Beginnen wir einen Laptop-Test doch einmal anders und fangen wir mit der Software an. Warum? Weil besonders Mac-Nutzende so ein kleines Aha-Erlebnis vermittelt bekommen könnten. Denn viele der Funktionen, die Apple in der vergangenen Woche für die kommende macOS-Version „Sequoia“ ankündigte, finden sich bereits im Chromebook-Betriebssystem Chrome OS – und das schon seit geraumer Zeit.
So etwa das Spiegeln des Smartphones auf dem Desktop. Chrome OS bietet das sogenannte App-Streaming seit knapp einem Jahr an – allerdings bisher nur für eine Handvoll von Android-Geräten und ohne den Datenaustausch per Drag-and-drop zu ermöglichen. Auch das gerade erst vorgestellte Abbilden von Push-Nachrichten vom Smartphone auf dem Rechner ist für Chromebooks ein alter Hut: Deren „Phone Hub“ verzahnt sich fest mit dem Mobiltelefon.
Eine weitere aktuelle Überschneidung: Sowohl Chrome OS als auch macOS haben sich bei Windows die Möglichkeit abgeschaut, geöffnete Fenster mithilfe eines Mausklicks übersichtlich anzuordnen – Google war lediglich etwas früher beim „Entleihen“ dieser Idee.
Und schließlich erlaubt auch Chrome OS die systemweite Nutzung von Hintergründen in Videokonferenzen – ergänzt das Angebot jedoch um die Möglichkeit, diese per KI erstellen zu lassen.
Und damit sind wir bei einem weiteren aktuellen, gar allgegenwärtigen Thema: der Künstlichen Intelligenz.
– entspricht den Chromebook-Plus-Spezifikationen
– stabile Verarbeitung
– guter Touchscreen im 16-zu-10-Format mit WUXGA-Auflösung
– hohe Arbeitsgeschwindigkeit
– hintergrundbeleuchtete Tastatur
– zwölf Monate Gemini Advanced, drei Monate Photoshop Web und kostenreduzierte Version des vom iPad bekannten Videoschnittprogramms Lumafusion inklusive
Fazit: Nicht Golf, nicht Ferrari, eher solider Passat – Lenovo weiß bei der nunmehr siebten Generation seines Flex 5i Chromebook sehr genau, worauf es in diesem Markt ankommt. Die Plus-Spezifikationen machen das Gerät noch wertvoller.
Plus macht schlauer – irgendwann
Und die KI ist ja einer der großen Anreize für den Kauf eines Chromebook-Plus-Geräts – oder will dies zumindest sein. Deren Wichtigkeit ist spätestens seit der Präsentation entsprechender Funktionen für Windows und macOS nochmals gestiegen. Streng genommen war Google auch hier der Vorreiter und kündigte die Implementation auf Betriebssystemebene bereits im vergangenen Oktober an.
Also theoretisch. Denn vieles ist bislang nicht auf dem Chromebook Plus gelandet – zumindest nicht in Deutschland. Dies trifft in erster Linie auf die „Formuliere für mich“-Funktion zu. In den USA bereits am Start, müssen Chromebook-Nutzende hierzulande noch – laut Google vermutlich bis zum Spätsommer – auf die omnipräsente Schreibhilfe warten. Die will dich etwa bei der Textverarbeitung in Google Docs, aber auch beim Schreiben von E-Mails und dem Verfassen von Nachrichten mit Vorschlägen und Verbesserungen unterstützen – ganz ähnlich, wie es Apple dies für die kommende macOS-Version angekündigt hat.
Andere KI-Funktionen haben es zum Glück bereits über den Großen Teich geschafft. Dazu gehört der von den Pixel-Smartphones bekannte „Magische Editor“, der die Bildkomposition störende Gegenstände und Personen mit wenigen Mausklicks ausradiert oder diese verschiebt, um den Hintergrund des Fotos intelligent zu ersetzen – Apple will dies mit iOS 18 auf dem iPhone nachreichen. Das klappt in ersterem Fall schon recht gut, beim Verschieben treten gelegentlich noch etwas kuriose Ergebnisse auf. Sicher ist hingegen, dass die Arbeit mit der Google-Fotos-App auf dem größeren Chromebook-Bildschirm weitaus schöner vonstattengeht als auf dem Smartphone-Display.
