Lesen auf dem Tablet

Magazine und Zeitungen auf dem iPad lesen

Das iPad ist das ideale Gerät für Leseratten. Auf seinem Retina-Display „strahlen“ besonders Magazine und Zeitungen. Welche Funktionen, Anbieter und Apps bietet das iPad für die digitale Zeitungslektüre? Wir stellen Ihnen die besten Möglichkeiten vor.

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8 Minuten Lesezeit

Die Erwartungen an das iPad waren groß. Schon vor der ersten Präsentation des Tablet-PCs handelten viele Beobachter das Gerät als Heilsbringer der Printindustrie. Apple würde mit dem iPad ähnliche Wellen schlagen wie neun Jahre zuvor mit dem iPod. Komplette Branchen würden umgekrempelt. Magazine und Zeitschriften würden endlich den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen. Rund acht Jahre später ist von dieser Euphorie wenig übrig geblieben. Apples Beziehungen zu Verlagen und Händlern wie Amazon gelten weiterhin als schwierig. Dabei begann alles so vielversprechend.

Bereits auf der ersten iPad-Keynote im Januar 2010 positionierte Steve Jobs das Tablet als komfortables Lesegerät, zum Surfen im Internet, zum Lesen von E-Books sowie zum Navigieren durch Apps. Die entsprechenden Demonstrationen präsentierte der damalige Apple-CEO daher gleich im gemütlichen Lesesessel. Auch nach dem Start konzentrierte sich Apple mit dem iPad auf Magazine und Zeitschriften. Im Februar 2011 präsentierte der News-Corporation-Konzern von Rupert Murdoch die erste Tageszeitung für das iPad. Apple unterstützte diesen Schritt medienwirksam und mit neuen Funktionen im App Store. Erstmals konnten Anbieter von Zeitschriften und Magazinen digitale Abonnements direkt im App Store abwickeln.

Im Sommer 2011 legte Apple dann mit dem Betriebssystem iOS 5 weitere Funktionen nach. Mit dem „Zeitungskiosk“ gab es erstmals eine eigene Übersicht für Zeitschriften und Magazine. Der Kiosk war eine Mischung aus App und Ordner. Verlage konnten ihre eigenen Apps in dieser Übersicht anbieten. Der Zeitungskiosk besaß darüber hinaus eigene besondere Funktionen. Die Apps konnten zum Beispiel die Downloads neuer Ausgaben im Hintergrund starten – der Nutzer hatte somit stets die neueste Ausgabe auf seinem Tablet. Die Apps im Zeitungskiosk konnten außerdem ihre Icons automatisch ändern. Dadurch erhielten sie stets das Cover aktueller Ausgaben. Eine Schaltfläche führte die Nutzer direkt in die Kategorie für Zeitungen und Zeitschriften im App Store.

Leider war der Zeitungskiosk kein Erfolgsmodell – weder für Apple, noch für die Verlage. Apples Bedingungen für die Aufnahme in den Zeitungskiosk galten gemeinhin als zu streng. Die Abo-Preise im App Store durften beispielsweise nicht höher als auf der Internetseite des Magazins ausfallen – obwohl Apple beim App-Store-Abo 30 Prozent der Einnahmen für sich behält. Außerdem verwalte Apple die Abodaten, sodass Verlage keinen direkten Draht zu den eigenen Kunden mehr hatten.

Der Zeitungskiosk hat daher nicht lange überlebt. Mit iOS 7 hat Apple im Jahr 2014 ein neues Design für den Zeitungskiosk präsentiert. Seit iOS 9 ist der Kiosk komplett eingestellt.

Amazon verkauft digitale Magazine und Zeitungen für Kindle-Geräte und -App.
Amazon verkauft digitale Magazine und Zeitungen für Kindle-Geräte und -App. (Bild: Screenshot)

Digitale Experimente

Apples eigene Experimente sind gescheitert. Kleine und große Verlage versuchen seitdem, ihr eigenes Glück auf dem iPad zu finden. Neben dem Prestige-Projekt „The Daily“ experimentierten vor allem unabhängige Autoren und App-Entwickler auf dem iPad.

