Empörte Nutzer, massive Wertverluste an der Börse und Untersuchungen von Aufsichtsbehörden in den USA, in Großbritannien und der EU: Kein Zweifel, es fegt ein Tornado über Facebook, der das soziale Online-Netzwerk in die wohl schwerste Krise seit seiner Gründung gestürzt hat.
Facebook-Skandal: Worum ging es da eigentlich?
Im März 2018 wurde bekannt, dass das britische Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica an persönliche Informationen von insgesamt 87 Millionen US-amerikanischen Facebook-Nutzern gekommen ist. Laut Recherchen der britischen Tageszeitung „The Guardian“ stammen die Daten aus einem Persönlichkeitstest, aufgesetzt von einem Psychologen und Datenwissenschaftler der Universität Cambridge, an dessen Ende die Teilnehmer dem Zugriff auf ihre Profile und Kontakte zustimmen mussten. Innerhalb weniger Wochen kamen so Daten von 320.000 Nutzern mit durchschnittlich jeweils rund 160 verknüpften Datensätzen zusammen, deren Inhaber vom Auslesen ihrer Profilinformationen wiederum keine Kenntnis hatten. Cambridge Analytica erwarb das Gesamtpaket aus Umfrage- und Sekundärdaten laut Guardian zu einem Preis von einer Million Britischen Pfund.
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2014 setzte das Unternehmen die Erkenntnisse aus den Persönlichkeitsprofilen nach Aussagen seines Mitbegründers Alexander Nix in 44 US-Wahlkampf-Kandidaturen ein. Im Präsidentschaftswahlkampf 2016 lieferte Cambridge Analytica dem Team des Kandidaten Donald Trump die Erkenntnisse zum Anfertigen maßgeschneiderter Botschaften für potenzielle Wähler sowie Sympathisanten des gegnerischen politischen Lagers – das Unternehmen selbst spricht von einer „entscheidenden Rolle“ beim Zustandekommen des überraschenden Wahlsiegs des damaligen Außenseiters.
Doch nicht nur die USA scheinen von dem Datenschutzskandal betroffen. So soll die Referendums-Kampagne „BeLeave“, die sich für den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union aussprach, laut Guardian von der „Vote Leave“-Bewegung des heutigen britischen Außenministers Boris Johnson im Jahr 2016 Spenden in Höhe von 650.000 Euro erhalten haben. Diese seien wiederum an eine kanadische Datenanalyse-Firma geflossen, die eng mit Cambridge Analytica zusammengearbeitet habe. Das Unternehmen könnte also direkt und indirekt zum Gelingen des Referendums beigetragen haben.
Was ist seit dem Datenschutzskandal bei Facebook passiert?
Nach anfänglichem Schweigen entschuldigte sich Facebook-Gründer und -CEO Mark Zuckerberg mittlerweile bei den Nutzern des sozialen Netzwerks. Gegenüber dem US-Fernsehsender „CNN“ sprach er von einem „großen Vertrauensbruch“. Gleichzeitig ließ das Unternehmen Anzeigen in britischen Tageszeitungen drucken, in denen es bedauerte, nicht mehr für den Schutz seiner Nutzer getan zu haben. Zuckerberg selbst übernahm zwar die Verantwortung für die Vorgänge auf Facebook und versprach Besserung, sieht sein Unternehmen allerdings gleichzeitig als Opfer von Cambridge Analytica.
Geschäftsmodelle, die auf dem Sammeln von Daten basieren, könnten vor einem rudimentären Wandel stehen. Wie Datenschutzexperten auf einer Fachtagung im März im Hamburg berichteten, könnte schon ab Mai 2018 das Tracking auf Webseiten ohne die explizite Zustimmung des Besuchers verboten sein. Die Regelung soll für alle Internetseiten gelten, die sich an deutsche Nutzer wenden. Sprich: Bietet eine Webseite deutsche Inhalte oder Waren in Euro an, muss der Betreiber den Nutzer über das mögliche Sammeln seiner Daten informieren, damit dieser dem Tracking freiwillig widersprechen oder zustimmen kann. Eine heimliche Profilbildung wäre somit unterbunden.
In den USA nahm bereits die Handelsaufsichtsbehörde Untersuchungen zu dem Fall auf, einige US-Bundesstaaten verlangten zudem mithilfe ihrer Staatsanwaltschaft eine Aufklärung seitens Facebook. Auch die britische Datenschutzbehörde ermittelt. Das EU-Parlament hat laut seinem Präsidenten Antonio Tajani Firmenchef Mark Zuckerberg für eine persönliche Befragung vorgeladen. Die deutsche Justizministerin Katarina Barley empfing bereits hochrangige europäische Vertreter von Facebook.
