Alternatives Netzwerk setzt auf das gesprochene Wort

Anchor: Die Neuerfindung des Radios?

Neben den großen sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook und Instagram gibt es eine Menge Alternativen. Viele dieser kleineren Netzwerke denken das Konzept der sozialen Interaktion völlig anders und neu. Mit Anchor etwa vernetzen Sie sich nicht über Text, sondern per Sprache. Wir haben uns die App angesehen und zeigen Ihnen in einem kurzen Workshop, wie Sie sie einrichten.

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Anchor schickt sich nach eigener Aussage an, das Radio neu zu erfinden. Hinter der großspurigen Ankündigung steckt aber eine simple Idee: ein Online-Netzwerk rund um Sprache – anders als Twitter und Facebook, die ursprünglich als reine Textmedien gestartet sind. Oder Instagram, das sich auf Bilder und Videos fokussiert. Bei Anchor steht dagegen das gesprochene Wort im Vordergrund. Das Ergebnis: Eine Mischung aus der Netzwerkstruktur von Twitter, angereichert mit der Story-Funktion von Snapchat und abgerundet mit einem Hauch vom guten, alten „Dampfradio“.

Im Mittelpunkt des Netzwerks stehen Sprachnachrichten. Diese können Sie mithilfe einer Vielzahl von Möglichkeiten selbst aufnehmen oder aus anderen Quellen speisen. Andere Nutzer können wiederum eigene Nachrichten als Antworten aufnehmen und an Sie schicken. Das Grundprinzip ist vergleichbar mit den Story-Funktionen von Instagram oder Snapchat. Manche der praktischen Zusatzfunktionen sind allerdings nur in der Browseransicht möglich. Das Netzwerk selbst findet aber in der iPhone- beziehungsweise Android-App statt. Nach einem durchwachsenen Start zum Jahresbeginn 2016 hat sich das Netzwerk im Frühjahr 2017 noch einmal neu erfunden. Neben den erwähnten Smartphone-Apps gibt es mittlerweile auch eine Integration in Smartspeaker wie Amazons Alexa oder Google Home. Für Apples HomePod gibt es bisher leider noch keine Ankündigung.

Im Webbrowser können Sie sich durch die verschiedenen Nutzerprofile hören und diese auch auf Ihrem eigenen Blog einbinden. Die meisten und wichtigsten Funktionen finden Sie aber ausschließlich in den mobilen Apps.

Checkliste:

Diesen Stationen sollten Sie folgen

  • Newest Latest Best: Gaming-News und Interviews

  • Star Wars Explained: das Star-Wars-Universum erklärt

  • The Beatbox: Hip-Hop-News aus den USA

  • Silicon Valley Beat: Neuigkeiten aus der Technikwelt

‎Spotify for Creators
‎Spotify for Creators
Entwickler: Spotify
Preis: Kostenlos

So funktioniert Anchor

Am unteren Bildschirmrand finden Sie die Navigation. Beim Öffnen der App gelangen Sie zunächst in die Startansicht. Hier sehen Sie Ihr eigenes Profil sowie Ihre Favoriten und Empfehlungen. Diese Profile nennt Anchor „Stationen“. Sie navigieren zwischen diesen Stationen mithilfe eines Drehrads. In der rechten oberen Ecke finden Sie die aktuellen Anchor-Charts und damit die populärsten und neuesten Veröffentlichungen. Mit der Suchfunktion finden Sie gewünschte Stationen. Hier können Sie auch zwischen den verschiedenen Kategorien wie Nachrichten, Sport oder Technik stöbern. Im „Activity“-Feed listet Anchor alle Reaktionen zu Ihren Sprachnachrichten auf. Die wichtigste Funktion hat aber den prominentesten Platz in der App erhalten: Mithilfe des großen roten Plus-Symbols in der Mitte der Navigationsleisten nehmen Sie Ihre eigenen Sprachnachrichten auf.

Ein Netzwerk mit Profil

Sie haben eine Vielzahl an Möglichkeiten, um Ihr Profil mit Inhalten zu füllen. Die erste und einfachste Variante ist das Aufnehmen einer neuen Sprachnachricht. Dazu halten Sie einfach den Telefonhörer an Ihr Ohr und sprechen los. Alternativ können Sie auch Ihr iPhone zur Seite legen und mittels Freisprecher aufzeichnen. Dafür drücken Sie einfach den Aufnahmeknopf.

