Es ist schon faszinierend. Apple verbindet gewöhnliche Fotos mit einer Videosequenz. Drückt man kurz auf den Bildschirm des iPhone 6s, erwachen die Bilder plötzlich zum Leben. „Live Photos“ nennt Apple diese tolle Funktion der aktuellen iPhones. Doch wie kann man die Fotos aufnehmen, was ist der Unterschied zu echten Videos und vor allem: Wie kann man sie weitergeben? Wir gehen der Frage nach, was man im Alltag mit Live Photos anfangen kann.
Atmosphäre einfangen
Um die Aufnahme musst du dir schon mal keine Sorgen machen. Die Funktion ist standardmäßig aktiviert und erfordert prinzipiell keine zusätzlichen Aktionen vom Anwender. Du drückst wie gehabt einfach auf den Auslöser – den Rest macht das iPhone automatisch. Es speichert zusätzlich zum Foto auch die 1,5 Sekunden vor und nach dem Auslösen. Dabei geht es nicht darum, das beste Foto zu erwischen, bevor jemand mit den Augen blinzelt oder die Deko im Hintergrund umfällt. Dafür gibt es die Funktion für Serienbilder. Es gibt weiterhin nur ein Foto in voller Qualität. Live Photos fängt aber die Atmosphäre davor und danach ein, sogar inklusive Tonaufnahme. Trotzdem legt Apple wert darauf, dass es sich bei Live Photos nicht einfach um Videoaufnahmen handelt. Warum, wird klar, wenn man sich das verwendete Format näher ansieht.
Erweitertes Fotoformat
Natürlich zeichnet das iPhone einen Film auf. Die drei Sekunden werden aber nicht mit der videoüblichen Bildrate von 30 oder gar 60 fps aufgenommen. Der Datenflut wäre selbst das schnelle iPhone 6s bei der Fotoauflösung von 12 Megapixel nicht gewachsen. Der Trick besteht darin, dass Apple sowohl Auflösung als auch Bildrate reduziert. Nur das eigentliche Foto wird mit der vollen Auflösung gespeichert. Der Videoteil wird auf Bildschirmauflösung reduziert, rund ein Megapixel. Außerdem zeichnet Live Photos nur 12 fps auf. Dabei wird ein Format ähnlich Motion-JPEG verwendet. Das iPhone sichert nur die Änderungen von Bild zu Bild, um Platz zu sparen. Als Resultat ist ein Live Photo etwa doppelt so groß wie ein normales 12-Megapixel-Foto. Drückt man auf den Bildschirm, wird es lebendig und zeigt den damit verbundenen Film, samt Ton. Hinter dem angezeigten Bild verstecken sich zwei Dateien, das JPEG-Foto und eine zusätzliche Videokomponente, auf die nur daran angepasste Software zugreifen kann. So stellt Apple volle Kompatibilität zu vorhandenen Foto-Tools und anderen Systemen her.
Es gibt Berichte, dass sich die Fotoqualität in Situationen mit sehr wenig Licht verbessert, wenn man Live Photos und die damit verbundene Pufferung der Videodaten deaktiviert. Die Aufnahmen werden besser belichtet und rauschen dadurch weniger.
Live Photos aufnehmen
Erstellt werden die Live Photos beim Fotografieren wie erwähnt von selbst, du hast lediglich die Möglichkeit, die Funktion zu deaktivieren. Bei der Aufnahme mit der Kamera-App siehst du in der Mitte der Statusleiste über der Vorschau – im Querformat links davon – ein Symbol mit mehreren konzentrischen Kreisen. Ist es gelb, ist Live Photos aktiv. Weiß bedeutet ausgeschaltet. Tippen Sie darauf, um den Status zu ändern.
Auf eine Kleinigkeit muss man dann aber doch achten. Ist Live Photos aktiv, beginnt das iPhone sofort nach dem Öffnen der Kamera-App damit, die Videodaten zu puffern. Woher sollte es sonst später die Daten für die 1,5 s vor dem Auslösen haben. Durch diese Daueraufnahme verbraucht das iPhone bei aktiver Kamera mehr Strom. Außerdem muss man daran denken, die Kamera nach dem Schuss nicht sofort wieder runterzunehmen, weil sonst die Nachlaufzeit fehlt. Damit nach dem Foto nicht das Innere der Hosentasche aufgezeichnet wird, erkennt das iPhone 6s ab iOS 9.1 automatisch, wenn die Kamera gesenkt wird, und beendet dann eine laufende Live-Photo-Aufzeichnung.
