Mrs Bennett, wann haben Sie zum letzten Mal Ihr iPhone benutzt?
Vor ungefähr fünf Minuten. Ich verbringe mein Leben nicht gerade am iPhone, aber ich betreibe eine Menge Recherche damit – und schaue mir natürlich Fotos darauf an.
Und wann haben Sie zum letzten Mal Siri genutzt?
Vor ein paar Tagen, als ich sie als Navigator zu Rate ziehen musste.
Um ehrlich zu sein, habe ich mich immer noch nicht daran gewöhnt mit einer Maschine zu sprechen. Besonders in der Öffentlichkeit fühlt sich das merkwürdig an. Wie ergeht es Ihnen dabei?
Ja, da stimme ich Ihnen zu. Es fühlt sich gruselig an – besonders, als Siri noch mit meiner eigenen Stimme gesprochen hat.
Was halten Sie von der Entwicklung der Sprachsoftware seit der Erfindung von Siri? Wie gefällt Ihnen etwa Alexa?
Es ist wie mit vielen Stimmen, die ich in den Medien und im Alltag höre: Einige mag ich, andere gefallen mir gar nicht. Aber ich behalte meine Meinung lieber für mich (lacht).
Susan Bennetts Karriere begann im Jahr 1974, als sie einem der ersten Geldautomaten in den USA ihre Stimme lieh. Seitdem arbeitete sie für weltweit operierende Unternehmen wie Ford, Coca-Cola, Fisher-Price, McDonald’s, The Home Depot, Visa und Goodyear als Sprecherin für Werbung und Telefonwarteschleifen. Auch mehrere E-Learning- und Navigationssystem-Anbieter verdanken Bennett ihre sprachliche Identität. Für die US-amerikanische Fluggesellschaft Delta Airlines nahm sie praktisch alle Terminal-Ansagen auf. 2005 erarbeitete sie für das Unternehmen Nuance die Sprachaufnahmen, die Apple später für Personal Assistent Siri benutzen sollte – ohne zu ahnen, wer der eigentliche Auftraggeber war. Obwohl der iPhone-Hersteller keine Angaben zu den Sprechern macht, bestätigte ein von dem US-Nachrichtensender „CNN“ in Auftrag gegebener audio-forensischer Test, dass Susan Bennett tatsächlich die Originalstimme von Siri ist.
Steve Jobs und Siri
Erinnern Sie sich noch, was Sie am 4. Oktober 2011 getan haben?
Ja, ich bin fast umgefallen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich Siri die originale Stimme leihen würde.
An diesem Tag stellte Apple Siri der Öffentlichkeit vor. Wie viel von Steve Jobs floss in die „Persönlichkeit“ von Siri ein?
Das ist natürlich schwer zu sagen. Ich denke aber, dass er eine Menge seines eigenen Sinnes für Humor auf Siri übertragen hat.
Denken Sie, Steve Jobs ahnte, dass Apple mit Siri ein weiteres Mal eine einflussreiche Technologie auf den Weg schickte?
Ganz sicher. Steve Jobs war schließlich sehr in die Entwicklung von Siri involviert – was seinen Tod nur einen Tag nach ihrer Präsentation zu einer böswilligen Ironie macht.
Interessanterweise war Steve Jobs mit dem Namen Siri alles andere als glücklich. Aber selbst er kam nicht auf einen besseren Namen…
Das ist in der Tat erstaunlich. Der Name Siri stammte von den eigentlichen Erfindern der Technologie, einem Team um den norwegischen Entwickler Dag Kittlaus. Seine Frau und er wollten ursprünglich das Baby, das sie erwarteten, Siri nennen, wenn es sich um ein Mädchen handeln würde. Und wie das Leben so spielt, bekamen die beiden einen kleinen Jungen. Also verpasste Dag eben seinem Sprachassistenten den Namen Siri. Der Name meint im Norwegischen übrigens „Schöne Frau, die dich zum Sieg geleitet“.
Hätte Jobs Sie damals angerufen, um nach einem besseren Namen zu fragen, was hätten Sie ihm geraten?