Die Aufnahme selbst ist simpel und ähnelt ähnlichen Funktionen aus Chat-Apps wie Whatsapp. Sie können Ihre Aufnahme vor der Veröffentlichung noch einmal anhören. Oder Sie wählen eine Hintergrundmusik aus den Vorgaben aus. Leider können Sie aber keine Schnitte setzen. Somit müssen Sie bei jedem Patzer neu ansetzen.

Nach der Veröffentlichung können Sie Ihre Sprachnachrichten aber auch in anderen Netzwerken wie zum Beispiel Twitter oder Facebook teilen. Besonders schön: Twitter bindet die Sprachnachrichten direkt in den Tweet ein. Somit können sich Ihre Follower ohne Umwege Ihre Nachrichten anhören. Nach der Veröffentlichung bleiben Ihre Nachrichten für 24 Stunden online. Danach löscht Anchor sie. Sie können sich zwar Ihre eigenen Nachrichten selbst abspeichern. Ein bisschen schade ist die rasche Depublizierung aber trotzdem.

Anchor bietet Ihnen aber noch weitere Möglichkeiten zur Veröffentlichung. So können Sie mit der App Interviews, also gemeinsame Gespräche mit einem Gast, aufzeichnen. Das geht per Anchor-App oder per Telefonat. In gewohnter Radio-Manier können Sie aber auch Geräusche und Clips in Ihre Station einbinden. Die Geräusche stellt Anchor bereit. Leider sind diese aber ähnlich uninspiriert und nervig wie im Radio. Und es handelt es sich um kurze Audioschnipsel anderer Anchor-Nutzer. Sie können mithilfe des Webinterfaces eigene Clips in die App laden beziehungsweise für das gesamte Netzwerk bereitstellen. Reaktionen auf Ihre Station und Sprachnachrichten können Sie als „Call-ins“ benutzen. Bei diesen kurzen Antworten und Kommentare handelt es sich ebenfalls um Sprachnachrichten.

Musik teilen

Kein Radio ohne Musik. Bei Anchor gibt es eine eigene Musikfunktion. Dank der Integration von Apple Music und Spotify. Ohne ein kostenpflichtiges Konto bei einem dieser Dienste bleibt es aber nur bei kurzen Ausschnitten. Rechtlich gesehen betreten Sie mit der Einbindung kommerzieller Musiktitel in Deutschland natürlich eine Grauzone – denn ob das Zusammenstellen eines „Radioprogramms“ mithilfe von Anchor bereits unter die Bedingungen eines Webradiodienstes mit den entsprechend anfallenden GEMA- und GVL-Abgaben fällt, darüber gibt es noch keine Präzedenzfälle. Sie sollten sich daher regelmäßig informieren.

Fazit

Die Möglichkeiten zur Veröffentlichung von Sprachnachrichten auf Anchor sind durchaus vielfältig. Durch Funktionen wie Interviews und Call-ins zeigt sich, warum die Entwickler Ihre App als Alternative zum Radio positionieren möchten. Der Netzwerkgedanke geht dabei zuweilen etwas unter.

Insgesamt steckt Anchor leider immer noch in den Kinderschuhen. Es ist recht wenig los, besonders im deutschsprachigen Raum. Trotzdem erfüllt die App ihren Zweck auf elegante und effektive Art. Das Aufzeichnen und Veröffentlichen von Sprachnachrichten ist simpel und schnell. Es bleibt allerdings fraglich, ob diese Funktion ein ganzes Netzwerk trägt. Anstatt ein komplett eigenständiges soziales Netzwerk aufzubauen, wünscht man sich Anchor als Funktion in bestehenden Netzwerken wie Twitter und Facebook.

Workshop: Sprachnachrichten mit Anchor

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die ganzen Vollpfosten nicht nur lesen und sehen sondern auch noch hören :-)
Bei dieser Neuerfindung macht der Selfistick alias Vollpfostenantenne nun endlich Sinn.

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