Co.: Mittlerweile gibt es fast mehr Streaminganbieter als TV-Sender. Damit Sie nicht jeden einzelnen Dienst nach einem gewünschten Film durchsuchen müssen, gibt es eigene Suchmaschine für Cineasten. Unter „werstreamt.es“ finden Sie alle großen Streaminganbieter und Videoplattformen. Mithilfe des Eingabefelds suchen Sie nach Ihrem gewünschten Film. Die Suche liefert passende Ergebnisse nach Plattformen aufgeschlüsselt. Auf einem Blick sehen Sie, wo sie den gesuchten Film wie streamen können – ob Sie ihn also einzeln kaufen beziehungsweise leihen oder gleich mit einer Flatrate streamen möchten.
Die etablierte Alternative: Mubi
Seit rund zehn Jahren bietet Mubi eine eigene Streamingplattform für Arthaus-Kino an. Das Konzept ist simpel: Es sind stets dreißig Filme im Angebot – nicht mehr, nicht weniger. Jeden Tag verschwindet daher ein Film aus dem Katalog und ein neuer wird hinzugefügt. Somit überwiegt Klasse statt Masse. Die Kosten sind ebenfalls überschaubar: Das Monatsabo kostet 5,99 Euro, die Jahreslizenz ist schon für 47,88 Euro zu haben.
Die Filme liegen meist in mehreren Tonspuren vor. Zu den Originalspuren gibt es deutsche Untertitel, als Alternative gibt es auch oft die deutsche Vertonung. Leider lassen sich die Untertitel aber nicht ausblenden, was durchaus lästig werden kann. Dafür können Sie bei der Bildqualität zwischen (Standard-)SD- und (hohen) HD-Auflösungen auswählen. Mubi bietet neben der Browseransicht auch eigene Apps an. Auf der Playstation 3 und 4 gibt es eigene Anwendungen, ebenso für iOS und Android. Unterwegs können Sie die Filme auch für die Offline-Nutzung herunterladen und so Ihren Datentarif schonen. Zu Hause streamen Sie die Filme auf dem neuen Apple TV mit einer eigenen App, ältere Generationen der Streaming-Box setzen auf die AirPlay-Funktion per iOS oder auf dem Mac.
Ganz besonders großen Wert legt Mubi aber auf die inhaltliche Kuratierung des Programms. Es gibt ständig eigene kleine Filmreihen zu Filmemachern, Filmströmungen oder internationalem Kino. Mit der sogenannten Watchlist-Funktion merken Sie sich Filme vor. Favoriten können Sie ebenfalls markieren und so Ihren Filmgeschmack für andere Nutzer anzeigen. Darüber hinaus können Sie aber auch eigene Filmlisten erstellen und denen anderer Mubi-Anwender folgen.
Die Hoffnung für Cineasten: Filmstruck
Der jüngste Arthaus-Vertreter für Streaming-Freunde ist Filmstruck, der Zusammenschluss von Classic Turner Movies und der Criterion Collection. Leider ist der Dienst bisher nur in den USA verfügbar. Dennoch zeigt die Plattform, wie Streaming für Cineasten aussehen könnte; das größte Highlight ist nämlich das Angebot. Neben dem Basisangebot gibt es mit der „Criterion Collection“ auch ein echtes Highlight. In diese Sammlung werden nämlich nur ganz spezielle Arthaus-Filme und echte Perlen aufgenommen. Normalerweise kümmert sich die Criterion Collection um hochwertige DVD- und Bluray-Veröffentlichungen dieser Filme. Mit Filmstruck schaffen einige den Sprung in die Streaming-Welt.
Arthouse-Sammlung
Die „Criterion Collection“ ist ein Filmvertrieb, der sich speziell auf Filmklassiker und Arthaus-Filme konzentriert. Die Sammlung begann einst auf Laserdiscs, mittlerweile gibt es sie auf DVD und Bluray. Seit dem Jahr 2008 existieren ausgewählte Titel bei verschiedenen Streaminganbietern. Zu Beginn exklusiv bei Mubi, zog die Sammlung auf die TV-Plattform Hulu um.
Heute gibt es die Criterion Collection exklusiv bei Filmstruck. Das Prinzip ist besonders auf Cineasten zugeschnitten: Neben aufwändigen Restaurierungen alter Klassiker oder neuer Geheimtipps sind es das liebevoll erstellte Bonusmaterial und diverse Extras, die Sammler und Liebhaber ansprechen.
Leider gibt es nicht die komplette Criterion Collection im Angebot, sondern nur einen Auszug daraus. Das reduziert die große Auswahl der Criterion Collection zwar, dafür überzeugen aber die Inhalte. Neben aufwändigen Restaurationen und jüngeren Klassikern ist es vor allem das Bonusmaterial, das Filmfans begeistern kann. Making-ofs, Video-Essays oder auch Audiokommentare gibt es als Zusatzangebot zu vielen Filmen.
