Mehr als nur Brettspiele

Spieleabend mit dem iPad, ob mit AR oder ohne

Ein Spieleabend im Freundeskreis unterhält und entspannt. Nur leider ist er nur allzu oft mit großen Kartons und vielen kleinen Einzelteilen verbunden. Wir zeigen Ihnen, wie Sie einen digitalen Spieleabend auf dem iPad planen. Doch kann das iPad die Klötzchen und Würfel wirklich ersetzen?

Von   Uhr

Das iPad hat sich seinen Platz als temporärer Ersatz für Spielekonsolen erarbeitet. Die Grafikleistungen verbessern sich mit jeder Generation, die Spieleauswahl ist groß und die Plattform ist auch bei Entwicklern zunehmend beliebt. Apple erkennt die Bedeutung von Videospielen ebenfalls und versucht, mit Apple Arcade auch für die Zukunft gerüstet zu sein. Neben Ego-Shootern, Strategiespielen und Rennsimulationen gibt es aber ein Spiele-Genre, das leicht zu übersehen ist, aber ebenfalls eine Heimat auf dem iPad gefunden hat: das Brettspiel.

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Besonders die iPad-Modelle mit einem etwas größeren Display eignen sich als Mittelpunkt auf dem gemeinsamen Spieletisch. Der große Touchscreen verarbeitet auch mehrere Eingaben gleichzeitig. Und die Entwickler haben viele Klassiker und einige neue Hits auf die digitale Plattform übertragen.

Digitale Klassiker

Ein Klassiker auf dem Brettspielmarkt ist ebenfalls zum Klassiker im App Store gereift. Carcassonne wurde 2001 zum Brettspiel „Spiel des Jahres“ 2001 gekürt. Die iPad-Umsetzung der Codingmonkeys erhielt daraufhin von Apples iTunes-Redaktion die Auszeichnung zum „iPhone-Spiel des Jahres“. Das Lob für die liebevolle Umsetzung ist auch fast zehn Jahre später immer noch gerechtfertigt.

Carcasonne
Carcasonne (Bild: Screenshot)

Das Kernspiel bleibt auf dem iPad beibehalten. Die verschiedenen Spielerinnen und Spieler ziehen in jeder Runde eine Karte und legen diese auf den Tisch. Mit Ihren Spielfiguren können Sie Wege, Städte, Klöster und Wiesen besetzen. Bei Vervollständigung dieser Strukturen erhalten Sie Ihre Figuren zurück und gewinnen Punkte. Wer am Ende die meisten Punkte eingeheimst hat, gewinnt. Das Spielprinzip ist simpel und schnell erlernt. Der Spielspaß stellt sich durch das strategische Planen ein.

Auf dem iPad überzeugen vor allem die liebevollen Animationen und detaillierten Grafiken. Jeder Spielzug ist aufwändig, aber trotzdem zielführend inszeniert. Das erleichtert den Einstieg enorm. Die Multiplayer-Modi sind besonders praktisch. Der aktive Zug wird mit Namen und Farben deutlich markiert. Darüber hinaus können Sie auch mehrere iPhones und iPads drahtlos miteinander verbinden. Die einzige Voraussetzung ist, dass jedes Gerät eine eigene Carcassonne-App installiert hat. Dann zieht jeder Teilnehmende auf dem eigenen Gerät den nächsten Zug.

Kostenpflichtige Erweiterungen gibt es ebenfalls. Damit verlängern Sie den Spielspaß und erweitern die Regeln. Leider bekommt das Spiel nur noch gelegentliche technische Updates und keine neuen Erweiterungen mehr. Dafür sind die alten preislich günstig zu haben.

Ein weiterer Brettspiel-Klassiker ist das Gemeinschaftsspiel Pandemic. Das kooperative Brettspiel wurde 2009 zum „Spiel des Jahres“ nominiert. Der Clou bei diesem Spiel ist, dass Sie als Gruppe zusammen gegen das Brett spielen und nicht gegeneinander. Gewinnen können Sie also nur gemeinsam im Team.

Sie übernehmen als Gruppe mehrere Rollen im Kampf gegen eine weltweite Pandemie. Auf dem Spielbrett sehen Sie eine Weltkarte mit Großstädten. Auf dieser Karte breiten sich Runde um Runde Krankheiten aus, die Sie mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten auslöschen müssen. Dazu ist vor allem Koordination und Absprache nötig.

Zu dem Hauptspiel können Sie auch noch kostenpflichtige Erweiterungen herunterladen. Das Spiel unterstützt auch einen lokalen Mehrspielermodus. Leider ist der nur auf einem Gerät möglich – das Zusammenschließen mehrere iPads und iPhones wie bei Carcassonne entfällt leider.

