Android unter OS X

So kannst du Android-Apps ganz einfach auf dem Mac nutzen

Android-Apps auf Mac nutzen: So geht'sGoogles Android-Betriebssystem verfügt über eine reiche Auswahl an Apps und Spielen. Die lassen sich bei Bedarf auch direkt am Mac nutzen: Möglich wird das mit Hilfe von Android-Emulatoren, die Android-Apps unter Mac OS X wiedergeben können.

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Mobilsysteme sind derzeit der Renner unter App-Entwicklern. Um so ärgerlicher, dass viele interessante und wichtige Spiele oder Apps inzwischen nur noch für iOS und Android entwickelt werden und gar nicht erst für den Mac erscheinen. Zumindest im Fall von Android ist das aber kein Problem: Gleich mehrere kostenlose Tools für den Mac erlauben es, Android-Apps unter OS X aus dem Google Play Store zu laden und im Fenster auszuführen – fast so, als wäre der Mac ein Android-System. Doch nicht nur Gamer und App-Fans profitieren von den Android-Emulatoren: Auch Web- und App-Entwickler können sie einsetzen, um zum Beispiel die Darstellung und Funktionalität ihrer Webseite oder Web-App auf verschiedenen Endgeräten zu testen. Insgesamt vier kostenlose Lösungen kursieren derzeit für den Mac: BlueStacks, Andy, der Xamarin Android Player sowie das Programm Genymotion. Zudem gibt es von Google noch Android Studio, eine vollumfängliche Android-Entwicklungsumgebung, die ebenfalls über eine Android-Emulator verfügt, dessen Bedienung aber vergleichsweise komplex und auf die Bedürfnisse von Entwicklern ausgerichtet ist. Für die einfache Nutzung von Android-Apps unter OS X ist die Lösung hingegen weniger geeignet, weshalb wir sie im Artikel außen vor lassen.

Info: Das kann Android-Studio

Mit dem kostenlosen Android-Studio liefert Google eine vollumfängliche Android-Entwicklungsumgebung für OS X, Windows und Linux – ideal für alle, die Android-Apps auf dem Mac entwickeln wollen.

Zwar ist ein Android-Emulator, basierend auf Intels „Hardware Accelerated Execution Manager“ (HAXM) eingebaut – der allerdings ist nur für Entwicklerprojekte verfügbar. Damit ist Android-Studio als Android-Emulator für den Otto-Normal-Nutzer sicher nicht zu gebrauchen, wohl aber für alle, die sich mit der App-Entwicklung unter Android befassen und die dort programmierten Projekte sofort ausprobieren möchten.

Technische Basis ist VirtualBox

Alle anderen Lösungen – BlueStacks, Andy, Xamarin und Genymotion – verwenden als technische Basis zur Emulation von Android VirtualBox-Technik. Das bedeutet, dass Android auf dem Mac nicht wirklich emuliert wird – hierfür müsste eine vollumfängliche Hardware-Simulation stattfinden, wie es etwa bei Amiga- oder Konsolen-Emulatoren wie OpenEmu für den Mac der Fall ist, also eine 100 Prozent akkurate, aber sehr leistungshungrige Emulation etwa des ARM-Prozessors eines Smartphones, des Chipsatzes oder sonstiger Hardwarebestandteile.

Tipp: Mit Android X86 zum eigenen Android-Emulator

Übrigens: Du musst nicht zwangsläufig einen Android-Emulator einsetzen. Mit Android X86 gibt es eine Android-Version, die du ohne Weiteres in einer virtuellen Maschine wie Parallels, VMWare oder VirtualBox einsetzen kannst. Du musst hier nur einen neuen virtuellen Linux-PC anlegen und die Android X86-ISO-Datei beim Starten einlegen: Diese kann als Live-CD arbeiten oder das Android-System ganz einfach auf dem Mac in einer virtuellen Maschine installieren.

Funktional unterscheidet sich das kaum von Lösungen wie Bluestacks, Andy, Xamarin und Genymotion, allerdings sind diese in der Regel besser an die Ansprüche des Android-Systems angepasst. Trotzdem: Wer gerne bastelt oder das Android-System auf Herz und Nieren ausprobieren will, findet mit Android X86 einen kostenlosen und leicht zu verwendenden Spielgefährten – ganz ohne dabei mit Versionskonflikten kämpfen zu müssen.