„Chromebook Plus“ ist ein Gütesiegel, mit der sich ab sofort Geräte schmücken dürfen, die höheren Ansprüchen genügen sollen. Sprich: Neben leistungsstarken Prozessoren verfügen Plus-Geräte in erster Linie über mehr Arbeits- und Festspeicher.
Beim verwendeten SoC (System-on-a-Chip) legt Google die Latte für seine Partnerunternehmen entsprechend hoch: Die verbauten Intel-Core-i3- oder Core-i5-Systeme müssen mindestens den zwölften oder 13. Produktgenerationen angehören. Im Falle eines AMD-Prozessors umfasst die Auswahl die Ryzen-5.000er oder -7000er-Serien. Auffällig: ARM-Chips finden sich bisher leider nicht in den Spezifikationen.
Verfügen viele Chromebooks für Einsteigerinnen und Einsteiger vielfach über nur 4 GB RAM, bieten Plus-Modelle mindestens 8 GB. Und müssen besonders Schulgeräte oft immer noch mit 64 GB Festspeicher auskommen, fassen Plus-Geräte 128 GB und mehr.
Bei der Anzeige passen sich die neuen Spezifikationen letztlich nur dem Markt an: Full-HD-Displays sind auch in der Chromebook-Mittelklasse längst Standard, eine Webcam ab 1.080p mit Rauschunterdrückung setzt sich hier ebenso schon länger durch.
Ebenfalls bereits jetzt an Bord ist Googles omnipräsente KI-Anwendung Gemini. Ab sofort im Chromebook-„Dock“ (hier: Ablage) auf ihren Einsatz wartend, will sie dir bei allen möglichen Herausforderungen zur Seite stehen. Gerüchteweise wäre Gemini beinahe auch „on top of“ Siri in den Apple-Betriebssystemen gelandet; der iPhone-Multi hat sich dann jedoch lieber ChatGPT geöffnet. Sei’s drum: Google kredenzt seinen Chromebook-Plus-Käuferinnen und -Käufern zwölf Monate die „Advanced“-Version seines KI-Chatbots im Wert von knapp 260 Euro. Bei Gefallen geht’s danach freilich mit (Stand: Juni 2024) 22 munteren Euro pro Monat weiter – überlegene Intelligenz gibt’s scheinbar nur im Abo, und das ist teuer.
Ebenfalls ein Plus-Feature: Google verankerte die eigenen Videoeffekte von Meet ins Betriebssystem und macht sie damit für alle Videokonferenz- und Videochatlösungen sowie interne wie externe Webcams nutzbar. Klar, vieles davon leisten auch die anderen Programme am Markt. Wer jedoch schon einmal etwa die exzellente Hintergrund-Funktion, aber auch die Beleuchtung und die Reduzierung von Hintergrundgeräuschen von Meet genutzt hat, weiß, dass Zoom, Teams und Co. hier nicht mithalten können. Insofern ist das „Einbacken“ der Google-Routinen ein wirklicher Zugewinn für Chrome OS.
Apropos Webcams: Damit sind wir endlich beim Thema der …
Hardware: Wo Plus draufsteht, …
… ist da auch Plus drin? Zumindest beim Lenovo Flex 5i können wir das – Achtung, Spoiler-Alarm! – bejahen. Zunächst einmal weiß die von Lenovo gewohnt hohe Verarbeitungsqualität des Convertible-Laptops zu gefallen. Zwar wartet unter dem Aluminiumdeckel rund um die Inseltastatur und am Boden viel Plastik, trotzdem wirkt der Rechner weder zerbrechlich noch in irgendeiner Form billig.
Ist er ja aber auch nicht: Der empfohlene Verkaufspreis von 650 Euro liegt über dem, was viele von einem Chromebook erwarten – sogar einige Chromebook-Plus-Modelle sind günstiger. Dafür liefert Lenovo beim aktuellen Flex 5i eine einigermaßen zeitgemäße Ausstattung: Unser Testgerät lässt sich von einem Intel-Core-i3-SoC der 13. Generation antreiben, dem 8 GB Speicher und 512 GB Festspeicher zur Seite stehen – alle Plus-Spezifikationen sind somit erfüllt. Besonders die gebotene, echte SSD-Kapazität mutet in dieser Preis- und Geräteklasse üppig an, schließlich sieht das Konzept eher ein Speichern in der Cloud vor.
