Zeitspiel

Wann kommt der erste Mac mit ARM-CPU von Apple?

Zuletzt war vor allem das MacBook Pro im Fokus der Spekulationen. Es soll eine OLED-Leiste bekommen und Touch ID. Doch ein anderes Thema geistert immer mal wieder durch die Gerüchteküche: Apple veröffentlicht einen Mac mit ARM-Prozessor. Nachdem das MacBook Air vor dem Aus zu stehen scheint, bietet sich eine neue Möglichkeit zur Spekulation.

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Schon 2011 schien es, Intel könnte Angst haben vor Apples Wechsel zu ARM. Dazwischen wurde außerdem immer wieder gemunkelt, der Hersteller aus Cupertino könnte von Intel zu AMD wechseln. Bislang ist keines der Szenarios wirklich eingetroffen. Wohl aus Preisgründen setzt das Unternehmen in seinen Desktop-Computern hauptsächlich AMD-GPU ein - sieht man von On-Board-Lösungen Intels ab. Doch die CPU in Macs stammen von Intel.

Wird MacBook Air abgelöst?

Das 12-Zoll-MacBook bietet trotz Intel Core M Prozessor ähnlich viel Leistung wie die Einsteigermodelle des MacBook Air. Deshalb wird vermutet, dass Apple die Geräteklasse irgendwann ausschleicht. Was aber, wenn Apple die Chance nutzt, aus dem MBA einen Hybrid zu machen, ähnliche Microsofts Surface Book? Ein Laptop-Ersatz mit ARM-CPU und Touchscreen? Vielleicht zu viel Phantasie. Denn Tim Cook hatte so einem Gerät öffentlich eine Absage erteilt.

Derzeit aber hat das MacBook Air in Apples Portfolio kaum mehr eine Daseinsberechtigung. Leistungstechnisch hebt es sich kaum vom MacBook ab und wenn Nutzer viel mehr Leistung wollen, greifen sie zum MacBook Pro. Warum sollte aber Apple das Gerät aufs Altenteil schicken? Beziehungsweise was passiert damit, wenn demnächst noch ein größeres MacBook veröffentlicht wird.

Code Editor auf MacBook Air
Code Editor auf MacBook Air (Bild: CC0)

Apple investiert in Prozessor-Technologie

Als die ersten iPhone veröffentlicht wurden, kamen noch kaum angepasste ARM-Prozessoren von der Stange darin zum Einsatz. Apple musste zu viele Kompromisse machen und Komponenten einsetzen, die dazu passten. Über die Jahre hat Apple Technologie und Spezialisten eingekauft und bringt nun mit Hilfe von externen Dienstleistern wie Samsung oder TSMC ARM-Chips „auf die Welt“, die in ihrer Leistungsfähigkeit den herkömmlichen Intel-Chips im Einstiegssegment in nichts nachstehen.

Benchmarks zeigen identische Leistungsfähigkeit

In der Theorie zeigen Benchmarks wie der GeekBench, dass das aktuelle iPhone 6s oder aber vor allem das iPad Pro mit seinem A9X Prozessor ein Leistungsniveau des MacBook Air aus dem Jahr 2015 schon erreicht, bzw. überschreitet. In der Einzelkernmessung erreicht der A9X im iPad Pro ca. 3200 Punkte und steht vor einem MacBook Air mit Intel Core i5 Prozessor. Das iPhone 6s landet nur knapp dahinter. Es ist aber jetzt in der Einzelkernmessung schon schneller als ein MBA mit Intel Core i5 Prozessor aus dem Jahr 2012.

Bei der Mehrkernmessung müssen sich sowohl Apples Smartphone als auch das Pro-Tablet noch „knapp“ geschlagen geben. Aber der A9X im iPad Pro erreicht beinahe das gleiche Benchmark-Ergebnis wie das MBA aus dem Jahr 2015 mit Intel Core i5 CPU.

Benchmarkergebnisse mit iPhone, iPad und MacBook Air im Vergleich
Benchmarkergebnisse mit iPhone, iPad und MacBook Air im Vergleich (Bild: blueman541 auf Reddit)

Wenn Software (k)ein Argument ist

Apple hätte das neue 12-Zoll-MacBook vergangenes Jahr durchaus mit einer ARM-CPU vorstellen können. Doch man nutzt darin Intels stromsparende Core M Prozessoren. Denn rein theoretisch gibt es noch ein Problem bei der Software. Ein Betriebssystem wäre von Apple schnell angepasst. Immerhin basiert macOS Sierra auf einem unixoiden Kernel, der Ähnlichkeiten mit demjenigen von iOS, tvOS oder watchOS hat. Googles Chromebooks sind ein Beispiel dafür, wie das funktionieren kann. Nvidias Tegra-Chips auf ARM-Basis sind in einer Reihe von „leistungsfähigen“ Chromebooks verbaut.