Der Tumblr- und Instapaper-Mitbegründer Marco Arment versuchte sich ebenfalls an einem iPad-Magazin. Sein „The Magazine“ erschien alle zwei Wochen im iPad-Zeitungskiosk. Jede Ausgabe enthielt eigene Texte und Essays zu den Themen Technik und Lifestyle. Mit 1,99 US-Dollar pro Ausgabe waren die Kosten ähnlich überschaubar wie bei „The Daily“. Doch auch dieses iPad-fokussierte Experiment musste nach knapp zwei Jahren scheitern. Zu wenige neue Abonnenten konnten die vielen Kündigungen nicht aufhalten.

Seitdem ist es um das iPad als Lesegerät für Magazine und Zeitungen ruhiger geworden. Die Nachfrage und ein entsprechende Angebote sind aber immer noch im App Store zu finden.

Alternativen

Wer heute sein iPad für digitale Abos nutzen möchte, hat noch immer verschiedene Möglichkeiten. Die Suche fällt nur etwas komplizierter aus als zuvor.

Die erste Anlaufstelle ist daher Apples iBooks Store. Hier finden Sie zwar E-Books, Hörbücher und digitale Comics, doch leider keine Tageszeitungen oder Magazine. Sie können die iBooks-App aber zum Lesen von PDF-Dateien benutzen. Falls Ihr Print-Abo also solche Dateien beinhaltet, können Sie diese auf Ihrem iPad lesen. Das geht besonders leicht mit AirDrop, iCloud oder Dropbox. Diese Lösung verschenkt aber eine Menge Potenzial des Tablets. Die weitere Suche nach Alternativen ist also sinnvoll.

Die Kindle-App von Amazon ist eine solche Alternative. Hier können Kunden von Amazon Prime und Kindle Unlimited direkt auf das Angebot dieser Flatrates zugreifen. Neben E-Büchern und digitalen Comics gibt es auch eine eigene Rubrik für Magazine. Die Auswahl ist aber nur sehr eingeschränkt.

Das vollständige Angebot an Magazinen und Zeitschriften finden Sie nur mithilfe eines Webbrowsers. In der Rubrik „Newsstand“ finden Sie nicht nur digitale Magazine, sondern auch Zeitungen wie „Die Welt“, „Die Zeit“ und die „Süddeutsche“. Internationale Zeitungen und Magazine gibt es hier ebenfalls. Sie können bei Amazon einzelne Ausgaben kaufen oder gleich ein Abonnement abschließen. Beim Abo erhalten Sie eine kostenlose Testphase von 30 Tagen.

Der Lesekomfort der einzelnen Magazine ist aber nicht besonders hoch. Im Hochformat zeigt das iPad eine Druckseite in der Einzeldarstellung an, im Querformat gleich eine ganze Doppelseite. Eine besondere Ansicht scheint es für das iPad nicht zu geben. Die Doppelseitenansicht liefert beispielsweise für das entspannte Lesen einen zu kleinen Text. Ein Doppel-Tap auf Textbausteine zoomt nicht in diese hinein. Stattdessen gibt es nur einen kleinen Zoom auf die gesamte Seite. Da arbeitet Apples iBooks-App besser mit PDFs.

Gescheitert: The Daily

Verlage und unabhängige Autoren haben sich gleichermaßen mit exklusiven Publikationen auf dem iPad versucht – ohne Erfolg. Allen voran das Prestige-Projekt von Medienmogul Rupert Murdoch. Dieser gründete eine digitale Tageszeitung für das Tablet. „The Daily“ ging im Februar 2011 an den Start. Das war kurz vor der Enthüllung der zweiten iPad-Generation. The Daily kostete nur 0,99 US-Dollar pro Woche und versorgte die Leser täglich mit neuen Nachrichten. Das groß angelegte Experiment scheiterte aber schon rund zwei Jahre später. Im Dezember 2012 erschien die letzte Ausgabe der iPad-Tageszeitung.

