Die digitale Wand

Smart Home mal anders: So werden auch Wände digital

Haben Sie noch ganz normale Bilder an Ihrer Wand? Gemälde, gerahmte Drucke oder Fotos? Das digitale Zeitalter und der technische Fortschritt bescheren uns im Jahr 2018 Wandschmuck, den Sie nicht als überflüssige Spielerei abtun sollten. Wir stellen Ihnen ein paar Produkte und Ideen vor, die mit ein wenig Phantasie auch Ihre vier Wände digitalisieren.

Von   Uhr

Im Zeitalter von sprechenden Alltagshilfen wie Alexa und Siri, von staubsaugenden Robotern und schwebenden Lautsprechern ist es wenig verwunderlich, wenn auch die vertikalen Flächen unserer Wohnung nach und nach von der Technik erobert werden: die Wände. Was einen im ersten Moment womöglich aufschrecken lässt, bietet auf den zweiten Blick eine ganze Reihe interessanter Optionen und Möglichkeiten. Einen dringenden Vorbehalt, der bei dem Gedanken an blinkende und fiepende Wände ganz von alleine entsteht, können wir bereits entschärfen, bevor wir ins Detail gehen: Mit den von uns ausgewählten und ausprobierten Gegenständen bleibt die Atmosphäre in den Räumen warm und angenehm, Ihr Wohnzimmer wird sich keinesfalls in ein Labor oder Elektroniklager verwandeln. Den Herstellern der nachfolgend vorgestellten Technikgadgets für die Wand ist sehr wohl daran gelegen, etablierte Geschmacksmuster und möglichst viele Anteile traditioneller Ästhetik für ihre Produkte zu übernehmen. Stellen Sie sich also eine vollkommen nackte Wand vor, die wir nun nach und nach mit (zumeist) digitalen Gegenständen bestücken.

Man darf digitale Bilderrahmen nicht nur ob ihrer Größe, sondern auch der Bildqualität wegen ernst nehmen.
Man darf digitale Bilderrahmen nicht nur ob ihrer Größe, sondern auch der Bildqualität wegen ernst nehmen. (Bild: Hersteller)

Bilderwechsel

Ein logischer, ja geradezu unausweichlicher Schritt in der Interieur-Evolution ist der digitale Bilderrahmen. Kleine Rahmen mit wechselnden Fotos kennen wir bereits seit einigen Jahren. Der Hersteller Meural hat mit seinen beiden Rahmenmodellen Winslow (695 Euro) und Leonora (595 Euro) das Prinzip nun größer und vielfältiger umgesetzt.

In einen aus Walnuss- oder amerikanischem Pappelholz gerahmten Bildschirm können Sie hier aus dem Meural-Fundus Dutzende Gemälde laden, sowohl von bekannten als auch von unbekannten Künstlern. Auch großformatig gerahmte Fotos sind – vertikal oder horizontal – mit Meurals Wandschmuck nur wenige Klicks entfernt. Steuern lässt sich der digitale Rahmen entweder mit Wischgesten am unteren Rand oder aber gemütlich vom iPhone aus. Sie können wie in iTunes Playlisten anlegen, nur dass Sie hier Bilder statt Lieder in einer bestimmten Reihenfolge aufrufen. Mit einer Wischbewegung nach oben erhalten Sie sogar zusätzliche Infos zu einem Kunstwerk. Erstaunlich ist die Qualität der digitalen Gemälde. Erst wenn man nah an den 75 mal 50 Zentimeter großen Rahmen herantritt, erkennt man, dass es sich weder um einen Druck noch um ein Original handelt. Vorbei also die Zeiten, als Sie sich einmal für ein Bild entschieden, dies aufwendig gerahmt und anschließend damit abgefunden haben, Ihre Wahl monate- oder jahrelang anzusehen, bevor Sie sich aufrafften, ein neues aufzuhängen.

Besser noch: Mit Meural wechseln Sie problemlos in Sekunden zwischen Urlaubsfotos, dem Plakat des Lieblings-Filmstars und einem surrealistischen Bild von Magritte. Wollen Sie sehen, wie sich Ihr eigenes, gerade fertiggestelltes Bild in einem Rahmen macht? Mit Meural ist dies kein Problem. Einfach vom iPhone oder iPad laden – fertig. Digitale Malwerkzeuge und Apps erfahren auf diese Weise eine erhebliche Aufwertung und auch Produkte wie das Iskn (siehe Kasten) bekommen einen zusätzlichen Sinn.

