macOS Mammutbaum? 

Die Evolution der macOS-Namen

Kalifornien! Schließe mal kurz die Augen! Welche Bilder tauchen in deinem Kopf auf? Genau! Diese Bilder sind die Idee hinter Apples Marketing-Namen wie „Sequoia“. Wer hätte das gedacht? Und doch würden wir Apple das verzeihen, wenn es  irgendeine innere Logik gäbe, irgendeinen Sinn hinter den Namen. Aber nein! Sie sind inkonsequent, irreführend, zufällig, sachlich falsch und noch vieles mehr. Selbst der Großmeister aller Namensverwirrer IKEA hat mit schwedischen Ortsnamen für Sofas [„Klippan“] und Männernamen für Regale („Billy“) mehr System in seinen Produktbezeichnungen als Apple. Warum? Hier kommt die Analyse aller OS-Namen für den Mac!

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Craig Federighi, Apples Softwarechef mit Showtalent, macht sich bei jeder WWDC lustig über sein Marketing-Team und deren Einfälle für den neuesten macOS-Namen. Zuletzt im Juni 2024: „Sie starrten gen Himmel, in den sich die riesigen Bäume um sie herum reckten, und fühlten eine tiefe Verbundenheit mit allem, was so hoch werden kann. Sie wussten, dass sie am richtigen Ort waren. Willkommen zu macOS Sequoia.“ Ich bin davon überzeugt, dass Craig selbst hinter den Namen steckt und eine tierische Freude hat, uns zu verwirren, zu täuschen und zu blenden.


Sie (…) fühlten eine tiefe Verbundenheit mit allem, was so hoch werden kann. —   Craig Federighi auf der WWDC 2024

Der Vorname

Schon der (Vor-) Name gestaltete sich, sagen wir, wechselhaft. Gestartet als „System Software“ wurde es 1997 zu Mac OS (mit großem „M“ und mit Leerzeichen), für vier Jahre (2012 bis 2015) zu „OS“ und seit 2015 grammatikalisch fragwürdig in das „macOS“ verwandelt.

X, Nummern und Namen

Für zwanzig lange Jahre (1999 bis 2019) existierte die 10er-Version, die von 10.0 bis 10.15 hochgezählt wurde. Mit dem Wechsel von OS nach macOS verliert sich 2016 das X (als römische 10). Erst 2020 wurden nicht mehr mickrige 0,1 addiert, sondern seit „macOS 11 Big Sur“ gibt es jährlich eine Plus-1-Version ohne Punkt und Komma, zuletzt „macOS 15 Sequoia“.

Namenlose Server-Versionen

Nicht genug der Verwirrung. Bis 2015 veröffentlichte Apple immer wieder macOS-Server-Versionen, die manchmal namenlos blieben und zu macOS Server 5.0 hochgezählt wurden.

Neun Raubkatzen

Gutes Image, trotzdem möchte man ihm nicht begegnen!
Gutes Image, trotzdem möchte man ihm nicht begegnen! (Bild: Adobe Stock – kuritafsheen)

Raubkatzen haben ein ziemlich gutes Image. Sie symbolisieren Stärke, Geschwindigkeit und Eleganz. Prädatoren an der Spitze der Nahrungskette, die nur den Homo sapiens zu fürchten haben. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem du unbewaffnet Auge im Auge mit einem Tiger im indischen Dschungel stehst. Da wundert es nicht, dass Apple im Jahre 2001 begann, seine seit 1986 langweilig klingenden Mac OS-Versionen (von Mac OS 7.6 bis 9.2) mit einem markanten, einprägsamen Imagenamen zu versehen. Bis 2013 brüllten die Raubkatzen neunmal im Apple-Zoo. Ein biologisches Chaos!

Falsche und doppelte Kätzchen

„Mac OS X 10.0 Cheetah“ war im März 2001 die erste Katze für Apple. Cheetah ist der Gepard und eng verwandt mit dem Puma, den Apple noch im gleichen Jahr in seinen Namenskäfig steckte. In Amerika heißt ein Puma auch „Mountain Lion“, zu deutsch Berglöwe. Diesen Namen verwendete Apple elf Jahre später. Biologisch waren die beiden Software-Versionen „Mac OS X 10.1 Puma“ (2001) und „OS X 10.8 Mountain Lion“ (2012) ein und dasselbe Tier. Um die Verwirrung vollständig zu machen, wird in den U.S.A. ein Puma = Berglöwe auch „Cougar“ oder „Panther“ genannt. Den Tieren ist es vermutlich egal. Apple ebenfalls.

Panther ist keine Art!

Ein Panther ist eigentlich ein Leopard. Oder ein Jaguar. Aber immer mit Melanismus. Wer genau hinschaut, sieht das Muster auf dem Kopf.
Ein Panther ist eigentlich ein Leopard. Oder ein Jaguar. Aber immer mit Melanismus. Wer genau hinschaut, sieht das Muster auf dem Kopf. (Bild: Adobe Stock – ako-photography)

Nach dem Ausflug zu den Kleinkatzen widmeten sich die Werbestrategen um Federighi den Großkatzen. Dazu zählen Jaguar (2002), Tiger (2005) Leopard (2007), Schneeleopard (2009) und Löwe (2011), aber nicht der „Mac OS X 10.3 Panther“ (2003). Ein „Schwarzer Panther“ ist taxonomisch keine eigene Art, es ist entweder ein Leopard oder ein Jaguar, aber mit einem schwarzen Fell durch Melanismus. Die Tiere Leopard und/oder Jaguar gab es also doppelt. Apple war es gleichgültig.