Live Photos auf dem iPhone
In der App Fotos werden die Livebilder nicht besonders markiert. Apple sieht sie wohl als Normalfall und möchte sie als Standard etablieren. Man kann sich ähnlich wie bei der hohen Auflösung von 4K-Videos darüber streiten, ob man die Funktion auf Verdacht aktiv lässt, um Livedaten für zukünftige Anwendungen parat zu haben. Ist der Hype um Live Photos erst mal etwas abgeebbt, werden viele Anwender die Funktion wohl eher nach Bedarf nutzen. Wer viel fotografiert, läuft sonst Gefahr, gigabyteweise Daten anzuhäufen, die nie genutzt werden. Wir würden uns ganz klar eine Markierung in der Übersicht von Fotos wünschen.
Eine Funktion zum Entfernen der Videodaten gibt es nicht. Man kann sie aber mit Fotos deaktivieren, damit man sie etwa nicht versehentlich weitergibt. Beim Bearbeiten in Fotos erscheint oben links ein blaues Live-Photos-Icon. Tippe darauf, um das Video zu deaktivieren, das Icon wird nun weiß, und bestätige die Änderung. Wie alle Bearbeitungen mit Fotos ist das reversibel. Das Original bleibt erhalten, und man kann die Livedaten ebenso wieder aktivieren. Bei Größenänderungen wird Live Photos übrigens automatisch abgeschaltet.
Auf dem iPhone 6s lassen sich Live Photos beim Betrachten in Fotos durch Drücken auf das Display aktivieren. Außerdem kann man sie als Hintergrund auf dem Sperrbildschirm verwenden. Auch hier muss man drücken, um die Animation abzuspielen. Eine weitere Möglichkeit ist, Livebilder auf die Apple Watch zu übertragen. Dort kann man sie mit der Watch-App Fotos abspielen, indem man anhaltend mit dem Finger auf das Display tippt (kein Force Touch!). Sehr lustig ist die Verwendung als Zifferblatt. Dort läuft das Video automatisch etwa eine halbe Sekunde, wenn das Display aktiviert wird, was ziemlich gut zu einem Blick auf die Uhr passt.
Weitergabe von Live Photos
Die Weitergabe an andere Geräte ist derzeit noch ein Trauerspiel. Anfang November mit iOS 9.1 und OS X 10.11.1 lassen sich Live-Photos nicht auf dem Mac nutzen. Über Mail und Fotostream werden nur die Fotoanteile synchronisiert. Das Gleiche in Notizen. Die brandneue App unterstützt die Live-Anteile nicht einmal lokal auf dem eigenen iPhone. Einzig über Nachrichten ist es uns gelungen, die Bilder heil auf andere Geräte mit iOS 9 zu übertragen. Auf dem iPad wird das Bild in Nachrichten mit einem Live-Photo-Symbol markiert. Es lässt sich in Fotos sichern und wie auf der Apple Watch durch langes Berühren des Touchscreens abspielen. Wenn Live Photos sich durchsetzen soll, hat Apple noch einiges zu tun.
Die kostenlose App Lean ergänzt, was Apple weggelassen hat: Sie findet Bilder mit Live Photos und entfernt dauerhaft den Videoteil.
Apples Live-Format ist nur sehr begrenzt einsetzbar. Die App Lively wandelt die Live-Daten in universellere Videos oder GIFs. Drei Exporte sind frei, dann kostet sie 1,99 Euro.
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einige interessante Features in der neuen S-Klasse.
Aber das Feature, dass ich vor dem Kauf belächelt habe, ist jetzt mein Lieblingsfeature.
Auch der iCloud-Sync macht LivePhoto auf dem Mac erlebbar.
Freunde mit AppleGadgets können das über geteilte Alben bzw. per iMessage erleben.
Schön, wenn weitere Plattformen (Facebook, Tumbler) das jetzt unterstützen. Wohl bisher aber nur für iDevice-Owner.