Was Erfolge angeht, da ist Apple hinreichend verwöhnt. Im Weihnachtsquartal war der Umsatz mit 88,3 Milliarden US-Dollar so hoch wie noch nie. Vor allem das „teure“ iPhone X bringt den Umsatz ein und treibt den durchschnittlichen iPhone-Verkaufspreis auf 796 US-Dollar. 29 Millionen iPhone-X-Geräte lieferte Apple in zwei Monaten aus. Weitere 48 Millionen iPhone-Geräte stammen aus den anderen Serien.
Apple ist das iPhone. Aber bei jeder Bilanzkonferenz der letzten Jahre betonen Tim Cook und sein Finanzchef Luca Maestri die Bedeutung des Bereiches „Service“. Auf das Kalenderjahr betrachtet legen die sogenannten Nicht-iPhone-Umsätze wieder zu, und zwar relativ und absolut (siehe Tabelle). Insbesondere der Bereich der Services wächst stark und soll bis 2020 auf rund 50 Milliarden US-Dollar verdoppelt werden.
Was sind Services?
Der Bereich Services geht ursprünglich den Download von Musik bei iTunes hervor. Inzwischen gehören der App Store, iCloud und Apple Music sowie die Developer-Connection zu diesem Bereich. Etwas konkreter handelt es sich um Speicherpläne für iCloud (50 Gigabyte für 0,99 Euro) oder um ein Abonnement für Apple Music (9,99 Euro pro Monat) oder um iTunes Match (24,99 Euro pro Jahr) sowie um die Beteiligungen, die Apple für Downloads aus den App-Stores für Mac und iOS erhält.
Bei der diesjährigen Aktionärsversammlung verkündete Apple die Zahl von 250 Millionen verwaltete Abonnements auf Services und Apps. Das sind 250 Millionen Kunden mit regelmässigen Zahlungen an Apple und Anbieter von Apps. Bei einer Basis von 1,3 Milliarden aktivierten Geräten gibt es Potenzial, den durchschnittlichen Erlös pro Kunde (englisch: Average Revenue per User – ARPU) zu erhöhen, indem man ihm ein Abonnement für immaterielle Güter wie Downloads oder Nutzungsrechte verkauft.
Eigene Inhalte für „Apple Prime“
Apple arbeitet bereits an eigenen Inhalten. Erste Schritte rund um „Planet of the Apps“ und das 2016 eingekaufte Format „Carpool Karaoke“ wurden zwar noch nicht mit dem erwarteten Erfolg angenommen, aber im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass Apple rund 1 Milliarde US-Dollar investiert in neue Inhalte und Produktionen von Fernsehformaten. Unter anderem dreht kein geringerer als Steven Spielberg eine neue TV-Serie für Apple. Pro Episode von „Amazing Stories“ sollen dem Star-Regisseur rund 5 Millionen US-Dollar zur Verfügung stehen. Die Originalserie aus den 1980er-Jahren geht ebenfalls auf Spielbergs Konto.
Nach Berichten von Branchendiensten aus Hollywood wird Apple noch weitere Milliarden in eigene Inhalte stecken, um im Wettbewerb mit Amazon Prime und Netflix bestehen zu können. Apple Music steht bei rund 30 Millionen Abonnenten. Spotify kommt auf mehr als doppelt so viele – etwa 70 Millionen, aber Netflix verzeichnet zum Jahresende 2017 fast 120 Millionen zahlender Kunden.
Eigene Inhalte werden gebraucht, denn der Filmverleih aus dem Lizenz-Bestand bei iTunes ist massiv rückläufig. Frische, hochwertige Serien bei Netflix („House of Cards“, „Game of Thrones“) lassen die Leih-Movies bei Apple verstauben.
Eigene Hardware
Die logische Entwicklung nach Apple Music lautet daher eine Flatrate für Inhalte, die mit Apple TV anzuschauen sind: Ein Abo auf Apple Movies. Technisch sind die Hardware und tvOS sowie iOS mit der Apple-TV-App bereits vorbereitet. Interessant dürfte die Preisfindung werden. Der direkte Wettbewerber Netflix kostet 7,99 Euro (Basis), 10,99 Euro (Standard) und 13,99 Euro (Premium). In dieser Spanne wird sich Apple bewegen können. Anfänglich könnte Apple ein Bundle mit der Apple-TV-Hardware anbieten.
Da Apple das iPhone bereits im Ratenkauf anbietet, muss man nur noch eins und ein zusammen zählen. 35 Euro für ein aktuelles iPhone und 25 Euro für Inhalte und die Apple TV quasi umsonst dazu zum Freundschaftspreis von 59 Euro pro Monat. Diese Services und Inhalte können Apple helfen, noch mehr Produkte zu verkaufen und Kunden noch besser an die Plattform von iPhone, iOS, Apple Music und Apple TV zu binden. Die Kunden werden somit noch wertvoller für Apple.
Ein einfaches Rechenexempel: Apple-Prime funktioniert mit iPhone oder MacBook und ist beliebig erweiterbar.
- MacBook: 67 Euro/Monat
- iPhone: 35 Euro/Monat
- Apple TV: 5 Euro/Monat
- Apple Music: 10 Euro/Monat
- Apple Movies: 15 Euro/Monat
- „Prime“ inklusive iPhone: 59 Euro/Monat
- „Prime“ inklusive MacBook: 89 Euro/Monat
Augmented-Reality-Games mit Blockbuster-Inhalten
Die Spiele-Sektion ist der größte Bereich im App Store. Der Umsatz mit Spielen ist schätzungsweise sechsmal höher als mit anderen Apps. Apple könnte daher zum einen in eigene AR-Games investieren und damit seine Vision beziehungsweise die technischen Möglichkeiten veranschaulichen, gleichzeitig aber auch eine neue Einnahmequelle erschließen und die Gamer an die iOS-Plattform binden.
Selbst wenn Apple lediglich mit einem unterstützenden Fond unabhängige Entwickler förderte, zahlt sich dieses Engagement über kurz oder lang für Apple aus. Denn Apple bekommt bekanntlich eine Beteiligung von 30 Prozent.
iMac Pro und Mac Pro professionalisieren Apple iCloud zu iCloud Pro
Firmenkunden und professionelle Anwender haben besondere Anforderungen an einen Online-Service. Sicherheit, Verfügbarkeit und Datenschutz sind die Themen. Mit „iCloud Pro“ oder „iCloud for Enterprise“ könnte Apple diese Kunden für sich erschließen. Vorstellbar sind besondere Organisations-Werkzeuge für Teams oder die Integration von Software-as-a-Service-Tools von Drittanbietern. Apple arbeitet bereits mit Unternehmensberatern bei Accenture oder IBM und mit Cisco sowie SAP zusammen.
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