Das Badezimmer ist womöglich der Ort in Haus oder Wohnung, an dem man die geringsten technischen Fortschritte und Veränderungen erwartet. Eine Dusche bleibt eine Dusche, den Gang zur Toilette kann uns niemand abnehmen und auch die Zahnbürste – ob elektrisch oder nicht – müssen wir noch selbst zum Mund führen. Und doch tut sich hier einiges. Auch unsere Badezimmer können mit Computern und Smartphones und der Außenwelt vernetzt werden. Das Smart Home der nahen Zukunft wird bis in die Badewanne reichen und schon jetzt können Sie beim morgendlichen Blick in den Spiegel mit jahrzehntealten Gegebenheiten brechen und Neues erleben. Wir zeigen Ihnen, wie sich die Technik im Badezimmer ihren Weg bahnt und was es dort heutzutage schon an technischen Errungenschaften gibt. Und wir wagen eine Prognose, in welchen Bereichen Ihres Bades Sie schon bald mit interessanten Fortschritten rechnen können. Auf einer Skala von 1 bis 10 steht dabei 1 für eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit einer „smarten“ Entwicklung und 10 für großes, technisches Potenzial.
Das Bad wird klug: Spiegel
Die Zeiten, in denen ein Spiegel nur ein Spiegel war, scheinen gezählt. Ob klein oder groß, die reflektierende Glasfläche über dem Waschbecken bietet bald mehr als das Abbild der eigenen Person. Der Juno Mirror (69 Euro), ein kleiner Schminkspiegel mit Standfuß, der auch an der Wand angebracht werden kann, verbindet sich mit Ihrem iPhone und erfährt von diesem, welche Lichtverhältnisse in der Umgebung Ihrer Wohnung herrschen. Anschließend passt er das Licht im Spiegel an, damit Sie Ihr Make-Up entsprechend gestalten können. Für Selfie-Fetischisten ist zusätzlich ein Lichtring integriert, der für das perfekte Selbstporträt dient.
Ein paar Schritte weiter geht der Himirror (149 Euro). Dieser ist mit einem Bildschirm, integrierten LED-Lichtstreifen und einer Kamera ausgestattet sowie mit einer Software, die von Augenringen über Falten, Poren bis zu Pickeln alles erkennt, was Sie gegebenenfalls vor dem Verlassen des Hauses bearbeiten und verändern möchten. Sie können eine Hautanalyse durchführen, die Ergebnisse statistisch speichern und verfolgen und ebenso, welche Produkte Sie zum Einsatz bringen und wie diese helfen. Fünf verschiedene Lichtszenarien helfen Ihnen, sich dem Anlass entsprechend zu schminken. Darüber hinaus ist der Himirror eine kleine Medien-Station. Musik, Nachrichten, Mitteilungen – alles ist abrufbar. Mit der Kamera machen Sie Selfies, die Sie per Fernbedienung, Sprachbefehl oder Geste auslösen. Bis zu sechs Benutzer können separat ihre Daten sichern. Die zugehörigen Apps und Fähigkeiten wie eine Vergrößerungsfunktion des Spiegels erachtet man bei so vielen Möglichkeiten schon fast als normal.
Prognose: Der Spiegel bietet ideale Voraussetzungen für den Kontakt mit smarten Geräten. Hier wird sich noch einiges tun.
Moderne Technik nützt nicht nur dem eigenen Wohlbefinden. Grohes Geräte Sense und Sense Guard sind Wassersensoren, die Wasserschäden frühzeitig entdecken und Schlimmeres vermeiden sollen. Der Sense wird auf dem Fußboden platziert, während der Sense Guard direkt an der Hauptwasserleitung installiert wird. Warnmeldungen werden an eine App geschickt, die gleichzeitig den heimischen Wasserverbrauch messen kann.