Oh, ich wäre wohl recht überfordert gewesen. Aber der Name „Queen“ wäre wohl passend (lacht)!
Stimmt! Beschreiben Sie doch einmal Siris Persönlichkeit für uns, bitte!
Siri ist recht kurz angebunden und zuweilen etwas barsch. Sie hat einen ziemlich derben Sinn für Humor, würde ich sagen.
Mit der Einführung des iPhone-Betriebssystems iOS 7 veränderte Apple weltweit die Stimmen von Siri. Hat sich damit auch ihre Persönlichkeit verändert?
Nein, denn die Stimmen orientieren weiterhin an ihren Originalen.
Warum änderte Apple die Stimmen dann überhaupt?
Die Originalstimmen lieferte ein Unternehmen namens Nuance. Apple trat erst später auf den Plan und erstand die Aufnahmen von Nuance. Es gab also keine Verschwiegenheitserklärung, die wir hätten unterschreiben müssen, und die das Geheimnis um Siri beschützt hätte. Apple umgibt sich allerdings gern mit der Aura des Geheimnisvollen und legt nur ungern die Karten auf den Tisch. Und nachdem einige der Originalsprecher sich „geoutet“ hatten, beschloss Apple, die Stimmen zu verändern. Ich denke aber, dass die Essenz der Originale erhalten geblieben ist.
Nervtötende Aufnahmen
Nehmen wir einmal an, Sie hätten von Anfang an gewusst, dass Ihre Aufnahmen eines Tages einem Sprachassistenten im iPhone seine Stimme verleihen würden: Hätte das ihre Arbeit beeinflusst?
Das bezweifle ich. Die Originalaufnahmen erstreckten sich über Monate – und die Arbeit daran stellte sich als extrem nervtötend heraus. Jeder Satz musste so einheitlich wie irgend möglich eingesprochen werden – also mit demselben Tempo und derselben Tonhöhe. Es wäre daher so gut wie unmöglich gewesen, der Stimme irgendeine Form von eigenem Rhythmus zu verleihen.
Ihre Stimme wurde danach für Apple – und eine Menge Siri-Nutzer – unglaublich wichtig und zu einem Art Markenzeichen des iPhone. Hätte Apple sich dafür im Nachhinein nicht deutlicher erkenntlich zeigen sollen?
Ich denke schon, dass sie den Erfolg für alle Beteiligten in irgendeiner Weise hätten kompensieren sollen. Aber Apple verhält sich in dieser Hinsicht wie jedes andere große Unternehmen: Am Ende geht es ums Geld, nicht um Werte.
Siri wurde von einem Team von Softwareentwicklern gestaltet. Zwingt uns das als Nutzer nicht, letztlich – wie bei jedem anderen digitalen Interface auch – wie Softwareentwickler zu denken?
Ich denke gewöhnlich nicht in diesen Kategorien. Die Entwickler haben sicher ihr Bestes versucht, um Siri so intelligent, effizient und trotzdem menschlich wie irgend möglich zu machen. Und mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung durch Apple entwickelt sich auch Siri weiter. Sie reagiert schneller und ihr Sprachrhythmus ist sehr viel weicher geworden.
Was muss eine menschliche Stimme transportieren, damit sich der Mensch mit einer Maschine anfreundet?
Sie muss Vertrautheit vermitteln und dem Nutzer das Gefühl geben, ihn in einer gewissen Weise zu verstehen.
Anonymität gehört zum Beruf des Sprechers – egal, ob in Hörspielen oder als Synchronstimme eines Hollywoodstars. Wie schwer fiel es Ihnen daher, als Stimme von Siri an die Öffentlichkeit zu gehen?
Sehr schwer – ich brauchte zwei Jahre, um diesen Schritt zu wagen. Denn ich wusste, dass diese Entscheidung meine Karriere als Sprecherin signifikant beeinflussen würde. Und ich war mir nicht sicher, ob sie eine positive oder eine negative Wendung nehmen würde. Gerade weil meine Stimme – nicht nur durch Siri, sondern auch durch verschiedene US-amerikanische Navigationssysteme – so allgegenwärtig geworden ist, befürchtete ich, dass sich meine Auftraggeber in Zukunft für eine weniger „verbrauchte“ Stimme entscheiden würden.
