Apple hat es außerhalb seiner angestammten Märkte derzeit wirklich nicht einfach. Gelang einstmals mit dem Download-Dienst iTunes nichts weniger als die Rettung eines arg in Schieflage geratenen Supertankers namens Musik-Business, hat der iPhone-Krösus den Streaming-Markt lange Zeit verpennt. In der Zwischenzeit definierte sich Spotify als Quasi-Synonym für den Online-Musikmarkt, und auch wenn Apple Music mittlerweile Platz zwei unter den Musikstreamern innehat, liegt der Konkurrent aus Schweden mit derzeit über 60 Millionen zahlenden Abonnenten unaufholbar weit vorn. Auch im Bereich des Videostreamings denkt man zunächst an Netflix. Und eigentlich gar nicht an Apple.
Das soll sich nun ändern. Und als Premiere hat man sich eine vermeintlich clevere Symbiose aus der US-amerikanischen Reality-TV-Show „Shark Tank“, in der angehende Unternehmer ihre Ideen vorstellen, und einem Castingformat à la „The Voice“ ausgedacht. Weh tut daran allein schon der Titel: „Planet of the Apps“ scheinen Führungskräfte originell zu finden, die es auf ihren angestaubten Keynotes tatsächlich noch für hip halten, mit dem zerknautschten Hemd über Hose und Wohlstandsbäuchlein anzutreten. Allen Ernstes präsentiert man dann auch noch Gwyneth Paltrow, die als Unternehmerin mit ihrer Firma Goop Intimschmuck an die Frau bringt und den Hip-Hop-Ausverkäufer Will.i.am als vermeintliche „Experten“ für … – ja, was eigentlich? Die nächste App-Store-Leiche?
„Wir wollen Dinge machen, die einzigartig und kulturell sind“, sagte einst der verantwortliche Apple-Manager Eddy Cue. Das ließ hochwertiges Material vermuten. Bisher demoliert Apple eher ein sorgsam erarbeitetes seriöses Image.
Thomas Raukamp
Im angelsächsischen Sprachraum gibt es eine wunderbare Floskel dafür, wenn jemand mit etwas zu spät dran ist und dann nicht mal erwartungsgemäß abliefert: too little, too late – zu wenig, zu spät. Das „late“ hat Apple seit Ewigkeiten gepachtet. Sehr selten ist der iKonzern der erste in einem Markt. Weder hat Apple den ersten Computer, noch den ersten Musik-Player, noch das erste Smartphone, noch das erste Tablet gebaut. Selbst smarte Uhren gab es bereits vor der Apple Watch. „Zu spät“ war Apple bei all diesen Produkten jedoch nie. Schließlich gelang es Apple stets den kompletten Markt umzukrempeln, zumindest aber den anderen die Show zu stehlen. Was dann auch gleich ein „too little“ ausschließt. Über den Funktionsumfang des ersten iPhone-Modells hat sich 2007 angesichts der damaligen Konkurrenz meiner Erinnerung nach jedenfalls kaum jemand beschwert.
Anders ist es bei allem, was entfernt an Medieninhalte erinnert. Apple kann es einfach nicht! Und selbst die von mir hier schon mehrfach lobend erwähnte Ausnahme, die weltweit „sendende“ Radiostation „Beats 1“, ist, der Name lässt es vermuten, letztlich zugekauft. Mit allem, was nicht unmittelbar Hardware oder Anwendungssoftware ist, scheitert Apple. Das soziale Musikfreunde-Netzwerk „Ping“ etwa war ein Rohrkrepierer. „Planet of the Apps“ funktioniert genauso wenig. Zumindest kenne ich niemandem, der den jeweils neuen Folgen mit irgendeiner Form von Euphorie entgegenfieberte. Noch ein bisschen schlimmer ist es mit „Carpool Karaoke“, dem Erfolgsformat von James Cordon aus der „Late Late Show“, das Apple parallel und in den meisten Folgen ohne James Corden fortführt. Der war und ist aber der Garant für den Erfolg des Formats. Apple kann Inhalte verkaufen, aber nicht produzieren.
Sebastian Schack
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Die Meinungen stimmen doch halbwegs überein, zumindest gehen sie in die gleiche Richtung, oder? Hauptgedanke ist, dass ich nenne es mal AppleVideoInhalte, ziemlich sinnlos erscheinen. Ob nun mies produziert oder an der Zielgruppe vorbei, ist letztlich doch auch egal.
Der
nächste Rohrkrepierer wird ja auch schon produziert ( siehe Meldung auf Maclife vor kurzem)
Beide Kommentare empfinde ich als sehr einseitig betrachtet.
Apple braucht nicht der erste zu sein, Apple hat es in der Vergangenheit geschafft, ganze Märkte umzukrempeln und das wird es auch noch im bereich der Streamingdienste tun.
Was sich Kunden wünschen ist kein weiterer Konkurrenz a la Netflix, was unkontrolliert in eigene Inhalte investiert und dies hat auch Apple verstanden.
Just imagine:
Alle Filme, die über iTunes käuflich zu erwerben sind in einem Abo.
Die Filmindustrie ist es, die sich da öffnen muss, damit Apple den Markt revolutionieren kann.
Solange Netflix und ein anderer es nicht schafft, muss es Apple auch nicht ;)
...wird es nicht, bei Apple ist die Luft raus...
Korrekte Meinungen. Carpool Karaoke kommt an das Original (eigentlich sollte es das Original sein) nicht heran und Planet of the Apps. Naja. Klappt vielleicht in den USA. Aber nicht hier. Apple hätte vor Jahren Netflix kaufen sollen.
Wir warten einfach mal ab. Streaming ist etwas anderes als "Ping". Da braucht man nicht nur die Zustimmung der Labels. Ich denke, nicht per Zufall werden mehrere Serverfarmen (nach meiner Kenntnis in US, DK und IRL) zur Zeit für Apple gebaut.
... und ein wenig peinlich ist auch, dass man im Artikel Netflix (10 Jahre im Streaming-Geschäft) und Spotify (11 Jahre im Streaming-Geschäft) immer als die Vorbilder hinstellt, deren Apple nie handhabbar wird.
10 Jahre in IT sind Lichtjahre. Da gewinnt man einen Wettlauf nicht in zwei oder drei Jahren, weil die Startbedingungen heute ganz anders sind. MS hat j auch versucht, in den Handymarkt zu kommen - ebenso wie in den iPod bzw. iPad-Markt. Hat alles nicht geklappt. Definitiv nicht. Apple hat mit AppleMusic immerhin 30 Millionen zahlende Kunden. UND DAS NACH ZWEI JAHREN!!!
Schlecht recherchiert und falsche Schlussfolgerungen gezogen. Die Fakten sprechen eine andere Sprache, auch wenn "Planet of the Apps" nur in englisch erscheint. Sowas sehe ich mir sowieso nicht an! Und das wird sehr vielen Leuten so gehen.
Wow, wieder Gast22, der alleswissende Appleaktionär und blauäugiger Firlefanz. Sei endlich mal realistisch: bei Apple ist die Luft raus, da kommt nichts mehr gescheites!