In unserem Test bewältigte das Lenovo Flex 5i Chromebook Plus alle Alltagsherausforderungen wie das Browsen im Web und die Arbeit in Office-Dokumenten mit Bravour. — Thomas Raukamp
Dem federleichten Chrome OS ist damit mehr als Genüge getan: In unserem Test bewältigte es alle Alltagsherausforderungen wie das Browsen im Web und die Arbeit in Office-Dokumenten mit Bravour. Das trifft auch auf das Schauen von Streamingfilmen bei Netflix und Co. zu. Die verbauten Lüfter gingen nur selten an – am ehesten bei der Teilnahme an Videochats. Kein Wunder, sind hier doch nahezu alle multimedialen Fähigkeiten gleichzeitig gefragt. Die Belüftung ist zwar durchaus hörbar, aber dezent genug, um nicht zu nerven.
Auch nach der Einstellung seiner hauseigenen Spieleplattform Stadia bleibt Cloud-Gaming ein wichtiger Bestandteil von Googles Chromebook-Strategie. Der IT-Riese arbeitete daher mit verschiedenen Anbietern wie Acer, Asus und Lenovo zusammen, um speziell für das Cloud-Gaming optimierte Geräte anbieten zu können.
Gemeinsam ist allen bisher erhältlichen Modellen unter anderem eine potente Prozessorausstattung mit aktuellen Intel-Core-i3- und -i5-SoCs sowie hochauflösende Displays mit einer Bildwiederholrate von mindestens 120 Hertz und eine konfigurierbare RGB-Tastatur.
Mehr Informationen zu Gaming-Chromebooks findest du auf Googles Projektwebseite.
Ebenfalls interessant: Bereits seit Längerem arbeitet Valve an einer Portierung der Spieleplattform Steam für Chromebooks, die als eigener Container innerhalb des Betriebssystems Chrome OS laufen soll. Dank der Integration des Google Play Store funktionieren zudem zahlreiche Spiele für Android-Tablets und -Smartphones auf dem Chromebook.
Laptop und Tablet in einem
Immer wieder fordern Mac- und iPad-Nutzende die Verschmelzung ihrer Betriebssysteme. In der Chromebook-Welt vollzog Google diese spätestens mit dem Pixelbook. Der immer etwas zu ambitioniert erscheinende Edel-Laptop „made in Mountain View“ wurde bereits 2017 als Convertible umgesetzt – und mit dem Flex 5i Chromebook Plus steht Lenovo in dieser Tradition. Heißt: Du kannst den Bildschirm um 360 Grad wenden, um das Gerät als Tablet zu nutzen. Chrome OS offeriert dafür eine für das Touchdisplay vorbereitete Oberfläche, die im Grunde dem Launchpad des macOS ähnelt.
Häufig mochten wir das Flex 5i aber nicht derart zweckentfremden. Das liegt weniger an der Software, sondern vielmehr am Gewicht des 14-Zöllers: Mit 1,62 Kilogramm zählt dieser schon als Laptop nicht zu den Leichtgewichten – herumtragen willst du ihn so erst recht nicht lange. Mit einer Höhe von 2,3 Zentimetern gehört es zudem nicht zu den schlankesten Vertretern seiner Gattung.
Mit 1,62 Kilogramm zählt das Flex 5i Chromebook Plus nicht zu den Leichtgewichten – herumtragen willst du es nicht lange. — Thomas Raukamp
Schön ist hingegen, dass der Bildschirm des Flex 5i kompatibel für Eingabestifte des USI-Standards ist. In unserem Test verwendeten wir einen Penoval-Stift, der sich bestens für Notizen und einfache Zeichnungen einsetzen ließ – einem Apple Pencil kann und will er jedoch nicht das Wasser reichen.
Auch im gehobenen Chromebook-Segment setzt sich immer mehr das vom Mac etablierte 16-zu-10-Format durch – auch das Lenovo-Plus-Notebook hat ein solches Display bekommen. Das löst in erweitertem Full-HD mit 1.920 mal 1.200 Bildpunkten auf und liefert ein kontrastreiches, lebendiges Bild. Für farbechte Bildbearbeitung solltest du es aber nicht heranziehen. Die Helligkeit liegt bei 300 Candela pro Quadratmeter – absolut okay im Büro, im Außeneinsatz läuft der spiegelnde Bildschirm unseres Testmusters bei direkter Sonneneinstrahlung jedoch Gefahr, unleserlich zu geraten.