Und trat diese Befürchtung ein?
Na ja, ich weiß schließlich nicht, wie oft mir eine andere Kandidatin nach einem Vorsprechen wegen Siri vorgezogen wurde (lacht). Trotzdem würde ich heute sagen, dass Siri sehr gut zu mir war. Ich verdanke ihr eine ganze Reihe toller Aufträge und lernte durch sie meinen derzeitigen Agenten in Los Angeles kennen. Außerdem eröffnete sich für mich ein komplett neuer Karriereweg als Referentin – ich spreche über Siri und ihren Einfluss auf mein Leben.
Passiert es Ihnen denn, dass Sie jemand etwa bei der Brötchenbestellung beim Bäcker als Siri erkennt?
Das ist mir tatsächlich bisher nur zweimal passiert: Einmal erkannte ich mich ein Bankangestellter und einmal ein Kellner.
Und was war Ihre Antwort?
Ich sagte beiden dasselbe: Dass sie sehr gute Ohren hätten und daher dringend einen Beruf in der Audioproduktion ergreifen sollten!
Die Menschmaschine
Ihre Karriere begann nicht mit Siri. Tatsächlich arbeiten Sie seit den 1970er-Jahren als Sprecherin. Unter anderem verliehen Sie einem frühen Geldautomaten Ihre Stimme. Das muss damals doch recht merkwürdig angemutet haben, oder?
Ja, das war meine erste Erfahrung als „Maschine“ (lacht). Damals waren Geldautomaten noch nicht so alltäglich wie heute – ehrlich gesagt wollte sie niemand benutzen, da keiner einer Maschine sein Geld anvertrauen wollte. Computer waren eben noch kein Teil unseres Lebens und wurden mit Argwohn beäugt. Eine Werbeagentur entwickelte daher für die First National Bank of Atlanta einen Song namens „Tillie the All-Time Teller“ und beauftragte mich, diesen Jingle einzusingen. Das tat ich auch, und tatsächlich wurde er sehr populär. Die Geldautomaten in Atlanta wurden damit zu den erfolgreichsten des ganzen Landes!
War das gleichzeitig Ihr bisher drolligster Auftrag?
Ich liebe meinen Beruf und so ziemlich jeden einzelnen Auftrag. Ich war zum Beispiel ein singendes Hühnchen für ein Agrarunternehmen. Das war wirklich spaßig! Am merkwürdigsten waren allerdings die Aufnahmen, die Apple später für Siri nutzte. Da die Phrasen, die ich lesen musste, möglichst alle Klangkombinationen der englischen Sprache abdecken sollten, ergaben die Texte in den seltensten Fällen irgendeinen Sinn für mich. Ich musste etwa Dinge sagen wie: „Der Kuhaufzug in der der Zuberbüchse!“ Oder: „Fossa, frag Fossa, frag flaumig!“, „Sag schroddern, sag schreddern, sag schriedern!“. Das war schon sehr verwirrend.
Was sollte jemand mitbringen, um ein guter Sprecher zu werden?
Dieselben Eigenschaften, die auch ein guter Schauspieler beherrschen sollte. Man sollte deutlich sprechen, sehr gut lesen und stimmliche Akzente setzen können.
Viele Menschen mögen ihre eigene Stimme auf dem Anrufbeantworter des iPhone nicht. Wie ergeht es Ihnen?
Meistens mag ich sie. Ich verdanke ihr ja auch viel.
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Sehr gelungen! Danke
Interessanter Beitrag, ab nun glaube ich investiere ich mehr vertrauen in die SIRI - stimme und überhaupt die richtige Umgang.
Danke für Informationen an die Redakteure die sich immer dafür benötigte Zeit nehmen um so eine fühle von Texten an die Leser zu weiter bringen.
Das ist NICHT die Stimme von Siri. Die Frau der Stimme von Siri ist jung, schlank, blond und megaheiß. Apple ist eine großartige Fima und würde niemals eine Person mit einer so wichtigen Funktion betrauen, die nicht ebenso großartig und wunderbar ist, wie Apple selbst.