Spiele für Kinder

Nicht nur Brettspiel-Klassiker sind im App Store vertreten, auch Spiele für den Nachwuchs gibt es dort zu finden. Die Umsetzung von Ticket to Ride beziehungsweise „Zug um Zug“ ist so ein Vertreter. Das Spielprinzip ist simpel und vermischt Karten- und Knobelspiel. Auf dem Spielbrett sehen Sie eine Landkarte, die mit Eisenbahnstrecken versehen ist. Zu Beginn des Spiels ziehen Sie Routen, die Sie im Laufe des Spiels mit eigenen Zügen ausstatten müssen. Dazu benötigen Sie Züge, die oftmals in der richtigen Farbe verziert sein müssen. Erst mit der passenden Farbe und Menge an Zügen können Sie Teilstrecken und damit ganze Routen für sich beanspruchen. Für das Erfüllen dieser Strecken erhalten Sie Punkte. Weitere Zusatzpunkte gibt es zum Beispiel für den längsten zusammenhängenden Zug. Wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt.

Die iPad-App ist mit einem lokalen „Pass-and-Play“-Modus versehen. Damit teilen sich alle Mitspielenden ein iPad und reichen dieses bei Ihren Zügen herum. Darüber hinaus gibt es auch einen Mehrspielermodus für mehrere Geräte. Ein Gerät eröffnet dann das Spiel, alle anderen steigen auf ihren iPhones oder iPads in die Partie ein. Kostenpflichtige Erweiterungen mit zusätzlichen Spielbrettern gibt es ebenfalls.

Ticket to Ride überzeugt neben dem simplen Spielprinzip auch mit cleveren Details, die besonders für jüngere Mitspielende hilfreich sein können. Zum Beispiel zeigt die App an, wenn eine gewünschte Strecke nicht verbunden werden kann, weil ein einziger Zug fehlt. Wer sich also verzählt, erhält eine nachvollziehbare Korrektur. Auch nach dem Spielende können Sie auf das gespielte Brett zurückkehren und somit noch einmal gesondert nachvollziehen, wer wie und wo gewonnen hat.

Ticket to Ride
Ticket to Ride (Bild: Screenshot)

Ein echter Klassiker unter den Kinderspielen ist Das verrückte Labyrinth von Ravensburger. In der HD-Edition gibt es das Brettspiel auch auf dem iPad. Leider handelt es sich dabei um eine eigene App-Fassung, eine Universal-App sowohl für das iPad als auch das iPhone gibt es leider nicht. Wer auch auf dem Smartphone spielen möchte, muss also zweimal zahlen.

Labyrinth
Labyrinth (Bild: Screenshot)

Dafür überzeugt die iPad-Fassung vor allem durch das simple Spielprinzip. Auf dem Spielbrett befindet sich ein Labyrinth, in dem alle Mitspielenden ihre Figuren verteilen. Anschließend erhalten Sie eine Benachrichtigung, welchen Schatz Sie finden müssen. Das Spielfeld können Sie durch das geschickte Verschieben von Kartenreihen so ändern, dass sich ein Weg zum Schatz öffnet.

Einen lokalen Mehrspielermodus gibt es auch. Hier sind die Mitspielenden reihum am Zug. Lediglich beim Hinweis auf einen neuen Schatz müssen die übrigen Mitspielenden weggucken, um nicht zu schummeln. Ansonsten teilen sich alle das Spielbrett und somit das iPad.

Die Steuerung ist kindgerecht. Simple Wischgesten verändern das Spielfeld. Testzüge sind ebenfalls möglich, solange Sie den Finger auf dem Spielbrett halten. Leider ist der Druckbereich sehr fein eingestellt, sodass bei ungeduldigen Kindern aus einem Testversuch versehentlich ein echter Zug werden kann. Das gilt auch bei den Zügen der Spielfiguren. Hier muss relativ genau auf das Spielfeld getippt werden, um die richtige Position zu erwischen. Das alles kann im Eifer des Gefechts schnell für Kummer sorgen.

Im Duell-Modus puzzeln zwei Spieler gleichzeitig um die Wette. Dabei teilt sich das iPad in zwei Spielhälften: Im Hochkant-Modus sitzen sich so beide Mitspielenden gegenüber. Wer zuerst alle Schätze abräumt, hat gewonnen.

Kartenspiele

Nicht nur Brettspiele haben den Sprung auf das iPad geschafft, auch digitale Kartenspiele gibt es für Apples Tablet. Ein kurioser, aber sehr erfolgreicher Vertreter dieser Gattung ist Exploding Kittens. Das analoge Kartenspiel hat im Jahr 2015 einige Rekorde auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter gebrochen und ist dort in den Top fünf der erfolgreichsten Projekte vertreten. Ein Sprung auf das iPad war also naheliegend.

