Apples Kamera-App für das iPhone ist über die Jahre erheblich gereift, erlaubt aber noch immer nicht den vollen Zugriff auf alle Funktionen, die die Kamera-Hardware des iPhone eigentlich bietet. Das ist durchaus verständlich, da Apple schon immer darauf bedacht war, alles so einfach wie möglich zu halten. Daher sind Drittanbieter gefragt, um Werkzeuge zu entwickeln, die eine bessere Kontrolle über Dinge wie Blende, ISO-Zahl und Belichtungszeit ermöglichen. Diese Tools, die man auch in Mittel- und Oberklasse-Kompaktkameras und DSLRs findet, geben Ihnen mehr Einfluss darauf, wie Sie fotografieren. Und da die Kameras der jüngsten iPhone-Modelle sehr gut sind, kann eine vergleichsweise günstige App, die das Potenzial der Kamera ausschöpft, so manchen Kauf einer neuen Kompaktkamera überflüssig machen.
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Die getesteten Apps sind nicht auf das Hinzufügen von Filtern im Instagram-Stil spezialisiert (obwohl einige dies bieten), sondern vielmehr auf das Fotografieren selbst – wie wird belichtet, wo wird fokussiert und so weiter. Einige Apps helfen Ihnen bei der Komposition Ihrer Aufnahme, andere lassen Sie sogar ein Bild neu fokussieren, nachdem es aufgenommen wurde. Dies ist natürlich nur mit iPhones wie dem iPhone X, 7 Plus und 8 Plus möglich, da diese sowohl mit Tele- als auch Weitwinkelobjektiv ausgestattet sind. Dies ermöglicht diesen Modellen auch den Porträt-Modus, bei dem mehrere Fotos aufgenommen und dann softwareseitig auf kreative Art und Weise kombiniert werden.
Viel für fast nichts
Alle Apps unterscheiden sich in dem, was sie bieten, sind aber auf ihrem jeweiligen Gebiet fortschrittlicher als die Apple-App. Einige eignen sich für Porträt-Fotografie, andere für allgemeine Aufnahmen. Da aber alle überaus erschwinglich sind, ist mit Sicherheit mindestens eine dabei, die Ihnen dabei hilft, Ihre persönlichen fotografischen Fähigkeiten auf ein neues Level zu heben.
Für professionelle Kamera-Einstellungen brauchen wir Apps von Drittanbietern.
Wir haben eine ganze Reihe verschiedener Motive unter unterschiedlichsten Lichtverhältnissen fotografiert. Ziel war es, über den Automatik-Modus der Standard-Kamera-App hinauszugehen und mit Einstellungen und Anpassungen einer „echten“ Kamera zu arbeiten. Unser Fokus lag auf Aufnahme und Export in höchster Qualität, sowie (sofern vorhanden) den Bearbeitungsmöglichkeiten.
DSLR: Eine digitale Spiegelreflexkamera mit manuellen Belichtungsmöglichkeiten gibt es schon für wenige hundert Euro. Der größte Vorteil gegenüber einem iPhone liegt in der freien Auswahl eines Objektivs.
Apples Kamera-App: Die Kamera-App von iOS ist kostenfrei und vorinstalliert. Sie bietet anständige Werkzeuge, falls es nicht zu sehr in die Tiefe gehen soll.
Weitere Funktionen, auf die Sie achten sollten:
- TIFF oder RAW: Sie können Bilder zusätzlich zu JPEG und HEIF in Formate mit hoher Qualität exportieren, aber Ihre Anwendung muss dies unterstützen. Der Hauptvorteil dieser viel größeren Dateien ist, dass sie mehr Details für die Bearbeitung bieten. Sie werden weniger komprimiert und bieten die Rohdaten des Sensors – mit dem kleinen Vorbehalt, dass sie ohne die automatische Schärfung der JPEG-Komprimierung zunächst etwas weniger lebendig aussehen können.
- Neufokussierung: Wenn Sie ein iPhone mit zwei Linsen Ihr Eigen nennen, können Sie bei einer Aufnahme manuell zwischen Tele und Weitwinkel hin- und herschalten. Oder im fertigen Bild nachträglich den Fokus vom Vorder- auf den Hintergrund legen.
- Belichtungsmessung: Ihr iPhone kann Licht automatisch messen – und dadurch de Belichtung anpassen. Einige Apps bieten zudem ein Live-Histogramm, das die Lichtverhältnisse während der manuellen Steuerung in Echtzeit anzeigt.
- Video-Modus: Zusätzlich zu Fotos bieten einige Apps auch eine manuelle Anpassung bei Videoaufnahmen – Belichtung, Weißabgleich und dergleichen. Hilfreich, wenn Ihre Videos einen bestimmten Look haben sollen.
- Voreingestellte Modi: Manuelle Steuerung ist großartig, trotzdem bieten einige Apps spezielle Modi für zum Beispiel wenig Licht, Zeitraffer oder Bewegungsunschärfe.
Test 1: Funktionsumfang (So viel Kontrolle bekommen Sie)
Die meisten Apps ermöglichen eine Kontrolle der wichtigsten Parameter wie Belichtung, Zoom und Fokussierung. RAW Power hingegen ist ein reiner Bildbearbeiter. Procam und Halide verfügen über umfangreiche Optionen für Foto und Video und bieten eine gute visuelle Anzeige der Einstellungen – ähnlich einer echten DSLR. Procamera setzt sich jedoch mit umfangreichen Optionen zur Steuerung vom Hauptbildschirm aus, einem anpassbaren On-Screen-Display und einem Neigungssensor ab. Camera+ ist simpler und bietet kaum mehr als die Apple-App. Prime befindet sich irgendwo dazwischen mit elementaren Kontrollelementen, aber ohne Bearbeitungsfunktionen. Hier bietet RAW Power die besten Funktionen und der Entwickler plant zudem einen Kamera-Modus. Geotagging bieten alle Apps, Prime und Procam unterstützen auch 3D Touch.
