Mittendrin statt nur dabei

Das Zuhören der Anderen: Kolumne zum Sprachassistenten-Lauschangriff

Das Zuhören der Anderen. Apple stoppt alle Siri-Mitschnitte – und Amazon zieht mehr oder weniger nach, konstatiert Frank Krug in seiner Kolumne für Mac Life.

Die immer mal wieder aufkeimende Diskussion über den Schutz digitaler Daten, die aktuell darin gipfelt, dass Apple die Auswertung von Siri-Mitschnitten stoppt und Amazon im gleichen Atemzug keine weiteren Alexa-Gespräche mehr zur Auswertung an Heimarbeiter nach Osteuropa schickt, ist im Kern eine zutiefst scheinheilige Debatte.

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Aber zunächst die Fakten. Um die Leistungsfähigkeit ihrer jeweiligen Sprachassistenten zu verbessern, haben Unternehmen wie Apple, Amazon oder Google jahrelang einzelne Gespräche der Nutzer transkribiert und von bei Drittfirmen beschäftigten menschlichen Mitarbeitern auf Fehler untersuchen lassen. Amazon hat diese Arbeit sogar teilweise auf polnische Zeitarbeiter ausgelagert, die sich bequem in den eigenen vier Wänden von den Aufzeichnungen privatester Gesprächsfetzen berieseln lassen duften. Damit soll nun ein für allemal Schluss sein. Apple hat zugesagt, künftig explizit um Erlaubnis zu fragen. Und Amazon hat sowohl den polnischen Zeit- als auch den festangestellten Mitarbeitern das legitimierte Lauschen untersagt. So weit, so gut.

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Und trotzdem ist die Debatte über dieses Thema ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite stehen die berechtigten Vorbehalte gegen die fortschreitende Auflösung der Privatsphäre. Auf der anderen Seite steht jedoch das Bedürfnis, möglichst immer und ohne viel Aufwand alles zur Hand zu haben und grenzenlos miteinander vernetzt zu sein. Beides lässt sich schwer miteinander vereinbaren.

Die Vorteile beziehungsweise die Bequemlichkeiten des Ertrags täuschen nicht darüber hinweg, dass der Weg dorthin nur durch erhebliche Einbußen zu erreichen ist. Wer etwa beim Arzt eine genaue medizinische Diagnose erwartet, sich aber gleichzeitig weigert, die Hosen dafür herunterzulassen, wird früher oder später in eine Zwickmühle geraten, aus der so schnell kein Weg hinaus führt. Die Erleichterungen eines digitalen Lebensstils sind ebensowenig zu erreichen, wenn alle Gewohnheiten einer analogen Existenz eins zu eins übernommen werden sollen. Inwiefern das Recht auf Datenschutz letztendlich auch nicht mehr ist als nur eine dieser alten Gewohnheiten, lässt sich durchaus kontrovers diskutieren.

Den großen IT-Unternehmen wird es zunehmend immer schwerer fallen, den Spagat zwischen steigender Leistungsfähigkeit der eigenen Dienste und gleichzeitiger Wahrung der gewohnten Privatsphäre hinzubekommen. Apple hat sich das Thema sehr prominent auf die Fahne geschrieben. Dass das Unternehmen inzwischen selbst die ersten Kameraautos auf Deutschlands Straßen geschickt hat, um den eigenen Kartendienst zu verbessern, steht nicht dazu im Widerspruch. Es ist vielmehr ein weiterer Beleg dafür, dass auch Siri nicht daran vorbeikommen wird, in regelmäßigen Abständen den Arzt aufzusuchen – und dort, wie die Pflicht es verlangt, die Hosen runterzulassen.

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