Der App Store

Das größte Angebot und die besten Lösungen finden Sie in Apples App Store. Hier gibt es zu vielen Zeitungen, Zeitschriftentiteln oder ganzen Verlagen eigene iPad-Apps. Eine eigene Kategorie für „Zeitungen und Zeitschriften“ hilft Ihnen bei der Suche. Die Apps sind in der Regel kostenlos. Dafür sind die Ausgaben der Magazine und Zeitungen zumeist kostenpflichtig. Oftmals können Sie einzelne Ausgaben direkt in der App kaufen. Manche bieten darüber hinaus auch kostenpflichtige Abos über iTunes beziehungsweise den App Store an. Alternativ gibt es oft entsprechende Abonnements für digitale Ausgaben direkt bei den Verlagen – zum Beispiel als Kombi-Abo mit entsprechenden Printausgaben zusammen.

Die meisten digitalen Magazine ähneln sich in der Navigation. Mit horizontalen Wischgesten blättern Sie durch die Ausgabe. Einzelne Artikel scrollen Sie von oben nach unten über den Bildschirm. Mit einem Doppel-Tap zoomen Sie in die Artikel hinein. Oftmals enthalten diese kleine multimediale Highlights wie Bildergalerien oder Videos.

Der große Nachteil der App-Lösungen: Das Auffinden solcher Programme fällt schwer, denn der App Store besitzt mittlerweile mehr als eine Million Apps. Das erschwert das Stöbern nach neuen Magazinen und Zeitschriften. Die Suchfunktion funktioniert nur, wenn Sie vorher wissen, wonach Sie suchen. Besonders Zeitungen führen zudem oftmals mehrere Apps mit ähnlichem Namen im App Store: Eine App für die Darstellung der Onlinetexte, eine weitere für die digitalen Printausgaben. Deshalb gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Anbietern, die wie Apples Zeitungskiosk mehrere Publikationen und Verlage in einer App bündeln.

Digitaler Kiosk statt eigener Apps

Im App Store tummeln sich unterschiedliche Apps, die gleich mehrere Verlage, Zeitungen und Zeitschriften bündeln. Zum Beispiel Zinio: Das Angebot ist groß, allerdings auch mit vielen internationalen Publikationen gefüllt. Das macht die Suche leider sehr unübersichtlich: Oftmals erkennen Sie erst auf dem zweiten Blick, in welcher Sprache das Magazin geschrieben ist. Zeitungen suchen Sie bei Zinio vergeblich. Die Navigation ist zäh und unübersichtlich, die Cover-Darstellung einzelner Magazine ist viel zu niedrig aufgelöst. Die App hinterlässt den Eindruck, dass sie veraltet ist. Der Entwickler scheint kaum Pflege in sein Programm zu stecken.

Ganz anders der iKiosk. Hier finden Sie eine Vielzahl von Magazinen und Zeitungen. Diese können Sie einzeln kaufen oder gleich im Abo bestellen. Das Sortiment ist nach unterschiedlichen Genres beziehungsweise Themen aufgestellt. Internationale Titel suchen Sie hier aber vergeblich: Das Angebot konzentriert sich bisher auf den deutschsprachigen Markt. Die Darstellung der einzelnen Magazine und Zeitungen erinnert an Apples iBooks-App. Sie können also lediglich in die Publikationen hineinzoomen. Eine direkte Auswahl der Artikel über das Inhaltsverzeichnis funktioniert nicht. Multimediale Elemente wie Videos oder Bildergalerien gibt es ebenfalls nicht. Das schadet dem Lesekomfort.