Software-Entwickler müssten ein bisschen mehr Arbeit investieren. Die Frage ist allerdings, wie viel mehr. Apple hat im Juni im Rahmen der WWDC eine neue Version der Programmiersprache Swift vorgestellt, die in Teilen nicht mehr abwärtskompatibel ist zu älteren Versionen. iOS-Entwickler mussten beim Architekturwechsel beispielsweise von 16Bit auf 32Bit oder nun 64Bit, - überspitzt formuliert - meist nur den Compiler in Xcode anwerfen und konnten die Software erneut einreichen. Wer natürlich nicht hauptsächlich auf Apples APIs vertraute, sondern eigene, kreative Lösungen fand, der musste unter Umständen noch mehr Energie investieren. Es kam außerdem vor, dass der iPhone-Hersteller Bezeichnungen änderte, die angepasst werden mussten. Doch in vielen Fällen übernahm Xcode die Anpassung automatisch. Das Softwareangebot von macOS ist bislang jedoch deutlich kleiner als dasjenige von iOS. Zumindest wenn man den Mac App Store mit dem iOS App Store vergleicht.

Sicherheitsfunktionen Indiz für ARM-CPU?

Apple arbeitet an APFS, einem eigenen Dateisystem für macOS, tvOS, iOS und watchOS. Es soll gut skalieren, für Flash-Speicher optimiert sein und die Sicherheit erhöhen. Ein Teil der Sicherheit speist sich daraus, dass Nutzerdaten und Metadaten separat gespeichert werden. Doch das Betriebssystem unterstützt noch nicht alle Funktionen, die Apple gerne in der finalen Version haben möchte. Liegt das daran, dass man sie erst noch für x86-Systeme portieren muss? Und dass sie aber auf ARM-CPU wie dem iPhone schon funktionieren? Oder möchte man 2017 einen ersten ARM-Mac vorstellen? Die Verwendung auf mehreren Plattformen wäre zwar ineffizient, könnte aber für Apple Vorteile bringen, wenn andere Anbieter das Dateisystem sich ebenso zunutze machen würden.

Zudem gab es zuletzt Gerüchte, das kommende MacBook Pro könnte über Touch ID verfügen. Diese Hinweise waren deutlich konkreter als noch im April Analyst Ben Bajarin von Creative Strategies spekulierte: Wenn Apple alle seine sicherheitsrelevanten Funktionen zum Mac bringen will, muss es zwangsläufig auf die ARM-Architektur wechseln. Das ist so eindeutig nicht.

Die sogenannte „Secure Enclave“, die beim iPhone und iPad mit Touch ID zum Einsatz kommt, ist weit mehr als nur ein Tresor für den Fingerabdruck des Nutzers. Nicht zuletzt gab es Probleme bei iOS-Geräten, deren Fingerabdruck-Sensor von fremden Herstellern repariert wurde. Apple stellt den Co-Prozessor, der Secure Enclave antreibt, selbst her. Doch diesen könnte man möglicherweise in ein MacBook Pro integrieren, ohne deshalb komplett auf Intels Prozessoren verzichten zu müssen.

Homebutton mit Touch ID auf dem iPhone 5s
Homebutton mit Touch ID auf dem iPhone 5s (Bild: Kelvinsong via Wikimedia, CC BY-SA 3.0)

Lohnt sich ein Wechsel auf ARM für Apple?

Zuletzt war die Mac-Sparte bei Apple wieder die zweitgrößte im Unternehmen, gefolgt vom iPad. Denn an Stückzahlen verkaufen sich zwar mehr iPad, doch der Mac hat Apple mehr Umsatz eingebracht. Manche finden, dass die Entwicklung von Desktop-Prozessoren viel Geld verschlingen würde. Wenn man aber gar nicht so viel mehr Geld ausgeben müsste, weil man in den letzten Jahren schon den Grundstein gelegt hat, könnte Apple uns irgendwann überraschen. Nur selbst wenn man überhaupt keine neuen Prozessoren entwickelte und stattdessen auf dem aktuellen Leistungsniveau einen neuen ARM-Eisteiger-Mac veröffentlichte, wäre dieser für Nutzer und Apple deutlich günstiger.

Ob ein System, das auf Apples eigenen ARM-CPU basiert, noch energiesparender funktionierte als Intels aktuelle Systeme ist eine rhetorische Frage. Dazu kommt: Apple wäre beim Wechsel von Intel zu ARM deutlich unabhängiger. Die Firma müsste sich mit möglichen Innovationen nicht am Tempo von Intel orientieren, sondern am eigenen Prozessordesign. Dazu kommt, dass man bei Desktop-Prozessoren zwar die Energie im Blick haben muss. Da diese aber an die Steckdose angeschlossen sein könnten, wäre das nicht zwingend ein begrenzender Faktor. Apple hat schon jetzt am iPhone und aber auch am MacBook einen Energiesparmodus. Beim MacBook Pro Retina beispielsweise kommt nur noch die On-Board-Intel-GPU zum Einsatz, wenn das Gerät nicht an der Steckdose hängt. Ähnlich ließe sich bei der Verwendung eines SoC auf ARM-Basis verfahren. Lässt man den Energiefaktor beseite könnte Apple schon jetzt signifikant schnellere CPU herausbringen, die einfach weniger Strom sparen als aktuelle Modelle, dafür aber deutlich mehr Leistung bringen.