Dusche
Noch sind wir ein paar Jahre davon entfernt, mit unserer Dusche zu sprechen und ihr Befehle zu erteilen. Dies wird vermutlich so bleiben, solange wir mit rein mechanischen Lösungen am schnellsten und komfortabelsten das Duschwasser in Gang setzen. Die Firma Hansgrohe setzt derzeit auf eine sogenannte Select-Technologie, mit der Sie zum Beispiel diverse sehr einfallsreich gestaltete Brausen steuern können. Anmutung und Optik erinnern zwar an moderne Digital-Technologie, dahinter steckt jedoch reine Mechanik.
Dornbrachts Smart-Water-System hingegen beinhaltet bereits digitale Komponenten und zielt auf eine künftig immer stärker vernetzte Anwendung ab. Eine Kombination aus Drehregler und Displayschalter ermöglicht die exakte Einstellung von Wassermenge und Temperatur und kann sogar dezentral montiert werden, sprich die Steuerung erfolgt nicht mehr zwangsläufig dort, wo das Wasser austritt. Bei aufwändigeren Duschvorrichtungen können Sie mit Smart Water auf dem kleinen Dusch-Bildschirm auch komplexe Choreografien in Dusche und Badewanne steuern. Der Schritt zur Steuerung per iPhone scheint nur noch ein kleiner zu sein.
Die in Deutschland noch nicht erhältlichen Duschen von Moen zeigen, was wir in den kommenden Jahren erwarten können: Auch hier gibt es ein Display in der Dusche, an dem Einstellungen vorgenommen werden. Allerdings ist das schlicht U genannte System bereits mit dem heimischen WLAN verbunden, kann vom Smartphone aus per App gesteuert werden und umfasst Fähigkeiten wie das Programmieren der Duschzeit oder einer bestimmten Duschart. So können Sie zum Beispiel der Dusche nach dem Sport eine eigene Strahlkombination und Temperatur zuordnen. Im schlimmsten Fall führt die Kontrolle per App dazu, dass Ihnen jemand vom Wohnzimmer aus einen eiskalten Streich spielen kann.
Prognose: Auch bei der Steuerung der Dusche besteht noch digitaler Spielraum, die Möglichkeiten scheinen jedoch etwas begrenzter zu sein.
Zubehör
Auch bei den kleineren elektronischen Einheiten im Bad geht der Trend Richtung Personalisierung. Zahnbürsten wie die Oclean One (129 Euro) oder Philips’ Sonicare Diamondclean (229,99 Euro) lassen sich auf Ihre speziellen Bedürfnisse und Ihr Gebiss abstimmen. Die Oclean One geht einher mit einer App, welche Ihre Zahnputzvorgänge analysiert und entsprechende Empfehlungen für ein besseres Putzen ausspricht. Die Putzart können Sie einstellen, indem Sie Angaben zu Alter, Geschlecht oder Essgewohnheiten machen. Insgesamt verfügt die Oclean One über 72 Einstellungsmodi. Sie muss lediglich alle zwei Monate geladen werden, ein Vorgang, der nur dreieinhalb Stunden in Anspruch nimmt.
Philips’ Sonicare Diamondclean bietet Ihnen fünf Putzprogramme, darunter eines, das speziell dem Zahnfleisch gewidmet ist. Sehr nützlich ist ein mitgeliefertes Ladeglas, das die Zahnbürste per Induktion lädt, zugleich aber auch zum Ausspülen verwendet werden kann. Ebenfalls mit dabei ist ein praktisches Reiseladeetui. Schön übersichtlich ist die Sonicare-App gestaltet, die Ihnen Ihr Gebiss grafisch darstellt und hervorhebt, wo Sie gründlicher putzen sollten, wo sich Plaque bildet, wo das Zahnfleisch zurückgeht oder wo Zahnfleischbluten auftritt und Löcher entstehen.
Intelligente Waagen gibt es schon seit einiger Zeit. Neuere Modelle wie die Picooc S3 (139 Euro) bestechen dabei durch ein robustes Äußeres und extrem genaue Messungen. Auch hier werden die Daten in einer App abgebildet, Sie können einen Plan zur Muskelbildung oder Gewichtsab- oder zunahme über einen langen Zeitraum verfolgen oder Ihren Körperfettanteil im Blick behalten.
