„Das Dateisystem ist die Ablageorganisation auf einem Datenträger“ schreibt Wikipedia und trifft es damit ziemlich genau. Wie es in einer Bibliothek viele durchnummerierte Regale und Abteilungen gibt, benötigt jede Festplatte, CD oder anderweitige Datenträger eine einheitliche Struktur, um Daten wiederauffindbar zu speichern. Das Speichermedium selbst – nutzen wir weiterhin diese Analogie – entspricht der Bibliothek, ein Regal einem Verzeichnis und ein einzelnes Buch einer Datei. Viele Computer-Einsteiger sind anfangs verwirrt, was es überhaupt mit Verzeichnissen und Dateien auf sich hat.
Jedes gängige Computersystem legt zusammengehörige Daten in einzelne Dateien ab. Eine Datei ist beispielsweise eine Abbildung, ein Musikstück oder ein Brief. Jedes dieser elektronischen Dokumente besteht aus zahlreichen Einzelinformationen wie Buchstaben oder Bildpunkten, die in einer Datei gebündelt werden. Da ein aktuelles Mac-OS-X-Betriebssystem aus mehreren hunderttausend solcher Dateien besteht, werden diese durch Verzeichnisse oder Ordner strukturiert. Beispielsweise finden Sie in Ihrem Heimatverzeichnis von Hause aus mehrere Ordner, in denen Sie Ihre Filme, Fotos oder Audiodateien „ablegen“ können.
Theorie ... und Praxis
In der Theorie klingt ein Dateisystem nach einer recht simplen Sache. Die Tücke liegt bekanntlich im Detail, denn das Dateisystem verwaltet das Gedächnis Ihres Computers und muss zum einen schnell arbeiten, zum anderen mit riesigen Datenmengen umgehen können. Dabei darf es sich keinen Fehler erlauben, da ansonsten das gesamte in ihm gespeicherte Wissen verloren geht! Jedes System verwendet deshalb sein eigenes Dateisystem, das genau auf die Möglichkeiten der jeweiligen Technik an-gepasst ist. CDs nutzen eine andere Struktur als DVDs, Windows-PCs ein anderes Dateisystem als Computer von Apple und USB-Sticks wiederum sind ebenfalls anders aufgebaut. Es gibt eine unüberschaubare Anzahl von unterschiedlichen Dateisystemen und Varianten auf dem Markt, wobei aber nur wenige für den normalen An-wender eines Mac oder PC eine Rolle spielen.
Jedem das Seine
Die meisten Dateisysteme sind historisch gewachsen, vor allem durch die stete Vergrößerung der Festplattenkapazität und die höher werdenden Anforderungen der jeweiligen Betriebssysteme. Waren anfangs die Dateinamen auf eine handvoll Zeichen zwischen A bis Z begrenzt, verarbeiten moderne Dateisysteme Namen mit hunderten von chinesischen Schriftzeichen. Vor zwanzig Jahren konnte sich niemand vorstellen, dass es einmal Datenträger gibt, die eine Milliarde oder mehr Zeichen speichern können. Unter Windows spielen derzeit zwei Dateisystem eine Rolle: NTFS und FAT32. NTFS steht für „New Technology Filesystem“ und ist spätestens seit Windows XP das gängige System für alle PC-Anwender. Der Vorgänger FAT32 spielt vor allem auf portablen Festplatten und USB-Sticks eine Rolle, da es deutlich schlanker ist und von allen gängigen Betriebssystemen gelesen und beschrieben werden kann.
NTFS hingegen bietet für heutige Computer wichtige Mechanismen, um Dateien vor unbefugten Zugriffen zu schützen. FAT32 ist im Übrigen auch eine Weiterentwicklung. Vorgänger sind hier FAT16 beziehungsweise FAT12, die sich vor allem in der maximalen Größe des Dateisystems unterscheiden. FAT12 beispielsweise wird noch heute bei PC-Disketten verwendet. Die Historie der Dateisysteme des Mac ist weitaus übersichtlicher. Das „Hierarchische Dateisystem“ – aus dem Englischen, kurz HFS – verwendet Apple seit über 20 Jahren. Vor zehn Jahren wurde es überarbeitet und mit Mac OS 8 als „HFS Plus“ vorgestellt. Auch Apple musste den immer größer werdenden Datenspeichern Tribut zollen und die internen Strukturen entsprechend anpassen; aktuell liegt die maximale Größe bei Millionen von Gigabyte und beliebig vielen Dateien. HFS bzw. HFS Plus bieten einige Besonderheiten, über die in dieser Form kein anderes Dateisystem auf dem Markt verfügt.
Zu jeder Datei respektive jedem Ordner lassen sich Zusatzinformationen außerhalb der eigentlichen Datei abspeichern, beispielsweise Farbmarkierungen oder ein alternatives Dokumentsymbol. Diese zu-sätzlichen Metadaten können beim Kopieren auf nicht-hierarchische Dateisysteme verloren gehen. Apple verwendet deshalb diese sogenannten „Resource Forks“ von Dateien immer seltener. Darüber hinaus unterscheidet Apples Dateisystem von Hause aus keine Groß- und Kleinschreibung! Achten Sie deshalb beim Speichern von Dateien auf die Schreibweise, vor allem, wenn Sie mit Windows-Systemen Dokumente tauschen. Apple hat deshalb vor einigen Jahren HFS Plus erweitert und bietet nun auch die Möglichkeit, das Dateisystem mit Groß- und Kleinschreibung im Festplatten-Dienstprogramm einzurichten.
Auch Linux hat sein „Hausdateisystem“. Das „Extended Filesystem“ – kurz: EXT – liegt inzwischen in Version vier vor, doch EXT2 und vor allem EXT3 sind wohl die am meisten verbreiteten Dateisysteme unter Linux. Da diese Plattform ja bekanntlich davon lebt, dass viele Anwender selbst zur Programmiertastatur greifen, gibt es zahlreiche weitere Entwicklungen, deren Erklärung hier aber zu weit führen würde. Weder Windows noch Mac OS X verstehen sich mit dem Linux-Dateisystem. Für Mac OS X gibt es aber einen kostenlosen Treiber, um auf EXT2- und EXT3-Datenträger zuzugreifen (http://sourceforge.net/projects/ext2fsx).
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