An der Börse ließ die Affäre den Kurs der Facebook-Aktie massiv einbrechen. Außerdem haben Aktionäre in den USA Klage gegen das Unternehmen eingereicht. Ihr Vorwurf: Facebook habe falsche und irreführende Aussagen gegenüber den Anlegern gemacht und sie damit in die Irre geführt.
Was kann ich selbst tun?
Spielen Sie nicht zuletzt aufgrund der jüngsten Ereignisse mit dem Gedanken an einen Facebook-Ausstieg? Dann sollten Sie vorab überlegen, wie radikal dieser sein soll. Denn Facebook bietet nicht nur die Möglichkeit der endgültigen Löschung Ihres Accounts und somit all Ihrer Daten, sondern auch dessen Deaktivierung an.
Was sich zunächst semantisch ähnlich anhört, könnte in der Konsequenz unterschiedlicher nicht sein. Denn bei einer Deaktivierung legen Sie Ihr Facebook-Konto nur auf unbestimmte Zeit „schlafen“, um sich die Hintertür der Reaktivierung offen zu halten. Ihre persönlichen Daten bleiben aber – inklusive aller persönlichen Fotos und Beiträge – Facebook erhalten, damit Sie eventuell später wieder darauf zugreifen können.
Viele Nutzer vergessen in ihrem Ausstiegs-Eifer, dass mit dem sozialen Netzwerk auch der Facebook Messenger verbunden ist – und damit vielleicht die tägliche Verbindung zu Freunden, Familie und Kollegen. Immerhin vereinte der Nachrichtendienst 2017 1,2 Milliarden aktive Nutzer auf sich – und damit ebenso viele wie Whatsapp, das ebenfalls zu Facebook gehört. Was viele nicht wissen: Der Messenger lässt sich auf dem iPhone und iPad auch ohne ein bestehendes Facebook-Konto nutzen. Denn ähnlich wie bei Whatsapp reicht die Angabe Ihrer Handynummer, um weiter chatten zu können.
Zur Einrichtung starten Sie den Messenger, um unten links den kleinen Eintrag „Nicht auf Facebook“ auszuwählen – die App leitet Sie nun Schritt für Schritt durch die Installation.
Einen Haken hat die Sache allerdings: Haben Sie Ihr Facebook-Konto vorher gelöscht, erscheinen Ihre ehemaligen Kontakte nur dann noch in Ihrer Liste, wenn diese ihre Handynummer in ihrem Profil hinterlegt haben. Mit allen anderen müssen Sie sich neu verbinden.
Das Löschen Ihres Facebook-Accounts meint hingegen auch das Entfernen all Ihrer hinterlegten Daten, Fotos und Videos innerhalb des sozialen Netzwerks. Nachdem Facebook Ihre Löschung ausgeführt hat, sind diese nicht wiederherstellbar. Sie sollten sie also vorab sichern.
Auch andere Überlegungen dürfen in Ihre Entscheidung hineinspielen. Tragen Sie etwa zu bestimmten Gruppen auf Facebook bei oder haben Sie sogar welche gegründet? Löschen oder deaktivieren Sie Ihren Account, sind diese nicht mehr für Sie zugänglich.
Und sieht Ihr Arbeitgeber es gern, wenn Sie die Mitteilungen seiner Firma liken, teilen und regelmäßig kommentieren? Findet sogar die interne Unternehmenskommunikation innerhalb einer Facebook-Gruppe oder mithilfe des Facebook-Messenger statt? Dann reicht vielleicht schon die eingehende Beschäftigung mit den Datenschutzeinstellungen von Facebook aus, um zumindest etwas ruhiger zu schlafen.