Die Smart Body Scale von Himirror (99 Euro) bietet gleich zwei Vorteile. Zum einen steckt sie in einer komfortablen und weichen Matte, die perfekt vor dem Waschbecken platziert werden kann, zum anderen harmonisiert sie mit dem weiter vorne beschriebenen Spiegel und liefert Werte wie Gewicht, Körperfettanteil, den Body-Mass-Index, Körperwasser, Skelettmuskelmasse, Knochenmasse oder die basale Stoffwechselrate. Die Ergebnisse und Entwicklungen werden sowohl in einer App als auch auf dem Spiegel angezeigt.
Modernes Bad-Design
Dass ein modernes Bad nicht aussehen muss wie ein Raumschiff, in dem es vor Apparaturen und Knöpfen nur so wimmelt, beweisen unter anderem Hersteller wie Axor (Hansgrohe) oder Massivum. Unter dem Namen „Water Dream“ lässt Axor Designer visionäre Konzepte für das Bad von Morgen erstellen. Die Ergebnisse zeigen, dass es bei Armaturen und Duschköpfen keinesfalls eine rein technisierte Ästhetik sein muss. Kristallglass, Porzellan, Ton, Granit oder sogar Holz kommen zum Einsatz. Die Modelle erinnern eher an chinesische Gärten oder Skulpturen.
Mit der Leipziger Firma Massivum kommt als Gegenpart zu digitalen Bestandteilen viel Holz ins Bad, ohne dass die Badmöbel allzu traditionell aussehen. Bei dem Waschtisch Del Mare beispielsweise sind sowohl das Becken als auch die Schubladen zylindrisch geformt. Offene Regalbretter laden geradezu dazu ein, das iPhone oder iPad abzulegen.
Prognose: Bei den Accessoires des Badezimmers der Zukunft gibt es noch viele Erweiterungsmöglichkeiten. Digitale Analysen von Haut, Haaren und Gesundheit werden künftig noch vertieft.
Toilette
Wer auf dem stillen Örtchen bereits seine Facebook-Einträge ansieht oder eine Nachrichtenseite abruft, kann das Smartphone inzwischen auch gleich für die Abwicklung des „Geschäfts“ nutzen. Geberits Toiletten-Modell Aquaclean Mera (vgl. Artikelbild) versorgt Sie unter anderem mit einer beheizten Klobrille, einem sanften Wasserstrahl zur Reinigung des Pos, einem Föhn und einer Geruchsabsaugung. Die Einstellungen der Duschstrahlstärke und der Duscharmposition können Sie in einer dazugehörigen App festlegen und für verschiedene Personen des Haushalts abspeichern. Zwar gibt es auch noch ein herkömmliches Bedienfeld an beziehungsweise in der Wand sowie eine Fernbedienung, doch in der App legen Sie bis hin zur Oszillation und der Temperatur der WC-Sitzheizung gleich eine ganze Reihe an Funktionen individuell fest. Das Modell Monolith verfügt sogar über ein eigenes Licht, dessen Farbe Sie ebenfalls bestimmen können.
Rasieren Dich, Du musst
Was könnte futuristischer sein als ein Star-Wars-Rasierapparat? Angelehnt an verschiedene Charaktere des kommenden Films „Star Wars: Die letzten Jedi“ (14. Dezember 2017) raspeln die Special-Edition-Rasierer der Firma Philips nicht nur jedwede Art von Bart ab, sie glänzen auch mit detailliert integrierten Insignien des Star Wars Universums. Den Droiden R2D2 gibt es dabei schon für 89,99 Euro. Für das Modell „Die dunkle Seite“ müssen Sie 299,99 Euro berappen.
Den abgebildeten Rasierer bei Amazon kaufen.
