Dafür gibt es ein Stück Technik-Geschichte aus einer Zeit, als der Buchstabe „i“ bei Apple noch nicht für das Internet stand sondern für Interaktion. Die Geschichte des Prototypes der Apple Interactive Television Box erzählt der Verkäufer Macdeals auf eBay: Von einem Freund, der mal bei Oracle gearbeitet hatte, erhielt er das Gerät, das sodann in einer Kiste verschwand, die gute zehn Jahre eingelagert war und kürzlich wieder geöffnet wurde. Ob es funktioniert? Man weiß es nicht, denn die Fernbedienung fehlt.
So etwas kaufen nur Liebhaber. Technisch basiert die Apple Interactive Television Box (auch: Apple ITV) auf einem Macintosh LC 475 Computer mit einem 68LC040 Prozessor von Motorola, getaktet mit 33 MHz. In einigen ITVs soll auch der leistungsfähigere Motorola 68040 verbaut sein. Es gibt Anschlüsse für serielle Drucker und Ethernet-Netzwerk sowie SCSI, das als platzsparende HDI-30-Würfelbuchse ausgeführt ist. (So war es seinerzeit bei den PowerBooks üblich.) Dazu gibt es bei der europäischen Variante der ITV-Box zwei Scart-Buchsen für Videorekorder und Fernsehgerät und die noch heute üblichen Composite Video-Anschlüsse (gelb für das Bild, rot und weiß für den Ton). Eine ADB-Tastatur kann vorne angeschlossen werden. Das Betriebssystem ist ein modifziertes Mac OS mit QuickDraw und QuickTime.
Marktreife erlangt das Produkt aber nie. Seit etwa 1993 wurde die Interactive Television Box bei Apple entwickelt. 1994 und 1995 wurden in England etwa 2.500 Haushalte testweise von Apple und der British Telecom mit einer ITV-Set-Top-Box ausgestattet. Oracle steuerte eine Datenbank für Multimedia bei. Zusammen mit Belgacom wurde ITV auch in Belgien getestet. Im Mai 1995 wurde zusammen mit The Lightspan Partnership in sechs US-Bundesstaaten ein Testbetrieb aufgenommen. Einige ITVs sollen in den Disneyland-Hotels in Kalifornien im Einsatz gewesen sein. Ein halbes Jahr später wurde das Produkt eingestellt, weil ein wirtschaftlicher Erfolg nicht absehbar war.
Apple-TV ist eine Leidenschaft von Apple, eine alte noch dazu. Die Geschichte wiederholt sich: ITV (1995) und Apple TV (2007) und natürlich iPhone, iPod touch (beide ab 2007) und das iPad (2010) werden von einem modifiziertem Mac OS (X) Betriebssystem angetrieben. Damals wie heute soll man Medien interaktiv auswählen und nutzen: Damals Oracle, heute iTunes. Damals BTX und vergleichbare Dienste, heute das Internet. Zwei andere alte Bekannte sind Apple QuickTime und der „Couch Potato“, so der Codename von QuickTime, das im Mai 1991 erstmalig bei der WWDC präsentiert wurde. Das ist der Stubenhocker, so ein Typ, der von der Glotze nicht loskommt. Den wird es immer geben.
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