Vertreibung aus dem Steuerparadies: Es ist verdammt schwer, der Versuchung zu widerstehen. Vor allem wenn es um das liebe Geld geht und besonders, wenn es um das Geld eines der wertvollsten Unternehmen der Welt geht. 13 Milliarden Euro, diese Summe soll Apple als Steuernachzahlungen für den Zeitraum von 2003 bis 2014 an Irland zahlen. Dabei wollte die grüne Insel dieses nette Sümmchen eigentlich gar nicht haben. Doch die EU-Kommission zerrte Irland und so auch Apple vor den Kadi. Schon 2013 verteidigte Tim Cook Apples Steuerpolitik vor dem amerikanischen Senat:„Wir bezahlen alle Steuern, die wir schulden. Jeden einzelnen Dollar“. Formal mag das stimmen. Aber das ist nicht die ganze Geschichte. 2013 hat sich alles geändert. Die EU begann eine Untersuchung, die schließlich entschied, dass die irischen Steuergesetze illegale staatliche Beihilfen seien. Irland kündigte an, dass es Unternehmen ohne Steuerstandort verbieten würde. Also brauchte Apple eine Steuerresidenz für seine Tochtergesellschaften und zwar schnell. So wurde angeblich ein Fragenkatalog an die bekannten Steueroasen geschickt. Der Gewinner? Die britische Kanalinsel Jersey.
Im November 2017 nahm Apple Stellung gegen die Enthüllungen der „Paradise Papers“: „Apple ist davon überzeugt, dass jedes Unternehmen die Verantwortung dafür trägt, seine Steuern zu zahlen. Als größter Steuerzahler der Welt zahlt Apple in jedem Land der Welt jeden Dollar, den es dort schuldet“. Weiter heißt es „Bei Apple befolgen wir die Gesetze, und wenn sich das System ändert, werden wir uns daran halten“. Apple wird also weiterhin so wenig Steuern wie möglich zahlen, unterstützt aber ausdrücklich eine internationale Steuerreform…
Stefanie Seidler
Zwei Dinge kann man Apple in dieser Causa nicht vorwerfen: gegen die Interessen der eigenen Aktionäre zu handeln und aktiv gegen geltendes Recht zu verstoßen. In einer von Raubtierkapitalismus geprägten Welt kann man es einem Unternehmen vermutlich nicht einmal vorwerfen, jede nur erdenkliche Lücke zur Vermeidung von Steuerzahlungen auszunutzen. Wer bei der privaten Einkommensteuererklärung noch nie „gepokert“ hat, werfe den ersten Stein!
Das Problem ist aber ein ganz anderes: Apple übt sich schon länger in einem wahnsinnig schwer zu haltenden Spagat. Auf der einen Seite die grüne Firma, die sich für Netzneutralität und die Belange der LGBT-Community einsetzt, sowie die Daten seiner Kunden bestmöglich schützt. Auf der anderen Seite die Firma, die wie selbstverständlich beinahe sämtliche Geräte in Billiglohnländern zu oft mindestens kritikwürdigen Bedingungen produzieren lässt. Das beides unter einen Hut zu bekommen, ist schon schwierig genug und Apple hat Glück, dass den meisten Menschen das Leid anderer dann doch hinreichend egal ist, so dass nicht auf das nächste iPhone verzichtet wird. Dass man dann auch noch versucht, Firmensitze zu finden, an denen man nicht mit Steuern oder sonstigen unschönen Dingen belästigt wird, ist freilich kein Wunder.
All das wäre – auf eine perverse Art – völlig in Ordnung, täte Apple nicht alles dafür, sich in ein besseres Licht zu rücken. Apple will zu den „Guten“ gehören. Und in erfreulich vielen Bereichen ist das auch so. Aber, lieber Tim Cook, wäre es da nicht auch angemessen, bei all den Milliardengewinnen eben diese fair zu versteuern? Fair und nicht bloß gesetzeskonform? Ich denke, Apple-Kunden erwarten das.
Sebastian Schack
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Sie werden es versteuern, an ihrem Firmensitz in den USA. So, wie deutsche Konzerne ihre internationalen Gewinne hier versteuern sollen. Anders wäre das für Exportweltmeister Deutschland ein schlechtes Geschäft.
Ich finde man kann Apple keinen Vorwurf machen. Das Problem ist, dass diese Steuerpraktiken legal sind und alle Firmen so handeln. Apple wird in diesem Zusammenhang oft als Sündenbock genannt, betrifft aber tausende anderer Firmen auch. Jede Firma versucht doch, so wenig wie möglich an Steuern abzuliefern, das ist legal. Und genau diese Legalität ist das Problem. So lange es Steueroasen gibt, kann man nichts dagegen tun. Das Ganze muss global gelöst werden.
Das macht es aber moralisch nicht besser. Es ist nicht illegal, aber moralisch nicht ok insbesondere für eine Firma die, wie im Artikel erwähnt, zu den „Guten“ gehören will. Der Fakt, dass es andere Firmen auch so machen ist keine moralische Rechtfertigung.
Es ist auch nicht verboten, wenn ich meine Frau betrüge, aber moralisch ok ist es nicht, auch nicht wenn alle meine Freunde es machen!
Aber für Moral ist nicht die Wirtschaft zuständig, sondern die Politik! Und da ja hauptsächlich die gleichen oder nich schlimmere Parteien gewählt wurden, wird sich daran nichts ändern. Einfach mal öfter Links wählen ...
>>Aber für Moral ist nicht die Wirtschaft zuständig, sondern die Politik!<< Blödsinn! Den Rest kann ich unterschreiben.
Die Politik sind doch nur Marionetten der Großkonzerne.