Das ist jedoch bei keiner der Lösungen der Fall: Schaut man tiefer ins Mac-System, wird man feststellen, dass alle Android-Emulatoren VirtualBox-Diskimages einsetzen, technisch also Android nicht emulieren, sondern virtualisieren, wie es mit Linux- und Windows-Systemen in Parallels, VMWare oder eben VirtualBox passiert: Der Prozessor und Kernbestandteile des Systems werden an das virtualisierte System „durchgereicht“, emuliert wird nur, was für den sinnvollen Betrieb ohne echte Hardware zwingend notwendig ist, etwa der Netzwerk-Adapter oder optische Laufwerke. Insofern laufen Apps in Android-Emulatoren nicht unter einer echten Android-Umgebung, sondern unter Android für Intel-kompatible x86-Systeme, das sich theoretisch auch in einer normalen VirtualBox-Installation aufsetzen lässt.

Der einzige Unterschied zwischen den Softwarelösungen liegt also im Grunde darin, wie gut die Virtualisierung des Android-Systems umgesetzt ist und wie nahe sie einem „echten“ Android-System kommt. Durch die Virtualisierung sind alle vier Lösungen natürlich deutlich schneller, als wenn aufwändig Smartphone-Hardware emuliert würde und arbeiten daher ähnlich schnell wie jedes Linux-System unter Parallels und Co., was in der Praxis enorme Geschwindigkeitsvorteile bringt. Technisch gesehen ist der Begriff „Android-Emulator“, bei dem auch wir im Artikel bleiben werden, aber falsch: Korrekterweise müsste es „Android-Virtualisierung“ heißen.

Genymotion erlaubt die Installation bestimmter Endgeräte. Dabei werden sogar spezifische Hardware-Bauteile durch die Software emuliert.
Genymotion erlaubt die Installation bestimmter Endgeräte. Dabei werden sogar spezifische Hardware-Bauteile durch die Software emuliert.

Für Gamer oder Entwickler?

Grob kann man die verfügbaren Android-Emulatoren in zwei Lager einteilen, nämlich reine Consumer-Lösungen und solche mit einem gewissen technischen Anspruch für Software- und Web-Entwickler. Während Andyroid, kurz „Andy“, und Bluestacks vor allem darauf optimiert sind, den Benutzer schnellstmöglich die Installation von Android-Apps auf dem Mac zu ermöglichen, befriedigen Xamarin und insbesondere Genymotion auch professionellere Ansprüche, indem sie Android-Endgeräte von LG, Google, Samsung und Sony möglichst genau nachstellen, inklusive passender Bildschirmauflösung und, wenn möglich, sogar der Simulation von GPS-Modulen und Systemkameras. Das bedeutet im Fall von Genymotion jedoch, dass bei vollständiger Hardwareunterstützung – Multitouch, Accelerometer, SMS- und Telefonfunktion und mehr – 34 Dollar im Monat berappt werden müssen. Der Xamarin-Player hingegen ist, wenn auch funktional nicht ganz so gut ausgestattet, ebenso eher für App- und Web-Entwickler geeignet, dafür aber vollständig kostenlos.

Bluestacks und Andy für Gamer

Im Gegensatz dazu halten sich Bluestacks und Andy nicht mit Kleinkram wie genauen Gerätespezifikationen oder der Emulation komplexer Hardwarebestandteile auf, sondern zielen auf schnelle App-Verwendung: Insbesondere Bluestacks setzt auf größtmöglichen Erfolg beim Nutzer, schon der Desktop des virtuellen Android-Systems ist eher ein Frontend zur schnellen Softwareinstallation denn ein normaler Android-Home-Bildschirm. Dafür sind in kürzester Zeit Ergebnisse möglich: Nur wenige Klicks sind nötig, um die Software mit dem Google Play Store zu verbinden. Anschließend finden Android-Spiele und andere Apps im Handumdrehen ihren Weg auf den Mac und arbeiten dort auch mit durchaus angenehmer Performance. Mangels Touch-Interface ersetzt die Maus den Finger samt Gesten, Texteingaben erfolgen über die Mac-Tastatur. Anders als die Vorgängerversionen krallt sich das erst im Oktober noch einmal neu für den Mac erschienene BlueStacks auch nicht mehr im Mac-System fest: Eine Deinstallation ist relativ problemlos durch Löschen der App oder mit einem Tool wie AppCleaner möglich.