Windows wäre dann nicht mehr möglich

Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt wäre eine Dualboot-Funktion auf ein Windows-System beim Wechsel auf ARM nicht mehr möglich. Höchsten auf Windows RT. Doch das hat Microsoft selbst eingeäschert. Obwohl man mit Macs alles machen kann, was man mit Windows PCs ebenfalls tun kann, nutzen noch eine ganze Reihe von Nutzern zumindest eine Virtualisierung von Windows mit Hilfe von VMWare oder Parallels. Die würde dann aber nur sehr schwerfällig agieren.

Wann kommt der ARM-Mac?

Ein entsprechendes Nutzungsszenario vorausgesetzt, könnte der ARM-Mac schon morgen kommen. Eine eindeutige Antwort gibt es auf die Frage derzeit nicht. Doch für mich ist es nicht die Frage, ob ein Mac mit ARM-CPU erscheinen wird, sondern ich glaube, dass es auf absehbare Zeit die Einführung eines solchen Geräts geben wird. Zumindest im unteren Segment. Ein Mac mini oder eben ein MacBook Air würden sich für einen Wechsel anbieten. Wenn nicht beim Apple A10, dann vielleicht mit dem A11 oder A12.

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“Derzeit aber hat das MacBook Air in Apples Portfolio kaum mehr eine Daseinsberechtigung. “

Das ist doch aber völliger Schwachsinn! Ihr sagt doch selber, dass es die gleiche Leistung bietet, wie das 12“ MacBook...Es kostet aber mal locker 300 Euro weniger..Klar, kein Retina Display aber schlecht ist das Display des Air auch nicht. Zudem passt mehr drauf als bei einem retina..Das kann man zwar skalieren, aber das kann sich dann auch wieder auf die Leistung auswirken..
Als Einstieg in die MAC Welt, ist das Air nach wie vor das ideale Gerät..Und das 12“ MacBook ist für die gebotene Leistung ganz einfach hoffnungslos überteuert..

Da kann man sich drüber streiten ob 2xx€ mehr für das macbook gegenüber dem Air zu teuer ist... ein guter monitor liegt deutlich über 2xx€

Joa soo toll ist der aber auch nicht.. Zumindest beim pro gibts da viele Probleme mit schlechter Ausleuchtung, Lichthöfen usw..Meiner wurde schon 3 mal getauscht von Apple und immernoch hab ich keinen, der die Farben gleichmäßig darstellt..Und wenn man sich in den Foren so umsieht und auch bei anderen Geräten im Apple Store etc. scheint das ziemlich weit verbreitet zu sein bei den retina Modellen...Auf meinem alten Air habe ich solche Probleme nicht.

Also das Einstiegs MBA liegt schonmal bei 1100 € das ist das wovon sie im Test sprechen mit dem i5 prozessor also sind wir schon bei 400€ Unterschied. Lege ich 360 € drauf bekomm ich ein Airbook mit einem i7 Prozessor. Welcher viel viel schneller ist als der Intel m der im Mac Book verbaut ist mit einem auf kannst sogar Filme in final gut gut bearbeiten im Mac Book 12 nicht dafür soll ich dann noch 90€ für den Adapter hinlegen Festplatte nur onboard verbaut also nicht aufrüstest oder austauschbar ne sorry das Teil ist zu überteuert und das mba ist das preis Leistungs beste Gerät von Apple.

Dass das MacBook für seine Leistung ein wenig zu teuer ist, leuchtet ein. Aber jetzt denk doch darüber noch mal nach. Es ist leistungstechnisch mit seine Core M Prozessoren das neue Einstiegsgerät. Und jetzt stell dir vor, Apple aktualisiert das MacBook Air demnächst. Dann ist es mit neuen Core i von Intel noch schneller...? Ein günstigeres Gerät noch schneller? Irgendwann macht dann das Marketing nicht mehr mit. Ich denke, Apple wird ein 14 Zoll MacBook und ein neues MacBook Pro irgendwann rausbringen und das MacBook Air ausschleichen. Dafür wir das 12 Zoll MacBook für weniger Geld angeboten.

Klingt sehr einleuchtend.
Im Text wird ja davon gesprochen, dass Apple im Einstiegssegment ARM Chips verbauen könnte, aber wäre das nicht ein bisschen zu kompliziert für die Entwickler, denn die Pro Modelle müssen ja mit einem Intel Chip und damit mit einer anderen Architektur gefertigt werden und dann müsste ein Entwickler ein Programm in verschiedenen Versionen bringen, einmal für ARM und einmal für Intel betriebene MacBooks.
Ich denke nicht, dass Apple irgendwann ARM Chips verwenden wird, denn der einzig wirklich sinnvolle Grund wäre die Unabhängigkeit, aber dieses Zusammenspiel mit Intel hat ja auch Vorteile. Intel ist ein sehr guter Prozessorhersteller und baut die mit Abstand besten und Leistungsfähigsten Prozessoren und ja noch ist der Intel Core M Chip nicht so stark, aber auch der hat innerhalb eines Jahres einen deutlichen Leistungsschub bekommen.

Das wäre was. Ein Mac Mini das richtig dünn ist einem ARM CPU.

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