Worüber wir bei Lenovo nie reden müssen, ist die Tastatur. Denn mal ehrlich: Der chinesische Hersteller scheint schlicht unfähig, schlechte Keyboards herzustellen. Und so wissen auch die Tasten des Flex 5i Chromebook Plus uneingeschränkt zu überzeugen. Eine in edlem Lila dezent leuchtende, fünfstufige Hintergrundbeleuchtung steuert ihren Teil dazu bei, ein üppiges Touchpad komplettiert die gelungene Eingabe. Ebenfalls nicht nur im professionellen Umfeld hilfreich: Ein Fingerabdruckscanner erlaubt das schnelle Einloggen in das Chromebook.
Interessiert du dich für das Flex 5i Chromebook Plus? Dann solltest du beim Kauf einen Blick auf die Spezifikationen richten. Denn Lenovo verkauft unter dieser Bezeichnung unterschiedliche Varianten, die sich im Preis und in der Ausstattung unterscheiden. So verfügen einige Modelle über ein mattes Display (was durchaus von Vorteil sein kann!), anderen fehlt die Tastaturbeleuchtung. Zudem scheint es Geräte zu geben, die nur die zwölfte Generation der Intel-Core-SoCs enthalten – eventuell reichen dir diese sogar, dann sparst du rund 150 Euro!
Pass zudem auf, dass du das richtige Modelljahr erwischst: Das hier getestete gehört zur siebten Generation. Speziell auf Amazon findest du noch viele ältere Geräte, die aber keine großen Preisvorteile bieten und zudem schlechter ausgerüstet sind. Und auch keine Plus-Funktionen aufweisen oder bekommen!
Ist das Flex 5i dein Chromebook?
Eigentlich schon – wenn du mit dem Kauf eines Chromebooks liebäugelst, etwa als Zweitgerät im Homeoffice oder als Notebook für den studierenden Nachwuchs. Na klar, es gibt elegantere Modelle – so etwa das Asus Chromebook Plus CX34. Lenovo pflegt das Chromebook Flex 5i nun aber schon in der siebten Generation und weiß inzwischen ganz genau, was ein Allrounder in diesem Markt leisten muss. Das Plus-Siegel steht diesem Klassiker umso besser.
Ein Argument gegen das Chromebook kann indes auch das Flex 5i Chromebook Plus nicht ausräumen: das allgemeine Misstrauen gegenüber Google bezüglich des Umgangs der damit erzeugten Daten. — Thomas Raukamp
Es ist erstaunlich, wie unterschätzt Chromebooks noch immer in Deutschland sind, liefert das Betriebssystem teilweise schon seit Monaten und Jahren Funktionen, die macOS und Windows erst aktuell nachrüsteten. Und büßt dabei nicht einmal seinen federleichten Charakter ein, der es auch auf vergleichbar schwacher Hardware in mindestens zufriedenstellender Geschwindigkeit laufen lässt. Nicht auszudenken, wenn sich die Google-Partnerunternehmen eines Tages entschlössen, die schnellen Snapdragon-X-SoCs einzusetzen, die in PCs sogar den M-Chips der Macs davonlaufen sollen.
Zudem: Google garantiert Chrome-OS-Updates bis zum Jahr 2033 – das sind zehn Jahre ab der Auslieferung der Modellreihe.
Und vielleicht liest sich obiger Text etwas wie eine Lobhudelei. Es ist aber auch schwierig, wirklich etwas an diesem Gerät auszusetzen. Ja, die Lautsprecher sind etwas schwachbrüstig – aber wer hört schon ernsthaft Musik mit den Laptopboxen? Und ja, eine HDMI-Schnittstelle hätte diesem sich für den professionellen Einsatz anbietenden Chromebook gut gestanden – mit einer zu geringen Bauhöhe kann sich Lenovo zumindest nicht herausreden.
Am Chrome OS lässt sich gern herummäkeln. In den meisten Fällen handelt es sich bei den vorgebrachten Argumenten jedoch um Vorurteile. Denn seien wir mal ehrlich: Professionellen Videoschnitt erledigen auch die meisten MacBook-Pro-Besitzerinnen und -Besitzer nicht.
Ein Argument gegen das Chromebook kann indes auch das Flex 5i Chromebook Plus nicht ausräumen: das allgemeine Misstrauen gegenüber Google bezüglich des Umgangs der damit erzeugten Daten. Ob dieses bei dir persönlich zur Vermeidung des Kaufimpulses beiträgt, musst du selbst beobachten. Das kann dir auch kein Test abnehmen. Der kann dir nur sagen: Hardware und Software sind tutti.