Das Ende von iTunes

Mit der Zerschlagung von iTunes endet eine Ära. Ein Nachruf.

Nun, da es endlich so weit ist, fühlt es sich komisch an. Mit der nächsten Version von macOS trägt Apple iTunes zu Grabe. Nach dann fast 19 Jahren. Aber es ist an der Zeit. Denn was mit einem klaren Fokus auf Musik und einem klaren Auftrag (Rip. Mix. Burn.) begann, war zuletzt zu einem Ungetüm verkommen, das seine besten Tage sehr deutlich längst hinter sich hatte. Dass Apple nun den Stecker zieht, war zu erwarten, war zumindest zu hoffen. Zeit für einen kleinen Nachruf, auf eine große Software, die Welt verändert hat. Mehrfach.

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5 Minuten Lesezeit

Es war der 9. Januar 2001, also vor fast genau 18,5 Jahren, als iTunes das Licht der Welt erblickte. Empfangen wurde Apples Mediaplayer mit Pauken und Trompeten, mit Fanfaren und Feuerwerk, war diese erste Version eine Wohltat für die immer zahlreicher werdenden Freunde digitaler Musik. Denn der Markt der Musik-Player, besonders auf dem Mac, war damals eher überschaubar. Und spätestens die Tatsache, dass der iPod, der am 23. Oktober 2001 veröffentlicht wurde, nicht nur aber vor allem mit iTunes funktionierte, machte iTunes schnell zum Standard-Musik-Player auf jedem Mac.

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Gut zwei Jahre nach der Veröffentlichung der Software legte Apple nach und der iTunes Store öffnete die Pforten. Digitale Musik zu kaufen war damals noch mit großen Umwegen und Schmerzen verbunden, sodass „Musikpiraterie“ oftmals der nervenschonendere Weg war. Steve Jobs präsentierte das erste benutzerfreundliche virtuelle Ladengeschäft für Freunde digitaler Musik. Mit immerhin 200.000 zum Start verfügbaren Songs.
In den folgenden Jahren baute Apple nicht nur das Songangebot sondern auch die Funktionen von iTunes immer weiter aus. Neben dem Podcastverzeichnis umfasste der Musikplayer schon bald „iTunes U“, ein Angebot, um universitäre Inhalte abzurufen, iTunes Radio, das soziale Netzwerk für Musikfans „Ping“, sowie die Dienste „iTunes in the Cloud“ und „iTunes Match“. Zudem war iTunes über Jahre zwingend erforderlich, um neu gekaufte iPhones und später auch iPads zu aktivieren.

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## Eine Erfrischung auch für Windows-Nutzer
Der gigantische Erfolg des iPod machte es erforderlich, iTunes auch auf Windows-PCs anzubieten. Das geschah im Oktober 2003, also zwei Jahre nach dem Launch des iPod, den man bis dahin nur mit der “MusicMatch Jukebox“ befüllen konnte. Die Kooperation mit Musicmatch Inc. beendete Apple mit der Veröffentlichung von iTunes für Windows.
So wurde Apple quasi über Nacht zu einem der größten Entwickler auf Windows, wie auch der Journalist Walt Mossberg in einem Interview mit Steve Jobs auf der D8-Konferenz bemerkte.

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In seiner bekannt verschmitzten Art bestätigte Jobs dies und ergänzte, dass das ganz so sei, als reiche man jemandem in der Hölle ein Glas eiskalten Wassers.

Craig Federighi fragt, ob iTunes nicht noch mehr tun könne und präsentiert eine Version mit integriertem Kalender.
Craig Federighi fragt, ob iTunes nicht noch mehr tun könne und präsentiert eine Version mit integriertem Kalender. (Bild: Apple, Screenshot: Mac Life)

Beginn einer neuen Ära

Doch dann ging es für iTunes steil bergab. Die Erweiterungen der letzten Jahre waren einfach zu viel des Guten. Parallel setzte auf iOS eine völlig andere Entwicklung ein. Hier hat Apple sich von Anfang an dafür entschieden, die verschiedenen iTunes-Funktionen in separate Apps zu verpacken: die Podcast-App für Podcasts, die Musik-App für Musik und die TV-App (ehemals „Videos“) für Filme und Serien. Den Schritt, Bücher  und Hörbücher in eine eigene App auszulagern, replizierte Apple auf dem Mac zumindest teilweise.
Aber: iTunes fühlte sich weiter und immer mehr an wie ein Betriebssystem im Betriebssystem. Eine Idee, die Craig Federighi während der der World Wide Developer Conference (WWDC) am gestrigen Abend nur zu gerne Aufgriff. Provokant stellte er die Frage, wie man noch mehr Funktionen in iTunes unterbringen könnte und präsentierte Screenshots von einem iTunes mit Kalenderfunktion und einem eigenen Dock.
Stattdessen präsentierte Federighi sodann die längst überfällige Zerschlagung von iTunes in die drei Apps Musik, Podcasts und TV. Und Bücher – aber das ist nicht neu und wurde deshalb auf der Bühne nicht weiter erwähnt.