Vom Blatt an die Wand

Mit dem eingangs beschriebenen digitalen Bilderrahmen von Meural und einer App wie Paper 53 benötigen Sie nur wenige Schritte, um Ihr eigenes Kunstwerk eingerahmt an der Wand zu sehen. Ein Werkzeug, mit dessen Hilfe Sie dies ebenso einfach vollziehen, nennt sich The Slate 2+ (179 Euro) und stammt von der Firma Iskn. Hierbei handelt es sich um eine Art Tablet, das Sie mit Stift und Zettel verwenden. Auf dem elektronischen Slate-Klemmbrett spannen Sie ein Blatt ein und zeichnen anschließend darauf mit dem Iskn-Bleistift oder –Kugelschreiber. Beide sind mit einem kleinen Ring ausgestattet, der jede Ihrer Bewegungen an die dazugehörige Imagink-App sendet. Somit entsteht Ihr Werk nicht nur auf dem Blatt, sondern zeitgleich digital auf iPhone, iPad oder MacBook. Die digitale Version können Sie später noch farblich bearbeiten und auf verschiedenen Ebenen erweitern. Am Ende müssen Sie das fertige Kunstwerk nur noch sichern und an den Meural-Bilderrahmen senden. Nicht nur für professionelle Künstler, Zeichner und Maler eine faszinierende und zeitsparende Erfahrung.

Licht anstecken

Wenn Sie, ähnlich wie wir, etwas müde sind von herkömmlichen Lichtquellen, die in der Mitte eines Raumes von der Decke baumeln oder einen traurigen Lichtkegel in eine Ecke strahlen, werden Sie die beiden folgenden Gadgets begeistern. Helios Touch ist, genau wie die Licht-Paneele von Nanoleaf, ein Stecksystem. Bei beiden dieser modularen, flachen Lichtverkettungen gibt es ein Ausgangselement, eine Art Station, welche per Kabel mit der Steckdose verbunden wird. Bei Helios Touch klicken Sie alle folgenden Lichtplatten per Magnet an, während Nanoleafs dreieckige Lichter mit Steckverbindungen kombiniert werden. Welches Muster dies am Ende ergibt, entscheiden Sie selbst.

Leuchtflächen an den heimischen Wänden sorgen für eine besondere Stimmung.
Leuchtflächen an den heimischen Wänden sorgen für eine besondere Stimmung. (Bild: Hersteller)

Die Unterschiede zwischen Helios und Nanoleaf liegen in den Details: Einmal angeschlossen streichen Sie über die einzelnen Helios-Lichter mit der Hand, um sie zum Leuchten zu bringen oder wieder auszuschalten. Das Nanoleaf-Set verfügt über einen Schalter an der Ausgangspaneele, Sie können das Lampenmosaik aber auch mit einer komplementären App steuern. Nanoleaf ist dadurch etwas variabler, da Sie hier sowohl weißes Licht als auch jegliche Farbkombination wählen und jedem einzelnen Element eine eigene Farbe zuordnen können. Einige interessante Kombinationen sind in der Anwendung bereits gespeichert, eigene Kompositionen können Sie mühelos hinzufügen.

Helios Touch kommt dieses Frühjahr auf den Markt, zehn Paneelen werden circa 120 Euro kosten. Neun Nanoleaf-Lichter kosten 209,99 Euro, drei Dreiecke 64,99 Euro. Für lediglich 9,99 Euro erhalten Sie sogenannte Flex Linkers, mit denen Sie die Paneelen auch um die Ecken eines Raumes anordnen können.

Eine Flughafen-Fallblattanzeige für die eigenen vier Wände? Warum nicht?
Eine Flughafen-Fallblattanzeige für die eigenen vier Wände? Warum nicht? (Bild: Hersteller)

Die Mitteilungszentrale

Sie kennen sie von Flughäfen, Bahnhöfen, aus zahllosen Filmen oder in der kleinstmöglichen Variante als Wecker von Ihrem Nachttisch: Alte, mechanische Anzeigetafeln, die uns die Informationen der kommenden Flüge oder der Uhrzeit über eine Fallblattanzeige vermitteln. Mit dem Vestaboard dürfte nun der Traum vieler Menschen wahr werden, die sich eine solche Anzeigetafel für das eigene Heim wünschen. Auf einer Fläche von 94 mal 53 Zentimetern und auf sieben Zeilen mit 23 Zeichen verteilt, schicken Sie dem Vestaboard per App Ihre eigenen Nachrichten, lassen sich die Termine des Tages anzeigen, die neuesten Tweets oder auch Mitteilungen des beliebten Gruppenchats Slack. Per IFTTT können Sie das Vestaboard zudem mit vielen weiteren Diensten verbinden. Auch Farben lassen sich anzeigen, was speziell bei der Organisation von Gruppen oder Aufgaben wichtig sein kann.