Ich interessiere mich für Aktuelles, folge Firmen und will andere erreichen: Twitter
Ich schaue mir viele Fotos meiner Freunde an: Instagram
Ich bin technisch interessiert: Google+
Ich bin künstlerisch interessiert: Ello
Ich kombiniere Bilder und Texte: Tumblr
Ich chatte gern mit Freunden: Nachrichten, Signal, Telegram, Threema
Ich möchte über Konzerte in der Nähe auf dem Laufenden bleiben: Bandsintown
Workshop: So deaktivieren Sie Ihren Facebook-Account vorübergehend
Workshop: So löschen Sie Ihr Benutzerkonto bei Facebook endgültig
Facebook-Tracking unterbinden
Facebook führt die Daten seiner Nutzer zu sogenannten Persönlichkeitsprofilen zusammen. Diese haben das Ziel, ein möglichst detailliertes Bild von den Interessen und Vorlieben der einzelnen Anwender zu erstellen. Damit dieses Bild vollständig ist, reicht die Erforschung der Aktivitäten innerhalb des eigenen Netzwerks Facebook aber nicht – und so nutzt das Unternehmen verschiedenste Dienste, um Sie innerhalb des gesamten Webs zu „verfolgen“. Dies geschieht auf vielfältige Weise – etwa durch den Einsatz von Cookies, Tracking-Pixeln und Social-Plug-ins wie etwa Facebook-Like-Buttons. Untersuchungen belegen, dass Facebook Ihnen sogar dann auf den digitalen Fersen ist, wenn Sie kein Konto bei dem Online-Netzwerk unterhalten oder dieses gelöscht haben.
Mit dem Bekanntwerden des Skandals rund um die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica wenden sich auch immer mehr einflussreiche Unternehmer gegen Facebook. So ließ der Milliardär Elon Musk die Seiten seiner Firmen Tesla und Spacex kurzerhand abschalten und auch das „Playboy“-Magazin legte seine Seiten still. Die Commerzbank, die Mozilla Foundation und der Audio-Hersteller Sonos stellten hingegen ihre Werbung auf Facebook ein.
Doch auch Apple-CEO Tim Cook meldete sich am Rande einer China-Reise zu Wort. Er forderte „handwerklich gut gemachte Regeln“ gegen den Missbrauch von Nutzerdaten, obwohl er grundsätzlich kein Freund von Verordnungen sei. Die gegenwärtige Situation sei jedoch fatal. Cook wörtlich: „Dass jemand weiß, welche Seiten man jahrelang besucht hat, welche Kontakte man pflegt und was man mag und nicht mag, darf meiner Ansicht nach nicht sein.“
Apple sei laut Cook besorgt über die willkürliche Preisgabe von Daten seitens der oft unwissenden Nutzer. Gegenüber dem US-amerikanische Nachrichtensender MSNBC sagte er, dass „Apple vermutlich Tonnen von Geld damit verdienen könnte, die Daten seiner Nutzer zu monetarisieren – aber Kunden sind nicht das Produkt von Apple.“
Zum Glück gibt es kostenfreie Werkzeuge und Systemeinstellungen, die den Datenabgriff auf Mac, iPhone und iPad erschweren oder ganz unterbinden wollen. Wir haben die wichtigsten für Sie zusammengestellt.
1 Tracking in Safari unterbinden
Apple hat seinen hauseigenen Safari-Browser mit einem Tracking-Schutz versehen. Um ihn auf dem Mac zu aktivieren, öffnen Sie die „Einstellungen“ im „Safari“-Menü. Im Einstellungsfenster hält Safari einen „Datenschutz“-Reiter bereit. Setzen Sie in jedem Fall einen Haken bei dem Punkt „Websiteübergreifendes Tracking verhindern“. Für das Tracking etwa durch Facebook verwendbare Daten löscht Safari nun in regelmäßigen Abständen. Wünschen Sie zudem, dass die aktuell besuchte Webseite Ihre Daten ebenfalls nicht speichert, können Sie Safari mit der Option „Tracking durch Websites ablehnen“ veranlassen, bei jedem Abruf eine entsprechende Unterlassungsaufforderung zu senden – diese kann die Webseite allerdings ignorieren.
2 Tracking in Chrome unterbinden
Zwar ist Google selbst als äußerst fleißiger Datensammler bekannt, trotzdem bietet auch deren Webbrowser Chrome eine bordeigene Funktion zum Unterbinden von Tracking – allerdings nur für aktuell besuchte Webseiten. Für die Verhinderung von Webseiten-übergreifender Verfolgung sollten Sie eine zusätzliche Erweiterung installieren. Sie finden die Chrome-eigene Funktion in den Programmeinstellungen. Scrollen Sie bis zu dem Eintrag „Erweitert“, um die Einstellungen für „Sicherheit und Datenschutz“ zu öffnen. Aktivieren Sie hier den Punkt „Mit Browserzugriffen eine ,Do Not Track‘-Anforderung senden“.
