Zubehör für Videoschnitt

Loupedeck+ im Test: Final Cut Pro X im Griff

Mac Life dreht am Rad – beziehungsweise an den Rädern! Wir hauen in die Tasten des Loupedeck+. Das unterstützt seit Kurzem Final Cut Pro X und soll laut Hersteller einen Temposchub bei der Videobearbeitung bringen. Stimmt das? Das verrät unser Test von Loupedeck+.

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5 Minuten Lesezeit

Das Loupedeck+ ist eine Spezialtastatur, deren Abmessungen in etwa denen von Apples Magic Keyboard mit Ziffernblock entsprechen. Klassisch schreiben lässt sich damit aber nicht. Dafür führen Sie mithilfe zahlreicher Tasten, sogenannter Jogdials und Drehregler Funktionen der Videobearbeitung Final Cut Pro X blitzschnell ohne Maus- und Tastatureinsatz aus. Das große Kontrollrad beispielsweise lässt Ihr Werkzeug förmlich durch die Timeline oder die Clips im Medienordner sausen, um Videos schnell und gezielt anzusteuern. Mithilfe der 13 kleinen Drehknöpfe regeln Sie hingegen unter anderem die Farbkorrektur (Helligkeit, Kontrast, Farbtemperatur, Weißabgleich, …) des Videos oder steuern gezielt bestimmte Bereiche eines Clips an. Sie bewegen das Auswahlwerkzeug dabei auf Wunsch punktgenau Einzelbild um Einzelbild (Frame) vor- oder rückwärts. Mit den Tasten kopieren, löschen oder schneiden Sie Bereiche oder ganze Clips, ändern Auswahlwerkzeuge, wechseln zwischen Arbeitsbereichen, kopieren Video- und Audioattribute, nehmen Änderungen zurück, setzen Übergänge ein und vieles mehr. Die Möglichkeiten sind gewaltig – und selbst komplexe Aktionen benötigen oft nur einen Knopfdruck.

Komplexes Tastaturlayout

Um den enormen Funktionsumfang der Software aufs Keyboard zu hieven, hat der Hersteller Tasten und Regler größtenteils doppelt, manche sogar drei- und vierfach belegt. Mithilfe der Funktions- und Custom-Mode-Tasten schalten Sie die Ebenen durch. Die Drehregler lassen sich zudem drücken, um etwa die Grundeinstellung eines bearbeiteten Abschnitts wiederherzustellen, wenn Ihnen die Nachbearbeitung nicht gefällt – praktisch!

Die serienmäßige Belegung ist extrem komplex, aber durchdacht. Eine Abbildung des Layouts lässt sich auf der Herstellerseite herunterladen. Auf Wunsch konfigurieren Sie die Tastatur aber auch individuell nach Ihren Wünschen – einen Haken hat die Sache allerdings, aber dazu gleich mehr.

Die Installation

Denn bevor es ans Einrichten geht und Sie an Reglern und Knöpfen wirbeln, steht die Installation an: Treiber auf der Herstellerseite herunterladen und installieren, Gerätefreigabe in den Systemeinstellungen erteilen, Loupedeck+ per USB-Kabel mit dem Rechner verbinden – und loslegen.

Fast jedenfalls: Denn ein extrem störender Punkt tritt nun zutage: Das Spezial-Keyboard läuft mit Final Cut Pro X nur reibungslos, wenn Sie das Tastaturlayout in den Systemeinstellungen des macOS auf die englische Variante umstellen. Das hat im Arbeitsprozess mitunter einen nervigen Nebeneffekt: Wollen Sie etwa einen Teil Ihres Videos mit einer Texteinblendung versehen, müssen Sie die Tastatur in den Systemeinstellungen kurzzeitig auf Deutsch umstellen.

Sprachbarriere vorprogrammiert

Eine weitere Hürde schlummert möglicherweise in der Steuerungssoftware. Das Set-up-Tool nistet sich bei der Installation automatisch in der Menüleiste des Mac ein, um stets bei der Konfiguration der Tastatur zu helfen. Einige Nutzer stehen dabei womöglich vor einer Barriere: Die Bezeichnungen und Kommandos der Software erscheinen ausschließlich in englischer Sprache. Die entsprechenden deutschen Final-Cut-Termini lassen sich selbst von Kennern manchmal nicht gleich auf Anhieb herleiten. Das verlängert den Einarbeitungs- und Einrichtungsaufwand unnötig.

40 Knöpfe, 14 Drehregler, 8 Jogdials – die meisten Schalter und Buttons des Loupedeck+ lassen sich programmieren.
40 Knöpfe, 14 Drehregler, 8 Jogdials – die meisten Schalter und Buttons des Loupedeck+ lassen sich programmieren. (Bild: Hersteller)

Im Set-up-Menü findet sich aber auch die Stärke der Spezialtastatur: Nahezu jeder Knopf und Regler lässt sich mit einer Final-Cut-Pro-X-Aktion belegen. Die individuelle Einrichtung dauert zwar eine Weile, bringt bei der täglichen Arbeit jedoch einen echten Mehrwert: Nach der Eingewöhnungsphase spüren Sie einen deutlichen Temposchub beim Bearbeiten Ihrer Aufnahmen.