Leider hat auch Filmstruck einige Probleme auf technischer Seite. Besonders die Nutzerführung der Plattform ist alles andere als gelungen. Die Aufteilung in Rubriken, Kategorien und Themen ist unübersichtlich. Die Suchfunktion verwirrt ebenfalls durch unverständliche Filteroptionen. Oftmals findet sie auch einfach keine vorhanden Filmemacher oder Titel. Da muss die Plattform definitiv noch nacharbeiten. Neben der Browseransicht gibt es auch eigene Apps für iOS, Android und den neuen Apple TV.
Die Kostenstruktur orientiert sich an vergleichbaren Angeboten. Das Basispaket kostet umgerechnet rund 6,50 Euro monatlich, beinhaltet aber nicht die Criterion Collection. Die gibt es im zweiten Preispaket, das insgesamt rund 10 Euro im Monat kostet. Ein Jahresabo für rund 90 Euro gibt es ebenfalls.
Streaming für den Deutschen Film
Gutes Independent-Kino muss nicht immer aus dem Ausland kommen. Der Deutsche Film bietet besonders für Filmfreunde eine Vielzahl kleiner Perlen und großer Highlights. Das haben auch mehrere deutsche Streaminganbieter erkannt und konzentrieren sich auf hiesige Produktionen.
So zum Beispiel bei Alleskino.de. Die Plattform speziell für in Deutschland produzierte Filme erblickte auf der Berlinale 2013 das Licht der Welt. Im Frühjahr 2017 gab es einen Neustart. Neben der Option für Kauf- und Leihfilme weckt der „Filmclub“ das Interesse von Cineasten. Hier gibt es nämlich ähnlich den großen Plattformen eine Flatrate. Für 7,99 Euro pro Monat können Abonnenten einige ausgewählte Filme streamen.
Leider ist die Auswahl auf der Plattform bisher sehr dürftig. Im Filmclub finden Sie nur einen Bruchteil des ohnehin schon knappen Filmprogramms. Das Beta-Label, das neben dem Logo auf der Homepage klebt, spürt man überall: Die Streams funktionieren nur im Browser, eigene Apps für mobile Plattformen wie Android oder iOS gibt es nicht. Streaming-Boxen wie Apple TV unterstützt der Dienst bisher auch nicht. Das HD-Angebot ist ebenfalls nur eingeschränkt verfügbar.
Die Benutzerführung ist simpel gehalten. Redaktionelle Zusammenarbeiten mit dem TV-Sender Arte, Spiegel TV oder Film Dienst setzen inhaltliche Schwerpunkte im Programm. Nette Idee: der „Location Scout“ versammelt Drehorte, die Nutzer selbstständig eintragen können, in einer Kartenansicht. Leider ist das Angebot nicht groß genug, die wirklich wichtigen Filme fehlen einfach. Technisch muss die Plattform ebenfalls noch einiges aufholen.
Schräge Vögel: Realeyz.de
Eine interessante Alternative für das deutsche Independent-Kino stellt die Plattform Realeyz.de dar. Hier finden Filmfans vor allem unabhängige Filmemacher und ihre Projekte: No-Budget-Produktionen, Debütfilme und schräge Experimente. Die Plattform arbeitet eng mit Filmredaktionen wie „critic.de“ und „Moviepilot“ zusammen. Auch unabhängige Filmfestivals finden Platz in der Kuratierung.
Das Abo kostet hier 5,50 Euro pro Monat. Die Jahresmitgliedschaft verlangt 49,50 Euro. Die Filme können in HD gestreamt werden. Eigene Apps für iOS, Apple TV oder Android gibt es leider nicht. Lediglich mit Googles Chromecast können Sie die Filme in Ihr Heimkino befördern. Die Plattform stellt so zwar keine Alternative zu den anderen großen Anbietern dar, ist aber besonders für Freunde des unabhängigen Kinos eine sinnvolle Ergänzung.
Fazit
Mubis Angebot ist kompakt gehalten und setzt auf Klasse statt Masse. Die Leidenschaft zum Arthaus-Kino zeigt sich in der liebevollen Kuratierung des Programms. Technisch ist der Dienst eher schlicht gehalten und könnte einige Updates vertragen. Besonders die „eingebrannten“ Untertitel können nervig sein. Insgesamt ist der Dienst aber eine sinnvolle Ergänzung zum umfangreichen Programm der großen Streaming-Anbieter wie Netflix und Amazon.
Filmstruck überzeugt hingegen bei den Inhalten. Neben dem umfangreichen Filmangebot sind es vor allem die Extras, die es zu vielen Filmen gibt. Technisch ist die Plattform auch eher simpel ausgestattet, bei der Nutzerführung gibt es noch großen Nachholbedarf. Insgesamt ist Filmstruck eine vielversprechende Alternative für Arthaus-Freunde, die hoffentlich auch bald nach Deutschland kommt.
Fans des Deutschen Films suchen noch vergeblich nach einer wirklich befriedigenden Plattform. Mit Alleskino gibt es zwar einen ersten Versuch, das Resultat überzeugt aber nicht – sehr schade, denn die Idee ist richtig. Die Indie-Plattform Realeyz.de fokussiert sich noch stärker auf unabhängige Nachwuchsproduktionen. Das Angebot ist zwar sehr speziell und die Technik eher simpel, dennoch ist die Plattform durch ihren Fokus auf den Filmnachwuchs für Cineasten einen Blick wert.
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