Die neue Musik-App wirkt deutlich aufgeräumter und frischer.
Die neue Musik-App wirkt deutlich aufgeräumter und frischer. (Bild: Apple)

Angst vor Marzipan

Zwar gab es schon länger Gerüchte um genau diese Entwicklung, zuletzt jedoch begleitet von ängstlichen Untertönen. Denn seit der vorherigen WWDC im Juni 2018 verfolgt Apple auch offiziell das Projekt „Marzipan“ (das jetzt „Catalyst“ heißt). Dabei werden iOS-Apps mit wenigen Kniffen der Programmierkunst auch auf dem Mac lauffähig. Apple zeigte dazu bereits einige Apps, unter anderem die „Home“- und die „Aktien“-App. Keine davon war attraktiv. 
Und so machte sich die Sorge breit, dass Apple die Apps, die iTunes ersetzen sollen, einfach von iOS übernehmen könnte. Für die Podcast- und TV-Anwendung wäre das sicherlich zu verschmerzen gewesen, aber kaum für die Musik-App. Denn auch wenn die „iTunes muss weg“-Forderungen immer lauter wurden, die Funktionen sollten natürlich erhalten bleiben. Und die Musik-App auf iOS beherrscht nur einen Bruchteil der Tricks, die iTunes seit Jahren mit Bravour vollführt. Etwa den Import von Musik aus anderen Quellen als Apple Music und dem iTunes Store. Oder das Anlegen und Bearbeiten von intelligenten Playlisten.
Während die iOS-Musik-App eben vor allem ein Musik-Player ist, war iTunes schon immer eine Software zum Verwalten der (Musik-)Mediathek. Zum Glück ist das auch Apple nicht entgangen. Craig Federighi versprach, es gäbe „all powerful features“, die wir von iTunes kennen würden, auch in der neuen Musik-App. Glück gehabt!

Was bedeutet das für die Zukunft

Auf dieser WWDC wurde klar, dass Apples in den letzten Jahren immer wieder proklamierte Liebe für den Mac nicht gespielt war. Mit macOS 10.15 Catalina wird dem Mac so viel Aufmerksamkeit zuteil, wie schon lange nicht mehr. Und auch, dass man sich endlich daran gewagt hat, das Schlachtschiff iTunes abzuwracken, zeugt eben davon.
Die Verteilung der iTunes-Funktionen in separate Apps ist der einzig richtige Schritt und es ist gut, dass man einen anderen Weg als einst bei iWork beschreitet. Als Numbers, Pages und Keynote grundlegend überarbeitet wurden, wurden die Mac-Versionen zunächst auf einen gemeinsamen Nenner mit den Browser- und iOS-Pendants zusammengestrichen und viele Funktionen über Bord geworfen.
Und doch: selbst wenn die neuen Medien-Apps auf dem Mac von Tag eins an perfekt laufen – iTunes wird nie mehr geliebt werden, als an dem Tag, an dem die macOS 10.15 Catalina mit „Musik“, „Podcasts“ und „TV“ veröffentlicht wird.

Rip. Mix. Burn. – RIP.

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"Und spätestens die Tatsache, dass alle Besitzer eines iPods am 23. Oktober 2001 veröffentlicht wurde, nicht nur aber vor allem mit iTunes funktionierte, machte iTunes schnell zum Standard-Musik-Player auf jedem Mac." Kann mit den Satz mal einer erklären? Scheint nicht Deutsch zu sein…

Jaja. Diese schlecht geschriebenen, mit Fehlern bestückten Berichte häufen sich hier leider. Scheinbar sind die Einstellungsvoraussetzungen für "Schreiber" (das Wort Journalist nutze ich hier mal nicht) bei diesem Verlag gesenkt worden.

Starke Worte für jemanden, der auf knapp fünf Zeilen selbst drei Fehler unterbringt … („Jaja“, „Scheinbar“ und die falschen Anführungszeichen um „Schreiber“.) Und streng genommen ist dein in Klammern gesetzter Satz ein vollständiger, verlangt also nach Großschreibung am Anfang und einem Punkt am Ende.

Fehler sind immer ärgerlich und konstruktive Kritik ist immer erwünscht. Aber beleidigen lassen muss sich hier niemand.

Ob Apple diesmal an die Hörbücher gedacht hat? Bei iOS 7 bis 9 war es ja bekanntlich ein Debakel.

Das ist auch meine große Frage und Bitte: https://www.maclife.de/ratgeber/hoerbuecher-apple-raeum-mal-dein-zimmer-100113900.html

Hoffe ich mal, dass die Nachfolge-Apps wieder sinnvoller und besser bedienbar werden. ITunes wurde mit der Zeit zu einem immer mehr aufgeblasenen Monster, was niemand so richtig zu bedienen verstand. Immer mehr und immer weniger Übersicht, was wo wie zu finden ist. Warum gab es sonst dicke Erklärbücher dazu? Wahrscheinlich ging es für viele nicht anders. Ich habe das iTunes gemieden, wo es nur ging und lieber Alternativen genutzt, wenn es die gab.

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