Test 2: Bedienung (Ein guter Workflow ist alles)
Im Idealfall sollte eine App Ihrer Kreativität nicht im Wege stehen. Gute Aufnahmen setzen aber etwas Einrichtungszeit voraus. Procamera bietet ein praktisches Pop-up-Menü mit allen wichtigen Einstellungen und ist einfach zu bedienen. Auch das Umschalten der Kameras geht leicht von der Hand. Procam macht es Ihnen mit einem einblendbaren Menü, das alle wichtigen Werkzeuge enthält, ebenfalls leicht. Oben wählen Sie Dateiformat und Linse aus. Halide kommt mit einer anpassbaren Werkzeugleiste, Fokus und Unschärfe bei Dual-Linsen-Modellen ist etwas fummelig einzurichten. Camera+ ist sehr einfach zu bedienen, was zum Teil daran liegt, das der Funktionsumfang nicht so groß ist. Prime ist mächtig, könnte aber eine klarere Kennzeichnung der Elemente vertragen. RAW Power versteht man auf Anhieb, ist aber bislang auch nur für die Bildbearbeitung.
Test 3: Export-Optionen (Exportieren Sie Ihre Aufnahmen in voller Qualität)
Alle Apps bieten einen Export zu JPEG und in manchen Fällen auch HEIC – beide setzen auf Kompression, um Platz zu sparen. Für die Bearbeitung und das Drucken in hoher Auflösung sollten Sie auf eine App setzen, die sowohl Raw und TIFF als auch JPEG unterstützt. Procamera hat eine exzellente Formatunterstützung mit vielen Optionen für Raw und TIFF sowie einen Regler für die JPEG-Qualität. Procam und Halide unterstützen ebenfalls viele Formate. Camera+ unterstützt JPEG, Raw, TIFF und HEIF, während Prime nur JPEG und Raw erlaubt. RAW Power als Bildbearbeiter verarbeitet alle wichtigen Formate, DNG eingeschlossen. Da alle Apps hochwertige Bildformate unterstützen, fällt die Wahl schwer. Procamera gewinnt knapp wegen der vielfältigen Optionen, die Ihnen mehr Flexibilität bei der Bearbeitung oder dem schnellen Versand von Bildern bieten.
Test 4: Bildbearbeitung (Nachträgliche Optimierungen)
Die meisten Apps bieten gute Bearbeitungswerkzeuge. Procamera kommt mit Werkzeugen im Photoshop-Stil einschließlich detaillierter Ton-, Farb-, Schärfungs- und Kurvenanpassungen sowie einiger Voreinstellungen. Procam hat die gleichen Werkzeuge und Funktionen, zusätzlich einige Verzerrungs-Presets. Halide hat keine Bearbeitungsfunktionen, aber Sie können die Tiefenkarte der Dual-Linse exportieren, sodass Sie nachträglich die Belichtungsoptionen des Porträt-Modus’ anwenden können. Die Werkzeuge von Camera+ sind anständig, bieten aber weniger Kontrolle. Prime ist ebenfalls eher auf das Aufnehmen als auf das Bearbeiten spezialisiert. RAW Power wurde für die Bearbeitung entwickelt und verfügt daher über erweiterte (aber benutzerfreundliche) Steuerelemente, um ein Bild ähnlich wie in Lightroom oder Photoshop anzupassen.
„Über die Jahre habe ich zahlreiche Kamera-Apps ausprobiert. Procamera hat mich am meisten überzeugt. Für den schnellen Schnappschuss nehme ich aber noch immer Apples Standard-App, weil sie schnell erreichbar ist.“
Der Gewinner: Procamera
Auch wenn die Unterschiede zwischen Procamera und Procam (nicht nur beim Namen) äußerst gering ausfallen, schlägt das Zünglein an der Waage aufgrund der großartigen Balance zwischen Funktionsumfang und Benutzerfreundlichkeit zugunsten von Procamera aus. Alles ist leicht zu finden und übersichtlich, dennoch fühlt sich die App poliert und professionell an. Sie bietet sinnvolle Shortcuts und Voreinstellungen, falls Sie ein weniger erfahrener Benutzer sind. Gleichzeitig bietet die App für erfahrene Fotografen detaillierte manuelle Einstellmöglichkeiten für alle Aspekte des Fotografierens.
In Sachen Bildbearbeitung bietet Procamera eine Vielzahl von Werkzeugen. RAW Power ist in diesem Bereich zwar besonders leistungsfähig, kann aber keine Fotos aufnehmen. Procamera liegt mit knapp 7 Euro am oberen Ende der Preis- spanne, ist aber jeden Cent wert – egal, ob Sie die Möglichkeiten der iPhone-Kamera ausschöpfen oder Ihre Fotos professioneller aufnehmen und bearbeiten wollen. Zudem lernen Sie für den Preis, wie Sie bessere Bilder machen und tolle Endergebnisse erzielen. Sowohl die Möglichkeiten zur Aufnahme als auch die Bearbeitungsoptionen liegen weit über den Potenzial der Apple-App. Als Komplettpaket also ein klarer Gewinner.
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