Kolumne

„Stell dir vor, es ist Cebit (und keiner geht hin)“: Frank Krug über den Untoten unter den Messen

Unsere monatliche Kolumne von Frank Krug bschäftigt sich mit der vergangenen Cebit und Sinn und Unsinn einer solchen Mega-Veranstaltung. Geht es dir nicht auch manchmal so? Da liest man irgendwo, dass eine berühmte Persönlichkeit gestorben ist und denkt sich, „Wie? Ich dachte, der war schon längst tot“.

Von   Uhr

Natürlich gibt es auch den umgekehrten Fall. Ähnlich erging es mir gerade eben. Ich wollte schnell das Todesjahr googeln und merkte auf einmal, „Wie? Moment mal. Der lebt ja noch.“ Aber ganz gleich, ob immer noch nicht oder schon längst tot, eins haben beide gemeinsam. Die Tatsache nämlich, dass es da plötzlich um irgendjemanden ganz ruhig geworden ist. Verdammt ruhig sozusagen. Aber warum das ganze morbide Zeugs? Nur weil die Kolumne da steht, wo in manch anderem Magazin die Nachrufe stehen? Nein, eigentlich nicht. Wohl eher, weil im Radio die Meldung kam, dass heute in Hannover die Cebit eröffnet wird und ich dachte: „Wie? Moment mal. Ich dachte die ist schon längst …“ Oder kann es sein, dass ich nichts davon mitbekommen habe? Oder vielleicht alles nur wegen Ostern? Weil da die Toten wieder zurückkommen. Aber geht ja auch nicht.

Die Cebit kommt vor Ostern und die Toten erst danach zurück. Ostern fällt also schon mal weg. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, kam gleich die nächste Meldung. Die Wahlergebnisse vom Super-Sonntag. Und schon war ich gedanklich wieder auf der Seite mit den Nachrufen. Arme Frau Merkel, dachte ich mir. Da hat sie an diesem Super-Montag die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder in Hannover die Cebit oder in Berlin die Klöckner. Dann doch lieber Pest.

Im Zug nach Hannover hat sie sich dann schnell informiert. Über den diesjährigen Themenschwerpunkt: d!economy. Und zwar genauso. Klein geschrieben und mit schickem Ausrufezeichen mittendrin. Auf Nachfrage hat man ihr dann erklärt, dass sich hinter dem schicken „d“ mit dem Ausrufezeichen das Wort Digitalisierung verberge. Warum dann nicht gleich Digitalisierung, wollte sie wissen. Nun ja, ließ man sie wissen, das sei im letzten Jahr schon Top-Thema gewesen und außerdem hängt da auch noch die Ökonomie … „Papperlapapp“, fuhr Frau Merkel ihrem persönlichen Cebit-Referenten ins Wort. Mit schickem „d“ ließe sich keine Messe eröffnen. Das wird nichts. Zögerlich präsentierte man ihr das erste der drei möglichen Messe-Highlights: Mooskulturen für saubere Luft. Die Umwelteigenschaften von 275 Bäumen gepaart mit den Vorteilen von Out-of-Home-Werbung und Mobile Commerce. Der CityTree sozusagen. Das Startup setzt spezielle Mooskulturen, die Feinstaub und Stickoxide aus der Luft filtern, für vertikale Pflanzendisplays ein.

Diese benötigen 99 Prozent weniger Platz als ein herkömmlich gepflanzter Baum. Alternativ dazu: Das vernetzte Stadion. Dazu könne man in diesem Jahr – ganz im Stil der Außenwette – die Messe im Sportpark Hannover eröffnen und die Kanzlerin zeigen, wie sie anhand von Echtzeitdaten die Warteschlange an der Würstchenbude umgeht.

Kurz hinter Wolfsburg hat sie sich dann doch umentschieden und ist zurück nach Berlin. Stell dir vor, es ist Cebit. Und selbst Frau Merkel dreht um.

Frank Krug

Mehr zu diesen Themen:

Diskutiere mit!

Hier kannst du den Artikel "„Stell dir vor, es ist Cebit (und keiner geht hin)“: Frank Krug über den Untoten unter den Messen" kommentieren. Melde dich einfach mit deinem maclife.de-Account an oder fülle die unten stehenden Felder aus.

maclife.de im ios ist scheisse geworden. sehr schlechte auflösung. wollt ihr uns dazu drücken eure app zu installieren? ich hab sie nach 1 tag gelöscht.

Die Kommentare für diesen Artikel sind geschlossen.