Auch Xamarin versucht, Android-Geräte möglichst originalgetreu nachzubilden. Anders als bei BlueStacks können hier auch virtuelle Hardware-Elemente wie Lautstärkeregler oder GPS genutzt werden.
Auch Xamarin versucht, Android-Geräte möglichst originalgetreu nachzubilden. Anders als bei BlueStacks können hier auch virtuelle Hardware-Elemente wie Lautstärkeregler oder GPS genutzt werden.

Nur eine Lösung gleichzeitig verwenden!

Übrigens: Den Punkt „Deinstallation“ sollte man nicht aus den Augen verlieren: Dadurch, dass alle vier Android-Emulatoren auf VirtualBox-Technik basieren, kommt es relativ schnell zu Problemen untereinander oder mit einer bestehenden VirtualBox-Installation, wenn mehrere der Programme eingesetzt werden. Insbesondere Andy war hier ein echtes Problemkind: Er zerschoss bei der Installation nicht nur eine bestehende VirtualBox-Umgebung, sondern auch gleich die beiden bereits installierten Tools Xamarin und Genymotion, schloss dabei aber die eigene Installation nicht mehr ab. Ursache für das Chaos war offensichtlich ein Versionskonflikt zwischen der bestehenden und der durch Andy installierten VirtualBox-Umgebung sowie schlicht unsaubere Programmierung.

Vorsicht vor Versionskonflikten

Beim Ausprobieren der verschiedenen Android-Emulatoren fiel uns auf, dass es bei der Installation mehrerer Android-Emulatoren zu Problemen kommen kann.

Die Ursache sind verschiedene im Hintergrund laufende VirtualBox-Versionen, die sich im Zweifel gegenseitig blockieren. Daher solltest du vor der Installation eines Android-Emulators darauf achten, andere Produkte sauber zu entfernen. Leider bietet keine Lösung einen eigenen Uninstaller – mit dem Programm AppCleaner haben wir aber alle Programme komplett entfernen können.

Das verursachte eine Menge Ärger inklusive komplette Deinstallation aller VirtualBox-Lösungen auf dem Rechner und einer Säuberung der Launch-Ordner, weshalb wir insbesondere weniger fortgeschrittenen Mac-Anwendern von Andy aktuell erst einmal nur abraten können. Zumindest sofern noch andere VirtualBox-basierte Programme auf dem Mac laufen. Ein großer Verlust ist das aber nicht: Andy ist auch funktional ein Mittelding zwischen BlueStacks und Lösungen wie Xamarin, und Genymotion, nicht Fisch und nicht Fleisch und von daher nur wenig empfehlenswert.

Bluestacks ist nicht nur leicht zu bedienen, sondern auch sehr schnell. Allerdings fehlt es am Funktionsumfang für anspruchsvollere Nutzer.
Bluestacks ist nicht nur leicht zu bedienen, sondern auch sehr schnell. Allerdings fehlt es am Funktionsumfang für anspruchsvollere Nutzer.

Fazit

Unter dem Strich wird nach Ausprobieren aller Android-Emulatoren schnell klar, dass das einzige Emulator-Programm, das einsteigerfreundlich, funktional und sofort einsatzbereit ist, derzeit BlueStacks ist. Xamarin und Genymotion sind zwar deutlich leistungsfähiger, aber eben nicht wirklich für den Einsatz beim Endnutzer gedacht. Sogar die App Stores müssen hier erst einmal manuell installiert werden. BlueStacks hingegen brüstet sich damit, dass rund 96 Prozent aller Apps aus dem Google Play Store hier laufen – abgesehen von Software, die spezielle Hardware benötigt, ist das durchaus glaubhaft. Und weil auch die Performance stimmt, ist BlueStacks für Mac-Anwender, die einfach nur eine Runde CandyCrush am Mac spielen wollen, mit Abstand die sinnvollste Lösung. Entwickler hingegen sollten zu Xamarin, Gentymotion oder sogar Googles Android-Studio greifen, um den größtmöglichen Funktionsumfang zu erhalten.

Workshop: Bluestacks auf dem Mac aufsetzen und Apps installieren

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