Fällt 2018 der Vorhang vor dem ambitionierten Musikstreaming-Angebot Tidal? Das Szenario ist der sogenannte „Worst Case“ (siehe Dagens Næringsliv, hinter Bezahlschranke); in einem halben Jahr kann allerdings eine Menge geschehen. Doch: Schon der Betrieb der Plattform 2017 war nur möglich, da der US-Mobilfunkanbieter Sprint durch die Übernahme eines Drittels des Unternehmens frisches Kapital beigesteuert hat.
Tidal macht Verluste,…
2016 meldete Tidal einen Verlust von 44 Millionen US-Dollar vor Steuern. Pro registriertem Nutzer verliert das Unternehmen rund 6,67 US-Dollar. Ist Tidal also ein teures Hobby? Die Plattform ist gegründet worden von Musikern für Musiker. Neben Jay Z als Firmengründer sitzen Sternchen wie Madonna oder Daft Punk, Chris Martin von Coldplay und eine ganze Reihe mehr im Vorstand. Allen gehört ein Anteil am Unternehmen.
… zahlt Musikern aber viel
Darüber hinaus zahlt Tidal den Künstlern der Plattform deutlich mehr pro Stream als andere Anbieter. Die einzige Ausnahme: Napster. Doch auch Napster macht Verluste. Ist also Tidal nur ein teures Hobby, das bald keine Zukunft mehr hat? Der Streaminganbieter zahlt zwischen 0,0110 US-Dollar und 0,0125 US-Dollar pro Stream an die Künstler, je nachdem ob diese bei Tidal einen Vertrag haben oder nicht.
Apple ist der Beste vom Rest…
Apple zahlt zum Vergleich für einen Stream auf Apple Music zwischen 0,0064 US-Dollar und 0,0073 US-Dollar, je nach Status des Künstlers. Damit ist das Unternehmen nach Napster und Tidal der Anbieter, der am meisten bezahlt. Am wenigsten zahlt im übrigen YouTube. Dort erhalten Künstler lediglich zwischen 0,0006 US-Dollar und 0,0007 US-Dollar pro Stream. Ein Video auf YouTube muss 2,4 Millionen mal abgespielt werden, damit ein Künstler einen vergleichbaren Mindestlohn von knapp 1.500 US-Dollar erzielen kann. Bei Tidal reichen 130.000 Streams für denselben Effekt. Bei Apple Music sind es immerhin 230.000 Streams.
… und hat’s gewusst
Erst vor kurzem hat sich Eddy Iovine in einem Interview zum Thema Streaming geäußert. Er betonte, dass viele Konkurrenten langfristig nicht am Markt überleben werden können. Auch er beschrieb Musikstreaming als defizitäres Geschäft, bei dem die Unternehmen im Vorteil seien, die drumherum noch andere Produkte verkaufen könnten.
Bei Tidal jedenfalls könnten 2018 die Lichter ausgehen. Es hängt offenbar Vieles an der Zahl der Nutzer. Wenn man im nächsten halben Jahr kein ordentliches Wachstum erzielen kann, benötigt man entweder neues Kapital oder muss das Angebot vom Markt nehmen.
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Wenns danach ginge die Verluste auszugleichen, dürfte der Atem von Apple, je nach vorherrschender Marktsituation, ziemlich lange sein.
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Spätestens dann wars das auch mit Spotify
Wäre schade, wenn Tidal wegfällt, da es für Musikliebhaber mit hochwertigeren Stereoanlagen keine vernünftige Alternative gibt. Hoffentlich bietet Spotify bald ebenfalls Lossless-Streaming an.
Bietet Qobuz nicht auch lossless streaming an? Dürfte vom Katalog TIDAL wohl gleichwertig sein, allerdings mit starkem Akzent auf Klassik.