Eine gute Mischung aus beidem liefert hingegen Readly. Bei diesem Anbieter ist besonders das Preismodell interessant: Mit einer monatlichen Flatrate von 9,99 Euro lesen Sie sich durch das gesamte Angebot. Dabei konzentriert sich die App auf Magazine. Diese werden in einer PDF-Ansicht dargestellt. Damit verschenkt auch Readly viel Potenzial. Als Ausgleich gibt es einige clevere Funktionen. Sie können zum Beispiel Lesezeichen auf Artikel setzen oder diese in sozialen Netzwerken als Bilddateien teilen. Besonders schön ist die Textansicht der Artikel. Damit blenden Sie das Magazin-Layout komplett aus. Übrig bleiben Texte und Bilder – eine sehr komfortable Leseansicht. Die App stellt in der Navigation die Magazin-Cover in den Vordergrund. Durch das große, auch internationale Angebot, die liebevoll gestaltete App und das Flatrate-Preismodell hinterlässt Readly den stärksten Eindruck.

Mit Blendle kaufen Sie einzelne Artikel für Cent-Beträge.
Mit Blendle kaufen Sie einzelne Artikel für Cent-Beträge. (Bild: Screenshot)

Nachrichten statt Zeitungskiosk

Mit iOS 9 entfernte Apple den Zeitungskiosk aus dem Betriebssystem. Als Ersatz gab es die neue App News, mit der Sie Nachrichten lesen können. Die App speist ihre Inhalte aus den Webangeboten großer Partner wie zum Beispiel „The New York Times“, „Variety“ und „CNN“. Sie können Quellen und Themen folgen. Das Ergebnis: Eine Zusammenstellung von Nachrichten zu einer digitalen Tageszeitung. Die App legt hohen Wert auf Lesekomfort. Leider unterstützt sie bisher keine deutsche Sprache beziehungsweise deutsche Quellen.

Neue Konzepte für die Zukunft

Wer hingegen auf komplett neue Konzepte bei der Lektüre von Artikeln und Nachrichten setzt, findet ebenfalls entsprechende Apps im App Store. Allen voran das Angebot von Blendle. Hier warten nicht etwa komplette Magazine oder Zeitschriften, sondern einzelne Artikel – ideal für Vielleser, die sich nur das Beste von den verschiedensten Anbietern herauspicken möchten. Hier finden Sie ein breites Angebot an Zeitungen und Zeitschriften. Anstatt aber für die gesamte Ausgabe zu zahlen, kaufen und lesen Sie nur einzelne Artikel. Die Preise sind dabei oftmals im Cent-Bereich. Die Kosten werden von Ihrem Blendle-Guthaben abgebucht. Die Auswahl könnte größer ausfallen, dafür gibt es aber auch renommierte internationale Publikationen wie den „New Yorker“ oder die „Time“ im Angebot. Leider fällt es oftmals schwer, die Kosten für einzelne Artikel im Vorfeld einzusehen. Dafür sind die Preise aber nicht hoch. Bei irrtümlichen Käufen erhalten Sie automatisch Ihr Geld zurück. Damit überzeugt Blendle vor allem durch günstige Preise und ein faires Angebot.

Einen ganz anderen Weg geht hingegen der Google Play Kiosk. Hier finden Sie in der Webansicht zwar auch Printprodukte. Zusätzlich erstellt die App eine digitale Zeitung mit einem Best-of-Angebot aus Google News. Sie erhalten automatisch Themenvorschläge in Ihrem Google-Profil. Digitale Zeitungen und Magazine kaufen Sie aber im Webbrowser statt in der App, was etwas verwirrend ist.

Auch Apple ist nicht untätig. Nach der Einstellung des Zeitungskiosk gibt es mit Apple News eine Neuausrichtung. Mit der App bündeln Sie Online-Angebote verschiedener Quellen und Verlagshäuser. Die App ist kostenlos. Der Lesekomfort ist durch die schlichten Artikelansichten besonders hoch. Leider bietet Apple die App nur für den US- Markt an. Deshalb müssen Sie Ihr iPad auf die US-Region umschalten, um diese App nutzen zu können. Ob Apple News den offiziellen Weg nach Deutschland finden wird, bleibt bisher ungewiss.

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