Die nur acht Zentimeter tiefe und 13,6 Kilogramm schwere elektronische Anzeigetafel ist außerdem ein extrem schicker, klassisch anmutender Wandschmuck. Sie können das Vestaboard von überall auf der Welt steuern und zum Beispiel Gästen Ihrer Wohnung selbst aus dem Urlaub nützliche Informationen oder Fragen zukommen lassen.

All die Schönheit und Funktion hat allerdings seinen stolzen, wenn auch gerechtfertigten Preis: Für das Ende des Jahres verfügbare Vestaboard müssen Sie 1.850 Euro aufwenden, wenn Sie schnell sind. Denn später wird es den speziellen Einstiegsrabatt nicht mehr geben und die extravagante Tafel 3.495 Euro kosten.

„Fred“ ist vor allem ein multifunktionales Tablet und eher zufällig auch noch ein Wandspiegel.
„Fred“ ist vor allem ein multifunktionales Tablet und eher zufällig auch noch ein Wandspiegel. (Bild: Hersteller)

Spieglein, Spieglein

Schon bald wird die Frage, wie viel Gigabyte Ihr Spiegel hat, Sie nicht mehr verwundern. Denn die exklusiven Spiegel der Zukunft bilden nicht nur ab, was man ihnen entgegenhält. Der Fred Mirror (899 Euro) beispielsweise zeigt Ihnen weit mehr als nur Ihr eigenes Antlitz, er ist eine wahre Multimediastation, die der Hersteller als „großes, wunderschönes und an der Wand befestigtes Tablet“ bezeichnet. Welches zufällig auch noch ein Spiegel ist.

Im unteren Bereich des Fred Mirror erscheint auf Wunsch ein Bildschirm, der neben der Uhrzeit und ein paar persönlichen Daten auch diverse Apps anzeigt, darunter Youtube, Google Maps, Googles Browser Chrome oder Spotify. Den knapp 16 Zoll großen Touchscreen in dem insgesamt 80 mal 50 Zentimeter großen Spiegel können Sie sowohl per Berührung, als auch mit Sprachbefehlen steuern. Im besten Fall machen Sie damit Ihr Badezimmer zur Disco, im schlimmsten Fall arbeiten Sie bald auch beim Rasieren. Einziger Wermutstropfen: Der Spiegel läuft derzeit noch ausschließlich auf Android OS, auf einen Apple-kompatiblen Fred Mirror müssen Sie leider noch warten.

Dafür interagiert das wasserfeste, Bluetooth, WLAN und USB unterstützende Gerät mit smarten Zahnbürsten, Fitness-Accessoires wie jenen von Fitbit oder smarten Waagen. Neben dem integrierten Lautsprecher wurde sogar ein Luftreiniger eingebaut, damit Sie im Umfeld nichts Ungesundes einatmen. Temperatur- und Luftfeuchtigkeitskontrollen sollen darüber hinaus dafür sorgen, dass der Tech-Spiegel nie beschlägt. Aus einem müden Gesicht macht Fred allerdings (noch) kein frisches – auch nicht, wenn Sie statt einer Wisch- eine Drohgeste bemühen.

Mit dem Beosound-Shape-System werden Lautsprecher zur kunstvollen Wandverzierung.
Mit dem Beosound-Shape-System werden Lautsprecher zur kunstvollen Wandverzierung. (Bild: Hersteller)

Das Insta-Kunstwerk

Instagram ist beliebt bei Jung und Alt und ein bunter Spiegel unserer Erlebnisse. Schade nur, dass einige der schönsten festgehaltenen Momente oft schon nach wenigen Minuten oder Stunden der digitalen Vergessenheit anheimfallen. Neue Bilder drängen nach vorne: The show must go on. Die Memory Wall macht aus Ihren besten Instagram-Bildern eine ganz besondere Foto-Wand, deren Form Sie selbst bestimmen und deren Wirkung auf geschickte Art und Weise dreidimensional ist. Vier CD-große, transparente Rahmen sind auf einer Vorrichtung angebracht, jeder einzelne lässt sich biegen und neigen und in eine unterschiedliche Richtung drehen. Je mehr dieser Quartett-Rahmen Sie aneinanderreihen, desto ergiebiger und lebendiger wird die sich daraus ergebende Wanddekoration. Mit der Memory Wall können Sie (oder Ihre Kinder) die moderne mit der traditionellen Welt verbinden und die Instagram-App ins eigene Zimmer holen. Auf der Memory-Wall-Website befinden sich einige Anregungen, welche Formen Sie mit den Rahmen bauen können. Ein Vierer-Rahmen kostet 25 Euro.