Genial auch: Per Tastendruck führen Sie das Color Grading auf Wunsch im Vollbildmodus durch – Einstelloptionen wie Farbräder blendet das Programm dabei nicht ein. Die vermissen Sie auch nicht, denn Sie steuern etwa den Kontrast wie beschrieben ausschließlich und bequem mit den Reglern. Ihre Änderungen lassen sich so deutlich besser erkennen als im vergleichsweise kleinen Vorschau-Display der Software. Wer keinen zweiten Monitor bei der Bildbearbeitung nutzt, profitiert also auch in diese Hinsicht enorm vom Keyboard.

Macken beim Bearbeiten

Bei den Eingaben mithilfe der kleinen Drehregler reagiert das Loupedeck+ manchmal jedoch extrem empfindlich – etwa beim Zoomen der Timeline. Eine minimale Eingabe kann so schon zur maximalen Vergrößerung führen. Die Sensibilität lässt sich zudem nicht einstellen.

Gewöhnungsbedürftig sind auch Verzögerungen, zu denen es teils beim Color Grading mithilfe der Drehregler kommt: Es dauert nach einer Eingabe manchmal einen Moment, bis Veränderungen auf dem Schirm zu sehen sind. Ungeduldige Nutzer überdrehen daher gern mal schnell den Regler. Aber kein Problem: Mit einem Tastendruck bringen Sie den Clip wieder auf die Ursprungseinstellung. Und die nötige Geduld ist schnell gelernt.

Ganz ohne klassische Eingabegeräte geht es jedoch nicht: Wenn Sie etwa das Bild beschneiden, einen speziellen Übergang wählen, die Bildschärfe justieren, Retiming-Optionen durchführen oder eine Beschriftung eintippen möchten, stößt das Loupedeck+ an seine Grenzen – ohne herkömmliche Tastatur und Maus oder Trackpad klappt das (und einiges mehr) nicht. Dennoch ist der Einsatzbereich bemerkenswert.

Die Qualität

Die Verarbeitung des Loupedeck+ geht in Ordnung, obwohl es größtenteils aus Plastik besteht. Das große Aluminium-Einstellrad wirkt zwar etwas wackelig, die restlichen Schalter und Drehregler vermitteln jedoch einen qualitativ recht guten Eindruck. Die Knöpfe haben ein leichtes Spiel, lassen sich aber präzise bei der Bearbeitung von Videos einsetzen und bleiben nicht – wie die des Vorgängers – hängen.

Fazit

Der Videoschnitt mit der pfiffigen Spezialtastatur macht richtig viel Spaß – und die Peripherie fördert nebenbei die Kreativität! Denn automatisch probieren Sie aufgrund der schnellen und bequemen Eingabemöglichkeiten mehr aus. Es ist zudem eine Wohltat, sich nicht durch die Menüs von Final Cut Pro X hangeln zu müssen, um die passende Einstelloption zu finden. Klar, es gibt Kurzbefehle für die klassische Tastatur, aber die sind nicht immer schnell aus dem Hinterstübchen gekramt. Beim Loupedeck+ drehen Sie am Rad – und schon öffnet Final Cut Pro X automatisch den entsprechenden Arbeitsbereich.

Die Peripherie ersetzt den Einsatz klassischer Eingabegeräte nicht komplett, spart nach einer Eingewöhnungsphase jedoch spürbar Zeit – der Hersteller verspricht in diesem Punkt also nicht zu viel. Die knapp 240 Euro teure Tastatur ist für Profis eine lohnende Investition.

Apropos Profis: Das Loupedeck+ unterstützt neben Final Cut Pro X auch Adobes After Effects, Audition, Photoshop, Lightroom, Premiere Pro, Skylum Aurora HDR und Capture One – klasse!

Schade hingegen: Es fehlt ein Trackball, etwa zur präzisen Bearbeitung von Farbkurven. Zudem stört das USB-A-Kabel. Eine drahtlose Bluetooth-Verbindung zum Rechner wäre deutlich komfortabler und zeitgemäß. Und wenn schon USB, dann bitte die moderne C-Variante.

Workshop: So konfigurieren Sie das Loupedeck+

Fazit

Fazit: Loupedeck+ beschleunigt das Arbeiten, erfordert aber viel Einarbeitungszeit – genau das Richtige für Profis!

Testergebnis
ProduktnameLoupedeck+
HerstellerLoupedeck
Webseiteloupedeck.com
Pro
  •  individuell konfigurierbar, Farbkorrektur im Vollbildmodus, spürbarer Tempozuwachs, Unterstützung zahlreicher Programme
Contra
  •  fehlende Lokalisierung, leichte Eingabeverzögerung bei einigen Aktionen, unterstützt nicht alle Final-Cut-Pro-X-Funktionen, kein Bluetooth
Bewertung
2,9befriedigend

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