Innovationen: Altes neu gedacht
Umwälzungen gehen selten vonstatten, ohne dass dabei Produkte von Grund auf neu gedacht werden. So auch die folgenden Artikel des futuristischen Badezimmers. Amabrush (89 Euro) hat mit der Zahnbürste, wie wir sie kennen, nicht mehr viel gemein. Viel mehr sieht dieser neuartige Bürsten-Apparat aus wie ein Gebiss, das statt Zähne Silikonborsten besitzt. Das U-förmige Gerät wird an eine motorbetriebene Kapsel mit Zahnpasta gesteckt und in Gang gesetzt. In der Folge soll das Zähneputzen – da alle Zähne gleichzeitig gesäubert werden – nur noch zehn Sekunden dauern. Die Vibrationsmodi und die Reinigungszeit können Sie per App regeln und ebenso die Nachbestellungen der Bürsten und Kapseln.
Duscharmaturen wie der Nebia Shower (649 Euro) könnten künftig aus zwei gewichtigen Gründen die herkömmliche Dusche ersetzen. Nebia atomisiert das ausströmende Wasser in Millionen winziger Tröpfchen, die mit ihrer Streuung nach Angaben des Herstellers zehnmal mehr Fläche abdecken als der übliche Wasserstrahl. Dabei wird jedoch nur ein Bruchteil des Wassers verbraucht. Bis zu siebzig Prozent sollen die Anwender sparen können.
Doch auch etablierte Firmen versuchen, das Rad im Bad neu zu erfinden. Dyson hat mit seinem Modell Supersonic (399 Euro) einen Haartrockner mit einem leistungsstarken digitalen Motor entwickelt. Dabei ist ein Fön entstanden, der schlank und futuristisch aussieht und komplett neu entwickelt wurde. Die Luft wird, genau wie bei Dysons Ventilatoren und Heizlüftern, beim Supersonic von hinten angesaugt. Im vorderen Bereich misst ein Glasperlen-Temperatursensor die Temperatur zwanzig Mal pro Sekunde, um zu vermeiden, dass die austretende Luft zu heiß wird.
Philips wiederum spricht bei seinem Rasierer Oneblade (89,99 Euro) von einer Revolution. Statt vieler Klingen ist hier nur ein einziges Schermesser im Einsatz, das dafür zweihundert Mal in der Sekunde bewegt wird. Der Oneblade ist mit einem beigefügten Präzisionskamm für jede Bartlänge von 0,4 bis 10 Millimeter geeignet und kann sowohl nass als auch trocken genutzt werden. Austauschen müssen Sie die Klinge lediglich alle vier Monate.
Nicht ganz so revolutionär, aber mindestens eine Weiterentwicklung ist das Onsen Towel, ein Handtuch, das exzeptionell weich ist und mit der Zeit sogar weicher werden und schneller trocknen soll als herkömmliche Handtücher. Dies wird unter anderem durch eine Webart im Waffelmuster erreicht. Das Onsen trocknet schneller und verhindert so die Bakterienbildung. Shane Monson, Erfinder des zudem sehr leichten Handtuchs konnte auf Indiegogo damit über eine Million Dollar umsetzen.
Diskutiere mit!
Hier kannst du den Artikel "Smartes Badezimmer: Warum Elektronik selbst vorm „stillen Örtchen“ nicht halt macht" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.
Nebia Shower und die Legionellen lassen grüßen!! Absolut nicht empfehlenswert...
Bei korrekt eingestellter Speichertemperatur über 60 Grad C. oder einem Durchlaufprinzip dürfte die Legionellengefahr eher gering sein.
Diese sind in kleiner Anzahl eh im Brauchwasser enthalten und Zerstäubung findet bei jedem Duschvorgang statt.
Schlecht nur für diejenigen, die sich an der alten Kalkausfällungsregel halten oder das Geizistgeil-Programm abziehen und sich somit eine Zuchtstation zulegen.
Beim Nebia Shower würde mich interessieren ob er verkalkt.
Die Einstellung der Toilettenparameter ist schon toll. Was mir fehlt: daßSiri den Deckel öffnen kann und auch spült. ;-)