Klang-Kacheln

Eine ästhetisch anspruchsvolle Idee hat Bang & Olufsen mit seinen Beosound-Shape-Lautsprecherkacheln in die Tat umgesetzt. Die sechseckigen und mit Stoff bezogenen Bestandteile des Soundsystems lassen sich mit Schienen aneinander stecken. Welche Kombination aus Stoffen und Farben, aus Verstärkern, Lautsprechern und akustischen Dämpfer-Kacheln Sie dabei wählen, bleibt Ihnen überlassen. Zahlreiche gedeckte Farben von Purpurrot bis Moosgrün sind verfügbar.

Wie bei Nanoleaf und Helios Touch bestimmen Sie auch hier über das Muster, welches letztlich an Ihrer Wand hängt, eine Neuanordnung können Sie jederzeit vornehmen. Beosound Shape ist zudem mit anderen Lautsprechern von B&O kompatibel. Besitzen Sie bereits den ein oder anderen Speaker des Herstellers, erweitert es Ihr Multiroomsystem um eine ordentlich große, akustisch vielseitige Komponente.

Die Dänen verlangen allerdings für ihr schön anzusehendes und hervorragend klingendes Beosound-Shape-System einen respektablen Preis. Sechs der 36 Zentimeter breiten und 32 Zentimeter hohen Kacheln kosten – je nach Auswahl der Verstärker-, Lautsprecher- und Dämpfer-Anteile – um die 4.000 Euro. Da Sie bis zu elf Verstärker, 44 Lautsprecher und endlos viele Dämpfer integrieren können, addiert sich der Preis schnell auf einen Betrag, für den Sie auch ein komplettes Haus mit nicht klingenden Kacheln ausstatten können.

Ein echter Hingucker ist der voll funktionale Plattenspieler, den Sie plan an der Wand befestigen können.
Ein echter Hingucker ist der voll funktionale Plattenspieler, den Sie plan an der Wand befestigen können. (Bild: Hersteller)

Plattenteller an der Wand

Es gibt Gegenstände, die lassen sich scheinbar nicht revolutionieren. Deren Form und Funktion sind derart in Stein gemeißelt, dass sich Designer gar nicht erst an eine Generalüberholung heranwagen. Auch Plattenspieler gehören zu dieser Produktgattung. Möchte man meinen. Die holländische Firma Miniot, bisher auffällig geworden mit wunderschönen Holzhüllen für iPhone und iPad, hat es geschafft, den Plattenspieler sprichwörtlich auf den Kopf zu stellen. Der schlicht Wheel (650 Euro) genannte Drehteller wurde auf das Wesentliche reduziert und verfügt nicht einmal mehr über einen traditionellen Tonarm. Lediglich der runde Plattenteller ist nach Miniots gestalterischer Extremreduzierung übrig geblieben.

Doch nicht nur das: Den Wheel Plattenspieler können Sie gefahrlos vertikal an die Wand hängen, so dass Sie von vorne betrachtet im Grunde nur noch die sich drehende Schallplatte sehen. Wie, werden Sie fragen, erklingt dann die Musik? Auf der Rückseite des Wheel befinden sich die üblichen Anschlüsse für eine Anlage oder Lautsprecher und auch die tonabnehmende Nadel wurde im Gehäuse verstaut, was für die praktische Nutzung bedeutet, dass die Plattenseite, die Sie hören möchten, nach hinten zeigen muss, also nicht zu sehen ist.

Als ob das nicht schon genug wäre, steckt ein weiterer Clou in dem Stift, auf den jede Platte aufgesteckt wird. Dieser ist circa dreimal so lang wie ein herkömmlicher, in der Mitte des Plattentellers befindlicher Metallstift – und er ist aus Holz. Vor allem aber geben Sie dem Wheel mit ihm als Steuerungsknopf die Befehle, indem Sie ihn drücken, drehen oder eine Winzigkeit zur Seite neigen: die Lautstärke, das Anhalten und Fortsetzen der Musik sowie das Wechseln zwischen den Liedern lassen sich auf diese Weise regeln.

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