Wir werden nicht das erste Software-Release der Geschichte sein, das wegen fehlender Katzen aufgehalten wird. —   Craig Federighi auf der WWDC 2013

Craig irrte

"Wir werden nicht das erste Software-Release der Geschichte sein, das wegen fehlender Katzen aufgehalten wird", sagte Craig Federighi auf der WWDC 2013 und tat so, als gäbe es keine Raubkatzen im Stammbaum mehr. Dabei hätte er sich noch von vielen weiteren den Namen ausleihen können. So beim Pardelluchs (sehr selten!), Ozelot, Wüstenluchs oder Serval. Selbst bei den Großkatzen wäre noch „Mac OS X 10.9 Nebelparder“ möglich gewesen. Eine wahre Schönheit übrigens. Das Tier, nicht die Software.

Armes Kalifornien

Gutes Image und riesig: die Sierra Nevada in Kalifornien
Gutes Image und riesig: die Sierra Nevada in Kalifornien (Bild: Adobe Stock – Sundry Photography)

Bis hierhin konnten nur Biologie-Leistungskurs-Schülerinnen und Schüler dem Namenswirrwarr Apples auf die Schliche kommen. Doch ab „OS X 10.9 Mavericks“ (2013) weiß jeder Kalifornien-Tourist, welcher Unsinn in Cupertino verzapft wird. Mal musste ein winziger Strand („Mavericks“) herhalten, mal Halb-Kalifornien („mac OS 10.12 Sierra“), das zudem richtig „Sierra Nevada“ heißt und trotz des Namens als US-Variante vollständig in Kalifornien liegt.

Berlin – Berlin-Mitte

Eines der beliebtesten Ausflugsziele der Kalifornier: der Yosemite-Nationalpark
Eines der beliebtesten Ausflugsziele der Kalifornier: der Yosemite-Nationalpark (Bild: Adobe Stock – Fritz)

Zweimal gab es Namen als Teil von Namen wie „OS X 10.10 El Capitan“ als (ziemlich langweiliger) Felsen im großen „OS X 10.11 Yosemite“-Nationalpark oder mit „macOS 10.13 High Sierra“ als Teil der „Sierra“ Nevada. So als würden wir ein „macOS Berlin“ bekommen und im kommenden Jahr das „macOS Berlin-Mitte“.

Insel, Orte, Küste, Wüste

Es gibt

  • eine Insel („macOS 10.15 Catalina“), bekannt als Brutgebiet des Lummenalks,
  • zwei verschlafene Nester wie „macOS 14 Sonoma“ und „macOS 12 Monterey“,
  • aber auch eine Kleinstadt namens „macOS 12 Ventura“.
  • Apple adoptierte mit „macOS 11 Big Sur“ einen 150 Kilometer langen Küstenabschnitt und
  • mal eben eine ganze „macOS 10.14 Mojave“-Wüste.

Bäumchen 

Craigs letzter Google-Maps-Fund „macOS 15 Sequoia“ stiftet die finale Verwirrung. Der „Sequoia-Nationalpark“ ist wohl der Ort, der hier Pate stehen muss. Er erhielt seinen Namen von den beeindruckenden (Riesen-) Mammutbäumen, die biologisch Sequoiadendron giganteum heißen, oder kurz „Sequoia“. Nach Stränden, Inseln, Wüsten, Ortschaften nun also ein Baum. Nur nebenbei: Der Wappen-Baum Kaliforniens ist ein anderer Sequoia! Und der kommt nicht mal im Nationalpark vor, sondern an der Pazifikküste.

Vorschläge der MacLife-Redaktion

Lake Tahoe im Sommer
Lake Tahoe im Sommer (Bild: Adobe Stock – rmbarricarte)

Bleibt Apple bei den kalifornischen Orten, so hat das Marketing-Team noch eine reiche Auswahl möglicher macOS-Namen. Hier einige Vorschläge der MacLife-Redaktion (die Reihenfolge ist beliebig, wie so vieles bei den Namen):

  • „macOS 16 Shasta“. Der Mount Shasta ist ein bekannter Vulkan im Norden Kaliforniens.
  • „macOS 17 Tahoe“. Der Lake Tahoe ist ein beliebtes Touristenziel, bekannt für sein kristallklares Wasser und seine malerische Umgebung.
  • „macOS 18 Napa“: Das Napa Valley ist weltberühmt für seine Weinberge und malerischen Landschaften.

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Hallo mir würde Hollywood als namensgebenden Ort einfallen, Death Valley oder Santa Monica. Natürlich mit jeweils coolen Bildschirmhintergründen ;-)

Niemals wird Apple das Wort Death in einem Betriebssystem verwenden.
Das wäre der Lacher für Microsoft und ein Aufhänger für alle social Media Fuzzis.
Never ever (denke ich )

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