Neben Klassikern finden auch komplette Neuentwicklungen wie „Exploding Kittens“ ihren Weg aufs iPad.
Neben Klassikern finden auch komplette Neuentwicklungen wie „Exploding Kittens“ ihren Weg aufs iPad. (Bild: Screenshot)

Das Spielprinzip ist simpel: Die Mitspielenden ziehen reihum von einem Kartenstapel in der Mitte. Die gezogenen Karten bauen die eigene Kartenhand auf. Wer eine „Exploding Kitten“-Karte zieht, hat verloren. Mit den eigenen Handkarten können Sie diese entschärfen und weiteres Chaos bei den Mitspielenden ausrichten.

Die einzelnen Spielrunden sind simpel, schnell und humorvoll. Das Spiel stammt aus dem populären Online-Comic „The Oatmeal“ und bringt den Humor des Originals auf die Karten.

Einen Mehrspielermodus gibt es ebenfalls. In der lokalen Variante konnten wir allerdings keine Verbindung zwischen iPad und iPhone direkt aufbauen. Statt WLAN und Bluetooth funktionierte nur der Umweg über das Netz. Dabei kann eine Person ein Spiel eröffnen und die anderen Mitspielenden mit dem passenden Online-Code beitreten.

Leider ist die App ausschließlich in englischer Sprache verfügbar. Dennoch macht das Spiel eine Menge Spaß und ist auf dem iPad gut umgesetzt.

Fazit

Das iPad bietet sich hervorragend an für gemeinsame Spieleabende. Das Tablet erfüllt alle nötigen Voraussetzungen, um analoge Brettspiele im Schrank verstauben zu lassen. Besonders in den großen Pro-Versionen kann es zum gemeinsamen Mittelpunkt des Spieleabends werden.

Das Brettspiel-Tablet

Das iPad ist ein universeller Tablet-PC, der sich auch für digitale Brettspiele nutzen lässt. Wie würde aber ein Tablet speziell für Brettspiele aussehen, das ausschließlich für diesen Zweck entwickelt wurde? Diese Frage will das Smartboard beantworten. Auf der letztjährigen Digitalkonferenz „Techcrunch Disrupt Berlin“ stellten die Entwickler ihr Konzept vor. Neben der im Vergleich zum iPad veränderten Größe sollen vor allem eigene Sensoren das Spielerlebnis auf das Tablet anpassen. Eigene Spielfiguren soll es ebenfalls geben.
Leider gab es auf der Konferenz nur ein Konzept und keinen Prototypen zu sehen. Der nächste Schritt für das ehrgeizige Projekt führt deshalb über eine geplante Kickstarter-Kampagne.

Spielfiguren für das iPad

AR-Spiele zeigen, wie in Zukunft analoge Brettspiele und digitale Umsetzungen verschmelzen können. Doch bereits in den frühen iPad-Tagen gab es Überlegungen dieser Art. Statt digitale Spielwelten auf analoge Tische zu projizieren, überlegten Brettspielverlage, wie sie analoge Spielfiguren auf das iPad holen könnten.

iPawn
iPawn (Bild: Jumbo)

Ein Ergebnis dieser Überlegungen war die iPawn-Serie des Jumbo-Verlags – Kinderspiel-Klassiker wie das Leiterspiel, das Gänsespiel oder Air Hockey erschienen in dieser Reihe. Das Besondere bei diesen Spielen versteckte sich auf den Unterseiten der Spielfiguren: Mit einer speziellen Schicht versehen, konnten man diese auf dem iPad als Spielfiguren nutzen. Die Reihe scheint sich aber nicht nachhaltig durchgesetzt zu haben und ist mittlerweile leider nicht mehr im Programm des Verlags zu finden.

AR-Spiele auf dem iPad

Digitale Brettspiele, die eine analoge Erfahrung nachbauen, gibt es mittlerweile viele. Mit dem Einsatz von Augmented Reality (kurz: AR) kann daraus aber eine Verschmelzung beider Welten werden. Das weiß auch Apple und versucht daher immer wieder, die Fähigkeiten von iPad und iPhone in Sachen erweiterter Realität zu betonen. Im App Store gibt es bereits einige Spiele, die auf die Verbindung von digitalem Spiel und analoger Welt setzen. Das AR-Spiel Smash Tanks etwa projiziert eine kleine Kampfarena auf den heimischen Spieltisch. Hier geht es dann um geschickte Zielmanöver mit kleinen Spielzeugpanzern. Mit „Room Racer AR“ wird aus dem Spieltisch gar eine Rennstrecke. Beide Spiele zeigen, welches Potenzial AR-Modi für bestehende Brettspielumsetzungen auf dem iPad bergen.

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