3 Tracking in Firefox unterbinden
Da sich Firefox dem Schutz der Privatsphäre verschrieben hat, wundert es nicht, dass auch der Mozilla-Browser über einen Eintrag namens „Datenschutz und Sicherheit“ in den Programmeinstellungen verfügt. Der Bereich „Schutz vor Aktivitätenverfolgung“ gewährt recht umfangreiche Einstellungen. So können Sie das Webseiten-übergreifende Tracking wahlweise nur für das private Surfen oder generell immer unterdrücken lassen. Eine stetige Aufforderung zum Unterbinden des Speicherns von Daten auf einzelnen Webseiten versenden Sie mit der Einstellung „Immer“ im Bereich „Websites eine ,Do Not Track‘-Information senden“.
4 Noch mehr Schutz vor Trackern mit Browser-Plug-ins
Vielen Nutzern reichen die Bordmittel der Webbrowser (zurecht) nicht aus. Um eine erhöhte Sicherheit vor dem Abfischen von Daten zu erreichen, bietet sich der Einsatz von Browsererweiterungen von Drittanbietern an. Sehr effizient arbeitet Ghostery, das in Plug-in-Versionen für alle wichtigen Browser existiert und vor Kurzem als quelloffen deklariert wurde. Die Erweiterung listet in einer sehr schönen Oberfläche alle blockierten Elemente auf.
- Facebook-Daten herunterladen (siehe Workshop)
- Meine wichtigsten Freunde und Follower informieren
- Alternativen Messenger installieren
- Eventuell anderem sozialen Netzwerk beitreten
- Benutzernamen und Passwörter für Webseiten einrichten, in die Sie sich bisher mit Facebook eingeloggt habe (Spotify, …)
- Ghostery oder Ublock Origin installieren
Ähnlich populär ist Ublock Origin, das ebenfalls in den Mac-Versionen für Safari, Chrome und Firefox vorliegt. Zwar ist die Datenausgabe nicht ganz so ansehnlich und umfangreich wie bei Ghostery, dafür wurde die Erweiterung jüngst mit dem Prädikat „Sehr gut“ von der „Stiftung Warentest“ geadelt. Wie Ghostery ist Ublock kostenfrei erhältlich und dient gleichzeitig als Werbeblocker.
5 Tracking auf iPhone und iPad unterbinden
Auch den iPhone- und iPad-Versionen des Webbrowsers Safari hat Apple eine Anti-Tracking-Funktion gegönnt. Zur Aktivierung öffnen Sie die „Einstellungen“ Ihres Smartphones beziehungsweise Tablets und wechseln zum Eintrag „Safari“. Im Bereich „Datenschutz und Sicherheit“ schalten Sie die Funktion „Websitetracking ablehnen“ ein.
Schutz im gesamten Netzwerk
Der eBlocker schützt als externe Hardwarelösung alle in einem WLAN angemeldeten Geräte – ganz gleich, ob es sich etwa um Macs, iPhones, iPads, Windows-Rechner oder Android-Geräte handelt. Einmal an den Router angeschlossen, blockiert die deutsche Datenschutzlösung Tracker, verwischt den digitalen Fingerabdruck im Netz und schützt vor Malware und Phishing.
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Deaktivierung und Löschung... bis vor ein paar Wochen dachte ich, ich hätte mein Konto Anfang des Jahres gelöscht.. der Weg dorthin ist ja wirklich nicht einfach. Allein das stellt diese Firma schon in Frage. Inzwischen ist es endgültig gelöscht. Fehlen tut mir nichts, bestand die letzte Zeit doch eh nur aus Werbung und irgendwelchen Statusmeldungen von Leuten, die nicht wirklich wichtig waren. Goodbye Zuck!
Vielen Dank für diesen Artikel. Habe mir Ghostery jetzt auf dem Mac installiert und bin entsetzt, was da alles versucht, mich zu tracken.
Einzig stutzig bin ich bei der Einstellung von Ghostery geworden, dass ich Ghostery Zugriffsrechte auf alle Passwörter, Telefonnummern und Kreditkarten gewähren kann. Das hab ich erstmal nicht angeklickt.
Wer hat sich denn schon mal genauer eure Empfehlungen genauer auf der Zunge zergehen lassen.... Instagram? Google+ ? Twitter?
Der Antichrist hat neue Namen..?
Wer mit facebook unzufrieden ist, sollte nicht Twitter oder instagram als Alternative ansehen, denke ich. Ich empfehle Diaspora. Es ist zwar nicht so sexy wie facebook, man bekommt dort nicht soviel Werbung (nämlich keine) und es hat leider auch keine super App. Aber es ist wirklich eine Alternative aus der freien Software-Welt, wie sie sein sollte. Und man kommt schnell mit Leuten mit ähnlichen Interessen ins Gespräch.
Mein soziales Netz bleibt Hartz 4