Telegram-Gründer Pavel Durov in Frankreich verhaftet
Die Festnahme steht in Zusammenhang mit einer gemeinsamen Untersuchung mehrerer Behörden, die Telegrams angebliche Versäumnisse bei der Inhaltsmoderation untersuchen, die kriminelle Aktivitäten begünstigt haben könnten.
- Telegram-CEO Pavel Durov wurde in Frankreich verhaftet.
- Grund: Versäumnisse bei der Moderation, die illegale Aktivitäten begünstigten.
- Die französischen Behörden führen eine gemeinsame Untersuchung durch.
Laut Quellen, die mit Reuters sprachen, hatten die französischen Behörden Durov auf der Passagierliste entdeckt und aufgrund eines bestehenden Haftbefehls gehandelt. Mehrere französische Fernsehsender berichteten, dass die Behörden Telegrams Versäumnisse bei der Moderation untersuchen, die eine Reihe illegaler Aktivitäten wie Terrorismus, Drogenhandel, Geldwäsche, Betrug und Ausbeutung von Kindern begünstigt haben sollen.
Telegram, dessen Sitz in Dubai ist, reagierte auf die Verhaftung Durovs mit der Aussage, dass das Unternehmen "die EU-Gesetze, einschließlich des Digital Services Act, einhält" und dass seine Moderationspraktiken "branchentypisch und ständig verbessert" seien. Das Unternehmen betonte, dass Durov "nichts zu verbergen habe und häufig in Europa reise" und bezeichnete es als "absurd zu behaupten, dass eine Plattform oder deren Eigentümer für den Missbrauch dieser Plattform verantwortlich sind."
Die Verhaftung hat Kritik aus verschiedenen Kreisen ausgelöst, darunter von Elon Musk, dem Besitzer von X (ehemals Twitter), der das Hashtag „#FreePavel“ auf der Plattform postete und zuvor behauptet hat, dass die Meinungsfreiheit in Europa angegriffen werde. Russische Offizielle zeigten sich ebenfalls besorgt, das Außenministerium forderte konsularischen Zugang zu Durov, der die doppelte Staatsbürgerschaft von Frankreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten besitzt.
Durov, oft als "russischer Mark Zuckerberg" bezeichnet, gründete Telegram im Jahr 2013, nachdem er Russland aufgrund von Konflikten mit den Behörden verlassen hatte, weil er sich weigerte, oppositionelle Gemeinschaften auf seiner vorherigen Social-Media-Plattform VK zu schließen. Im Jahr 2018 begann Russland, Telegram zu blockieren, nachdem die App sich geweigert hatte, den staatlichen Sicherheitsdiensten Zugang zu den Nachrichten der Nutzer zu gewähren, aber das Verbot wurde 2020 aufgehoben, als Telegram zugestimmt hatte, bei „Extremismusuntersuchungen“ zu helfen. Telegram hat seitdem fast eine Milliarde Nutzer erreicht und ist besonders seit der russischen Invasion in die Ukraine im Jahr 2022 ein wichtiges Kommunikationsmittel geworden.
Die Verhaftung des Telegram-Chefs hat auch Telegrams Verschlüsselungspraktiken erneut in den Mittelpunkt gerückt. Trotz der allgemeinen Beschreibung als „verschlüsselte Messaging-App“ bietet Telegram standardmäßig keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Im Gegensatz zu WhatsApp und Signal sind Einzelchats nicht standardmäßig verschlüsselt und Gruppenchats sind nie verschlüsselt. Dies bedeutet, dass Telegram-Mitarbeitende potenziell auf jede in diesen Chats gesendete Nachricht zugreifen können, was möglicherweise erklärt, warum Russland sich so besorgt über die Verhaftung zeigt.
Für Nutzerinnen und Nutzer, die echte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auf Telegram suchen, muss diese manuell als „geheimer Chat“ konfiguriert werden, ein Prozess, der nicht ganz einfach ist. Außerdem sind diese „geheimen“ Gruppen-Chats nur auf zwei Nutzerinnen und Nutzer beschränkt, was Fragen zu den Bemühungen der Plattform aufwirft, die Privatsphäre der Nutzer zu schützen.
Ende-zu-Ende-Verschlüsselung schützt den Nachrichteninhalt, indem nur Sender und Empfänger den Zugriff haben. Telegram bietet standardmäßig keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Nutzer müssen manuell "geheime Chats" erstellen, um diese Sicherheitsstufe zu erreichen.
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